[Zwergen-RP Dunkeleisen] Flammenhort

Die Woche hatte schlecht begonnen und über die nächsten Tage würde sich die Lage nur noch verschlimmern. Jeder vergangene Tag war ein verlorener. Mochte es gar schon ein Wettlauf gegen die Zeit sein? Molindra war eine Pyromantin, die nicht zu Optimismus neigte, sondern sich schon grausige Szenarien im Kopf ausmalte. Als die Nacht schon eingebrochen war und das Horn Eisenschmiedes Mitternacht einläutete, stand sie immer noch vor der Halle der Mysterien und harrte unruhig aus. Die einäugige Dunkeleisenzwergin verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust und schnaubte niedergeschlagen aus.
Hätte sie ihr zweites Auge auch vor langer Zeit verloren, wäre ihr heute dennoch aufgefallen, dass es dem Hüter schlecht ging.
Normalerweise dachte die mürrische Zauberin, dass sie die Empathie eines Steins besäße. Doch wenn schon ihr auffiel, dass Garam Siedefaust sich bald die Fingernägel vor Sorge abkaute, wie mochte ihn dann der Rest der Welt sehen? Kurz schwenkte die glühende Pupille hoch zur Halle. Es gefiel ihr rückblickend nicht, wie der beleibte Zwerg an den Priestern und Paladinen vorbeigerauscht war und ins obere Stockwerk verschwand. Es hieß, er hätte sich in einer Kammer verschanzt. Oder traute sich nur niemand nachzusehen, was er wirklich dort oben trieb? Molindra zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen und drehte sich wieder zum Wasserbecken um. Sie würde ganz bestimmt nicht nach dem Rechten sehen! Allein in den letzten beiden Tagen, seit der Entführung der Kanzlerin, war Siedefaust verdammt kurz davor gewesen Molindra anzuzünden. Nicht unbedingt gänzlich unschuldig, aber ein falsches Wort reichte schon, um den anderen Pyromanten an die Decke gehen zu lassen. Das war... unvorteilhaft.
Schwelbrand seufzte tief und rieb sich müde über das gesunde Auge. Die Warterei machte sie noch wahnsinnig!
"Verzeihung?"
Nicht schon wieder... Die Pyromantin verdrehte genervt ihr Auge und starrte dann überaus herablassend einen anderen Dunkeleisenzwerg an. Der Greis lächelte vorsichtig und wich schon einen Schritt, vermutlich sicherheitshalber, zurück. "Ich wollte nur fragen, ob es möglich wäre der Kanzlerin gute Besserung zu wünschen. Steht es tatsächlich so schlecht um ihre Gesundheit?"
"Ja!" fauchte Molindra barsch und presste die dünnen Lippen zu einem Strich. Der wievielte war es, der nachfragte? Sie sollte eine Strichliste anfangen und sie am Ende Luzula zeigen, wenn sie... ja, wenn. Die Pyromantin beäugte den alten Zwergen missbilligender. Er schien sie seinerseits wiederum noch erwartungsvoll anzusehen. "Ja, mache ich... verflucht noch eins."
Damit nickte der Fremde höflich und machte sich wieder auf den Weg.
Die Nacht war noch viel zu lang...
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Vielleicht waren das nicht die besten Worte gewesen. Aber immerhin waren es wahre Worte gewesen.
Auf den Vorschlag, mit einer Armee - in welcher Form auch immer - loszuziehen und diesem Treiben ein Ende zubereiten ging ja nun niemand ein. Warum auch? Sollte man doch lieber diesen Zauberfuchtlern irgendein starkes Relikt aushändigen, das war natürlich sinnvoller.

Wenn jemand auf sich aufpassen könnte dann doch sie. Und wenn jemand nicht daran interessiert wäre, jemand gefährlichem Wissen oder Artefakte auszuhändigen, dann doch sie. Immerhin stand hier nicht nur ein Leben, sondern vielleicht tausende auf dem Spiel, dazu die Integrität des Flammenhortes. Und selbst wenn man nicht so dachte: Was würde nach der Übergabe passieren? Dann gäbe es noch mehr Tote. Als hätte jemand jemand etwas gefordert und danach nicht damit rumgeschwungen.

Das hatte nichts mit herzlos zu tun, sondern mit dem Gedanken des Schutzes Khaz Modans.
Entweder man deckt den Tisch reichlich oder man muss mit einem leeren Teller leben.
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Selten war Molindra so froh gewesen die Halle der Mysterien zu verlassen. Männer schafften es doch immer wieder aneinander vorbeizureden. Im Stillen dankte die Dunkeleisenzwergin den Ahnen, Titanen und allen sonstwiw höheren Mächten, dass endlich eine Frau wieder den Clan führte. Angesichts der männlichen "Gewandheit" war es ein Hoffnungsfunken. Vielleicht aber auch nur ein Wassertropfen auf dem heißen Stein.
Schnaufend ließ sich die einäugige Pyromantin in den Sessel fallen und streckte die Beine weit aus.
Ob der Forscher begriffen hatte, dass es nie zur Debatte stand, dass das Artefakt an die Erpresser gegeben wird? Natürlich tat der Orden das nicht. Die verzauberte Eisenkette vor der Hauptkammer in der Halle war schließlich auch keine schöne Dekoration. Fünf Zauberer hatten ihr Können in dieses Bollwerk einfließen lassen - dem Hüter eingeschlossen. Wenn etwas an Ort und Stelle blieb und niemals mehr die abgeschlossene Kammer verlassen würde, dann die darinliegenden Artefakte.
Dennoch... konnte man es einem Mann verübeln, dass er mit dem Gedanken spielte doch nachzugeben, um das Leben seiner Frau zu retten?
Molindra schnaubte mit einem schwachen Schmunzeln aus. Es war eine scheußliche Zwickmühle. Doch die Naivität des Forschers war amüsant. Glaubte er tatsächlich, dass eine Schar Zwerge mal eben Dun Morogh auf den Kopf stellen konnten, ohne dass es von den Gegenspielern bemerkt wurde? Wüssten sie wo man zuschlagen musste, um das Nest auszuheben, dann wäre es eine andere Sache. Das war bedauerlicherweise nur eben nicht gegeben...
Und Siedefaust? Der hatte natürlich nur das aus den Worten des Forschers herausgehört, was man einfach nur falsch verstehen musste. Die Pyromantin rollte seufzend mit dem Auge und rappelte sich wieder auf die Beine. Sie sollte in der Halle nach dem Rechten sehen und vielleicht die Überreste des Forschers zusammenfegen. Langsam dürfte die Luft dort wieder abgekühlt sein.
Ohne Hast schlurfte Molindra aus der Botschaft in das Mystikerviertel. Sie hatte dem Hüter nun zwei Stunden Zeit gegeben, um sich wieder zu beruhigen und sich mit dem zweiten Schreiben der Täter auseinanderzusetzen. In den letzten Tagen hatte sie eines gelernt: Zeit war ein Freund und Helfer, wenn es um die Gemütslage des aufbrausendes Bartträgers ging. Zwei Stündchen sollten also ausreichen, um vernünftige Informationen aus dem Pyromanten zu kriegen. Zu ihrer Überraschung waren aber weder die kleine Göre Eisenschädel noch Siedefaust in der Halle anzutreffen. Verwundert kratzte sich Molindra am feuerroten Schopf.
Ob er sich schon wieder verschanzt und das Mädel vorher gefressen hatte?
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Verrückt... Wahnsinnig .... Irre.... Krank... das waren die Worte, welche das Verhalten vom Hüter beschrieben. Er wartet Tage lang auf seine Anweisungen. Doch was niemand wusste, war das der Pyromant nur am Irre sein kratzte. Seine Gedanken waren für ihn klarer als jemals zuvor. Er erkannte, dass die „schwarze Saat“ nur halb so gut informiert war, wie er befürchtete. Sie bekamen nicht mal mit, dass eine Kette vor der Kammer lag. Diese Kette griff selbst den Dunkeleisenzwerg heimtückisch angriff, damit niemand unbefugtes eintreten konnte. Nur mit der passenden Anzahl an Leuten würde es gelangen, hinein zu kommen. Eben so wenig schienen irgendwer den heimlichen Austausch des Artefaktes mitbekommen zu haben. Der massige Rubinfürst musste, nur den schwer besorgten Ehemann für die Öffentlichkeit geben. Tarnung war in diesem Fall alles. Zwar hatte sein eigentlicher Plan nicht mal anlaufen können und ihm fehlte noch ein neuer, doch das störte ihn nie. Er würde einfach abwarten müssen. Irgendwann würde er seine Chance bekommen und sie nutzen. Ruhig atmete Garam Siedefaust tief durch. Er schlief in einer abgeschieden Kammer für einige Stunden. Das würde reichen. Grollend trat er wieder hinaus und Molindra Schwelbrand wartet schon auf ihn. Wie alle anderen versuchte sie den Herren zu beruhigen und erntet eine Abfuhr. Doch zum allen Überfluss kam ein nerviger Forscher vorbei. Nach wenigen Minuten stand bereits fest, dass die Laune des besorgten Gatten noch unerträglicher werden musste, als von Opfern von wenigen die Rede war. Dieser Kerl mischte sich in Dinge ein ohne alles vorher abzuwägen. Wie soll man etwas angreifen, von dem man nicht wüsste wo es sich befindet? Zwar besaß der Hüter den Ehering seiner Frau, doch er kannte keine Aufspür-Zauber, noch konnte er es riskieren erneut dritte einzuschalten.

