Hallo liebes WOW-Entwickler-Team,
da die Veröffentlichung von Shadowlands wohl nun termingerecht stattfinden wird und die Spielerzahlen den Höchststand der letzten 10 Jahre feiern, macht es aus wirtschaftlicher, aber auch aus spielerischer Sicht durchaus Sinn, einen Blick in die Zukunft zu werfen.
Nach dem Erscheinen von vorhergegangenen Erweiterungen nahmen die Spielerzahlen kontinuierlich wieder ab. Auch ich habe - seit der Erstveröffentlichung von WOW angefangen, bis Heute - jede einzelne Erweiterung gespielt. Ich bin jedoch nie durchgängig bis zur nächsten Erweiterung dabei geblieben. Das scheint mir einen ganz einfachen Grund zu haben:
Der „Langzeit-Content“ verliert auf „lange Zeit“ seinen Reiz. Auch Torghast oder die Pakte werden daran nur kurzfristig etwas rütteln können.
Hat man in den neuen M+ Instanzen, in Raids, im PvP und den sonstigen neuen Inhalten einen guten Überblick, vielleicht noch einen zweiten oder dritten Char gespielt, dann nimmt das Interesse an WOW dennoch wieder ab. Das lässt sich an den Spielerzahlen messen und wird daher wahrscheinlich nicht nur mir persönlich so ergehen.
Denn die einzige Herausforderung liegt dann in der Wiederholung der „alten neuen“ Inhalte, oder in einem höheren Item Level, um damit den (identischen) Inhalt auf höherer Stufe absolvieren zu können. Es ist nur logisch, dass sowas auf Dauer für den Großteil der Spieler langweilig wird und seinen Reiz verliert.
Regelmäßige Patches sorgen zwar dafür, in der „Länge“ möglichst viele Spieler zu beschäftigen, dieser Trend wird jedoch nur abgebremst und bis zur nächsten Erweiterung nicht aufgehalten.
Da die Spielerzahlen aktuell hoch sind und die Kasse gut gefüllt ist, wäre daher meiner Ansicht nach ein guter Zeitpunkt, um auch langfristig in die „Breite“ des Spieles zu investieren und eben nicht nur in die “Länge”. Um größere Spielerzahlen -optimalerweise bis zur nächsten vollständigen Erweiterung- zu halten.
Mit dieser „Breite“ meine ich insbesondere weitere spielerische Möglichkeiten, abseits von einer künstlichen Verlängerung des ohnehin vorhandenen Contents, bspw. durch das anheben des Item Levels.
Eine gewaltiges Potential liegt hier meiner Ansicht nach im „Housing“.
In einer früheren Erweiterung gab es bereits den Versuch, dies umzusetzen und es war auch davor und danach manchmal in der Diskussion. Die Möglichkeiten sind damals jedoch höchstens angeschnitten worden. Schaut man in andere Sektoren der Spielebranche, leben manche Games sogar ausschließlich vom Crafting, dem verbessern der zugehörigen Skills, dem Sammeln und dem Housing selbst. „Das eigene Zuhause“ in einem Spiel zu besitzen, bedeutet Identifikation und bindet Liebhaber unterschiedlicher Genre.
WOW böte durch seine Mechanik und die schiere Größe und Vielfalt die optimale Grundlage, um durch Housing in vielerlei Hinsicht facettenreich zu sein. Es gäbe eine nahezu unendliche Bandbreite an Möglichkeiten, um Housing in das bestehende Spiel zu integrieren, ohne ein WOW-fremdes Spiel zu kreieren oder es nur auf einen einzelnen Sektor zu beschränken.
Die bereits aktuell vorhandenen Berufe könnten ihre jeweils zugehörigen Räumlichkeiten erhalten: Ich denke an eine ausbaufähige Küche, der Juwelier bekommt sein eigenes Atelier, der Lederer seine Gerberei, der Schmied seine Schmiede und so weiter.
Die Möbel und Utensilien, mit denen diese Räumlichkeiten eingerichtet werden können, haben direkten Einfluss auf Art und Qualität der hergestellten Items. (Das wäre also eine schöne und wenn man möchte auch sehr umfangreiche Erweiterung zu ohnehin existierendem Content, ohne die Grundprinzipen von WOW zu beschneiden.)
Das Housing ermöglicht zudem aus sich selbst heraus weitere Berufe und Aspekte: Schreinereien, Töpfereien, Webereien, handwerkliche Berufe, die Einrichtungsgegenstände fürs Housing bereitstellen. Auch die Herstellung von benötigten rohen Materialien, zb. durch Tierzucht oder Anbau, wäre im Rahmen des Eigenheims möglich.
