Der Ring der Macht? (Eine Zauberin Story)
Die Zauberin Celestine hatte auf ihren Wegen schon so manches Abenteuer erlebt. Die folgende Überlieferung aus ihren Tagebüchern berichtet von ihren Begegnungen mit einer höchst skurrilen Kreatur, die sich über mehrere Wochen und Monate hinaus zogen.
Bei ihrer ersten Begegnung war sie in einer Höhle unterwegs, die von Ansässigen der „Niedergang des Raureifs“ genannt wurde. Um das Vertrauen der Barbaren in einer nahegelegenen Siedlung zu erlangen, musste sie dort die Knochen von Khazra Ziegenmenschen sammeln, was bei diesen wilden Kreaturen zu einem schwierigen Unterfangen werden konnte. Nicht aber für eine geübte Zauberin!
Während ihrer Erkundung dieser eisigen Höhle hörte sie auf einmal merkwürdige Geräusche. Es war ein leises Klimpern, wie von Metall. Entfernt erinnerte es auch an das Geräusch eines Münzbeutels, der bei einem Händler auf die Theke geworfen wurde. Neben diesen Geräuschen hörte sie auch unverständliches Gemurmel, sowie einige Wortfetzen.
„Mein Schatz! … Du gehörst mir! … Niemand wird dich mir je nehmen!“ sagte eine krächzende kleine Stimme.
Celestine wurde neugierig und die Worte erinnerten sie an eine uralte Erzählung über eine Kreatur, die im Besitz eines Ringes unvergleichlicher Macht sein soll. So folgte sie den Geräuschen mit den Gedanken:
‚Könnte das dieser legendäre Mullog sein?‘
Hinter einer Biegung erblickte sie dann die Kreatur. Sie war klein, fast wie ein Kind. Sie stand über eine Schatztruhe gebeugt da und schien diese gerade aufbrechen zu wollen. Neben der Kreatur stand ein Sack, der für eine solch kleine Kreatur schon fast zu enorm wirkte.
Celestine beobachtete die Kreatur bei ihren Bemühungen. Immer wieder blickte die Kreatur sich um, so dass Celestine das Gesicht erkennen konnte. Die Augen waren viel zu klein für ein Gesicht dieser Größe. Auch lagen sie viel zu eng beieinander. Das Maul war ungewöhnlich breit und wenn die Kreatur murmelte, konnte Celestine dutzende kleiner und messerscharfer Zähne erblicken.
Auch wenn die Kreatur ansonsten nicht wirklich gefährlich wirkte, lies Celestine alle Vorsicht walten. Langsam näherte sie sich im Schatten der Stalagmiten, bis sie nur noch wenige Meter von der Kreatur entfernt war.
„Was machst du denn da?“ fragte Celestine.
Die Kreatur erschrak, aber sie reagierte blitzschnell. mit ungeahnten Kräften schwang sie diesen enormen Sack auf den gekrümmten Rücken und stürmte los. In ihrer Eile übersah die Kreatur einen Stalagmiten, prallte dagegen und fiel zu Boden. Celestine konnte erkennen, dass sie sich eine böse aussehende Platzwunde an der Stirn zugeogen hatte. Die Kreatur schien die Wunde garnicht zu bemerken, denn sie sprang blitzschnell wieder auf, schnappte sich den Sack und stürmte erneut los. Einige Goldmünzen fielen dabei zu Boden und hinterließen eine Spur, wie aus Brotkrumen.
Celestine war zu verblüfft, um sofort darauf zu reagieren. Einen Moment starrte sie in die Richtung, in die die Kreatur geflitzt war. Dann entschloss sie sich dem Wesen zu folgen. Die herumliegenden Goldmünzen wanderten durch ihren Sammelzauber direkt in ihren Geldbeutel. Einige Meter weiter lag plötzlich eine funkelnde Halskette vor ihr auf dem vereisten Boden. Celestine hob sie auf.
‚Die ist ja hübsch!‘ dachte sich sich bei näherer Betrachtung, ‚Würde ich die verlieren, ich wäre sicher traurig. Mal sehen, vielleicht finde ich die Kreatur und kann sie zurückgeben.‘
So folgte Celestine der Spur aus Goldmünzen um eine Biegung, nur um erneut verdutzt dazustehen. Ganz sicher hatte sie gesehen, wie die Kreatur um diese Biegung gelaufen war, aber jetzt stand sie vor einer leeren Sackgasse! Sie hätte doch bemerkt, wenn die Kreatur dort wieder herausgekommen wäre?
