Es war einmal in Sanktuario... Erzählungen

Jop.

Fun Fact: Den Paros von Alexandria kann man in Assassins Creed: Origins sogar selbst erklettern. Echt riesig das Teil. ^^

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Am Morgen wirkt das Schmerzmittel noch am besten. Drum schreib ich lieber jetzt weiter…


Die Suche nach der Zukunft - Teil 8

Nachdem Beltrak und Máirín ihre Mahlzeit beendet und die Hörner mit Ale geleert hatten, drängte Tolos darauf zum Unterschlupf von Sheital aufzubrechen. Beltrak gab zu bedenken, dass der Tag schon langsam dem Ende zu ging, aber Máirín konnte in Tolos Augen erkennen, wie wichtig ihm die Sache war. Tolos war sich nicht sicher, ob Máirín die Geschichte über Sheital und seiner Schwester glaubte, aber er war froh, weil sie einem baldigen Aufbruch zustimmte.

Während Beltrak und Tolos am nördlichen Ende von Marowen auf Máirín warteten, stellte Tolos seinen Freund zur Rede.

„Was sollte das vorhin?“ fragte er.

„Was meinst du?“ fragte Beltrak und legte eine unschuldige Miene auf.

„Das mit meiner Schwester.“ erinnerte Tolos. „Zum Einen ist es nicht wahr und zum Anderen hättest du das vorher mit mir absprechen sollen.“

„Ich weiß, dass es nicht wahr ist.“ entgegnete Beltrak. „Außerdem hatten wir darüber gesprochen, dass wir auf der Suche nach Sheital mit unseren Fragen und Beweggründen vorsichtig sein müssen. Wir wissen nicht, wer mit ihm im Bunde steht, also kann eine ungünstige Erwähnung entscheidend für unseren Erfolg oder Misserfolg sein.“

„Das ist mir schon klar.“ knurrte Tolos, „Aber warum musste es gerade diese Lüge sein? Hättest du dir nicht etwas Anderes einfallen lassen können? Das hat mich eiskalt erwischt. Hättest du mich irgendwie vorgewarnt, hätte es mich auch nicht so … schockiert.“

Beltrak musste lachen.

„Ja, dein Gesichtsausdruck war unbezahlbar, genau wie der von Máirín.“ er legte seine Hand auf die Schulter von Tolos, „Es tut mir Leid, wenn ich dich damit in eine unangenehme Lage gebracht habe. Ja, ich hätte dich vorwarnen sollen, aber es war spontan und improvisiert.“

„Das musst du mir erklären.“ sagte Tolos.

„Es lag daran, dass Máirín eine Frau ist.“ erklärte Beltrak, „Nur wenige Momente vorher hatten wir das noch nicht gewusst. Ich hatte mir einfach gedacht, dass eine Geschichte über eine verlassene Frau mit einem Kind bei einer Frau am Ehesten ziehen würde. Du weißt schon, Mutterinstinkte, Mitgefühl und solche Dinge. Es schien mit die einfachste Chance ihre Hilfe zu gewinnen, ohne unsere wahren Ziele preiszugeben.“

„Ich glaube nicht, dass sie uns die Geschichte wirklich abgekauft hat.“ meinte Tolos, „Sie kennt Sheital und hast gesehen, wie sie auf die Vorstellung von ihm mit einer Barbarenfrau reagiert hat.“

„Sie ist bereit uns zu helfen.“ entgegnete Beltrak, „Das ist es, was am Ende zählt.“

Tolos wollte noch etwas erwidern, aber da sah er auch schon Máirín auf ihrem Reittier ankommen. Es versetzte ihn in Staunen, weil es kein Pferd war, auf dem die Druidin ritt, sondern ein riesiger Elch mit einem prächtigen Geweih. Nur die hoch gewachsene und kräftige Frau in ihrem Wolfsgewand wirkte auf dem Rücken des Tieres etwas deplatziert.

„Ich wäre dann soweit!“ rief sie den beiden Barbaren entgegen, „Wenn wir sofort aufbrechen, können wir bei Sonnenuntergang an Sheital’s Unterschlupf sein.“

Tolos und Beltrak nickten nur als Antwort und schwangen sich auf ihre Pferde. Inzwischen war Máirín schon an ihnen vorbei geritten und deutete mit einem Winken an ihr zu folgen.

Tolos war sehr beeindruckt mit welcher Leichtigkeit der Elch in der felsigen udn zerklüfteten Landschaft voran kam. An Stellen, wo die Pferde von ihm und Beltrak vor sich plötzlich auf tuenden Felsspalten scheuten, schien der Elch schon fast magisch darüber hinwegzufliegen. Zum Glück brauchte es immer nur kleinere Umwege mit den Pferden, so dass Beltrak und Tolos schnell wieder zu Máirín aufschließen konnten.

Es ging stetig weiter nach Norden. Schon nach kurzer Zeit konnte man in der Ferne ein Bauwerk erkennen, das sämtliche natürliche Formationen der Felsen überragte. Es musste der Leuchtturm vom Hoffnungsschimmer sein.

Kurz bevor die Sonne den Horizont berührte, brachte Máirín die Gruppe auf einem Felskamm zum Stehen. Sie stieg von ihrem Elch ab und lief zum nördlichsten Ende des Kammes, von wo aus sie in Richtung des Leuchtturmes blickte.

„Was ist los?“ fragte Tolos, während er von seinem Pferd abstieg. „Gibt es Probleme?“

„Nein. Der Unterschlupf von Sheital ist gleich dort vorn.“ antwortete Máirín und deutete zu einem Felsen nordwestlich ihrer Position. „Bevor wir dort hin gehen, sollt ihr euch aber noch etwas ansehen.“

Tolos und Beltrak traten an ihre Seite. Sie bemerkten, dass Máirín direkt zum Leuchtturm blickte, also taten sie es auch.

Die Sonne hatte den Horizont berührt und begann unter ihm zu verschwinden. Gleichzeitig begann der Mond an anderer Stelle des Horizonts aufzusteigen. Das entstandene Zwielicht lies den Leuchtturm wie einen gewaltigen schwarzen Finger aussehen, der sich mahnend in den Himmel erhob. Der Eindruck verstärkte sich sogar, als die Sonne vollends unterm Horizont verschwunden war und nur noch das Licht des Mondes für eine unheimliche Beleuchtung sorgte.

Nur wenige Augenblicke später wurde das Leuchtfeuer auf der Spitze des Turmes entzündet. Das Aufflammen machte den Eindruck von einem gewaltigen leuchtenden Auge, das plötzlich geöffnet wurde und von jetzt an in die Dunkelheit der Nacht blicken würde. Auffällig war auch ein Kegel aus reinem Licht, das ausgehend vom Turm zu kreisen begann.

„Ist das nicht wunderschön?“ fragte Máirín ehrfürchtig.

„Es ist wirklich beeindruckend.“ musste Beltrak zustimmen, „Diesen Anblick werde ich nie wieder vergessen.“

„Wie kommt dieser Lichtstrahl zustande?“ wollte Tolos wissen.