Um das Housing herum ließe sich eine Vielzahl an Quests und Items zum Sammeln, Produzieren und Handeln gestalten. Sowohl im Bereich von verbrauchbaren Gegenständen, als auch im Bereich von dauerhaften Gegenständen, wie etwa einem Möbelstück, einem Acker, etc.
Auch verlängernde, eingebaute Wartezeiten erhöhen meiner Ansicht nach den Spielspaß.
Es ist für viele Spieler motivierend, auch eine längere Zeitspanne auf die Fertigstellung eines Items zu warten. Es kann Spaß bedeuten, wenn nach zwei Tagen das Metall eingeschmolzen, der Anbau auf dem Acker abgeschlossen, oder das Tier genügend Fell fürs Scheren bekommen hat. Manche Spiele basieren ausschließlich auf diesem Prinzip und WOW hätte so viel mehr darüber hinaus zu bieten.
Neben der schlichten Erweiterung und Ergänzung von bestehendem Content ließe sich das Housing auch in anderen Bereichen von WOW zur Expansion nutzen:
Ich denke beispielsweise an einen Trophäen-Raum, in dem man die Köpfe der Bosse beinahe zahlloser alter Dungeons oder sogar aus Schlachtzügen sammeln kann (die sich mittlerweile wohl unkompliziert skalieren lassen).
Das Handeln, Tauschen und Sammeln dieser Trophäen brächte zusätzlichen Reiz, wenn jeder besiegte Boss realistischerweise an die gesamte Gruppe nur einen einzelnen Kopf fallen lässt.
Es weckt die Sammelleidenschaft, wenn man die Trophäen aller Bosse eines gesamten Dungeons vollständig an seiner eigenen Wand hängen hat und dafür eine angemessene Belohnung erhält.
Auch Aktivitäten in Gruppen oder für Gilden wären in bestimmten Arealen des Housing denkbar: Beispielsweise in Form von „Mammut-Aufgaben“, die eine große Menge an verschiedenen gecrafteten Items benötigen, um schlussendlich ein großes Gebäude abzuschließen.
Oder auch in Sammel-Tätigkeiten, die sich nur mit zwei oder mehr Spielern bewerkstelligen lassen. (Bspw. Weil ein Teil der Gruppe sägen/ bedienen/ herstellen muss, während der übrige Teil der Gruppe Mobs abhält… auch solche Szenarien ließen sich weit detaillierter ausbauen und wären fürs PvE und PvP gleichermaßen geeignet.)
Wie auch immer einzelne Details im Housing aussehen könnten: Es bringt eine weitere Langzeit-Komponente ins Spiel, die für manche Spieler mehr Motivation bedeuten kann, als nun auf Level 9 durch den gleichen mythischen Dungeon zu laufen, der vorher Level 8 war.
Es gibt MMOs, die erfolgreich beinahe ausschließlich auf diesen „Thrill“ des „abwartens“ setzen und seit Jahrzehnten lukrativ am Markt sind (ohne jetzt Namen nennen zu wollen). Und diese Games können nichtmal auf die zahllosen, bereits vorhandenen Möglichkeiten von WOW und die Mittel von Blizzard zugreifen.
Natürlich darf das Housing dennoch nur einen kleinen Anteil am Gesamtbild von WOW darstellen und kein neues „Spiel im Spiel“ werden. Es wäre auch falsch, wenn Housing übrige Mechaniken dominiert.
Ich denke die kleinen Beispiele haben jedoch gezeigt, wie es sich harmonisch integrieren lässt und eine sehr ausbaufähige Erweiterung ermöglicht.
Auch die erreichbaren Boni, die durch Housing erschaffen werden können, bräuchten nur in geringem Anteil Einfluss auf die anderen Inhalte des Spiels zu haben.
Es wäre Schwachsinn, das Spiel erst mit einem bestimmten Level im Housing spielen zu können. Aber sogar Titel, Erfolge und Reittiere stellen für viele Spieler Anreize dar. Um wie viel mehr wäre dies bei komplexen Mechaniken wie dem Housing der Fall?
Aber selbst wenn das Housing aus mir unbekannten Gründen für Blizzard nicht in Frage kommen sollte, ist dennoch der richtige Zeitpunkt gekommen, um langfristig mehr an der „Breite“ des Spiels zu arbeiten und den Fokus auf vielfältige Angebote im Langzeit-Content zu legen.
Und ja ich weiß: Shadowlands bietet bereits viel neuen Content, aber das Endgame sollte meiner Ansicht nach dennoch ausgebaut und nicht nur „verlängert“ werden.