Nach Stunden der Warterei erschien ein Bote. Nach hastigem Lesen des Briefes stürmte der Hüter aus den Hallen der Mysterien hinaus. Einige unschuldige Passanten hatten der puren Masse, den Herren nichts entgegenzusetzen als er an ihnen vorbei walzte. Er hatte ein Ziel... sein eignes Haus. Dort könnte er ENDLICH mit einem von der „schwarzen Saat“ sprechen. Im düsteren Viertel angelangt sah er eine alte bekannte... Belgra Kleinschlag, saß ganz ruhig da. Viel zu ruhig für eine gesuchte Kriminelle. Irgendwie schaffte sie es an den wachsamen Gebirgsjägern und Soldaten vorbei. Durch die Junge Eisenschädel wurde das Gespräch durchaus um einige Punkte bereichert. Auch wenn sie ungefragt dabei war. Ganz ruhig ging die Bronzebart Dame von dannen. Die beiden Dunkeleisen unterhielten sich, hin und wieder vernahm der Dunkeleisen ein sonderbares klackern. Er schaute sich grollend um. Nach einigen Momenten entdeckte er endlich die Ursache. Es war eine alte Bekannte. Eine kleine schwarze Spinne. Das Tierchen musste einiges durchgemacht haben, eins der Beine fehlte, ein anderes war gebrochen.

Während das Tier sich langsam näherte, gesellte sich Hammerschlag dazu. Gemeinsam rätselten die drei was das Tierchen wohl wollte. Irgendwann meinte der Söldner, dass man dem Vieh doch folgen solle. Und das taten sie auch. Dies könnte endlich die ersehnte Chance sein. Endlich das lang ersehte Schlupfloch. So ging sie aus der Festung hinaus und machten sich auf den beschwerlichen Weg die Berge hinaus. Doch die Kälte, der Wind und die Lawinen forderten ihren Tribut. Sie kamen ausgelaugt oben an. Dafür hatten sie ihr Ziel erreicht. Jeder der drei Zwerge spähte mal. Erst die junge Eisenschädel, dann der Söldner, ehe dem Illusionisten einfiel, dass er sich unsichtbar machen konnte. Zu seinem Glück hörte weder Belgra, der unbekannte Zwerg, die gut verschnürte und mitgenommen Luzla noch der Phasenverschobene Wichtel. Mit Mühe verkniff sich der Zwerg ein knurren und schritt zurück.