„Vor kurzer Zeit haben findige Leute ein paar Spiegel dort oben aufgebaut.“ erklärte Máirín, „Die sammeln das Licht und strahlen es konzentrierter in eine vorbestimmte Richtung ab. Damit wird der Leuchtturm für die Schiffe aus noch größerer Entfernung sichtbar.“

"Das ist … " begann Tolos, der nach den richtigen Worten suchte, „Das ist faszinierend.“

„Das ist es.“ bestätigte Máirín, „Ich schätze wirklich nicht viel, das von Menschenhand erschaffen wird. Die meisten Sachen dienen der Zerstörung der Natur und zum gegenseitigen Töten. Dieser Anblick erinnert mich aber immer daran, dass auch Gutes in der menschlichen Schöpfungskraft steckt. Der Leuchtturm hat wahrlich den Namen Hoffnungsschimmer verdient.“

Nachdem die Drei noch einige Minuten dort standen und den Leuchtturm betrachtet hatten, machten sie sich wieder auf den Weg zum Unterschlupf von Sheital. Es war wirklich nicht mehr weit und den Rest der Strecke bewältigten sie zu Fuß.

Als sie den Eingang einer eher unscheinbar wirkenden Höhle erreicht hatten und Máirín ihnen andeutete, dass sie am Ziel waren, banden Beltrak und Tolos die Zügel ihrer Pferde an einem Baumstamm fest. Etwas verwirrt blickte Tolos zu Máirín, die ihren Elch einfach stehen lies.

„Willst du dein Tier nicht sichern?“ fragte er.

„Das ist nicht nötig.“ entgegnete Máirín, „Ich vertraue ihm und er vertraut mir. Tiere schätzen ihre Freiheit genau so, wie wir Menschen. Würde ich ihn anbinden, würde es nur sein Vertrauen zu mir zerstören. Wenn Gefahr droht, weiß er sich zu schützen und wenn er flüchten muss, entfernt er sich nie zu weit, so dass ich ihn leicht zu mir rufen kann.“

„Du scheinst eine besondere Verbindung mit der Natur zu haben.“ bemerkte Tolos.

„Wusstest du das nicht?“ fragte Máirín, "Alle Druiden sind mit der Natur verbunden. Manch Außenstehender würde es als Hexerei bezeichnen und behaupten, wir sprechen die Sprache der Tiere. Wir haben aber nur ein sehr viel tiefer gehendes Verständnis zur Natur und all ihren Lebewesen, seien es Tiere oder Pflanzen.

Diese Worte machten Tolos nachdenklich. Er begann nicht nur zu erkennen, mit was für einer Frau er es hier zu tun hatte, er begann auch Parallelen zu der Ansicht der Menschen über sein Volk zu erkennen. Die Angst vor dem Unbekannten und Vorurteile könnten für Druiden genau so schädlich sein, wie für das Volk der Barbaren.

Beltrak hatte inzwischen einige Fackeln vom Sattel seines Pferdes geholt und diese entzündet. Er verteilte sie an Máirín und Tolos, bevor die Gruppe sich vorsichtig in die Höhle begab. Tatsächlich führte die Höhle aber nur wenige Meter in den Fels hinein. An einer Wand waren einige Symbole in den Fels geritzt worden, aber ansonsten war die Höhle leer.

„Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“ fragte Beltrak, „Mir scheint eher, dass es nur eine Sackgasse ist.“

„Nicht unbedingt.“ erwiderte Máirín und trat auf die Wand mit den Symbolen zu, „Das sind druidische Schriftzeichen. Sheital hatte einige Zeit bei uns Druiden verbracht, um die Kultur und Riten zu verstehen. Er konnte sogar etwas über druidische Magie lernen. Ein wahrer Druide konnte er aber nicht werden, weil ihm die Verbindung zu den Geistern fehlte.“

„Was sagen dir diese Symbole?“ wollte Tolos wissen.

„Sie sind Teil eines natürlichen Siegels.“ antwortete Máirín, „Wenn ihr mir etwas Zeit gebt, kann ich sie entschlüsseln und das Siegel brechen.“

„Ich bitte darum.“ sagte Tolos, bevor er und Beltrak einige Schritte zurück machten, um Máirín etwas Raum zu lassen.

Die beiden Barbaren konnten beobachten, wie Máirín die Symbole mit ihren Fingerspitzen nachzeichnete. Dabei flüsterte sie leise Worte in Druidensprache, bevor sie sich nach einigen Minuten in der Höhle umsah. Dann lief sie zielstrebig auf eine unscheinbare Anhäufung aus Moos zu und schob ihre Hand hinein.

Kaum hatte sie dies getan, begann die ganze Höhle leicht zu zittern. An der Wand mit den Symbolen erschienen winzige Risse in dem massiv wirkenden Fels. Diese Risse wurden zu größeren Spalten und schließlich sank ein Teil der Wand langsam in den Boden hinab.

Staunend traten Tolos und Beltrak auf den nun entstandenen Durchgang zu und erleuchteten ihn mit ihren Fackeln. Dahinter erstreckte sich ein Gewölbe mit einigen erkennbaren Regalen und Feuerschalen. Das wahre Ausmaß des Gewölbes konnten sie aber noch nicht erkennen.

„Ich denke, hier sind wir richtig.“ bemerkte Tolos, „Ein solches Versteck würde tatsächlich zu Sheital passen.“

Er und Beltrak traten durch den Durchgang und begannen die Feuerschalen zu entzünden. Máirín folgte ihnen, blieb aber am Eingang des Gewölbes stehen, das nach und nach vom Licht enthüllt wurde.

Es wirkte viel größer, als es der Fels von außen vermuten lies. Das Gewölbe war mit unzähligen Regalen und Tischen gefüllt. Die Zahl der Schriftrollen und Bücher konnte man nicht einmal mehr schätzen. An den Wänden waren Karten von verschiedenen Regionen Sanktuarios befestigt worden, auf denen alle wichtigen und weniger wichtigen Orte verzeichnet waren.

„Schauen wir uns um.“ meinte Beltrak, „Hier muss es etwas geben, das uns zu Sheital führt.“

Die Drei trennten sich und begannen das Gewölbe zu untersuchen. Die Bücher und Schriftrollen in vielen Regalen waren mit einer Staubschicht bedeckt. Einige Schichten waren so dick, dass die Schriftrollen und Bücher seit Jahrzehnten nicht mehr bewegt worden sein mussten. Trotzdem nahm Tolos hier und da eines der Schriftstücke und sah es sich näher an.

„Weiß eigentlich jemand, wie alt dieser Sheital ist?“ fragte er plötzlich.

„Nein, warum?“ fragte Beltrak.

„Einige dieser Pergamente sind sehr alt und handeln aus der Zeit nach der Zerstörung des Arreat, während andere aus jüngerer Zeit stammen.“ erklärte Tolos. „Eines haben sie aber alle gemeinsam. Sie tragen alle die selbe Handschrift!“

„Was? Das kann nicht sein!“ entfuhr es Máirín, die an Tolos Seite eilte, „Sheital kann kaum älter sein, als du!“

Verwirrung breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie einen Blick auf die Schriftstücke in Tolos Händen warf. Dann lief sie zu anderen Regalen, um andere Schriftrollen zu holen und sie miteinander zu vergleichen. Ihre Verwirrung wurde nur größer.