Sie prüfte alle Wände in der Sackgasse, ob es dort versteckte Türen gibt. sie bestanden aber alle nur aus solidem Fels uns Eis. Die Kreatur war verschwunden.
Celestine hatte keine andere Wahl, als die Suche nach der Kreatur aufzugeben. Die Kette wanderte in ihren Rucksack, aber sie brachte es die nächsten Wochen nicht übers Herz sie zu verkaufen.
Die nächste Begegnung fand einige Tage später in einer verfallenen und von Vampiren bewohnten Kaserne bei Kor Dragan statt. Celestine hatte den Auftrag bekommen die Nester dieser blutsaugenden Biester zu finden und zu Asche zu verwandeln. Ihre Mission lief ohne große Zwischenfälle, bis sie einmal mehr ein leises Klimpern hinter einer der vielen Türen vernahm. Als sie sich der Tür näherte, konnte sie auch wieder ein leses Murmeln und verschiedene Wortfetzen hören.
„So wertvoll … So einzigartig … Mein Schatz!“
Was das möglich? Konnte es sich um die selbe Kreatur handeln? Nein, das war doch unmöglich!
Vorsichtig schob Celestine die Tür einen Spalt auf und spähte hindurch. Tatsächlich erspähte sie eine Kratur, die der aus dem „Niedergang des Raureifs“ verblüffend ähnlich sah. Sie hockte neben diesem riesigen Sack auf dem Boden und war augenscheinlich damit beschäftigt herausgefallene Münzen und Schmuckstücke wieder einzusammeln.
Als die Kreatur ihr Gesicht in Richtig der Tür drehte, hinter der Celestine sie ausspäte, verschlug es Celestine den Atem. Sie hatte eine fast verheilte Platrzwunde direkt auf der Stirn udn genau an der Stelle, wie die Kreatur aus dieser eisigen Höhle von vor ein paar Tagen. Die Kreatur sah der Anderen nicht nur ungewöhnlich ähnlich, es waren ein und dieselbe Kreatur!
Celestine erinnerte sich daran, dass sie noch diese hübsche Halskette im Gepäck hatte. Das war die Möglichkeit sie der Kreatur zurückzugeben, eventuell etwas mehr über sie zu erfahren und vielleicht sogar eine gewisse Freundschaft herzustellen. Celestine öffnete also die Tür vollständig und trat in den Raum mit der Kreatur.
„Hab keine Angst“ sagte Celsetine so ruhig sie nur konnte, „Ich möchte nur reden und …“
Den Satz konnte sie nicht beenden, denn die Kreatur reagierte blitzschnell. Der riesige Sack landete auf dem gekrümmten Rücken, die Kreatur stürmte los, stieß eine Tür am anderen Ende des Raumes auf und verschwand auf der anderen Seite.
Dieses Mal war Celestine aber vorbereitet. Sobald die Kreatur losstürmte, setzet auch sie sich in Bewegung. Nur wenige Sekunden nach der Kreatur erreichte sie die Tür, rannte hindurch und folgte dem schmalen Gang auf der anderen Seite.
Kaum hatte sie die Tür am Ende des Ganges durchschritten, fand sie sich in einer Horde an Vampirrittern und Ghulen wieder. Die Bestien waren von ihrem Erscheinen genauso überrascht, wie Celestine über deren doch recht unerwarteten Anblick.
Es vergingen einige Sekunden, bis sich die ersten Vampirte, die Celestine’s Blut witterten, auf die Zauberin stürzten. Kurz darauf stürmten auch die Ghule los. Das Chaos brach aus und Celestine konnte erst einmal nur mit einer Feuerwand den gröbsten Ansturm bremsen. Einige Feuer - und Teleportationszauber später hatte sie dieses letzte Nest der Vampire aber ausgemerzt und spürte, dass ihre eigentliche Mission beendet war.
Aber was war mit der Kreatur? Celestine ging in den Gang zurück, wo noch einige Münzen von deren Flucht zu finden waren. Die Spur führte sie in den Raum, wo sie gerade die Horden der Vampire eingeäschert hatte. Hier gab es aber keine weiter Spur oder ein sonstiges Anzeichen der Kreatur.
Was das möglich? Die Vampire schienen auch keine weitere Kreatur bemerkt zu haben, denn sonst wären sie bei Celestine’s Betreten des Raumes nicht so ruhig gewesen.
Celestine holte sich die Belohnung für den Auftrag mit den Vampiren ab. Dieses Thema war damit für sie abgehakt. Das Mysterium über diese Kreatur mit dem riesigen Sack lies sie aber nicht mehr los.