Während die Gruppe sich in aller Eile Besprach, sich erholte und vorbereiten, hing Garam Siedefaust seinen Gedanken nach. Erneut ging ihm wieder ein besonderer Punkt, durch den Kopf. War der Bund vor rund einem Jahr ein Fehler. Sein ganzes Leben vermied der Dunkeleisen jede Art von Freundschaft und Liebe. Aus dem einfachen Grund, dass er nun so angreifbar war. Anderseits ließ sich nicht leugnen, wie er selbst davon profitierte. Er war mittlerweile ein Zwerg, der einen ganzen Orden befehligte, Zugriff auf diverse magische Artefakte und Wissen hatte. Nicht zu vergessen wie sehr sie ihm half, Kunden und ähnliches aufzutreiben. Für seine weiteren Pläne, brauchte er einfach seine Gattin und ihr nettes Wesen. Kaum jemand würde seine vermutlich ahnen, wie zerrissen er dennoch war. Sollte er den Stein heraus geben und seine Frau retten, aber Khaz Modan dafür in Gefahr bringen oder sollte er lieber seine Frau wie unzählige andere opfern und Khaz Modan zu beschützen. Beim grübeln leerte der Pyromant einen Großteil seiner Sulfuronwasser-Reserven.
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Morgud räkelte sich genüsslich und machte sich auf ihrem Schreibpult lang wie eine Katze. Endlich war wieder Ruhe eingekehrt. Die Kanzlerin des Ordens war in sicheren Gefilden und von Wagemutigen Heim gebracht worden. Der Hüter hatte sich bestens unter Kontrolle und die Entführer würden in naher Zukunft in die Mangel genommen. Hämmerung. Eintauchen ins flüssige Eisen. Köpfen. Die Dunkeleisenzwergin schauderte wohlig und gackerte hämisch, als sie sich auf den Rücken wälzte und den Blick zur Decke richtete. Unter ihr knitterten Pergamentrollen und Bücher wurden von den Armen achtlos über die Tischkanten geschoben. Die Erinnerung der Geräusche von berstender Knochen und Quetschen blutigen Muskelfleisches wühlte in Morgud Vorfreude auf. Ob die Familie Siedefaust sie zur Hinrichtung einladen würde? Kurz flackerten die leuchtenden Pupillen greller auf. Oder gar zur Verhörung der Angeklagten?
Die Zwergin trommelte mit den Fingern unruhig auf dem harten Holz und die Beine schoben sich über den Rand des Tisches, bis sie in den Kniekehlen einknickten und die Füße bequem herabbaumelten.
Oder ob sie sich wenigstens um die Göre Eisenschädel kümmern durfte? Luzula sträubte sich dagegen, was das Anliegen der jungen Alchemistin betraf. Das war schon aus dem Klang ihrer Stimme zu hören. Besorgt. Mitfühlend. Schwach... Doch wozu die Kanzlerin nicht Willens war, könnte doch sie endlich von Nutzen für den Orden sein, anstatt in ihrer Kammer zu versauern...
Grüblerisch setzte sich Morgud aufrecht. Ein Angebot an Luzula und Garam würde sicherlich nicht schaden. Ein süffisantes Schmunzeln verzog die Mundwinkel. Langsam rutschte die graue Zwergin zurück auf ihre Füße und schlenderte gemächlich um den Tisch herum, wobei ein Arm noch die übrigen Dokumente mit Schwung auf den Boden schickte. Zeit für Veränderungen!
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Uns gibt es immer noch. Unkraut vergeht einfach nicht!
In diesem Sinne wieder ein unkreativer /push!
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Es bräuchte nur wenige Worte, um das Leid zu beenden.
„Sag es...“
Ein Geständnis wäre rasch abgelegt und der Tod würde auch schneller eintreten. Erlösung. Ruhe. Das ersehnte Ende der Qual. Noch nie war der Tod so verlockend gewesen. Oh, sie hatte gekämpft und sich gesträubt wie ein wildes Tier. Auf der Streckbank hatte Luzula gebrüllt, die Peiniger verflucht und die Zähne gefletscht. In ohnmächtiger Wut hatte die junge Erwachsene um sich geschlagen und versucht sich aus den schraubstockfesten Griffen zu winden. Anfangs hatte es zwei gestandene Männer gebraucht, um die tobende Dunkeleisenzwergin aus der Zelle in die Folterkammern zu schleppen. Unbändiger Zorn hatte ihr Kraft verliehen.
„Hörst du mich?“
Flüchtig zuckte ein Mundwinkel nach oben. Die schwach glimmenden Pupillen blieben dennoch leer ins Nichts gerichtet. Ihr Lebensfunke flackerte am Rande seiner Existenz. Zu stark, um von alleine zu erlöschen. Zu schwach, um weiter Widerstand zu leisten. Die Erkenntnis, dass der Kampf nichts nützte, war über eine lange Zeit herangewachsen und hatte Wurzeln geschlagen. Getrocknetes Blut verkrustete ihre Beine bis zu den Oberschenkeln. Ihre Haut spannte sich grausam. Schmerz wurde neu definiert... In der Ausbildung hatte Luzula noch geglaubt, dass eine leichte Verbrennung schmerzhaft wäre. Was für ein lächerlicher Gedanke, wenn sie ihn mit der Pein verglich, die sie kennenlernen durfte. Ihre Muskeln jaulten bei jeder kleinen Bewegung und selbst das Atmen fiel ihr schwer. Jeder Luftzug rasselte geräuschvoll über die spröden Lippen. Sie spürte, wie sich eine breite Hand an ihr Kinn legte und Fingernägel in den Kiefer bohrten, bevor ihr Haupt herumgedreht wurde, um in ein vertrautes Gesicht zu sehen.
„Das ist deine letzte Chance. Sag es endlich!“, forderte Xolsch leise zischend ein und starrte in das verdreckte Antlitz der fahlen Zwergin. Die kohleschwarzen Haare klebten ihr stumpf und fettig am Schädel. Der Geruch von erkalteten Schweiß, Erbrochenem und Blut hingen dem Senator in der Nase. „Glaubst du, dass es hier nicht schlimmer werden kann? Das wird es, wenn du nicht Einsicht zeigst und Vernunft beweist.“ Sie hatte längst das Gefühl für Zeit verloren. In den Folterkammern und den Zellen gab es keinen Tag oder Nacht. Jedes Mal, wenn sie geschunden und am Rande des Bewusstseins zurück in den Dreck geworfen wurde, fielen ihr sofort die Augen vor Erschöpfung zu. Doch es gab keinen erholsamen Schlaf - nur den schrecklichen Moment des Erwachens, wenn gefühlt nach wenigen Sekunden jemand an den Ketten zerrte und sie an den Füßen wieder herausschleifte. Stunden schmolzen zu Herzschlägen dahin. Minuten dehnten sich qualvoll aus. Die Zauberin wusste beim besten Willen nicht wie lange sie schon im Gefängnis verweilte. Sicherlich ein Jahr. Vielleicht aber auch schon zehn. Spielte es überhaupt eine Rolle? Hier und jetzt hatte sie die Möglichkeit dem Teufelskreis zu entkommen.
Xolsch zog die buschigen Augenbrauen zusammen, als er ein heiseres Krächzen von der abgemagerten Zwergin hörte und lehnte sich vor – darauf bedacht, dass der lange, kunstvoll geflochtene Bart nicht in den Unrat hing.
„Ihr habt Recht, Onkel...“ Ihr Hals war ausgetrocknet und die Stimme zitterte schwach. Die eigene Stimme klang fremd in ihren Ohren. Verzerrt vom ewigen Schreien und Weinen hörte sie sich abgewetzt, rau und hohl an. Ein äußerst süffisantes Lächeln des Senators ließ allerdings sofort Galle in der Kehle hochkochen. „Es ist meine letzte Chance... Euch ein weiteres Mal die Stirn zu bieten. Wenn ich sterbe, dann mit dem guten Gewissen, dass Ihr nicht bekommen habt, was Ihr wolltet.“ Fassungslos weiteten sich die glühenden Augen des Mannes. „Sagt, fürchtet Ihr Euch vor dem Tod, Onkel? Ich nicht...“ Zum ersten Mal zierte Luzulas Lippen seit Langem ein schwaches Lächeln. Siegesgewiss und triumphierend, obwohl sie ihr Leben längst aufgegeben hatte.
„Verdammtes Weib! Ich werde dir den gnädigen Tod nicht schnell gewähren. Warte es nur ab, du wirst schon sehr bald nach meinem Urteil betteln, dass es vorbei sein soll.“, fauchte Xolsch erbost, stieß sie grob zurück und richtete sich kerzengerade auf. „Aber du wirst hier versauern, bis dein Leben dahinsiecht und dein Leib durch Schimmel und Kleinvieh zum Dreck wird, auf dem du sitzt! Niemand wird dein Flehen nach dem Tod erhören, sondern dich mit mehr Schmerz überschütten. Das ist etwas, womit mein Gewissen vollkommen beruhigt ist.“
Der Senator schritt gemächlich zur Gittertür und wartete, bis eine Wache ihm den Eingang aufhielt. „Lebe wohl...“, säuselte er auf den letzten Schritten spöttisch.
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Alles ist im Wandel und nichts ist von Dauer.
Die Zeit verschlingt Zwerge, Menschen, Gnome... selbst die Elfen können sich ihr nicht mehr entziehen. Reiche zerfallen und neue erheben sich aus der noch heißen Asche. Alte Schwerter verrotten in den Waffenkammern oder werden eingeschmolzen und zu besseren Klingen geschmiedet. Am zerbrechlichsten und stärksten ist der Verstand. Er kann über die Zeit gedeihen oder verfaulen – abhängig von dem, womit er sich auseinandersetzen muss. Ob es unerschütterliche Konstanten im kontinuierlichen Wandel gab? Womöglich. Selten wie ein Diamant im dreckigen Erdreich, aber sie mussten existieren. Andernfalls würde Chaos ausbrechen und die Säulen brechen, die diese Welt trugen. Nun stellte sich die Frage, was oder wer diese Konstanten waren. Ein Paladin hätte geantwortet, dass es das Licht wäre. Beharrlichkeit, Mitgefühl und Respekt waren nur dummerweise alles andere als von Dauer. Ansonsten müsste doch niemand dafür einstehen, um diese Tugenden mit aller Kraft zu erhalten... oder sollte sie sich da irren? Alles, was Luzula über das Licht wusste war, dass es niemals in den Schwarzfels scheinen würde. Das Licht war schwach und die Willenskraft eines Wesens hatte ein absehbares Ende. Wie ein Feuer nährte sich die Hoffnung gierig von Ideen, die dem Kopf entsprangen. Erinnerungen, Sehnsüchte und Wünsche loderten hell in den Flammen des Verstandes auf, bis alle erschöpft waren und nichts übrig blieb, außer kalte Ernüchterung. Wer vor den verkohlten Resten seiner Träume steht und sieht, wie sie zwischen seinen Fingern morsch zerbröseln, kann sich auch nicht mehr daran wärmen.
Es wird eisig im Herzen...
Hoffnung schliff gnadenlos Haut und Muskel vom Knochen, bis das blanke Gerippe der Welt offen präsentiert wurde und kein dicker Pelz den Schmerz mehr dämmte. Wenn es nämlich eine Konstante im Dasein gab, dann war es das Leid. Egal wohin man flüchtete, es folgte... Gleichgültig wie viel Zeit verstrich, es ließ nie locker, sondern lauerte im Schatten, bis ein geeigneter Moment erreicht war, um das Opfer zu überrumpeln. Leid war ein Begleiter, den man einfach nicht abschütteln konnte.
Die Dunkeleisenzwergin hatte sich bemüht von einer Welt ohne Qual zu träumen. Schmerz gehörte dort der Vergangenheit an und anstatt seiner lud wohlige Wärme zu verweilen ein. War es närrisch gewesen sich eine Familie zu wünschen, die einem nicht den Dolch in den Rücken bohrte? Definitiv. Dennoch hatte es die winzige Hoffnung gegeben, dass die Zellentür aufschwingen würde und alles vorbei wäre. Luzula wäre nach Hause gegangen, hätte ihr Leben fortgesetzt und versucht es so annehmbar zu machen, wie es in Schattenschmiede nur möglich war. Sie hatte nie viel gewollt und selbst die wenigen Wünsche wurden ihr nun verwehrt. Als jüngstes Kind mit zwei Brüdern war klar, dass sie in eine Zweckehe gebracht worden wäre. Vor wenigen Jahren hatte Luzula diesen Gedanken noch verabscheut, aber nun wo sie im eigenen Unrat saß... wirkten die Erinnerung erstrebenswert. Sie hätte ein kleines Zuhause haben können... womöglich Kinder gehabt und sich mit allem wunderbar arrangiert. Vielleicht wäre auch alles ganz anders gekommen und ein feiner Herr hätte aufrichtiges Interesse an ihr gezeigt.
Die Gefangene schmunzelte schwach und legte den schweren Kopf zurück in den Nacken, bevor stumm Tränen über das schmutzige Gesicht liefen.
Irgendwann... da wurde Hoffnung selbst zum Leid.
Nämlich dann, wenn man begriff, dass es eben nur eine Illusion war und die Vernunft über die kindlichen Ideale siegte. Die Vorstellungen im Traum wurden zur gnadenlosen Folter, weil die Zwergin genau wusste, dass sie unerreichbar blieben. Ihr Platz war nicht an einem gemütlichen Kamin mit einem guten Buch in den Händen und sollte es auch nie sein. Sobald man sein Schicksal akzeptierte, wurde einiges erträglicher und merkwürdigerweise auch ersichtlich. Die Bewohner der Welt waren immer unterteilt gewesen: Herrscher und Diener. Könige und Bauern. Sie hatte sich zu einem Richter gekrönt und die weltliche Fügung hatte sie für dieses Vergehen bestraft. Luzula seufzte tonlos und sah auf ihre ausgemergelten Hände herab. Halbgeronnenes Blut klebte zäh an den Fingern und schmatzte leise, als sie die Hände langsam zu Fäusten ballte und wieder vorsichtig spreizte.
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„He! Nicht träumen, lauf!“ Ein schroffer Stoß gegen die Schulter schreckte die Dunkle aus ihren Gedanken auf. Sofort richteten sich die glutroten Augen auf den Boden, wo die nackten Füße schwerfällig weiterschlurften. Seit die junge Frau glaubte verstanden zu haben, wo ihr Platz war, lief ihr Leben auch erschreckend angenehmer ab. Luzula gehorchte und erhielt als Lohn weniger Qual. Die Gleichung ging ohne Schwierigkeiten auf. Sie schleppte sich freiwillig aus der Zelle zur Folterkammer, sobald die Tür quietschend aufschwang und ging ohne Sträuben auch wieder zurück. So, wie jetzt. Es gab keinen vernünftigen Grund mehr für Widerstand. Über die Jahre war ihr endlich die „Einsicht“ gekommen, dass ein Diener nie ein Herrscher sein durfte und konnte. Dies war ihr Platz und Schicksal. Nichts ließ sich daran rütteln und als sie es versucht hatte, war es rückblickend umso klarer, weshalb es nicht gelang. Sobald man jedoch sein Schicksal nicht nur verstand, sondern auch akzeptierte, änderte sich alles zum Guten. Luzula hatte festgestellt, dass die Gefängniswärter immer seltener kamen und die Folter entsprechend ebenso über die letzten Monate erheblich abnahm. Ob die Ahnen ihr auf diese Weise mitteilen wollten, dass ihre Anpassung richtig gewesen war? Diese Entwicklung deutete zumindest darauf hin. Luzula mochte zwar keine stumpfe Klinge sein, aber durch glühendes Eisen ist sie auf ähnliche weise neu geformt worden...
Scheinbar zum Besseren.
Bedächtig drehte sich die hagere Zwergin herum und beobachtete stillschweigend, wie die wuchtige Tür knarzend zu schwang. Dunkelheit riss den winzigen, stickigen Raum an sich. Nur durch einen kleinen Sehspalt fiel schwaches Fackellicht in die Zelle, bis dort der Riegel mit einem Knall zugezogen wurde. Ruhig sackte die Schwarzhaarige auf den Grund und blickte abwartend zur Pforte. Ein letztes Detail fehlte, was den Ablauf sonst vervollständigte und ihm eine gewisse Endgültigkeit verlieh: das abschließende, schwere Klacken des Türschlosses. Herzschläge verstrichen, ohne dass das unheimlich vertraute Geräusch erklang. Stattdessen hörte sie tiefe Männerstimmen sprechen, sowie das Klimpern eines Schlüsselbundes und das Schnüffeln eines Hundes am unteren schmalen Türspalt. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Wärter sich beim Schichtwechsel unterhielten. Aber das Zuschnappen des Schlosses... fehlte immer noch, was die Dunkeleisenzwergin allmählich ungeduldiger zur Kenntnis nahm und verbissener die Pforte anstarrte.
Dann wurde es schleichend leiser, bis allein ihr rasselnder Atem die Geräuschkulisse bildete. Hatte sie das Abschließen vielleicht nur überhört...?
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Eigentlich wollte er sich mit Luzula Siedefaust treffen. Die Dunkeleisendame und der Forscherligist waren in den letzten Wochen nach diesem traurigen Vorfall mehrfach aneinander geraten. Eigentlich schon vor der ganzen Misere. Aber Luzula ging es nicht gut, den Eindruck hatte Graccas Sturzbecher für sich ganz deutlich analysiert und wahrgenommen.