„Ich werde nicht schlauer aus diesem Ort.“ bemerkte sie schließlich. „Ich dachte, ich kenne Sheital, aber jetzt erkenne ich, dass ich eigentlich gar nichts weiß.“

„Ich glaube, ich habe hier etwas.“ rief Beltrak zu ihnen rüber. „Die Sachen auf diesem Tisch hier sind staubfrei. Hier sind viele Notizen, Briefe und auch Karten.“

Tolos und Máirín eilten zu ihm, um den Tisch genauer zu untersuchen. Die Briefe schienen von unterschiedlichen Personen zu stammen, denn die Handschrift war immer eine Andere. Die Notizen hingegen trugen wieder nur die Handschrift, die sie auch schon von den älteren Schriftrollen her kannten. Beltrak nahm eine große Pergamentrolle und breitete sie auf dem Tisch aus. Sie alle erkannten eine Karte von ganz Sanktuario, auf der einige Orte handschriftlich hervorgehoben waren.

„Ich weiß nicht, was hier vorgeht, aber es geht definitiv nicht um eine Barbarenfrau mit einem Kind!“ sagte Máirín.

„Du hast Recht, es geht nicht um meine Schwester.“ gab Tolos zu, „Es war eine Notlüge, weil wir nicht wussten, in welcher Verbindung du zu Sheital stehst. Ich hoffe, du verzeihst uns?“

„Ich habe irgendwie geahnt, dass Beltrak damit geflunkert hat.“ gab Máirín zu, „Dein Gesichtsausdruck hat Bände gesprochen. Das hat euch aber gleichzeitig wieder sympathisch gemacht und deshalb verzeihe ich euch. Außerdem ist die Vorstellung nach wie vor einfach zu köstlich!“

„Sheital war nach der Mine sehr fleißig.“ warf Beltrak ein, der sich inzwischen die Briefe und Notizen näher angesehen hatte, „Er scheint ein wahres Netzwerk aus Informanten zu haben. Es werden mehrfach alte Artefakte und deren mögliche Fundorte erwähnt. Wenn die Artefakte das sind, was ich vermute, dann sucht auch Sheital nach ihnen.“

„Dann hat er auf dieser Karte wohl die möglichen Fundorte markiert.“ meinte Tolos und warf einen weiteren Blick darauf. „Die sind wirklich über die ganze Welt verteilt. Der nächste Fundort ist dieser Karte nach Tor Dorla“

„Es heißt Túr Dúlra.“ mischte Máirín sich ein. „Das kann aber nicht sein. Túr Dúlra ist die Akademie von uns Druiden und meines Wissens gibt es dort keine unbekannten und uralten Artefakte. Was steht denn in den Notizen dazu?“

Beltrak wühlte etwas herum, bis er die richtige Notiz gefunden hatte.

„Hmm. Hier steht, dass eine der Höhlen unter Túr Dúlra einen versteckten und versiegelten Abschnitt haben soll. Er vermutet das Artefakt in diesem Abschnitt, weiß aber nicht, wie er geöffnet werden kann.“ erzählte Beltrak schließlich.

„Das sollten wir untersuchen!“ meinte Tolos, „Wenn das zutrifft, hat Sheital uns unwissentlich viel Arbeit abgenommen. Am Besten wir nehmen die Karte, die Briefe und Notizen mit.“

„Ich reite voraus.“ sagte Máirín, „Bevor ihr dort irgendwelche Höhlen untersuchen könnt, muss ich mich erst mit den Geistern und den Ältesten des Ordens beratschlagen. Wenn ihr mir in 2 bis 3 Tagen folgt, habe ich bestimmt schon mehr Informationen und die Erlaubnis, dass ihr die Höhlen betreten könnt.“

„Also gut.“ nickte Beltrak, „Ich denke das Vertrauen müssen wir dir jetzt zusprechen. Du hast uns jetzt schon sehr geholfen und dafür danken wir dir. Tolos und ich können in den drei Tagen unsere Kampfkünste trainieren. Wer weiß schon, was uns auf dieser Reise noch erwartet?“

„Dann sehen wir uns in ein paar Tagen in Túr Dúlra.“ fügte Tolos hinzu.

Máirín nickte zustimmend und drehte sich auf den Fersen um, bevor sie schnell aus dem Gewölbe verschwand. Tolos und Beltrak schauten ihr noch einige Momente hinterher, bevor sie anfingen das vorgefundene Material einzusammeln.


To be continued …

Wie immer ist Feedback sehr willkommen. :slight_smile:

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Zwecks Umstrukturierung setz ich das hier dazwischen.


Das Ross und die Wüste (Eine Stand Alone Story)

Neulich war ich mit meinem Ross in der Wüste um Alcarnus unterwegs. Die Sonne brannte auf uns herab. Das Pferd war am Schwitzen und ich schwitzte auch.

Plötzlich kam ein völlig vermummter einheimischer Kehjistaner auf einem Kamel an mir vorbeigeschossen. Keine Spur von Schweiß, weder bei dem Kehjistaner, noch bei seinem Kamel.

Unter der Hitze leidend schleppten sich mein Ross und ich weiter, bis wir schließlich das kleine Nest Tarsarak erreichten. Zu meiner Überraschung fand ich dort den Kehjistaner, den ich doch glatt ansprechen musste, wie er voll vermummt auf seinem Kamel unterwegs sein kann ohne zu schwitzen.

„Das ist ganz einfach.“ sagte er. „Du musst deinem Pferd ordentlich die Sporen geben. Der Reitwind kühlt euch beide ab.“

Als ich mich am nächsten Morgen wieder auf den Weg machte, fielen mir seine Worte wieder ein. Ich gab meinem Pferd also die Sporen und rauchte an Mobs von Gegnern vorbei. Tatsächlich kühlte der Wind uns ab, so dass die Reise viel angenehmer wurde.

Nachdem ich alle 3 Aufladungen für den Sprint aufgebraucht hatte, warf mein Ross mich plötzlich ab und brach zusammen. Nachdem ich mich wieder aufgerappelt und einige Gegner umgehauen hatte, ging ich mein Ross inspizieren. Sanft legte ich meine Hand unter sein Kinn und hob den Kopf an. Ich konnte nur den Kopf schütteln.

„So ein Mist! Es ist erfroren!“ murmelte ich, bevor ich mich zu Fuß wieder auf den Weg machte.


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fehlerfrei und sehr spannend

Die Suche nach der Zukunft -Teil 9

Etwa 5 Tage, nachdem sie sich von Máirín getrennt hatten, erreichten Beltrak und Tolos die Druiden-Akademie Túr Dúlra. Vor ihnen lag eine lange, steinerne Brücke und dahinter ein gewaltiger Gebäudekomplex, der schon wesentlich bessere Tage gesehen hatte.

