Das liegt seit September auf meiner Platte rum. Jetzt versuch ich es mal hier einzustellen.
Die Suche nach der Zukunft - Teil 11
Die Überfahrt nach Kurast verlief relativ ereignislos. Das Wetter war gut und die See hatte nur leichten Wellengang. Máirín genoss die Zeit und sonnte sich regelmäßig an Deck. Tolos hingegen war eher unruhig und nutzte des öfteren einen Mast des Schiffes, um sich im Training zu halten. Natürlich gefiel dies dem Kapitän nicht besonders, weshalb er Tolos Reparaturkosten in Rechnung stellte. Beltrak verbrachte die meiste Zeit in der Kajüte, bzw. an der Reling, um den Fisch loszuwerden, den es jeden Tag zum Essen gab. Es schien, als wenn selbst der leichte Wellengang ausreichte, um diesen gestandenen Barbaren in die Knie zu zwingen.
Als sie endlich den Hafen von Kurast erreicht hatten, erstreckte sich vor ihnen eine riesige Stadt, die von einem Ende des Horizonts zum Anderen reichte. Es gab unzählige Docks, an denen kleinere Fischerboote und auch größere Handelsschiffe ankerten. Auffällig war jedoch, dass die Stadt nicht weit ins Landesinnere reichte. Schon nach wenigen Häuserreihen erhob sich eine riesige Stadtmauer, in der es nur wenige Lücken für Stadttore gab.
Máirín, Beltrak und Tolos gingen aber nicht sofort von Bord, nachdem ihr Schiff angelegt hatte. Stattdessen drückten sie einem der Matrosen einen kleinen Beutel mit Gold in die Hand und baten ihn unauffällige Kleidung für sie zu kaufen. Der Matrose bewies ein gutes Auge, weshalb die Kleidung, die er für die Abenteurer eingekauft hatte, auch sofort passte. Er hatte nicht all das Gold ausgegeben, aber weil er so zuverlässig gehandelt hatte, durfte er das restliche Gold behalten.
Die Drei warteten ab, bis die Crew sämtliche mitgebrachte Ladung gelöscht und neue Waren an Bord gebracht hatten. Erst wenige Momente, bevor das Schiff wieder ablegte, um zurück nach Marowen zu segeln, gingen sie an Land.
Abgesehen von ihren kräftigen Staturen unterschieden sie sich durch die Kleidung kaum von den Einheimischen. Ihre Waffen hatten sie in Bündeln aus Stoff versteckt, die sie auf den Schultern durch die Hafenstadt trugen. Sie wussten nicht recht, wo sie mit ihrer Suche anfangen sollten, denn es gab nur einen kurzen Brief, der kaum etwas aussagte, und die Markierung auf der Karte.
„Hey, ihr da!“ rief plötzlich eine männliche Stimme aus einer Gasse heraus, nachdem sie fast die halbe Stadt durchquert hatten.
Tolos tauschte verwirrte Blicke mit Máirín und Beltrak aus, bevor sie sich herum drehten und zu der Gasse schauten. Dort entdeckten sie einen halb vermummten Mann, der sie zu sich heran winkte.
„Hier bin ich. Jetzt kommt schon her!“ rief der Mann.“
„Wer bist du?“ fragte Tolos, als sie sich dem Mann genähert hatten.
Der Mann blickte sich einen Moment nervös um und drängte die Drei dann tiefer in die Gasse. Erst als er sich sicher war, dass es keine unerwünschten Beobachter gab, ergriff der Mann wieder das Wort.
„Ich bin Jussuf.“ antwortete der Mann schließlich. „Hat Sheital euch geschickt? Ja, es muss so sein. Ihr kleidet euch zwar wie Einheimische, aber sonst passt ihr hier nicht hinein.“
„Jussuf.“ wiederholte Beltrak nachdenklich. „Von dir stammt der Brief!“
„Ja, ich habe den Brief geschickt.“ nickte Jussuf bestätigend. „Ich dachte, Sheital würde persönlich herkommen und mehr Männer mitbringen. Nehmt es mir nicht übel, ihr seht tatsächlich robust aus, aber als Verstärkung reicht ihr nicht aus!“
„Sheital hat gerade in den zersplitterten Gipfeln zu tun.“ antwortete Máirín, „In deinem Brief gab es nicht gerade viele Informationen, deshalb dachte Sheital ein kleiner Stoßtrupp würde ausreichen.“
„Das wird es nicht!“ schüttelte Jussuf den Kopf. „Bei Weitem nicht!“
„Jetzt mal ganz langsam.“ mischte sich Tolos ein. „Berichte erst einmal von Anfang an.“
„Ja, du hast ja Recht.“ erwiderte Jussuf und atmete einmal tief durch. „Ich habe auf Sheital’s Wunsch hin Nachforschungen angestellt und tatsächlich herausgefunden, dass hier vor langer Zeit ein leuchtendes Objekt vom Himmel gefallen und in den Dschungel gestürzt sein soll. Es gibt nur sehr wenige Aufzeichnungen davon und es wird berichtet, dass das Objekt nur wenige Wochen nach der Vernichtung von Mephisto, dem Herrn des Hasses, in Travincal niedergegangen sein soll. Zeitlich würde das in etwa mit der Zerstörung des Arreat zusammenfallen.“
„Hast du Beweise gefunden, dass an diesen Berichten etwas dran ist?“ wollte Beltrak wissen.
„Ich nicht, ich war nie draußen im Dschungel.“ verneinte Jussuf, „Ich habe aber 20 meiner engsten Vertrauten losgeschickt, um Beweise zu suchen und das Objekt zu finden. Nur Einer ist zurückgekommen.“
„Was hat er berichtet?“ fragte Tolos.