Die Kanzlerin des Flammenhortes hatte ihn um ein Treffen gebeten und er hatte zugestimmt. Graccas Sturzbecher war noch nie ein nachtragender Zwerg gewesen, das hatte seine guten aber auch schlechten Seiten. Aber geheuer war ihm dieses Treffen nicht, platzte er doch mitten in das Siedefaust'sche Abendessen herein. Die Suppe und der Kuchen waren bemerkenswerter Weise absolut vorzüglich, wenn auch die Suppe für seinen Geschmack zu stark gewürzt war. Keine Nichtschmeckende Schärfe, aber eine anstrengende Schärfe. Dem Geschmack tat sie keinen Abbruch, aber die Schweißdrüsen wurdne durchaus belastet.
Dazu kam noch die Anwesenheit Garam Siedefausts. Mit dem Hüter war Sturzbecher noch nie richtig warm geworden. Kennen gelernt hatte er ihn als einen zwielichtigen Juwelierverkäufer in Sturmwind und nun sollte dieser Zweg, der doch auch sehr auf seine Vorteile aus zu sein schien und für Gemütsausbrüche nicht ganz unbekannt war, der Leiter der führenden Geheimniskrämerfraktion im magischen Bereich Eisenschmiedes sein? Wohl war ihm bei diesem Gedanken nicht - und wohl war ihm auch bei Garams Gesellschaft nicht. Er hatte gedacht, dieses gewünschte Treffen wäre eher... dualer Natur. Aber wharscheinlich war der Bronzebart selbst dafür verantwortlich, er hätte Frau Siedefaust ja auch alleine abfangen können, nicht zur ABendessenszeit. Familien essen gemeinsam. Das war dumm gewesen.