Vor der Brücke zogen einige riesige Bären ihre Runden, die sich wie auf ein Kommando in einer Reihe vor der Brücke aufstellten, als sie Tolos und Beltrak sahen. Die beiden Barbaren befürchteten schon gegen die Bären in einen Kampf ziehen zu müssen, aber dann vernahmen sie die Stimme von Máirín, die auf ihrem Elch über die Brücke geritten kam.

„Beltrak! Tolos! Ihr seid wirklich gekommen.“ rief Máirín ihnen entgegen und dann wandte sie sich an die Bären. „Es ist in Ordnung. Die Zwei sind Freunde.“

Die Bären blickten kurz zu ihr nach hinten und dann machten sie tatsächlich den Weg frei. Wieder einmal war Tolos von Máirín’s Verbindung mit der Natur beeindruckt.

„Máirín! Es ist gut ein freundliches Gesicht zu sehen.“ grüßte Beltrak, bevor er auf die Zerstörungen an Túr Dúlra wies," Was bei Bul Kathos ist hier geschehen?"

„Das ist eine lange Geschichte.“ antwortete Máirín, „Jetzt kommt doch erst einmal mit. Ich zeige euch alles.“

Zu Fuß begannen sie die lange Steinbrücke zu überqueren. Máirín lief voraus und ihr Elch lief ohne jedes weiter Zutun neben ihr her. Tolos und Beltrak mussten ihre Pferde an den Zügeln führen.

„Vor uns liegt das Haupttor von Túr Dúlra und dahinter liegt der Hain mit unserer heiligen Eiche.“ erklärte Máirín auf dem Weg, „Es gibt Hallen für Studien und Meditation. Die Höhlen unter Túr Dúlra sind alle mit dem Netzwerk der großen Eiche verbunden. Man könnte es sich wie ein riesiges, natürliches Gehirn vorstellen. Dann haben wir noch den Geisterhain, wo wir den Rat der Geister einholen und ihnen Opfer darreichen.“

„Das ist wirklich beeindruckend.“ sagte Tolos, während sie durch das Haupttor gingen, und dann sah er die Eiche im Zentrum von Túr Dúlra, „Ich habe noch nie einen so großen Baum gesehen! Wie alt ist er?“

„Das kann niemand ganz genau sagen.“ entgegnete Máirín, „Einige behaupten er steht schon seit dem Anbeginn der Zeit hier.“

„Warum ist Túr Dúlra in einem solch schlechten Zustand?“ hakte Beltrak nach, „Das war doch sicher nicht immer so.“

„Túr Dúlra wurde einst von Asteroth und seinen dämonischen Schergen überfallen.“ erklärte Máirín und schüttelte seufzend den Kopf. „Bei diesem Überfall wurde ein Großteil unseres Ordens vernichtet. Erst Jahre später wurde Túr Dúlra von der dämonischen Verderbtheit befreit. Die Eiche hat sich noch lange nicht davon erholt und weil wir so wenige sind, dauert der Wiederaufbau an.“

Wieder erkannte Tolos die Parallelen zum Schicksal seines Volkes. Es stimmte in traurig und es war wohl ein reiner Impuls, dass er seine Hand auf die Schulter von Máirín legte. Máirín blickte ihn an, ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen und sie legte ihre Hand auf die von Tolos. Tolos bekam einen Schreck, als er die Wärme ihrer Hand spürte, weshalb er seine schnell zurück zog.

„Ich schätze diese Geste.“ sagte sie. „Das Ereignis war katastrophal für unseren Orden, aber es hatte auch etwas Gutes. Die Verbindung zu den restlichen Bewohnern von Scosglen wurde gestärkt. Man hat sich verbündet, um Asteroth letztendlich stoppen zu können.“

„Das ist eine traurige Geschichte, gepaart mit Hoffnung.“ meinte Tolos, „Man hat in Marowen auch gemerkt, dass du bei den Einwohnern gern gesehen bist.“

„Was hast du über die Hohle mit dem Artefakt herausgefunden?“ mischte Beltrak sich ein.

„Nicht viel.“ gab Máirín zu, „Die Zahl der Druiden in unserem Orden ist gering und durch den Überfall damals ging viel Wissen verloren. Die Ältesten berichten aber von wiederholtem Auftauchen von Dämonen in der nördlichen Höhle. Sie werden zwar immer wieder zurückgedrängt, aber es scheint, als wenn sie dort nach etwas suchen. Einer der Ältesten erinnert sich an ein halb verbranntes Schriftstück aus der Zeit vor dem Überfall. Es wurde eine Art Stab oder Speer mit einer sehr spezielle Aura erwähnt. An mehr Details kann er sich aber nicht erinnern.“

„Könnte es DIE Lanze sein?“ fragte Tolos an Beltrak gewandt, welcher nur mit den Achseln zuckte. „Das hilft uns schon etwas weiter, Máirín. Wir würden uns gern in dieser Höhle umsehen.“

„Und was sagen deine Geister?“ wollte Beltrak wissen. „Die haben doch sicher mehr Kenntnis über die Vergangenheit von Túr Dúlra.“

Máirín lachte.

„Die Geister sagen nichts.“ erklärte sie. „Man trägt ihnen ein Anliegen vor und entweder geben sie einen Segen dafür, oder eben nicht. Ihre Weisheit ist aber in jedem Fall unumstritten.“

„Also gut.“ sagte Beltrak. „Haben wir den Segen der Geister, damit wir die Höhle untersuchen können?“

„Ich habe sie bereits befragt.“ bestätigte Máirín, „Sie scheinen zu spüren, dass euer Vorhaben in guten Absichten erfolgt. Darum haben sie ihren Segen gegeben. Ich müsste euch aber begleiten, sofern es euch nichts ausmacht.“

„Natürlich!“ entgegnete Tolos, „Sollten wir wieder auf druidische Schriftzeichen stoßen, wären deine Kenntnisse von Vorteil.“

„Wir können sofort aufbrechen.“ sagte Máirín, „Es ist wirklich nicht weit. Kommt, ich weise euch den Weg.“

Bevor sie aufbrachen, konnte Tolos noch einen Blick nach unten auf den Geisterhain werfen. Er erkannte die Gestalten von vier tierischen Geistern, die jeder auf einem eigenen Altar saßen. Der Anblick erinnerte ihn stark an seine Begegnung mit Korlic in der Mine, wo er dessen Kopf gefunden hatte. Einen Moment lang bekam er das Gefühl die Geister würden ihn anblicken, aber als er genauer hinsah, schienen sie sich wie normale Tiere zu verhalten.

Máirín führte die beiden Barbaren durch die zerstörten Gebäude von Túr Dúlra. Aus einer Brücke war ein großes Stück herausgebrochen, so dass sie die Kluft nur mit einem Sprung überwinden konnten. Ein steiniger Pfad führte sie an einem Hang hinab zur sandigen Küste. Hier konnte Tolos die verstreuten Überreste von Dämonen erkennen.

Als sie endlich vor der Höhle standen, wirkte alles viel stiller, als man es erwartet hätte. Es war kein Vogel mehr zu hören und das Rauschen der Brandung war ebenfalls verschwunden. Es war bedrückend und eine dunkle Vorahnung machte sich in ihnen breit.

