Die Suche nach der Zukunft - Teil 4
Am nächsten Morgen musste das Frühstück ausfallen, weil Tolos zu sehr darauf drängte die Mine zu erreichen. Sheital hatte vorgeschlagen das Kamel und das Pferd zurückzulassen, da diese in dem felsigen Gelände wohl eher störend sein würden. Tolos gefiel der Gedanke nicht wirklich, aber nach dem gestrigen Tag hatte er die Erfahrungen von Sheital mehr zu schätzen gelernt.
So machten sich die Zwei zu Fuß auf den Weg zur Mine. Und wieder erwies sich der Vorschlag von Sheital als richtige Entscheidung. Der Weg führte die ungleichen Gefährten durch immer engere Passagen zwischen immer höheren Felsen. Immer wieder taten sich tiefe Felsspalten vor ihnen auf, deren Boden Tolos nicht einmal sehen konnte. Oftmals wurden die Pfade auch zu eng oder zu niedrig für ein Reittier. Selbst der hochgewachsene Tolos musste an einigen Stellen weit nach vorn gebeugt laufen.
„Gibt es keinen anderen Weg?“ fragte Tolos nach einiger Zeit.
„Geben schon.“ antwortete Sheital etwas gepresst, „Wenn du die Mine aber ungesehen erreichen willst, ist das der beste Weg.“
Nach einiger Zeit, die Zwei hatten auch schon einige Höhenmeter hinter sich gebracht, wurde das Gelände etwas wegsamer. Erst jetzt konnte Tolos erkennen, wie weit über der eigentlichen Wüste sie sich jetzt befanden. Die Bergkette auf der anderen Seite schien trotzdem wie eine riesige Mauer, die sich bis in den Himmel zu erstrecken schien.
Plötzlich hob Sheital die Hand und stoppte. Tolos wäre fast in ihn hinein gelaufen.
„Was ist los? Warum halten wir an?“ fragte Tolos.
„Riechst du das nicht?“ fragte Sheital „Ein Feuer!“
„Und warum sollte uns das stören?“ wollte Tolos wissen.
„Weil man hier draußen nie weiß, wer oder was bei einem Feuer vorzufinden ist.“ sagte Sheital leise „Du möchtest doch nicht blindlings in eine Horde von Dämonen laufen?“
„Also gut. Was schlägst du vor?“ fragte Tolos.
„Du wartest hier und ich gehe nachsehen, was dort ist.“ antwortete Sheital
„Wir könnten doch zusammen nachsehen.“ meinte Tolos.
„Nimm es mir nicht übel, aber deine Rüstung und die Waffen klappern zu sehr.“ winkte Sheital ab, „Man würde wissen, dass wir da sind, noch bevor wir sehen, wer oder was dort ist.“
Tolos wollte etwas darauf erwidern, aber da war Sheital auch schon losgelaufen. Grummelnd blickte Tolos ihm nach und begann sich zu fragen, warum er sich überhaupt so leicht von Sheital beeinflussen lies. Kaum eine Minute später war Sheital auch schon hinter einem Felskamm verschwunden.
Erst blieb Tolos einfach nur stehen und wartete. Schnell wurde er aber ungeduldig und begann auf und ab zu wandern. Zwei Mal musste er sich regelrecht davon abhalten Sheital hinterher zu eilen, was ihn mit Sicherheit verraten hätte. Nach fast einer Stunde wurde seine Ungeduld so hoch, dass er einfach irgendwas tun musste. Da fiel ihm ein Stein ins Auge, der wie eingeladen dort vor ihm lag. Gerade als er mit dem Fuß ausholte, um den Stein wegzukicken, legte sich eine Hand auf seine Schulter.
„Ich würde das lassen! Das Echo wäre meilenweit zu hören!“ sagte Sheital hinter ihm.
„Sheital!“ raunte Tolos, „Bei Bul Kathos, was hast du so lange gemacht?“
„Was Spione eben so tun. Ich habe spioniert.“ grinste Sheital ihn an.
Tolos runzelte die Stirn. War das ein Versuch einen Scherz zu machen?
„Gut, was hast du herausgefunden?“ fragte er.