Nun wusste Graccas nicht, was ihn bei einem Treffen erwarten würde, allerdings sprengte dieser Abend - einmal mehr in letzter Zeit - seinen Faden der Zumutbarkeit. Garam Siedefaust plapperte munter am Tisch über Folterei, Demütigung und Marter.Das Unangebrachte waren nicht die einzelnen Taten, auf der Schlachtfeld Azeroth und auf seinen Expeditionen hatte Graccas Sturzbecher schon ein paar Dinge gesehen, miterlebt oder erzählt bekommen, in der heutigen Zeit gehörte so etwas leider zur Weltgeschichte dazu, nein, schockiert war er über die Art und Weise und der Rahmen. Frivol und fast schon euphorisch wurde davon gesprochen, wie man denn nun irgendwelche Informationen aus irgendwem (Graccas wusste genau um wen es sich handelte, er wusste nicht, ob der Herr des Hauses wusstge, dass er es wusste, aber er dachte sich, dass sich Garam dies denken könne) "herauszukitzeln". Kitzeln. ALlein diese Bezeichnung für einen solchen Vorgang ließ Graccas die Suppe wieder hochkommen. Er hatte noch nie verstehen können, wie man aus einer Machtposition, die der Einsperrer gegenüber dem Eingesperrten mit Sicherheit inne hatte, andere Lebewesen pisacken, verstümmeln, angreifen oder foltern konnte.

"Gleiches mit Gleichem vergelten" das war hier an diesem Tisch das Thema. Ein widerliches Thema, wiederlich ausgeschmückt und vorgekaut. Widerlich freundlich mit SUppe serviert. Er hätte dem Abendessen nicht zustimmen sollen. Noch unangenehmer wurde es, als sogar noch Besuch erschien, der eigentlich dazu diente, die Kinder zweier Familien ein wenig zu tauschen oder so was. Graccas war bei dieser Kindersache nie so ganz dahintergestiegen. War der kleine Siedefaust auch viel netter, hübscher und freundlicher als sein Vater, so verstand Graccas trotzdem nur die Hälfte, was es bei einem Kind so Faszinierendes gab. Jedenfalls amchte das Tauschgeschäft, wie Graccas annahm, für ihn Sinn. Man will ja nicht immer das gleiche Kind haben. Wie dem auch sei war nun dieser Besuch eingetroffen. Ein Ende des Gesprächsthemas in Sicht, vielleicht würde es nun um die Kinder gehen, um Erziehung, Entwicklung, VOrbilder, neue Gnerationen, Zukunft. Denkste!

Auch hier wurde Sturzbecher enttäuscht, wenn nicht sogar noch schockierter als er es bereits schonw ar. Dieses menschlische Ehepaar (es war anzunehmen, dass es eins sei, immerhin ging es um Kinder und es waren eine Frau und ein Mann, die sich zu kennen schienen, das reicht für ein Ehepaar) bekam die gleiche Geschichte miterzählt. Als handele es sich um Straßengeschwätz, über das Wetter in den kommenden Tagen oder den Geschmack verschiedener Biersorten. Und sie stimmten Garam sogar noch zu!