Die Höhle selbst war wie eine andere Welt. Ab und zu brachen gewaltige Stränge aus Holz durch die felsigen Wände. Tolos vermutete, dass diese Stränge ein Teil des Wurzelnetzwerkes sein mussten, das Máirín erwähnt hatte. Die Stille, die sie vor der Höhle schon bemerkt hatten, setzte sich hier fort. Man konnte nicht einmal die eigenen Schritte oder das eigene Atmen hören.

Als hätte sich ein gewaltiger Wurm durch den Fels gefressen, schlängelte sich der Gang in den Fels hinein. Kleinere Gänge zweigten sich zwar ab, aber Máirín führte die kleine Gruppe immer den Hauptgang entlang.

Schließlich erreichten die Drei eine größere Kammer. Neben dem Hauptgang führten auch kleinere Gänge in diese Kammer, in deren Mitte eine Art Schrein aufgebaut war. Einen ähnlichen Schrein hatte Tolos auch nahe der Eiche in Túr Dúlra gesehen. Sie mussten also miteinander verbunden sein.

„Ich kann mich irren, aber wenn es einen versteckten Bereich gibt, dann sollten wir ihn hier finden.“ sagte Máirín, „Ich war zwar schon unzählige Male hier unten, aber ich könnte etwas übersehen haben.“

„Wenn wir uns trennen, finden wir schneller irgendwelche Hinweise.“ sagte Beltrak.

Máirín und Tolos nickten zustimmend. Sie trennten sich und begannen die Wände, den Boden und die Decke der Kammer zu untersuchen. Es gab zwar druidische Schriftzeichen, aber laut Máirín stünden sie in keiner Verbindung mit einem möglichen Versteck.

„Ich glaube, ich hab hier etwas.“ rief Beltrak plötzlich und winkte die Anderen zu sich.

Er stand vor einer riesigen Platte, die nur durch einen sehr schmalen Spalt vom Rest der Wand abgetrennt war. Auf der Platte gab es zahllose druidische Schriftzeichen. Máirín versuchte sie zu entziffern, musste aber zugeben, dass sie kaum einen Sinn ergaben.

„Ich vermute, die Tafel wurde nachträglich hier eingesetzt.“ meinte Beltrak und stich mit seiner Hand über die Ränder. „Sie soll etwas verbergen, das dahinter liegt.“

Tolos legte sein Ohr an die Tafel und klopfte sie an verschiedenen Stellen ab.

„Dahinter ist zumindest ein kleiner Hohlraum.“ meinte er, „Können wir die Tafel herausnehmen?“

„Ich weiß nicht, ob das im Sinne der Geister wäre.“ gab Máirín zu bedenken. „Die Tafel scheint zu gut in den Fels eingepasst, als dass man sie schadfrei entfernen könnte.“

„Du hast selbst gesagt, dass die Schriftzeichen auf der Tafel kaum einen Sinn ergeben.“ erwiderte Beltrak, „Würde euer Orden an einem heiligen Ort etwas platzieren, das keinen Sinn ergibt?“

„Deine Geister haben ihren Segen gegeben, weil sie spürten, dass unser Vorhaben etwas Gutes ist.“ warf Tolos ein. „Ich würde es so interpretieren, dass sie auch mit dieser Aktion einverstanden sind.“

Máirín blickte eine Weile nachdenklich auf die Tafel, bis sie letztendlich tief seufzte.

„Ihr habt ja Beide Recht.“ sagte sie. „Zugegeben, ich bin auch neugierig auf das Geheimnis, das sich hinter der Tafel verbirgt.“

„Dann macht mal Platz!“ forderte Tolos und nahm seine Streitaxt vom Rücken.

Máirín und Beltrak traten zurück und sahen zu, wie Tolos am Anfang versuchte die klinge der Axt in die kleinen Spalten zu bekommen, um die Platte heraus zu hebeln. Als dies misslang, schlug er mit der Breitseite der Axt gegen die Tafel. Zur Überraschung aller war die Tafel kaum 2 Zentimeter dick und ein großes Stück brach durch den Aufprall heraus. Dahinter offenbarte sich ein finsterer Schacht, der tiefer in den Fels führte.

Jetzt waren Máirín und Beltrak zur Stelle. gemeinsam brachen sie die Reste der Tafel aus der Fassung im Fels, bis der Durchgang vollends freigelegt war. Die Luft, die ihnen entgegen schlug, wirkte alt und aufgebraucht.

„Ich spüre, dass wir ganz dicht dran sind!“ sagte Tolos und hielt seine Fackel in den Schacht.

Der Teil des Schachtes, der mit der Fackel erleuchtet wurde, wirkte gerade breit genug, damit sie hintereinander hindurch gehen konnten. Die Wände, die Decke udn der Boden hatten einen feuchten Glanz, welcher einen Abstieg mit Vorsicht gebot.

Tolos blickte zurück zu seinen Gefährten und erntete ein Nicken. Jetzt war er es, der sie alle tiefer in den Fels führte. Je weiter sie vordrangen, desto kräftiger pochte sein Herz in der Brust. Das Gefühl war irgendwie vertraut und erinnerte ihn etwas an die Mine, wo er den Schädel von Korlic gefunden hatte.

Der Schacht mündete schließlich in eine größere Kammer, in der sie zwei Feuerschalen vorfanden, welche sie auch gleich entzündeten. Jetzt standen sie vor einer Art Tor, das mit Symbolen und Schriftzeichen übersät war.

„Das ist jetzt aber nicht druidisch!“ bemerkte Máirín.

„Natürlich nicht.“ erwiderte Beltrak, „Das sind Runen unseres Volkes. Sie sind aber aus dem Kontext gerissen, als wenn derjenige, der sie eingraviert hat, deren Sinn nicht verstanden hat.“

„Es ist definitiv ein Tor.“ sagte Tolos, „Jetzt müssen wir nur herausfinden, wie es geöffnet wird.“

Die Drei begannen sich umzusehen und tatsächlich entdeckten sie an den Seitenwänden der Kammer zwei Vorrichtungen, die an Hebel erinnerten. Máirín versuchte eine Vorrichtung zu betätigen, aber sie hatte keinen Erfolg.

„Vielleicht ist das nach all der Zeit kaputt gegangen?“ sinnierte sie.

„Vielleicht gibt es einen Schutzzauber, der verhindern soll, dass die Falschen das Tor öffnen?“ gab Beltrak zu bedenken, „Lasst uns das mal ausprobieren. Tolos, du nimmst den Hebel dort.“

Beide nahmen ihre Positionen vor den Vorrichtungen ein. Sie legten ihre Hände auf die Griffe, sahen einander an und auf ein gemeinsames Nicken hin begannen sie zu ziehen. Mit einem dumpfen Grollen setzten sich die Vorrichtungen in Bewegung und auch das Tor begann zu zittern.

