Was macht einen Pyromanten aus?
Ist es „nur“ ein Zauberer, der das Ley hinaufbeschwört und in Form von Feuer zwängt? Nur eine verrückte Seele, die sich am flammenden, qualvollen und langsamen Tod anderer erfreut? War ein Pyromant ein Pyromane? Gekoppelt mit dem Volk eine gewohnt schreckliche Mischung aus dem Schwarzfels. Nicht nur optisch sind Dunkeleisen vom Feuerlord verändert worden, in ihrem ‚Herzen‘ brodelte gewiss auch stets ein Vulkan, der kurz vor der Eruption war…oder?
Letztendlich hat Mjorna ihre ganz eigene Antwort auf die Fragen… und ebenfalls weiterhin die Motivation sich irgendwann selbst als ausgelernte Pyromantin schimpfen zu können. Um diesen Ziel näher zu kommen, bedarf es vor allem in der letzten Zeit unzählig viel Übung und harte Arbeit. Nicht nur indem sie ihr Können verbessert, sondern auch ihren Geist stählt. Selbst als ach so böses Mitglied des Dunkeleisenclans.
Nach einem leisen Seufzer beginnt der Fokus des lodernden Blicks umherzuwandern und die umliegende Umgebung zu fixieren. Sie war inmitten des für sie mittlerweile einer der sichersten Orte Azeroths, in Eisenschmiede. Ihrer kleinen (mittlerweile heileren) Welt, weit weg vom Schwarzfels. Genauer war sie wie üblich im Militärviertel, wo man sich über die Feuerwerfenden Pyromanten auf den großen Steinflächen weniger aufregt als anderswo. Langsam beginnt die Dunkeleisen die Kerzen in einem Abstand von einer Armlänge um sich herum zu platzieren. Sechs an der Zahl, drei im Blickfeld, drei außerhalb des Blickfeldes. Obwohl sie bereits in den vielen Jahren der Lehre einige verheerende Zauber erlernt und angewandt hat, hat sie ihre ganze „Art“ zu zaubern kurz vor der großen Prüfung abgeändert. Für die zweite Prüfung sollte die Nutzung der Emotionen … etwas anders werden. Zumindest für einen Zauber, wobei Mjorna es aber nun für alle anderen versuchen möchte. Gewiss könnte man weiterhin dauernd innerlich einen Vulkanausbruch herbeirufen, um möglichst verheerende Flammen zu kreieren, dennoch würde jede Seele darunter irgendwann eingehen. Irgendwann.
Kurz schweift der Blick zur Mauer hinauf, an dem sie ihren Familiar spürt, welcher unnachgiebig auf ihre sogenannte ‚Meisterin‘ hinabstarrt und ihre Zauberversuche geradezu mit festem Blick analysiert und beobachtet.
Mjorna nickt ihr lediglich sachte zu, ehe sie noch einmal den Abstand der Kerzen überprüft. Eine Armlänge… genau eine Armlänge von sich aus in jede Richtung. Genauestens wandert der feurige Blick umher, fixiert alle Kerzen, ehe sie die vorderen betrachtet und konzentriert inne hält.
Mittlerweile war der Zugriff auf das Ley etwas gänzlich normales. So normal, wie das Ziehen einer Waffe. Früher mit Müh und Arbeit verwoben, so ist es heute wiederum eine Normalität geworden… nach vielen Jahren des Übens, des Leidens und des stetigem Verbesserns der eigenen Künste.
Langsam fühlt sie die Magie, die zu ihr hinaufwandert und in ihren Fingerkuppen zu kribbeln beginnt, gewiss ein Gefühl, welches das Herz schneller zum Pochen brachte. Langsam, entspannt und dennoch konzentriert beginnt die Dunkeleisen das Gefäß des Feuers zu werden, welches aus dem Ley geformt wird. Langsam… ehe sie nach der sachten Gestikulation einen schnellen Wink mit beiden Händen macht und leise etwas murmelt. Sogleich entzünden sich die drei Kerzen in ihrem Blickfeld. Das magisch herbeigeführte Feuer lässt die Luft um die Kerzendochte aufflirren und mit einem zischendem Laut beginnen alle Kerzen schon zu brennen. Sobald etwas in ihrem Sichtfeld war, war es viel leichter das Feuer zu führen… und dennoch bedarf der große neue Zauber vor der zweiten Prüfung genau das… in anders. Sie darf nicht nur Feuer im Sichtfeld führen, sondern auch in ihrem Rücken.
Kurz schluckt die Dunkeleisen und hält wieder länger inne. Langsam versucht sie ein weiteres Mal das Ley zu beschwören und damit auch die hinteren Kerzen anzuzünden… und genau dieser Versuch misslingt ihr noch gänzlich. Vor allem, wenn bei der eigenen Übung die helfenden und, zumindest für Mjorna, weisen Worte ihrer Lehrmeisterin neben sich fehlen. Immer wieder führt sie das kribbelnde Gefühl in den Fingerkuppen herbei und immer wieder formt sie die Magie nach üblicher und gewohnten Art und Weise „um“… und dennoch geschieht nicht das, was ihr Verstand möchte. Stetig zischt es auf und stetig trifft sie die Kerzen im Rücken nicht. Ein leiser Fluch verlässt nach einiger Zeit die Kehle der Dunklen, die das Resultat hinter sich betrachtet. Keine der Kerzen brannte. Umso enttäuschter und dennoch unnachgiebig verbleibt die Dunkeleisen jedoch genau hier im Militärviertel und versucht, so lange es ihre Kräfte noch erlaubten, das Feuer auf die neue Art und Weise führen zu lernen. Konzentriert, besonnen und mit einem klaren Geist… und weniger als kleiner brodelnder Vulkan.