„Sie haben tief im Dschungel tatsächlich einen Krater gefunden. Dort musste das Objekt herunter gekommen sein.“ berichtete Jussuf, „Sie wollten weitersuchen, aber dann brach die Hölle los.“
„Was ist passiert? Warum hat es nur Einer zurückgeschafft?“ hakte Máirín nach.“
„Genau das hatte ich ihn auch gefragt.“ antwortete Jussuf, „Er hat darauf immer nur zwei Worte wiederholt, bevor er seinen Verletzungen erlag.“
„Was für Worte?“ wollte Tolos wissen.
„Der Dschungel.“ beantwortete Jussuf die Frage und man sah ihm an, dass es ihn ängstigte.
„Ganz ruhig, Jussuf!“ versuchte Máirín ihn zu beruhigen. „Atme tief durch und dann erzähl uns, was du über den Dschungel weißt.“
Jussuf schien sich nur langsam zu beruhigen. Es schien im sichtlich schwer zu fallen einen klaren Gedanken zu erfassen. Máirín legte ihm die Hände auf die Schultern und redete ruhig auf ihn ein.
„Konzentriere dich, Jussuf.“ sagte sie, „Sheital liegt es sehr am Herzen, dass wir zusammen arbeiten. Damit wir Erfolg haben, ist es wirklich wichtig, dass du uns alles sagst, was uns irgendwie helfen könnte.“
„Ihr seid zu wenige!“ sagte Jussuf, „Meine 20 Männer haben nicht gereicht, also wie wollt ihr zu Dritt mehr erreichen?“
„Wir sind einfallsreicher, als andere Männer.“ meinte Beltrak, „Aus diesem Grund hat Sheital auch uns geschickt. Jetzt rede doch endlich.“
„Also gut.“ seufzte Jussuf und nickte. „Man beschreibt den Dschungel als einen einzigen riesigen Organismus. Mephisto war eine sehr lange Zeit in Travincal gefangen und in dieser Zeit ist sein Hass in die Außenwelt durchgedrungen. Auch wenn Mephisto fort ist, sein Hass ist noch immer hier. Die Einheimischen sagen, er habe den Dschungel beseelt. Der Dschungel selbst und alles, was in ihm lebt, wurde durch den Hass zu tödlichen Abnormalitäten. Ich hatte es nicht geglaubt, aber als ich meine Männer verloren habe und der letzte Mann in meinen Armen starb, habe ich erkannt, das es wahr ist.“
„Das heißt, wir müssen auf Schritt und Tritt Acht geben, wenn wir in den Dschungel gehen.“ sagte Beltrak nachdenklich.
„Ihr wollt dort hinaus?“ fragte Jussuf, dessen Augen sich weiteten. „Ihr seid verrückt! Ich werde euch jedenfalls nicht begleiten. Irgendwie werde ich Sheital erklären müssen, dass er seine Leute in den Tod geschickt hat.“
„Nun lass doch erst einmal die Pferde im Stall.“ redete Máirín auf Jussuf ein, „Wir können schon auf uns Acht geben. Überlege doch mal, wie würdest du in Sheital’s Augen dastehen, wenn du von unserem Tod berichtest und wir dann lebendig vor ihm stehen? Am Besten ist es, wenn du uns die Sache hier überlässt. Du kannst deine Aufgabe, sofern Sheital sich nicht nochmal von selbst bei dir meldet, als erfüllt ansehen.“
„Ihr drängt mich also nicht euch in den Dschungel zu begleiten?“ fragte Jussuf etwas erleichtert.
„Warum sollten wir?“ fragte Tolos zurück, „Wir sind auf der selben Seite. Während du für die Beschaffung von Informationen tätig bist, sind wir Sheital’s erste Wahl für die brenzligen Dinge. Wir werden Sheital berichten, dass du uns nach bestem Wissen geholfen hast.“
„Oh, ich danke euch!“ strahlte Jussuf jetzt und begann allen Dreien die Hände zu schütteln. „Dann werde ich sofort nach Gea Kul aufbrechen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich von diesem verfluchten Ort verschwinden will!“
„Hab eine gute Reise, Jussuf!“ sagte Máirín lächelnd. „Und hab Dank für deine Unterstützung!“
Die Drei blickten Jussuf hinterher, der schnellen Schrittes in Richtung der Docks verschwand, um dort auf das nächst beste Schiff zu kommen. Erst als Jussuf eine Weile außer Sicht war, wagten sie es miteinander zu sprechen.
„Das war erstaunlich leicht.“ sagte Beltrak, Sheital hat wohl nur um die Suche nach Informationen über die Artefakte gebeten, nicht aber eine Beschreibung von uns weiter gegeben.“
„Vielleicht hat er gedacht, ich hätte nach dem Verlust des Schädels meine Suche aufgegeben?“ meinte Tolos. „Seinen Unterschlupf hatten wir ja erst nach Monaten gefunden.“
„Jetzt müssen wir nur diesen Krater finden. Was auch immer dort vom Himmel gefallen ist, es kann nicht weit weg sein.“ fügte Máirín hinzu, „Es gibt vielleicht noch Spuren von Jussuf’s Männern. Wenn wir denen folgen, sollten wir den Krater leicht aufspüren können.“
„Sehen wir uns an den Toren der Stadt um.“ nickte Beltrak, „Dort finden wir vielleicht auch Leute, die die Männer von Jussuf gesehen haben.“
„So machen wir es!“ sagte Tolos, „Endlich habe ich das Gefühl, wir sind Sheital einen Schritt voraus. Hoffentlich bleibt es auch so.“
Mit gestärkter Motivation machen sich die Drei jetzt auf den Weg zu den Toren. Würden sie dort tatsächlich Spuren finden, die sie zu dem Krater führen?