„Weiter!“ forderte Beltrak, „Wir müssen weiter ziehen!“

Unter angestrengtem Keuchen und mit aller Kraft zogen die beiden Barbaren jetzt an den Vorrichtungen. Es funktionierte. Das Tor wanderte ein Stück nach hinten und dann verschwand es seitlich in der Wand. Erst als das Grollen der Vorrichtung stoppte, erlaubten es sich Beltrak und Tolos sie loszulassen.

Hinter dem nun offenen Tor sahen sie eine schmale Kammer. Kleine Feuerschalen an den Wänden entzündeten sich und erleuchteten die Kammer bis in den hintersten Teil. Dort sahen sie ein Podest, auf dem eine Lanze ruhte. Auf die Entfernung war es schwer zu erkennen, aber auf der Lanze waren Runen eingraviert.

„Die Lanze von Korlic dem Beschützer!“ hauchte Tolos, „Sie ist tatsächlich hier!“

„Die Druiden müssen damals die Bedeutung erkannt haben.“ sagte Beltrak, „Sie haben sie hier versteckt, damit sie nicht in die falschen Hände gelangt.“

Tolos ging los, um die Lanze zu holen. Gerade als er in den Bereich des offenen Tores trat, knirschte plötzlich der Boden unter ihm. Er blickte nach unten und sah, dass eine der Steinplatten gebrochen war.

„Eine Falle!“ rief er noch und da begann sich auch schon das Tor zu schließen.

Sofort sprang Beltrak ihm zur Seite. Gemeinsam versuchten sie das Schließen des Tores zu verhindern.

„Verdammt!“ keuchte Tolos. „Wir können es nicht lange halten. Máirín, bitte! Wir brauchen die Lanze!“

„Alles klar, ich bin dran.“ antwortete Máirín, „Haltet nur noch etwas aus!“

Máirín stieß ein kurzes Geheul aus und plötzlich veränderte sich ihre Gestalt. Ihre Hände wurden zu Pfoten mit messerscharfen Klauen und der Wolfsumhang, den sie trug, schien mit ihrem ganzen Körper zu verschmelzen.

Mit einem Knurren nahm sie Anlauf und sprang dann über Tolos und Beltrak hinweg. In nur wenigen Sekunden hatte sie die lange Kammer durchquert, ergriff die Lanze mit ihren Fängen, drehte sich herum und eilte zurück. Noch im Sprung machte sie eine Kopfbewegung, mit der sie die Lanze durch das Tor schleuderte, bevor sie selbst durch den immer enger werdenden Spalt schlüpfte. Sofort sprangen auch Tolos und Beltrak aus dem Weg, um nicht von dem Tor zermalmt zu werden.

Máirín hatte sich wieder zurückverwandelt und streckte ihre Hand nach der Lanze aus. Kurz bevor sie sie berührte, griff eine andere Hand zu und entzog ihr die Lanze.

„Sheital!“ stieß Tolos aus, der sich gerade noch aufrappelte.

„Ich danke euch für die Hilfe!“ sagte Sheital grinsend, machte eine leichte Verbeugung und verschwand darauf im Schacht.

„Wir müssen die Lanze zurückholen!“ rief Beltrak, „Ich werde diesem Kerl einprügeln, was Manieren sind!“

Die Drei rappelten sich so schnell auf, wie es nur ging. Hintereinander eilten sie den engen Schacht hinauf und in die Kammer mit dem druidischen Schrein. Hier mussten sie feststellen, dass Sheital in irgendeinem der Gänge verschwunden war.

„Das ist das zweite Mal!“ fluchte Tolos, „Ich hasse diesen grinsenden Wicht!“

„Wir haben größere Probleme!“ keuchte Máirín und deutete auf den Hauptgang.

Beltrak und Tolos zogen ihre Waffen und Máirín verwandelte sich wieder in einen Wolf, als sie eine Horde schreiender Gefallener aus dem Gang auf sich zu stürmen sahen. Begleitet wurden die kleinen Dämonen von Gebietern und einigen Schamanen. Schnell hatten sie die Kammer soweit gefüllt, dass auch sämtliche Nebengänge von ihnen versperrt waren.

„Wir müssen uns den Weg wohl freikämpfen.“ sagte Tolos noch, bevor er einen mächtigen Kriegsschrei ausstieß und auf die Horde zustürmte.


To be continued …

Wie immer begrüße ich jedes Feedback. :slight_smile:

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hier die „“ vergessen

das durch was ersetzen

was für ein übler gegner
hinterhältig und gemein

ich bin gespannt wie es weiter geht

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Langsam macht sich der Mangel an Schlaf bemerkbar … :thinking: :yawning_face:

Danke für deine Hinweise. :+1:

Die Suche nach der Zukunft - Teil 10

Máirín, Beltrak und Tolos hatten es mit einigen kleinen Schnittwunden, Kratzern und Blessuren aus der Höhle heraus geschafft. Beltrak war trotz des Kampfes so in Rage, dass er es sich nicht hatte nehmen lassen zu seinem Pferd zu eilen und Sheital hinterher zu jagen. Zum Glück war Túr Dúlra nahe und so konnten Máirín und Tolos dort ihre Wunden versorgen lassen.

Beltrak war seit Stunden unterwegs. Máirín hatte sich zu den Geistern zurückgezogen, um dort Rat zu finden. Tolos hatte etwas die Akademie erkundet und fand einen Aussichtspunkt, von wo aus er einen grandiosen Blick auf die Küste und das Meer hatte. Hier ruhte er sich aus, hing seinen Gedanken nach und vergaß völlig die Zeit.

„Tolos, da bist du ja!“ hörte er irgendwann die Stimme von Máirín hinter sich und drehte sich zu ihr um.

Máirín, die ihr Wolfsgewand abgelegt hatte und dadurch mehr, wie eine gewöhnliche Frau wirkte, kam gerade auf den Aussichtspunkt. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass ihr einige Dinge Kopfzerbrechen bereiteten.

„Wie ich sehe, hast du meinen Lieblingsplatz gefunden.“ fügte sie hinzu und nahm neben Tolos Platz.

„Eine wirklich gute Aussicht.“ meinte Tolos, musterte Máirín etwas und fügte hinzu, „Deine Wunden scheinen gut versorgt.“

„Mach dir wegen den paar Kratzern keine Sorgen.“ entgegnete Máirín, „Zum Schutze der Natur habe ich schon schlimmere Wunden davon getragen. Wo ist Beltrak? Jagt er noch immer Sheital hinterher?“

„Ich vermute es.“ antwortete Tolos, „Der alte Herr verfolgt seine Ziele oft recht verbissen. Diese Angewohnheit hat ihn schon ein Auge gekostet.“

„Eigentlich wollte ich euch Beide sprechen…“ begann Máirín.