Als Argument wurde die Familie selbst genannt! Man wollte an diesem Tisch wirklich die Stellungnahme vertreten, dass man Gleiches mit GLeichem zu sühnen hätte, der Familie wegen! Gespräche aus Höhlenzeitaltern, Gespräche wie man sie bei Troggs oder Garrosh Höllschrei vermuten würde. Nicht mal den Unterschied zwischen ener Affekthandlung und einem gezielten und geplanten Vorgehen, anderen aus einer Machtposition Leid zuzuführen war ihnen nicht erklärbar. Dieses Abendessen dauerte schon viel zu lange.
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Die Argumente schwach und von geringer intellektueller Kompetenz, Hass und Bösem triefend. Wenn ich einem Widerling nacheifere, bin ich selbst der Widerling. Aber anscheinend war den Herrschaften zu Tisch ein widerliches Handeln und Sein ganz recht. Also ließ Graccas sie Widerlinge sein. Aber ohne seine Anwesenheit. Das Abendessen hatte schon viel zu lange gedauert.

Die einzige, die kaum etwas dazu beitrug (verbal natürlich, denn mit dem Essen an sich hatte sie den besten Teil des Abends zu verantworten gehabt) war Luzula Siedefaust selbst. Die, um die es eigentlich ging. Die, die einen Grund gehabt hätte, solch barbarisches Handeln durchzuführen. Merkwürdig still war sie gewesen, als diese Diskuission entflammte, dabei stellte sie vorher doch den aktiveren Gesprächspartner dar. War interessiert an Graccas Sturzbecher's Werdegang, seiner Vergangenheit, seiner Geschichte. Es klang zu Beginn noch nach einem angenehmen Abend, trotz der Präsenz des Hüters. Das veränderte Abendessen dauerte viel zu lang.
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Feurige Grüße!

Inzwischen sind wir... neun (mal nur die Aktiven gezählt) dunkel gesinnte Zwerge! Donnerlittchen. Insofern mal einen herzlichen Dank an die bisherigen Althasen und Neuzugänge!
Wenn die derzeit pausierenden, beschäftigen Zwerge auch wieder ins aktive Rollenspiel dazustoßen, dann knacken wir sogar den zweistelligen Bereich. Rekord!

Nichtsdestotrotz sind weitere Dunkeleisenzwerge in unseren Reihen herzlich willkommen, sofern sie sich aktiv einbauen wollen, lernwillig sind falls es sich um Einsteiger handelt und Spaß am Rollenspiel haben.
Allein neue Lehrlinge müssten Geduld mitbringen. Wir lassen die armen Schäfchen sicherlich nicht auf der Straße sitzen, aber zur Zeit müssen wir etwas darauf achten, dass die Anzahl der Lehrlinge eben nicht die der Lehrer übersteigt. Ansonsten würde die Ausbildung arg schleifen oder vielleicht darunter leiden - und das will schließlich keiner. ;)

In diesem Sinne: Prost! <stößt mit Sulfuronwasser an und tummelt sich wieder>
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Ein Prösterchen zurück, werte Luzula! *nimmt seinen Flachmann und nimmt einen kräftigen Schluck*
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Euch fehlt eine Besucherlodge im Forum. ;)

Zum Geburtstag nachträglich push und like und zündelt fröhlich. Und "Es ist fertig."
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Danke und ein erstmal unkreativer Push!
Demnächst wird mal eine ganze Menge aktualisiert und sei es die Reste des Plots oder der lang-ersehnte Dunkeleisenzwerge-Rp-Guide.
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Luzula wagte es nicht zu atmen...
Ihre nackten Füße schoben sich zögernd näher zur Gefängnistür. Wieso hatte sie nicht das Klacken gehört? Womöglich nur in all' ihrer Erschöpfung überhört? Die dürre Dunkeleisenzwergen schnappte kurz nach Luft und verharrte ruckartig in der Bewegung als sie glaubte Schritte zu vernehmen. Sekunden der Anspannung krochen an ihr quälend langsam vorbei, bis es wieder still wurde. Vorsichtig streckten sich ihre spinnigen Finger zur Tür aus, während ihr unzählige Gedanken durch den Schädel schossen und schon binnen weniger Herzschläge Kopfschmerzen verursachten. Nie im Leben war es möglich, dass diese Tür versehentlich offen gelassen wurde. Sie konnte nicht einmal ungeschlossen sein! Behutsam legten sich die Fingerkuppen gegen das warme, dunkle Metall.
Es war vollkommen unmöglich...
Unter leisem Knarzen ließ sich die Pforte nach außen aufdrücken.
Luzula zuckte erschrocken zusammen und wich wie von einer Tarantel gestochen zurück, bis ihr Rücken gegen die harte Felswand stieß. Ein dünner Lichtspalt flutete die Kerkerzelle und schnitt durch die Finsternis wie eine Klinge durch Fleisch. An seinem Ende stand die kurzatmige Zwergin, welche sich fester gegen den schwarzen Stein presste und deren Unterlippe haltlos zitterte. Ihr war mit einem Schlag der Kopf leer gefegt worden. Brutale Stille schien die Zeit für den Moment anzuhalten. Ihr Denken über Schicksal und Zufall wurde über den Haufen geworfen, bis sich ein klammer Gedanke hervorhob und der Dunklen eine Richtung gab. Als sich Luzulas Füße wie mechanisch über den verschmutzten Boden schoben, begann ein wummernder Rhythmus ihr Sein zu erfüllen, wie die Paukenschläge eines Henkerliedes. Ihr Herz trommelte unvermittelt heftig in der Brust als wolle es durch die Rippen brechen und pumpte Blut rauschend durch die Ohren. Sie hatte sogar das Gefühl, dass ihr Herzschlag ihren ganzen abgemagerten Körper erschütterte und bei jedem Zusammenziehen des Muskels ihr Leib mitzitterte...