Mehrere Wochen waren seit der Begegnunf bei Kor Dragan vergangen. Celestine hatte diese merkwürdige Kreatur schon fast wieder vergessen. Sie hatte den Auftrag bekommen gestohlene Güter in Uldur’s Höhle in Kehjistan zurückzuholen. Es war eine Höhle voller wilder Tiere und Banditen. Celestine hasste Banditen, da diese in ihren Augen keine Ehre besaßen.
Nachdem sie in der Höhle einige Barrikaden durchbrochen und einige Banditen, sowie Wildtiere schockgefrostet hatte, erreichte sie eine kleine Kammer, aus der sie klimpernde Geräusche vernahm.
Vorsichtig näherte sie sich der Kammer und spähte hinein. Überrascht stellte sie fest, dass dort eine kleine Kreatur mit einem riesigen Sack an den Waffenständern der Banditen am Werkeln war. Hier und dort nahm die Kreatur einen besonders schönen Säbel oder einen wunderschön verzierten Bogen und lies die Waffen in ihrem Sack verschwinden.
Erstaunt stellte Celestine fest, dass die Kreatur eine deutlich sichtbare Narbe auf der Stirn hatte. Das konnte doch kein Zufall mehr sein? Es war dieselbe Kreatur, der sie schon 2 Mal zuvor begegnet war! Jetzt war ihr Ehrgeiz geweckt. Sie MUSSTE herausbekommen, wie die Kreatur immer so spurlos verschwinden konnte! Fest entschlossen betrat sie die Kammer.
„Hey du! Lauf nicht gleich wieder weg!“ sagte Celestine mit fester Stimme. „Ich möchte doch nur…“
Wieder konnte sie ihren Satz nicht zuende bringen, da hatte die Kreatur schon ihren Sack geschultert und stürmte auf Celestine zu. Nur mit einem beherzten Satz zur Seite konnte Celestine den harten Aufprall verhindern, der sie mit Sicherheit von den Füßen gerissen hätte.
Dieses Mal war Celestine aber besser auf eine Verfolgung vorbereitet. Sie eilte der Kreatur hinterher, wobei verlorengegangene Münzen ihren eigenen Münzbeutel füllten.
Die Kreatur bog in einen Gang ab, den Celestine zuvor von Banditen und Skorpionen gesäubert hatte. Da sie die Umgebung kannte, entschied sie der Kreatur mittels eines Teleportationszaubers den Weg abzuschneiden. Nur wenige Augenblicke später hatte sie ihren Zielort vor der Kreatur erreicht.
Die Kreatur starrte Celestine einen winzigen Augenblick lang verblüfft an. Im nächsten Augeblick sah Celestine aber ein riesiges Bastardschwert auf sich zufliegen und sie hörte das hämische Lachen der Kreatur. Sie konnte nicht mehr so schnell reagieren und dann wurde alles schwarz.
Als Celestine einige Zeit später wieder erwachte, hatte sie höllische Kopfschmerzen, eine riesige Beule am Kopf und musste zu ihrem Verdruss feststellen, dass ihr Münzbeutel und all ihre Schmuckstücke verschwunden waren. Hatten Banditen ihren bewusstlosen Körper gefunden und ausgeraubt? Oder war es die Kreatur, die sich einfach an ihr bereichert hatte, bevor sie abermals irgendwo verschwunden war?
Sie entschied, dass wenn sie der Kreatur nochmal begegnen würde, sie viel mehr Vorsicht und gegebenen Falls auch mehr Gewalt würde spielen lassen. Dass sie Gewalt brauchen würde, sollte sich später als wahr herausstellen.
Es waren einige Wochen nach der unangenehmen Begegnung in Uldur’s Höhle vergangen. Celestine wollte sich ein paar Tage frei nehmen, weshalb sie sich in ihr Refuguim in den zersplitterten Gipfeln zurückziehen wollte. Als sie dort ankam, stellte sie fest, dass in ihrem Briefkasten eine Nachricht steckte. Sehr merkwürdig! In all den Jahren, die sie jetzt hier lebte, war dies die zweite Nachricht, die sie bekommen hatte. Die Erste stammte von ihrem damaligen Mentor, der ihr auf diesem Weg noch einige Ratschläge und Hinweise auf zu erlernende Zauber hatte zukommen lassen.
Celestine zog die Nachricht aus dem Briefkasten und rollte sie auf. Falten des Erstaunens bildeten sich auf ihrer Stirn, als sie die folgenden Worte las.
