Lok’tar und grüß Euch zusammen,
Urog, bzw. ich bin ein Spieler seit erster Stunde vor knapp 15 Jahren und kann sicher einiges zu Classic sagen. Werde mich dennoch kurz und knapp versuchen zu halten.
Das einzige, was ich spieltechnisch wirklich aus Classic vermisse, ist die Vielfalt an Talentbäumen, was sich die jungen Spieler heute gar nicht vorstellen können. Das Recht des Individualismus, statt alle im Gleichschritt. Aber das ist nun mal auch ein Spiegel unserer heutigen Gesellschaft, welches sich auch durch so etwas harmlosem wie einem Computer-Spiel widergibt.
Aber darum geht’s auch…
Nicht Warcraft ist schlechter geworden oder weist hier und da spielerische Makel auf. Natürlich, besser und anders geht es immer, aber dann sollten wir das Game an den Nagel hängen und uns richtigen Kampfspielen zuwenden. Das ist Blizz nun mal.
Doch nicht das heutige WoW hat Makel, sondern der Mensch. Die Sozialen Medien, und was die rasche Kommunikation der letzten 15 Jahre aus unserer Gesellschaft gemacht haben. Globalisierung! Einerseits gut und lange überfällig, aber dann zeigt es auch seine Schattenseiten, wenn junge aber auch ältere User keine Hemmschwelle mehr kennen. „Benimmregeln“, um mal ganz Prüde zu sein.
Ich meine, alleine der Aufwand, welchen wir damals betrieben haben, um InGame eine Gruppe für diese und jene Instanz zusammenzustellen. Und dann auch noch ein Reibungsloser Verlauf, ohne 10mal zu whipen. Maraudon haben wir damals zu 5 in knapp 8 Stunden erst durch. Viele Spieler hatten damals nicht das Knowhow und den Erfahrungspegel, wie es heute Standard ist. Naschlagewerke, waren damals wirklich Nachschlagewerke und man hat sich in der nächsten Bücherei Bücher gekauft. Online war da damals nicht viel zu finden. Das war ja noch vor der FB-Zeit. Sogar vor YouTube! Man muss ja heute nicht mal mehr lesen, sondern sieht sich einfach nen Clip an. Mühelos, sooo einfach und mühelos! Wenn du das heute sogar nem 20jährigen erzählst, kann er sich das kaum vorstellen. Der Wahnsinn an Aufwand! TS-Server gab es zwar auch damals oder Skype, haben aber bei weitem nicht viele genutzt.
Das heißt man musste im Chat miteinander reden, sich kennenlernen und gemeinsam lernen. Daraus erwuchsen Bekannt- und Freundschaften.
Der erste Kick, als wir damals Allys im Brachland beim Wegekreuz begegneten und PvP hatten. Open-PvP. Was anderes gab es nicht. Der Adrenalinschub, einer anderen Rasse allein zu begegnen. Wahnsinn! Southshore war dann der Hit! Den ganzen Tag kämpfen und Fun haben.
Wir gehörten zur Warcraft I, II & III-Zeit und spielten auch Diabolo II, Age of Empires I & II, Fable, Elder Scroll III, Gothic, Halo I und Counter Strike! Wenn nicht daheim, dann in InternetCafés oder bei Lan-Partys, wo jeder einen Röhrenmonitor sich auf den Rücken schnallten und vor lauter Schlaflosen Zockernächten einem Zombie gleichschaute.
Das waren Megazeiten aus denen wir in WoW-Classic reinstolperten und damals sowohl eine andere Gaming-Einstellung hatten, als auch soziales Verhalten. Welche wir durch Classic beibehielten, bis die Globalisierung und Vernetzung auch WoW erreichten.
WoW-Veteranen freuen sich auf Classic. Auch ich, denn ich werde es anspielen, aber das wars. Ich bin keine Mitte-20 mehr, wo ich ewig Zeit hab und von einem in den nächsten Tag sorglos zocken kann.
Viele realisieren nicht, welch Komfort uns Blizz über 15 Jahre ermöglicht hat. Komfort, der vieles einfacher machte, aber auch zu Bequemlichkeit und „Dekadenz“ verdammte.
Was bitte nicht heißen soll, dass heute Endcontents und WoW-Leistungen, die viele aufbringen, mit den früheren sich nicht messen können. Blizz hat das Level hochgeschraubt. Die Mühen sind da, aber nicht mehr mit den damaligen zu vergleichen, weil sie einfach nicht mehr Zeitgemäß sind. Warum sollte ich mit dem Auto aus Europa nach China fahren, um per Fähre auf Japan zu landen, damit ich nach weiteren Autostunden endlich Tokyo erreiche. Per Flugticket geht das doch viel einfacher und bequemer! Ihr versteht? Faktor – ZEIT!
WoW-Classic gibt es nur mehr in unseren Köpfen und Erinnerungen. Und keine Neuauflage, wir das je 1:1 wiederbeleben können, weil wir heute eine andere Gesellschaft sind! Vielleicht gehört das ganze auch eher in die Sparte „Retro-Games“!
Ich selber mag das heutige WoW sehr und es war nie besser, vielleicht auch deswegen weil ich nun mal bei all diesen Retro-Games live dabei war und sie nur einmal im Jahr durch einen Gameboy, Nintendo oder ne Sega Gamegear wiederbelebe und etwas Nostalgie schnupper.Classic war toll und eine Erinnerung fürs Leben. Viele meiner Mitspieler, reale Freunde, haben schon vor Jahren aufgehört Azeroth aufzusuchen. Classic war ne schöne Zeit. Eine Zeit, wo wir selber noch jung waren und noch keinen definierten Weg vor uns hatten. Classic war aber auch Zeitintensiv. Aber die Nostalgie wird es sein, die viele Alte am Ende doch mal reinschauen lassen wir, in Classic 2.0. Und ich hoffe, dass es den nachfolgenden WoW-Generationen auch etwas Spaß machen wird.
So genug von mir dazu und vielleicht hat hier jemand eh das gleiche geschrieben. Schlussendlich,…
Viele werden erst noch realisieren, was Classic wirklich „ist“, bzw. mit etwas Glück, vielleicht auch mal „war“!
Viel Spaß weiterhin,
Urog
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