„D-die Tür...“
Akron Blutfaust sah von seinem Buch auf und starrte zum schmalen Flur, der zu einem Wächterquartier führte. Neben ihm fröhnten zwei Dunkeleisenzwerge dem Würfelglücksspiel und mussten auch zweimal blinzeln, um die schmächtige Gestalt in der Dunkelheit überhaupt wahrzunehmen. Nicht mehr als ein kleiner Schatten schob sich eine Gefangene zögerlich näher heran. Der Kopf war demütig gesenkt und die ausgemergelten Finger rupften nervös die Nagelhaut ab. Blut verschmierte die Hände längst. Er wusste genau wen er da vor sich hatte und wollte seinen Augen trotzdem nicht glauben. Schweigend beobachtete er Luzula und klappte das Buch geräuschvoll zu. Das Licht ihrer Pupillen flackerte massiv, als würden ihr die Tränen aufsteigen. „D-d-die Tür... offen.“ Ihr Genuschelt war kaum zu hören, aber ihr ganzes Gebaren erzählte davon, dass sie sich entsetzlich fürchtete. Einerseits musste Akron zugeben, dass er äußerst zufrieden sein durfte – mit sich. Ein selbstgefälliges Grinsen hob den aschblonden Schnauzbart an. Der Wille seines Schützlings war zweifellos gebrochen. Andererseits kochte Zorn in seinem Magen auf und mit einem Ruck drehte er den Kopf den beiden Wächtern zu.
„Bei Thaurissans Barte, seid ihr denn zu gar nichts zu gebrauchen?!“, schnauzte Blutfaust erbost und stand energisch auf. Die Dunkeleisenzwergin zuckte panisch zusammen und kauerte sich bereits winselnd im Eingang klein zusammen. Den Kopf verbarg sie schützend unter den Armen, während Akron den Ersten grob vom Platz stieß und ihm keifend den Weg zu Luzula wies.
„Habt Ihr sie noch alle?! Wie kann man nur so dämlich sein und vergessen abzuschließen? Bringt das verdammt nochmal in Ordnung! Eigentlich sollte ich euch gleich mit einsperren, verflucht!“
Der Foltermeister stapfte Wut schnaubend an das Häufchen Elend heran, packte sie fest am Oberarm und zerrte sie auf die Füße. „Hat dich noch jemand gesehen?“ Die junge Frau schüttelte heftig den Kopf und bemühte sich in seinem gnadenlosen Griff sich möglichst klein zu machen.
„Ihr habt mehr Glück als Verstand, ihr Trottel. Seht zu, dass sie wieder zurückkommt und es ist nie was passiert, klar? Ich will nicht wegen euch Narren den Ärger ernten.“
Akron warf den beiden Wächtern die Zwergin regelrecht entgegen und schritt brummig zurück auf seinen Stuhl. Das Holz ächzte unter seinem Gewicht, bis er zur Ruhe kam und wieder das Buch zur Hand nahm. Nach einigen Blättern vertiefte sich auch der schiefe Zinken in die Pergamentseiten. Es blieb eine Weile ruhig, bis aus der Ferne ein schriller Klageschrei die Stille zerfetzte und ihm ein hämisches Grinsen bescherte.
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<zaubert den Thread völlig unkreativ nach oben>
Und wir werden immer mehr! Fürchtet euch!
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Sie hatte die einmalige Chance mit Füßen getreten und ihr eigenes Grab geschaufelt. Frustration und unterdrückter Zorn von einem Jahrzehnt bahnten sich an die Oberfläche und wurden in die Zelle gebrüllt. Luzula hatte wutschäumend die Hände gegen den Kopf geschlagen vor fast ohnmächtigen Unglauben über die eigene Dummheit, bis ihr Schädel heftig schmerzte und die Dunkeleisenzwergin wimmernd auf den Boden sackte und verzweifelt gegen den schmutzigen Steingrund schluchzte.
„Das war... erbärmlich.“
Wie vom Blitz getroffen stockte ihr der Atem. Angespannt harrte Luzula kauernd aus und lauschte angestrengt, als die rauchige Stimme ein zweites Mal erklang. Leise, wie das schwache Säuseln warmer Winde, die einen Schacht hinaufkrochen. „Jeder hätte die Flucht ergriffen. Nur du nicht.“ Die abgemagerte Zwergin verdrehte die Augen und hob den Kopf an, um in die andere Ecke der dunklen Kammer zu starren. In der Finsternis glimmten nur zwei Punkte wie glühende Kohle ihr entgegen. Es war schon oft vorgekommen, dass nicht genug Platz vorhanden war, sodass Gefangene zusammengelegt wurden. Genau genommen war es unüblich, dass Luzula meist alleine in diesem Loch vegetierte. Sie konnte nur über den Grund mutmaßen und vermutete, dass es an der Enge der Zelle lag. Der Raum wirkte mehr wie ein natürlicher Riss im Vulkangestein, der grob behauen wurde, um sein Fassungsvermögen etwas zu erweitern. Dennoch war der Boden uneben, schräg und die Kammer verengte sich zum Ende hin – und genau dort lauerte das andere Augenpaar.
„Warum nicht? Beantworte mir die Frage.“
Sie wich reflexartig zurück bis ihr Rücken gegen die Tür drückte. Manchmal war es aber schon vorgekommen, dass jemand anderes zu ihr gebracht wurde. Meistens nur ein- und dieselbe Person.
„I-ich... diene m-meinem Herren.“, würgte Luzula gepresst heraus und biss ich auf die Unterlippe. Konnten Worte überhaupt einen bitteren Nachgeschmack haben? Ähnlich wie sie auch Peitschenhieben gleich zu schmerzen vermochten? Leises Gelächter gluckerte von der anderen Raumseite an ihre Ohren. „Ah, soweit sind wir schon? Wesentlich erbärmlicher als ich zunächst dachte. Allerdings auch wesentlich unterhaltsamer – für mich. Schonmal je daran gedacht dein eigener Herr zu sein?“
Der liebliche Klang ihrer Stimme war schlimmer als eine scharfe Klinge im Fleisch. Sie hatte etwas vorwurfsvolles, besserwisserisches. Die Dunkeleisenzwergin drückte die knochigen Schultern zurück und schnaubte unwohl aus. Die Frau in der Finsternis war niemand mit dem man sich anlegen wollte. Wussten allein die Wärter, warum sie noch nicht in den Ring geworfen oder möglichst schnell enthauptet wurde.
„Ach, du magst nicht reden? Bedauerlich. Eben hörte es sich dein Schrei nach sehr viel Unbehagen an.“
„Lass mich in Ruhe! So ist unsere Bestimmung. Das hat nichts mit Gefallen zu tun.“, zischte Luzula unvermittelt bissiger zurück und presste die Hände gegen die hämmernden Schläfen.
„Du kannst ja Befehle geben!“ Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte die junge Zwergin ein wölfisches Grinsen in der Dunkelheit zu erkennen. „Warum glaubst du, dass du mir das Wort verbieten kannst, Würmchen?“
„Du bist nicht mein Herr!“
„Sagt wer...?“
Irritiert hob Luzula ihr Haupt an und starrte zu dem lodernden Augen, die bedächtig näher rückten. Ihr Schädel war wie leer gefegt und haltloses Gestotter gurgelte über die spröden Lippen, bis ein Klacken direkt hinter ihr das Gespräch unterbrach. Der Schlüssel wurde in das Schloss geschoben, aber äußerst langsam und leise, als hätte jemand Sorge, dass er bei einer ruckartigen Bewegung abbricht. Beide Zwerginnen wagten es nicht sich zu rühren, sondern starrten einander nur an. Das Aufschnappen der Mechanik wirkte dagegen unheimlich laut als würde es den ganzen Flur wecken. Dann blieb es jedoch still und die Tür rührte sich nicht, bis sie von Luzulas Gewicht einen schmalen Spalt aufgedrückt wurde und flackernder Feuerschein die Kammer mit Licht flutete.
In Zeitlupe drehte die Dunkeleisenzwergin ihren Kopf zum Türspalt bis das Licht in den Augen brannte und sie blinzelnd näher zur Öffnung auf allen Vieren rutschte. Es verging kein Wimpernschlag, ehe sie spürte wie die andere Grauhäutige dicht heranrückte.
„Glaubst du immer noch an Bestimmung, Mädchen?“
Das Wispern hauchte ihr zärtlich in die Ohrmuscheln, begleitet von einem Glucksen.
„Hoch mit dir. Wir werden uns jetzt unserem wahren Schicksal fügen und wer sich uns in den Weg stellt, wird es bitterlich bereuen.“ Aus den Augenwinkeln nahm Luzula wahr, wie sich das andere Gesicht verschwommen über ihre Schulter schob, bevor eine unbestimmte Kraft sie zurück auf die Füße beförderte und den Anstoß gab. Es gab diesmal kein Zurück. Viele Sorgen und Ängste erfüllten ihr sein. Es konnte diesen Zufall nicht geben, sondern nur blanke Absicht. War es ein Spiel der Wärter, die sich nun einen Scherz erlaubten? Nur ein Weg existierte, um es herauszufinden. Womöglich war es sogar der Pfad, den das Schicksal vorherbestimmt hatte.
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Ein Bote überbringt am frühen Morgen ein Schreiben in feinsäuberlicher Schrifft nach Eisenschmiede. Durch das brechen des Siegels rollt sich das Pergament auf...

