Hallo ihr Lieben
Ich hatte heute nen beschissenen Tag und brauche gerade jemanden zum reden. Da ich IRL leider wenig Freunde habe und es um meine Beziehung geht, kann ich gerade eh nicht frei in unserer kleinen Wohnung sprechen. Also dachte ich mir, ich schreibe hier einen Post und hoffe die ein oder andere Meinung bzw. einen Rat zu bekommen.
Ich bin von Beruf Bäcker und Ende 30. Meine Verlobte und ich wollen kommendes Jahr heiraten und planen schon fleißig, soweit so gut. Ich habe die letzten 5 Jahre bei ihren Eltern gearbeitet, sie haben einen kleinen Betrieb gehabt und ich war dort der einzige Angestellte, da ihr Vater körperlich nicht mehr in der Lage war zu arbeiten. Dh. ich war Selbstständig, für alles voll verantwortlich und habe 6-7 Tage die Woche gerackert bei 1-2 Wochen Urlaub pro Jahr.
Das alles habe ich mitgemacht da ich die kleine Bäckerei nach meinem Meisterkurs gerne übernommen hätte.
Dann, vor guten 4 Monaten kamen Kontrolleure und schauten sich den Betrieb an und meinten das sollte der Inhaber wechseln, der Gebäude kernsaniert gehört und einige Maschinen nicht mehr den neuesten Standards entsprechen und erneuert werden müssen. Wir sprechen hier alles in allem mit neuem Ofen knapp 350.000 Euro Investition.
Ich als Junger Mann kurz vor der Hochzeit, mit einer geplanten zukünftigen Familie, Kindern und einem Hausbau den wir auch für nächstes Jahr angepeilt haben, habe nicht die finanziellen Mittel so eine Summe zu stemmen. Ich komme aus keinem reichen Elternhaus und musste mir alles im Leben selbst erarbeiten. Da die Summe für mich und meine Verlobte zu viel war und wir beide die extreme Belastung eines so hohen Kredits nicht wollten, haben wir zusammen entschlossen, dass wir das nicht machen wollen und ich habe daraufhin gekündigt.
Es gibt einfach keinen Grund so extrem viel zu arbeiten und auf sämtlichen, normalen, Urlaub zu verzichten, nur um einen Mini-Betrieb am Leben zu erhalten, bei dem ich sogar deutlich schlechter verdient habe als in einem größeren. Aber man machte ja viel mit denn es ist ja „ihre Familie“ und naja… ich mag meinen Job sehr und bin fleißig.
Meine Kündigung hatte die Auflösung des kleinen Betriebs zur Folge. Dann ging das Chaos los. Mein ohnehin schon cholerischer zukünftiger Schwiegervater ließ Monatelang seine ganze Wut, seinen Frust, seine Enttäuschung usw. voll an mir aus und seine Frau half kräftig mit.
Ihr müsst euch vorstellen ich bin ein sehr empathischer Mensch, sehr feinfühlig was Gefühle angeht etc. Ich kann klar sagen was mich bewegt, warum und rede offen darüber.
Sie und ihre Eltern sind das Gegenteil: Verschlossen, kalt, hartherzig. Schon seit ich dort anfing war der Erwartungsdruck natürlich extrem. Wenn irgendwas nicht optimal perfekt war wurde gemault, genörgelt, gemeckert und das jeden Tag. Ich backte in der Nacht und am Morgen kam dann die „Kontrolle“ - und oke war es nie. Immer war ein Produkt dabei das noch ein fitzelchen besser sein könnte, einen Millimeter schöner, größer… und war wirklich mal nichts zu finden, dann wurde gemault das ich das Waschbecken und Co noch besser saubermachen könnte.
Ein Lob gab es nie.
Dann kam die Zeit des geplanten Meisterkurses und ich fing an. In der Nacht 3-4 Stunden arbeiten (ihre Eltern halfen etwas mit) und dann gings weiter 8 Stunden in die Meisterschule. Ich war schon kO und müde jeden Morgen als ich da ankam.
Nach einem Monat schmiss ich hin und brach den Kurs ab um ihn wann anders zu machen, ich war völlig fertig und entkräftet denn von 3 Uhr Nachts bis 9 Uhr Abends mit lernen und nachbereiten jeden Tag „arbeiten und lernen“ + dann am Samstag auch wieder ran müssen, war viel zu krass.
Ich brach also den Kurs ab, damit die Bäckerei weiterlaufen konnte und war „Loyal“ ihnen gegenüber.