„ich bin bis zur Mine vorgedrungen.“ berichtete Sheital, „Dort haben aber Banditen ihr Lager aufgeschlagen und es sind nicht wenige. Ich habe mindestens 20 gezählt, aber da könnten noch mehr sein.“
„Banditen!“ Tolos spie auf den Boden, „Ich hasse Banditen. Ehrloses Pack!“
„Wir könnten bis zum Abend warten und dann an ihnen vorbei schleichen.“ meinte Sheital „Allerdings weiß ich nicht, was in der Mine ist. Da könnten noch mehr Banditen sein, oder gar schlimmeres.“
„Nein, ich werde nicht warten.“ entgegnete Tolos, „Ich brauche mal wieder einen guten Kampf und es würde der Welt auch gut tun, wenn es ein paar Banditen weniger gäbe.“
„Das ist doch verrückt!“ sagte Sheital mit erschrockenem Blick, „Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Es sind mindestens 20 Banditen, vielleicht auch mehr. Ja, ihr Barbaren sollt unvergleichliche Kämpfer sein, aber das hört sich einfach unmöglich an!“
„Vielleicht sollte ich dir mal ein Schauspiel barbarischer Kampfkunst geben.“ sagte Tolos und diesmal war er es, der Sheital breit angrinste.
Sheital seufzte und schüttelte den Kopf. Dann nickte er aber.
„Also gut. Im Kämpfen bist du der Experte.“ sagte er schließlich, „Am Besten nähern wir uns unauffällig so weit es nur geht und du verschaffst dir selbst nochmal einen Überblick. Dann überlasse ich dir gerne den Schauplatz.“
Bevor die Zwei loszogen, legte Tolos noch ein paar Rüstungsteile ab, die tatsächlich besonders laut klapperten. Dann lies er sich von Sheital durch die felsige Landschaft und auf einen Felsvorsprung über dem Eingangsbereich der Mine führen. Von hier aus hatten sie tatsächlich einen recht guten Überblick auf das unter ihnen liegende Gebiet, ohne selbst leicht entdeckt werden zu können.
Dort unten sah Tolos eine Vielzahl an Banditen, die scheinbar ungeordnet ihren Aufgaben nachgingen, oder sich zu kleinen Grüppchen zusammengefunden hatten, um zu plauschen. Es gab hohe Felsen, hinter denen immer wieder Banditen verschwanden und auftauchten. Es war also unmöglich ganz genau zu sagen, wie viele Banditen dort unten wirklich waren.
Der Eingang zur Mine selbst lag ebenfalls im Blickbereich. Es hatte den Anschein, als hätten die Banditen den Eingang verbarrikadiert. Es war aber unklar, ob sie etwas in der Mine halten wollten, oder ungewollte Besucher außerhalb.
„Dann wird es Zeit für eine kleine Demonstration.“ grinste Tolos und machte ein paar Schritte zurück.
„Was hast du …“ begann Sheital zu fragen, aber da stürmte Tolos auch schon los.
Noch im Lauf holte Tolos seine Streitaxt vom Rücken und als er den Rand des Vorsprunges erreicht hatte, sprang er einfach in die Tiefe. Sheital eilte zum Rand und blickte ihm hinterher.
7 Meter tiefer prallte Tolos in eine kleine Gruppe von 6 Banditen, die durch die Wucht des Aufpralls fortgeschleudert wurden und mit einem lauten Krachen an die Felswände prallten. Als wäre nichts gewesen, stürmte Tolos sofort in die nächste Gruppe an Banditen. Sie waren von dem plötzlichen Überfall so überrascht, dass sie nicht einmal reagierten, während Tolos mit seiner Axt wirbelnd durch die Gruppe mähte.
Hinter einigen Felsen kamen ein paar Banditen mit Armbrüsten hervor, die Tolos sahen und auf ihn anlegten. Tolos hatte damit aber gerechnet und jetzt kam das Geschenk von Beltrak zum Einsatz. Surrend zischte eine Wurfaxt nach der Anderen durch die Luft, prallte auf ihr Ziel und schleuderte es einige Meter über den Boden.
Mehr Banditen stürmten auf Tolos zu, die er mit einem mächtigen Aufzustampfen auf den Boden ins Straucheln brachte. Sofort war Tolos über seinen Gegnern und streckte sie mit Axt- und Fausthieben nieder.
