Irgendwann wäre ihre Geduld erschöpft. Irgendwann. Womöglich schon bald. Dann, wenn Luzula wiedermal erklären musste, dass ein Pyromant Feuer beschwörte. Nur Feuer. Das war ein verdammter Pyromant! Sie beschwor keine Eislanzen und keine reinen arkanen Geschosse, sondern Feuer. Flammen betrachteten keine magischen Objekte oder erschafften Bannkreise, sondern verzehrten ihre Feinde, verschlangen alles, was sich in ihren Weg wagte und fraßen mit unstillbaren Hunger. Diese feurige Gier in Schach zu halten war eine Kunst, die nicht mehr brauchte, sondern schon in sich als eine beständige Herausforderung galt.
Die Natur des Feuers mittels Magie zu zähmen und nicht selbst dieser Macht in den eigenen Händen zu verfallen, war einfacher gesagt, als getan. Ein guter Pyromant warf den Flammen die Brotkrumen zu… und nicht umgekehrt. Ein guter Pyromant bettelte nicht das Feuer, um Wärme oder Licht, aber er ließ sich auch nicht davon einlullen oder verführen.
Ganz im Gegensatz zu Schamanen.
Damit richtete Luzula das erste Mal seit einer halben Ewigkeit den lodernden Blick auf ihren Gegenüber. Das andere, glühende Augenpaar starrte mindestens genauso missbilligend zurück. Seit mindestens zehn geschlagenen Minuten saßen die beiden Dunkeleisenzwerge still im Raum und sprachen kein Wort miteinander. Stattdessen hatten sie die Einrichtung mit mehr Aufmerksamkeit bedacht, als den jeweils anderen mit einem Blick zu würdigen oder seine Präsenz überhaupt als Gegebenheit zu akzeptieren. Mit blanker Sturheit hatten sie in schweigsamer Vereinbarung dieser Ignoranz zugestimmt - hatte Luzula offenbar fälschlicherweise angenommen, denn seit etwa einer Minute brannte der Blick des Dunklen auf ihr. Also unterbrach die Zauberin die Musterung des wuchtigen Bücherregals und edlen Tisches zwischen ihnen, sondern beäugte die streng geflochtenen Bartzöpfe und tattowierten Gesichtszüge.
„Die lassen uns nicht gehen, bis wir eine Einigung gefunden haben.“, brummte der Zwerg ruhig und feststellend, aber die Dunkle hatte dafür nur ein belustigtes Schnauben übrig. „Die Worte des Diplomaten waren nicht, dass wir uns einigen sollen, sondern mindestens eine Gemeinsamkeit entdecken mögen. Ob unser innig brennender Hass aufeinander zählt?“, erwiderte Luzula nüchtern und hob die Brauen forschend an. Entspannt falteten sich ihre spinnigen Finger ineinander und legten sich auf dem Schoß ab, während sich der Oberkörper auf der Armlehne verstärkt abstützte. Betont gelassen.
„Ich muss Euch enttäuschen, Hüterin. Ich hasse Euch nicht, sondern bedaure Eure Kleingeistigkeit.“ Der rothaarige Schamane schnalzte laut und schmunzelte einen Hauch süffisanter, als er ihre vergrämtere Miene als erste Reaktion erhielt.
„Schaut, ich halte Euch ebenfalls für unterbelichtet, also können wir das einfach als Gemeinsamkeit festhalten und endlich gehen? Ich habe besseres zu tun, als hier meine Zeit abzusitzen.“ Blanker Spott, dass sie dazu genötigt wurde und der verfluchte, schmalspurige Diplomat der Meinung war, sie hiermit piesacken zu wollen. Die Genugtuung gab sie keinen dieser beiden Männer!
„Offenbar nicht, sonst würdet Ihr dieses Treffen mit mehr Ernsthaftigkeit begegnen und Euch um Eure ach-so-hoch-gepriesene Freundlichkeit bemühen.“, gab der Dunkle knapp zurück und beugte sich nun zu Luzula vor, bis die Tischkante seinen massigen Brustkorb stoppte.
„Oh, ich sehe das Missverständnis zwischen uns: Würde ich diese ach-so-neutralen Räumlichkeiten und das mir auferzwungene Treffen mit Euch nicht zu würdigen wissen, wäre ich sehr geneigt dem Vorurteilen gegenüber uns Pyromanten nachzukommen und Euch dieses selbstgefällige Lächeln aus dem Gesicht brennen.“, säuselte die Zauberin, bevor sie geflissentlich nachsetzte, „wir teilen dieselbe Atemluft. Ist das nicht bereits Gemeinsamkeit genug, was meint Ihr?“
„Diesen Gefallen würde ich zu gerne erwidern.“ Mit einem erzürnteren Knurren stemmte der Schamane seine Hände aus den Armlehnen ab, bis seine Knöchel weiß anliefen.
„Zu Atmen beginnen? Das würde im Nachhinein einiges von Eurem Irrsinn erklären.“, witzelte Luzula vergnügter, woraufhin das Gesicht des anderen Zwergen verdunkelte und unter dem Druck der Finger das Holz leise knarzte. „Ihr habt einen Lehrling in Euren Reihen aufgenommen, der nicht einmal Pyromant wird!“
„Sie lernt bei Meister Siedefaust. Aber Eurer Argument hinkt trotzdem…“
„Akzeptiert endlich, dass Schama-“
„Vorsicht!“, donnerte Luzula ihrerseits nun mahnender und lehnte sich dem Schamanen entgegen, ehe sie ihre Stimme dämpfte und eindringlicher zum Zwerg raunte: „Euer sturer Schädel würde sich noch als Spielzeug meiner Kinder eignen. Sie streiten sich immer wieder um den Trollschädel… ich bin mir sicher, dass Eurer sich kaum davon unterscheiden würde.“
Die Luft hätte man inzwischen mit einem Messer schneiden können. Das war einer dieser Momente, wo es nur noch einen Funken brauchte, um einen Brand zu entfachen. Die angespannte Lage wurde aber erst aufgelöst, als die Tür zum Raum beim Öffnen knarzte. Langsam sackten beide Dunkeleisenzwerge wieder auf ihre Stühle zurück. Bemessten sich im Stillen wieder mit verachtenden Blicken. Es war Luzulas Gegenüber, welcher zuerst das Wort murrend erhob: „Wir haben eine Gemeinsamkeit gefunden.“
Er musste es nicht weiter aussprechen, aber Luzulas Mundwinkel hob sich zum seichten Schmunzeln an. Gegenseitiger Hass war doch schonmal ein wunderbarer Beginn, um darauf weiter aufzubauen, oder nicht?
Der Flammenhort macht weiterhin Eisenschmiede unsicher!
Im dritten Beitrag des Threads wurden auch nun endlich die Projekte aktualisiert, in welchen wir uns beteiligen. Leider wurde in anderen Beiträgen ein wenig die Formatierung bei der Aktualisierung zerschossen, aber… das soll nicht weiter stören! <hüstel>
Liebe Grüße
Luzula