Nun bin ich seit 2 Wochen „frei“ und arbeitslos und erhole mich erstmal von all dem Stress. Natürlich habe ich mich arbeitslos gemeldet damit ich den einen Monat den ich mir selbst geben wollte nicht ohne Krankenversicherung überbrücken muss. Die Zeit wollte ich mir selbst geben um einfach runter zu kommen, Kraft zu tanken und mir eine Stelle zu suchen die wirklich passt.
Wie ihr bestimmt wisst braucht man natürlich eine Bestätigung für das Arbeitsamt das man keinen Job mehr hat und ich bat meine zukünftige Schwiegermutter mir doch bitte ein Dokument über die Betriebsaufgabe auszustellen. Sie verweigerte das und möchte das nicht machen, da ich ja gekündigt habe und nur meinetwegen nun ihr Betrieb zu machen musste. Sie hat natürlich Recht damit, allerdings dachte ich das sie vielleicht trotzdem so nett wäre mir einen Zettel auszufüllen, damit ich keine Schwierigkeiten mit der Krankenkasse bekomme - Fehlanzeige.
Meine Verlobte ist leider voll auf Seiten ihrer Eltern, schimpft mich fleißig das ich ja aufgegeben hätte, das ich am Ende nicht mehr gerne mit ihren Eltern sprechen wollte, nach all der Schickane monatelag.
Sie weiß von allem, wie ihre Eltern mit mir umgingen, wie sie mich und meine Arbeit über Jahre Tag für Tag „zerpflückt“ haben und es nie gut genug war - während alle Kunden einfach nur Happy waren.
Dennoch immer wenn ich mit ihr reden möchte, ist ihre Loyalität klar bei ihren Eltern und sie kann kein Mitgefühl für mich empfinden. Als ich dann heute eben erfahren habe das ihr Mutter es verweigert mir den Zettel auszufüllen war ich natürlich etwas down da das wieder mehr Stress für mich bedeutet… Aber sie versteht das nicht und meinte nur „da bist du jetzt selbst Schuld - du hast dich ja in diese Lage gebracht. Du hast gekündigt“.
Das tut weh denn gerade von seinem Partner würde man sich doch Rückhalt wünschen oder nicht ? Darf man als Mann nicht auch mal schwach sein ? Das müsst ihr euch vorstellen: Sie war als wir zusammen die Entscheidung trafen das wir die Investition nicht tätigen wollen, ich den Betrieb also nicht übernehme, voll auf meiner Seite und absolut dafür. Nun aber, da sie sieht das ihre Eltern noch etwas Schwierigkeiten haben mit dem „nichts zu tun zu haben“, ist sie plötzlich gegen mich und schiebt mir, genau wie ihre Eltern den Schwarzen Peter zu.
Ihre Eltern sind so typische „Arbeitstiere“. Es gibt und es zählt nichts aus die harte, ehrliche Arbeit. Ein Tag ohne Arbeit ist kein richtiger Tag und Urlaub braucht ja auch kein Mensch. Selbst als es drastische Familien-Probleme gab, die deutlich eher ihre Zeit und auch Aufmerksamkeit gebraucht hätten, stand immer noch der Betrieb an erster Stelle. Jetzt da dieser Teil weggefallen ist, wissen sie quasi nicht mehr was sie tun sollen, denn es gab ja nie etwas anderes als rackern, Tag ein Tag aus. Ich versteh natürlich dass so eine Umgewöhnung am Anfang schwer ist, aber hier bin doch nicht ich Schuld, dass sie emotional damit nicht klar kommen oder doch ? Ich bin doch nicht für die Gefühle fremder Menschen verantwortlich.
Für mich fühlt sich das an, als fällt sie mir in den Rücken und das ist sehr verletzend.
Seit ich gekündigt habe, haben ihre Eltern auch fleißig vor ihr Stunk gegen mich gemacht, dass ging soweit das ihre Mutter ihr unter der Hand sogar davon abriet mich zu heiraten, denn ich halte ja nicht durch und sei zu „schwach“. Ob sie sich da schon sicher sei.
Zeitgleich kümmern sich meine Eltern darum ein Familiengrundstück mit mir vorzubereiten, damit wir dann einen Bauplatz hätten am Land.
Ich weiß nicht weiter Leute… es fühlt sich schrecklich an…
Ich hoffe irgendwer von euch ließt sich das hier durch und sagt mir seine ehrliche Meinung, gibt mir einen Rat oder sonst was, denn ich brauche wirklich jemanden zum reden
Ich wünsche euch einen schönen Abend !
Alles liebe,
Amrik