„Zu oft haben unsere Wege sich jetzt gekreuzt. Zu oft wolltest du meinen Schatz stehlen. Mein Schatz gehört nur mir! Das muss endlich aufhören! Triff mich, wenn du den Mut dazu hast!“
Ganz offensichtlich stammte die Nachricht von der Kreatur, der sie jetzt schon einige Male begegnet war. Celestine erinnerte sich noch gut an die Kopfschmerzen und die riesige Beule am Kopf, die sie bei der letzten Begegnung davon getragen hatte. Langsam keimte der Zorn in ihr.
Wie konnte dieses Wesen die Tatsachen nur so verdrehen? Celestine wollte ihr doch nie etwas Böses. Sie wollte der Kreatur sogar die hübsche Halskette zurückgeben, die sie verloren hatte. Jetzt auch noch selbst als Diebin hingestellt zu werden, obwohl es wohl die Kreatur war, die ihr Schmuckstücke und Gold gestohlen hatte, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Sie studierte die Wegbeschreibung, die in der Nachricht vorhanden war und die in eine abgelegene Ecke von Hawezar führte. Dann suchte sie sich ihre beste Ausrüstung zusammen und bereitete ihre wirksamsten Zauber für die Begegnung vor.
Es vergingen einige Tage, bis Celestine den in der nachricht angegeben Ort erreicht hatte. Er war wirklich sehr abgelegen und selbst die Ertrunkenen, die in dieser Gegend vermehrt anzutreffen waren, schienen diesen Ort zu meiden.
Von der Kreatur gab es keine Spur. Nur der Wind fegte leise pfeifend über diesen einsamen Landstrich. Celestine entschied etwas zu meditieren, während sie auf das Eintreffen der Kreatur wartete. Die Zeit verging und nichts tat sich.
Nach einigen Stunden wurde Celestien dann doch etwas ungeduldig. Sie begann auf und ab zu wandern, wobei sie ihre geistigen Fühler hinter jeden Stein udn jeden Busch in dem Gebiet ausstreckte, um eventuell versteckte Feinde aufspüren zu können. Dort war aber nichts.
„Ich bin hier!“ brüllte Celestine nach einiger Zeit. „Ich habe die Nachricht bekommen und ich habe den Mut! Wo bist du, du feige kleine Kreatur? Willst du dich nicht endlich zeigen?“
Wie auf ein Stichwort begann die Luft im Zentrum des Gebietes an zu knistern udn zu flackern. Goldene Funken begannen sich zu bilden, die erst völlig willkürlich umherflogen, dann aber langsam einen Kreis zu bilden begannen. Schnell bekam dieser Kreis mehr Substanz und im Zentrum begann sich das Abbild einer völlig anderen Welt abzuzeichnen.
Als der Kreis genug Substanz gebildet hatte, gab es einen zischenden Laut und die kleine Kreatur mit der Narbe auf der Stirn trat heraus. Die kleinen und listigen Augen funkelten Celestine mit Abscheu an.
‚So konntest du also immer verschwinden.‘ dachte Celestine, ‚Diese Magie schwingt auf einer ganz anderen Ebene und deshalb konnte ich sie nicht spüren.‘
Die kleine Kreatur war aber nicht das Einzige, was aus dem Portal heraus kam. Kurz darauf trat eine riesige Bestie aus dem Portal, die Celestine an eine grotesk verformte Version von der kleinen Kreatur erinnerte. Sie hatte eine schwere Kette aus Gold in der Hand, an deren Ende sie eine gewaltige und vergoldete Schatztruhe hinter sich her zog.
„Odorf, das ist sie! Odorf, das ist sie!“ kreischte die kleine Kreatur, „Das ist die Furie, die mich seit Monaten verfolgt und ständig die Beutezüge sabotiert!“
„Ist dem so?“ knurrte die riesige Kreatur und begann Celestine zu mustern, „Listig schaut dieses Wesen ja aus, aber gefährlich nun nicht gerade.“
„Glaub mir, Odorf! Sie ist gefährlich!“ zischte die kleine Kreatur „Du hast doch gesehen, wie sie mich zugerichtet hat. Mutter’s wertvolle Kette hat sie mir auch geklaut!“
„Das stimmt doch garnicht!“ mischte Celestine sich ein, „Ich wollte dir die Kette immer zurückgeben, weil du sie verloren hast. Außerdem hast du mich niedergeschlagen und ausgeraubt!“
„Genug!“ knurrte der riesige Odorf, „Wer meinen kleinen Bruder belästigt, bekommt es mit mir zu tun!“
Celestine war überrascht mit welcher Leichtigkeit dieser Odorf die Kette samt der riesigen Schatzkiste in die Luft riss und anfing sie wie einen Flegel zu schwingen. Die Geschwindigkeit des Schwungs war beachtlich, wodurch Clementine mehrere Male ihre Teleportation nutzen musste, um einem sicheren Treffer zu entgehen.