„… aber nur ich bin hier.“ beendete Tolos ihren Satz, „Ich hab schon gesehen, dass dich etwas beschäftigt. Was brennt dir auf der Seele?“

„Seit ich euch begegnet bin, sind viele Fragen aufgekommen.“ sagte Máirín und blickte nachdenklich auf das Meer hinaus. „Wir haben einiges erlebt. Wir haben den Unterschlupf von Sheital gefunden und den versteckten Bereich in der Höhle. Die Frage über das Alter von Sheital kannst du mir sicher nicht beantworten. Dafür vielleicht andere Fragen.“

„Ich gehe nirgends hin, solange Beltrak nicht zurück ist und ich mich mit ihm beraten habe.“ entgegnete Tolos, „Nach all deiner Hilfe hast du dir ein paar Antworten verdient.“

„Ich möchte wissen, worum es eigentlich geht.“ sagte Máirín, „Um eine geprellte Frau mit Kind geht es ja nicht, das habe ich schon in Sheital’s Unterschlupf erkannt. Was hat es mit diesen Artefakten auf sich und welche Rolle spielt Sheital dabei?“

Das ist eine lange Geschichte…" begann Tolos und atmete tief durch.

Máirín saß schweigend da und hörte Tolos zu, wie er über die Zerstörung des Arreat berichtete, die Zerstreuung seines Volkes, die Hinweise auf einen uralten Schädel, die Erlebnisse in der Mine, seine Begegnung mit dem Geist von Korlic und den Verrat durch Sheital.

„Du scheinst eine besondere Verbindung zu den Geistern deiner Urahnen zu haben.“ sagte Máirín schließlich, „Ganz ähnlich der Verbindung von uns Druiden mit unseren Geistern, nur dass unsere Geister nicht sprechen.“

Tolos nickte.

„Das war eine völlig unerwartete Erfahrung.“ sagte er, „Ich habe aber ein Ziel bekommen. Eine Möglichkeit mein Volk in eine bessere Zukunft führen zu können.“

„Nur Sheital steht dir dabei im Weg.“ folgerte Máirín, „Er hält dein Volk für durch und durch kriegerisch, fürchtet ihr Barbaren könntet die Welt in einen Krieg stürzen und deshalb will er eure bessere Zukunft verhindern.“

„Ich schätze, das ist sein Beweggrund, ja.“ nickte Tolos, „Im Moment weiß ich auch nicht, wie man ihn vom Gegenteil überzeugen kann.“

„Irgendwann wirst du ihn stellen.“ sagte Máirín, „Dann wird er entweder verstehen, oder du wirst ihn im Kampf besiegen müssen.“

„Leicht würde ein Kampf gegen ihn nicht werden.“ entgegnete Tolos, „Ich habe ihn kämpfen gesehen. Habe gesehen, was er nur mit einem kleinen Dolch anrichten kann. Ganz egal, wie alt er ist, man darf ihn nicht unterschätzen.“

„Ich danke dir für die ehrlichen Antworten. Jetzt verstehe ich eure Motive viel besser.“ lächelte Máirín und erhob sich, „Es ist aber auch viel, worüber ich nachdenken muss. Ich hoffe Beltrak kehrt bald zurück und ihr könnt klären, wie ihr weiter vorgehen wollt. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich nun zurückziehen.“

Tolos nickte ihr zu und blickte ihr hinterher, als sie den Aussichtspunkt verließ. Irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass sich ihre gemeinsamen Wege hier trennen würden.

Beltrak kehrte erst gegen Abend nach Túr Dúlra zurück und sein Gesichtsausdruck verriet, dass er äußerst unzufrieden war. Grummelnd nahm er neben Tolos Platz, nahm einen Stein und schleuderte ihn zum Meer hinaus.

„Dieser Sheital ist gut.“ sagte er, nahm einen weiteren Stein und zerbröselte ihn in der Hand, „So ungern ich es zugebe, er ist wirklich gut. Ich habe alles abgesucht, aber nicht eine Spur gefunden. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, er ist ein Geist!“

„Irgendwann werden wir ihn stellen.“ wiederholte Tolos die Worte von Máirín, „Jetzt müssen wir aber überlegen, wie wir weiter vorgehen.“

„Das wird nicht einfach.“ entgegnete Beltrak den Kopf schüttelnd. „Der Kerl ist viel listiger, als ich dachte. Ich vermute sogar, er hat die Briefe, Notizen und die Karte absichtlich in seinem Unterschlupf zurückgelassen, damit wir sie finden. Sicher weiß er ganz genau, wo die ganzen Teile verborgen sein könnten und er wird uns dort auflauern.“

„Du hast Recht.“ nickte Tolos, „Wir waren einfach zu unvorsichtig. Bei einem Gegner, wie Sheital, müssen wie viel vorsichtiger vorgehen. Einfach drauf hauen und gut, hilft uns hier nicht weiter.“

„Überall kann dieser Kerl doch aber nicht sein.“ meinte Beltrak, „Er wird Späher haben, die ihn über unsere Bewegungen auf dem Laufenden halten. So kann er sich ausmalen, wo wir als Nächstes hin wollen.“

„Dann müssen wir die Späher überlisten.“ nickte Tolos, „Wir suchen uns ein Ziel aus und tun so, als würden wir dort hin aufbrechen. Wenn wir sicher sind, dass uns niemand folgt, ändern wir die Richtung und steuern einen ganz anderen Ort an.“

„Das könnte klappen.“ sagte Beltrak, griff in seine Tasche und zog die Karte heraus, die sie aus dem Unterschlupf mitgenommen hatten, „Mal sehen … Wir sind hier in Túr Dúlra. Einer der nächstgelegenen Orte wäre dort, im Norden der zersplitterten Gipfel.“

Irgendwo hier könnten wir unbemerkt die Richtung ändern." sagte Tolos und zeigte auf eine Gebirgskette, „Bis die Späher bemerken, dass wir hinter der Zeit sind, haben wir sie schon abgehängt.“

„Wo wollen wir stattdessen hin?“ fragte Beltrak.

„In die entgegengesetzte Richtung!“ meinte Tolos, musterte die Karte und wies auf einen ganz anderen Fundort, „Dort. Da setzen wir unsere Suche fort.“

„In Kurast?!“ keuchte Beltrak, „Das ist aber wirklich sehr weit weg und du weißt, wie sehr ich diese hölzernen Ungetüme hasse, die übers Wasser reiten.“

„Ja, in Kurast.“ nickte Tolos bestätigend, „Wenn es gut läuft, können wir die ganze Ecke dort absuchen, ohne dass Sheital uns in die Quere kommt.“

„Trotzdem müssen wir vorsichtig sein. Sicher hat Sheital auch dort Späher.“ gab Beltrak zu bedenken.

„Sehr wahrscheinlich sogar.“ nickte Tolos wieder, „Doch bis Sheital erfährt, dass wir dort sind, und selbst dort hin gekommen ist, haben wir sicher schon Fortschritte gemacht, die er uns nicht mehr nehmen kann!“

„Dann soll es Kurast sein!“ nickte auch Beltrak jetzt, „Wenn mir die Reise übers Meer aber nicht bekommt, wirst du meine Revanche fürchten müssen!“

Tolos lachte über die Bemerkung.

