Hi,
Eines vorab: John Staates hat in seinem WoW Diary mal den schönen Satz geschrieben „Wenn Spieler sagen, dass sie die Story eines Spiels mögen meinen sie meist eigentlich die Immersion!“. Bei Diablo 4 scheint mir genau das der Fall zu sein. Die Präsentation der Geschichte ist hervorragend. Auch mich hat sie über weite Teile motiviert weiter zu spielen. Doch wenn man sie nun rückblickend als ganzes betrachtet fallen einem doch einige eklatante Schnitzer auf, von denen ich einpaar nennen möchte.
1. Erstmal der Elefant im Raum
D4 spielt 50 Jahre nach die D3. Die Großen Übel wurden von Malthael befreit. Lorath und die anderem Horadrim wissen offensichtlich, dass sich die Essenzen der Großen Übel neu formen. Warum hat man nicht schon vorher mal daran gedacht Seelensteine zu erschaffen und die Großen Übel darin einzusperren, solange sie sich noch formen? Das Wissen ist da. In die Hölle gibt es offensichtlich auch viele Wege.
2. Ständiges unerfülltes Foreshadowing.
Am Ende eines jeden Aktes deutet Lorath als Erzähler große Wendungen an. Am Ende von Akt 2 z.B. sinngemäß „Wir wussten nicht, dass Lilith uns exakt dort hatte, wo sie uns haben wollte“ oder am Ende von Akt 3 „Niemand von uns konnte ahnen, was als nächstes passieren wird!“. Und jedes mal passiert exakt GAR NICHTS! Der Seelenstein wird repariert, Elias Unsterblichkeit wird aufgehoben und er wird getötet. Insgesamt verläuft alles exakt wie geplant. Die angekündigten Wendungen bleiben komplett aus.
3. Dorans völlig sinnloser Tod
Sorry, aber da hätte er genau so gut die Treppe runter stolpern können. Völlig unvermittelt und ohne jeden Bezug zum Charakterbogen wird er einfach mal random von einer Säule getötet.
Scheinbar brauchten die Autoren nur einen Grund, damit Lorath und Doran zurückbleiben und der Spieler als alleiniger Held Lilith entgegentreten kann.
4. Mephistos Portal für Neyrelle
Ney hintergeht Mephisto und sperrt ihn in den Seelenstein und Mephisto hilft uns einfach weiterhin. What? Wir haben ihn gerade verraten und er öffnen uns ein Portal, damit Ney fliehen kann.
Okay, man könnte nun argumentieren, dass Mephisto natürlich trotz des Verrats nicht will, dass Lilith seinen Seelenstein bekommt.
Aber macht diese ganze Passage Sinn aus der Sicht unserer Helden? Ney marschiert einfach durch ein Portal, dass gerade von ihrem größten Feind geöffnet wurde, dem sie obendrein gerade noch richtig eins reingewürgt hat. Was, wenn das Portal eine Falle ist? Oder was wäre gewesen, wenn Mephisto gar nicht mehr in der Lage gewesen wäre ein Portal zu öffnen, nachdem er in den Stein gesperrt wurde? Oder sich schlicht geweigert hätte?
Von den Autoren wäre es geschickter gewesen, wenn Ney einfach bei uns geblieben wäre und wir sie im Kampf beschützen müssen.
5. Die großen Masterminds
Der Punkt ist ähnlich wie das Foreshadowing. Ständig wird angedeutet, dass Lilith und Elias die großen Masterminds sind. Doch aufgelöst wird das dann nicht. Man sagt einfach sie wären es, um billig Spannung aufzubauen. Sie tun exakt gar nichts unerwartetes. Sie täuschen uns nicht, die stellen uns keine Fallen, es gibt keine große Enthüllung am Ende. Alles läuft im Grunde so, wie es von Anfang an vorgezeichnet wird.
Insgesamt hat die Story eher Ähnlichkeiten zu einem Fast & Furious-Film oder zu GoT Staffel 8: Top Präsentation, aber wenn man mal darüber nachdenkt passt vieles einfach nicht zusammen.
Nicht falsch verstehen. Für ein H&S haben wir viel Story in D4. Aber man hätte auch mehr daraus machen können. Wenn man die Präsentation weg lässt war die Story von D3 eigentlich besser.