Das Wesen benutzte seine eigene Art der Teleportation, indem es immer wieder Portale öffnete, in ihnen verschwand und nur wenige Augenblicke später an anderer Stelle wieder aus einem weiteren Portal auftauchte.
Einige Zeit war Celestine regelrecht in die Defensive gezwungen. Die Geschwindigkeit und die brachiale Gewalt von diesem Odorf waren eindeutig übermenschlicher Natur. Langsam gewöhnte sie sich aber an dessen Aktionen und begann eigene Konterzauber zu wirken.
So gelang es Celestine die Bewegungen ihres Gegners so weit zu verlangsamen, dass sie ihre Angriffszauber wirken konnte. Erst waren es einige Hydren, die sie herbeirief und dann vergessen konnte, da diese eigenständig agierten.
Mächtige Feuerbälle heizten die Luft auf. Eisige Splitter durchschnitten die flackernde Luft und prallten auf den Gegner. Eisige Landminen wurden an Stellen platziert, wo ihr Gegner sich hinbewegen würde. Feurige Drachen stürzten sich auf die gewaltige Bestie.
Der Kampf schien ewig anzuhalten. Dieser Odorf schien so einiges wegstecken zu können. Schließlich gelang es Celestine aber diese wilde Kreatur niederzuringen. Mit einem lauten Gebrüll, das die Erde erzittern lies, bäumte Odorf sich auf, nur um anschließend auf seine riesige Schatzkiste zu fallen und sie zu zertrümmern. Gold, Edelsteine, Schmuckstücke und Waffen flogen durch die Gegend.
Ein Ring flog dicht an Celestine’s Gesicht vorbei. In ihrem Augenwinkel erkannte sie ihn. Es war einer der Ringe, der ihr in Uldur’s Höhle gestohlen wurde. Also hatte die kleine Kreatur sie tatsächlich begraubt! Da war ja noch etwas!
„Und jetzt zu dir, du hinterlistiges kleines Biest!“ sagte Celestine und wandte sich der kleinen Kreatur zu.
Der kleine Kerl stand mit weit aufgerissenen Augen und heruntergeklapptem Kiefer da. Ungläubig starrte er auf seinen großen Bruder, der dort reglos auf der zertrümmerten Schatzkiste lag. Nur langsam schien er sich wieder zu fangen, dann formte sich sein Mund zu einem schmalen Lächeln und schließlich brach die Kreatur in lautstarkes Gelächter aus.
„Er ist tot! Odorf ist tot!“ schrie die Kreatur und begann wie wild umherzuhüpfen. „Ich glaub es nicht! Er ist wirklich tot!“
„Warum freust du dich denn jetzt so darüber?“ wollte Celestine wissen.
„Odorf war ein echter Tyrann!“ begann die kleine Kreatur zu erzählen. „Ja, er war mein großer Bruder, aber er hat mir immer alle meine Schätze weggenommen. Er hat mich sogar immer dazu gezwungen neue Schätze für ihn aufzutreiben.“
Mit vor Freude strahlendem Gesicht trat die kleine Kreatur auf Celestine zu. Dann kramte sie in einer Tasche und holte einen besonders schönen Ring hervor.
„Ich danke dir so sehr!“ sagte der kleine Kerl und hielt Celestine den Ring hin, „Dieser Ring sollte Belohnung genug sein. Er beherbergt unvorstellbare Macht, die ich aber nicht kontrollieren kann. Vielleicht gelingt das ja einer so mächtigen Furie, wie dir? Mein Name ist übrigens Mullog. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder!“
Und damit verschwand der kleine Kerl blitzschnell in einem Portal, das sich augenblicklich hinter ihm wieder schloss. Völlig verdutzt schaute Celestine dem kleinen Kerl hinterher, dann auf den Ring in ihrer Hand und auf die Schätze, die sich aus Odorf’s riesiger Kiste im ganzen Gebiet verteilt hatten. Ganz umsonst war dieses Abenteuer also nicht gewesen und sie hatte ein Erlebnis, das sie mit Sicherheit nie vergessen würde.