In einer Drehung sah Tolos, dass Sheital von dem Vorsprung herunter geklettert war. Sheital hatten ein Krummschwert in der Hand und holte damit gerade zum Wurf aus. Das Schwert segelte durch die Luft und direkt auf Tolos zu. Einen Moment lang dachte Tolos, dass Sheital die Seiten gewechselt hatte, aber als das Schwert ihn nur knapp verfehlte und hinter ihm jemand mit einem lauten Keuchen zusammenbrach, zerstreute sich der Gedanke auch wieder.
Tolos hatte kaum Zeit weiter nachzudenken. Mit Gebrüll stürmten weitere Banditen auf ihn ein, aber der Kampfschrei von Tolos selbst brachte deren Ansturm ins Straucheln. Schnell nutzte Tolos die vorübergehende Unsicherheit aus und ging selbst zum Angriff über. Kaum eine Minute später lagen alle Angreifer vor ihm im Staub.
Er wandte sich wieder Sheital zu und sah, wie sein Begleiter von gleich vier Banditen bedrängt wurde. Jetzt war es aber Sheital, der ein Schauspiel lieferte. Nur mit einem kleinen Dolch bewaffnet erwehrte er sich dieser Banditen. Er bewegte sich, wie ein Blatt im Wind, womit er den Hieben und Stößen der Banditen entging. In schneller Folge setzte sein Dolch kleine, aber auf Dauer erhebliche Stich- und Schnittwunden, bis die Banditen schließlich einer nach dem Anderen zusammenbrachen.
Mit einem Mal war es still in der Senke vor dem Eingang der Mine. Nur das schwere Schnaufen von Sheital und Tolos war neben dem leise pfeifenden Wind noch zu hören. Als Tolos sich umblickte, stellte er fest, dass er und Sheital sich bei der Anzahl der Banditen arg verschätzt hatten. Nur mit einem flüchtigen Blick zählte er mindestens 40 Körper, die in der ganzen Senke verteilt im Wüstenstaub lagen.
„Das hätte leicht ins Auge gehen können.“ murmelte Tolos.
„Ich habe doch nicht auf dich gezielt.“ meinte Sheital, der dessen Bemerkung missverstanden hatte. „Ein einfaches Danke würde mir reichen.“
Tolos schaute Sheital einen Moment lang verwirrt an, dann erinnerte er sich aber an den hinter ihm niedergestreckten Gegner und nickte.
„Danke für die Unterstützung.“ sagte er und fügte hinzu, „Du bist ein überraschend guter Kämpfer. Ich bin wirklich beeindruckt, wie du mit den Banditen fertig geworden bist.“
„Gegenüber deinen Künsten ist das doch gar nichts.“ schleimte Sheital grinsend. "Ich habe Beltrak kämpfen gesehen, aber du hast hier noch eine Schippe drauf gelegt.
„Genug davon.“ sagte Tolos und blickte zum Eingang der Mine, „Nur noch die Barrikade einreißen und wir erfahren, was da drinnen ist.“
„Wenn ich einen Vorschlag machen darf…“ mischte Sheital sich ein.
„Deine Vorschläge haben sich bisher irgendwie immer als nützlich erwiesen.“ entgegnete Tolos. „Also raus damit!“
„Danke für dein Vertrauen.“ grinste Sheital wieder. „Ich schlage vor, du sammelst erst einmal unsere Waffen hier ein und machst ein wenig Ordnung. Ich gehe derweil unsere zurückgelassene Ausrüstung und Reittiere holen. Die Tiere können uns beim Einreißen der Barrikade helfen. Was auch immer in der Mine ist, wird mit Sicherheit nicht weglaufen. Später sind wir Beide dann auch von dem Kampf eben erholt und besser vorbereitet auf das, was da kommen mag.“
„Gut. Inzwischen kann ich auch mal nachsehen, was die Banditen alles an Beute hier horten. Vielleicht ist etwas von Nutzen dabei und auch etwas, das sich später verkaufen lässt.“
Damit machte Sheital sich auch schon auf den Weg, um die zurückgelassenen Sachen zu holen. Tolos durchstöberte das Lager der Banditen, wobei sein Blick immer wieder auf den verbarrikadierten Eingang der Mine fiel. Das Ziel war so nahe, aber würde sich der gesuchte Kopf tatsächlich in dieser Mine befinden? Bald schon würde er es herausfinden.
To be continued …