"Liebste Freundin,

ich schreibe dir, da mich das Ungewissen plagt. Dieser Stein, denn ich dir überreicht habe, er geht mir nicht länger aus den Kopf, es ist wie eine Sucht die mich von Tag zu Tag mehr Interessiert da das Unwissen über dieses eigenartige Geologische Wunder mich zu fesseln scheint. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich noch immer das Pulsieren und leichte Leuchten aus dem Inneren. Habt Ihr schon Neuigkeiten herausfinden können? Warum hat jener Stein eine so fesselnde Wirkung auf meines gleichen da ein Elf ihn mir vor 2 Wochen zugeschoben hat und dabei regelrechten Körperlichen Schmerz verspürt hat. Ich wage nicht andere damit in Verbindung zu bringen und hoffe auf dein Schweigen. Auch auf deine zwergische Sturheit muss ich setzen, denn ich bezweifel das Menschen von dieser Kraft unangetastet bleiben.

Einmal mehr sind es wohl die kleineren, auf die wir unsere Karte setzen müssen. Schreibe mir

Talasya"


...Nachdem die kurzen Zeilen überflogen worden sind scheint der Brief kurz zu schimmern und die einzelnen Zeilen verblassen, zuvor noch so klar wie Feuer, bleibt nur das Pergament selbst zurück.

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Für gutes Darkiron-RP ;)
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Luzula stand wie eine Statue am Balkon des Hauses und sah hinaus auf die finsteren Straßen des düsteren Viertels.
Die letzten Wochen lagen ihr immer noch schwer im Magen und wollten einfach nicht verdaut werden. Oder dermaßen langsam, dass es wohl eher im Leib verrottete und deshalb Schmerzen bescherte. Es war immer noch eine unheimliche Situation und Lage zu den ältesten Zwergen im Orden zu gehören. Gerade einmal selbst die hundert Jahre geknackt, blickte die Dunkeleisenzwergin nun sinnbildlich auf eine jüngere Generation, die nachfolgte und auf deren Schultern auch das Wohlergehen des Clans liegen würde. Die Älteren, wozu sie nun gehörte, bereiteten den Weg lediglich vor, oder nicht? Sie mussten den Jüngeren die Richtung zeigen und die Traditionen lehren, damit sie nicht in Vergessenheit gerieten und der nächsten Generation als Hilfe dienten.
Hatte sie denn selbst ihre Kultur vergessen? Luzula atmete tief durch und stemmte die Arme gegen das Geländer. Die leuchtenden Pupillen fixierten keinen bestimmten Punkt in der Dunkelheit, während ihr Raganas Worte durch den Kopf hallten. Der Vorwurf war offen ausgesprochen worden, wenn auch unter Umständen, die ihresgleichen suchten. Wut, ungezügelter Zorn und ein Hass in den Augen, der der Zauberin die Kehle vor Kummer zuschnürte. Aber hatte sie denn in den Jahren, wo sie in Eisenschmiede und der Oberfläche wandelte, tatsächlich die Bedeutung vergessen? Ihre sogenannte Kultur und Sein eines Dunklen?
Sollte es denn dazugehören, dass man sich außerhalb der Gefahren des Schwarzfelses gegenseitig ausstach und in den Rücken fiel? Luzula schnaubte aus und hob einen Mundwinkel höher, ehe sie sich ganz mit den Ellenbogen abstützte und den Kopf hängen ließ. Sie hatte ihre graue Haut einst verabscheut, aber das lag nun knapp zwei Jahre in der Vergangenheit. Jedes Mal wenn sie in ein Spiegelbild geblickt hatte, starrte sie in ein Antlitz, wovon sie sich wünschte, dass es nicht ihres wäre. Als sie sich damals aber zum allerersten Mal eine fleischige Hautfarbe aufgeschminkt hatte, war es fürchterlich befremdlich gewesen. Sie war als Bronzebärtin durch Eisenschmiede gewandelt und hatte jede Sekunde genossen, wo sich kein verachtender Blick in den Nacken brannte. Die Welt dabei durch gefärbte Schutzgläser zu beobachten, ließ alles wie durch eine Fensterscheibe wirken. Hätte Luzula gewollt, wäre es ein leichtes gewesen in der Verkleidung zu bleiben und sich ein einfaches Leben zu machen.
Aber zu welchem Preis...?
Die Dunkle schloss die schweren Augenlider und schmunzelte stetiger.
Sie hatte endlich eine Familie im Rücken und keine drohenden Dolche. Es war ihr gegönnt sie selbst sein zu dürfen und trotzdem einen Platz bei ihnen zu haben. Gab es ein größeres Glück? Graue Haut hin oder her, sie hatte erreicht, was sie sich immer herbeisehnte. Es brauchte kein Verstecken hinter einer Maske. Keine Heuchelei. Kein Verstellen. Nein, ihre Familie wollte sie um keinen Preis der Welt mehr missen. Luzula hob den Blick wieder an und starrte mit ernster Miene zurück zur Balkontür, ehe sie aufweichte und ein wärmeres Lächeln die geschminkten Lippen zierte. Nur die Familie zusammenzuhalten zeigte sich als schwierig...
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/kleiner Push!
Es gibt uns immer noch. Unkraut vergeht einfach nicht! Nicht vergessen: Der Eisenschmieder Monatsmarkt findet auch schon kommende Woche statt.
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