„Deine Revanche wäre mir einhundert Mal lieber, als noch ein Teil an Sheital zu verlieren.“ sagte er und klopfte seinem Freund auf den Rücken, „Du solltest jetzt aber die Heiler von Túr Dúlra aufsuchen und deine Wunden versorgen lassen. Ich gedenke unseren Plan gleich Morgen in die Tat umzusetzen.“

Beltrak nickte zustimmend, erhob sich und machte sich auf die Suche nach den Heilern. Tolos blieb noch eine Weile sitzen und beobachtete den Sonnenuntergang. Erst dann zog er los, um einen Druiden zu finden und nach einem Lager für die Nacht zu fragen.

Als er an dem Lager ankam, lag Beltrak schon im Tiefschlaf da und schnarchte vor sich hin. Er legte sich dazu, konnte selbst aber kaum Schlaf finden. Es lag weniger am Schnarchen seines Freundes, als an seinen stetig wandernden Gedanken.

Am nächsten Morgen holten die beiden Barbaren ihre Pferde und machten sich auf ihren Weg in Richtung der zersplitterten Gipfel. Immer wieder erwähnten sie, dass sie dort hin unterwegs wären, damit eventuelle Späher es auch mitbekamen.

Am Ende der langen Brücke hielten sie einige Minuten inne und blickten zurück. Sie hatten gehofft Máirín noch einmal zu treffen, um sich bedanken und verabschieden zu können. Von der Druidin war aber weit und breit nichts zu sehen.

Nachdem sie einige Zeit gewartet hatten, ritten die zwei Barbaren los. Sie folgten ihrem Plan und änderten auf den verschlungenen Pfaden des Gebirges die Richtung, als sie der Meinung waren, kein Späher würde es bemerken.

Es dauerte einige Tage und bedurfte einiger Umwege, bis sie schließlich wieder den Küstenort Marowen erreichten. Hier, so hofften die Zwei, könnten sie ein Schiff finden, das sie nach Kurast übersetzen könnte. Tatsächlich hatten sie Glück und fanden einen Kapitän, der sich für ein entsprechendes Sümmchen an Gold dazu bereit erklärte.

Als sie den Hafen betraten, um auf das Schiff zu gehen, wartete aber eine Überraschung auf sie. An einem hohen Fass voller Fische lehnte eine in einen Wolfsumhang gehüllte Gestalt.

„Máirín!“ entfuhr es Tolos, „Was tust du denn hier?“

„Das Gleiche könnte ich euch fragen.“ entgegnete die Druidin zwinkernd, „Das wirkt jetzt, wie ein Déjà-vu, richtig? Ganz ähnlich sind wir uns das erste Mal begegnet.“

„Wusstest du, dass wir hier her wollen?“ fragte Beltrak.

„Ich habe es an jenem Abend gehört.“ bestätigte Máirín, „Nachdem Tolos mir die ganze Geschichte erzählt hat, musste ich bei den Ältesten und den Geistern um Rat suchen. Die Ältesten sind der Meinung, wir könnten mit eurer Hilfe das Netzwerk der Druiden ausbauen und die Geister haben es abgesegnet.“

„Soll das heißen …“ begann Tolos.

" … dass ich euch begleite?" vervollständigte sie seinen Satz, „Ja, ich komme mit euch. Es sei denn…“

„Du bist uns willkommen!“ lachte Beltrak, „Wir haben Seite an Seite gekämpft und wir können jede Hilfe gebrauchen.“

„Dem kann ich nur zustimmen.“ sagte Tolos, „Dann lasst uns an Bord gehen, bevor dieser Kapitän seine Forderung nach Gold erhöht!“

Somit betraten die Drei das Schiff und ihre lange Reise nach Kurast begann.


To be continued …

Ich würde sagen, der 2. Akt ist damit abgeschlossen.

Wie immer begrüße ich euer Feedback. :slight_smile:

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hier würde sich die jägerin sich dar bieten als weiterer weggefährte

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Nette Idee. Zumindest vorerst hab ich da aber was ganz Anderes im Sinn. ^^

Das liegt seit September auf meiner Platte rum. Jetzt versuch ich es mal hier einzustellen.

Die Suche nach der Zukunft - Teil 11

Die Überfahrt nach Kurast verlief relativ ereignislos. Das Wetter war gut und die See hatte nur leichten Wellengang. Máirín genoss die Zeit und sonnte sich regelmäßig an Deck. Tolos hingegen war eher unruhig und nutzte des öfteren einen Mast des Schiffes, um sich im Training zu halten. Natürlich gefiel dies dem Kapitän nicht besonders, weshalb er Tolos Reparaturkosten in Rechnung stellte. Beltrak verbrachte die meiste Zeit in der Kajüte, bzw. an der Reling, um den Fisch loszuwerden, den es jeden Tag zum Essen gab. Es schien, als wenn selbst der leichte Wellengang ausreichte, um diesen gestandenen Barbaren in die Knie zu zwingen.

Als sie endlich den Hafen von Kurast erreicht hatten, erstreckte sich vor ihnen eine riesige Stadt, die von einem Ende des Horizonts zum Anderen reichte. Es gab unzählige Docks, an denen kleinere Fischerboote und auch größere Handelsschiffe ankerten. Auffällig war jedoch, dass die Stadt nicht weit ins Landesinnere reichte. Schon nach wenigen Häuserreihen erhob sich eine riesige Stadtmauer, in der es nur wenige Lücken für Stadttore gab.

Máirín, Beltrak und Tolos gingen aber nicht sofort von Bord, nachdem ihr Schiff angelegt hatte. Stattdessen drückten sie einem der Matrosen einen kleinen Beutel mit Gold in die Hand und baten ihn unauffällige Kleidung für sie zu kaufen. Der Matrose bewies ein gutes Auge, weshalb die Kleidung, die er für die Abenteurer eingekauft hatte, auch sofort passte. Er hatte nicht all das Gold ausgegeben, aber weil er so zuverlässig gehandelt hatte, durfte er das restliche Gold behalten.

Die Drei warteten ab, bis die Crew sämtliche mitgebrachte Ladung gelöscht und neue Waren an Bord gebracht hatten. Erst wenige Momente, bevor das Schiff wieder ablegte, um zurück nach Marowen zu segeln, gingen sie an Land.

Abgesehen von ihren kräftigen Staturen unterschieden sie sich durch die Kleidung kaum von den Einheimischen. Ihre Waffen hatten sie in Bündeln aus Stoff versteckt, die sie auf den Schultern durch die Hafenstadt trugen. Sie wussten nicht recht, wo sie mit ihrer Suche anfangen sollten, denn es gab nur einen kurzen Brief, der kaum etwas aussagte, und die Markierung auf der Karte.

„Hey, ihr da!“ rief plötzlich eine männliche Stimme aus einer Gasse heraus, nachdem sie fast die halbe Stadt durchquert hatten.

Tolos tauschte verwirrte Blicke mit Máirín und Beltrak aus, bevor sie sich herum drehten und zu der Gasse schauten. Dort entdeckten sie einen halb vermummten Mann, der sie zu sich heran winkte.

„Hier bin ich. Jetzt kommt schon her!“ rief der Mann.“

„Wer bist du?“ fragte Tolos, als sie sich dem Mann genähert hatten.

Der Mann blickte sich einen Moment nervös um und drängte die Drei dann tiefer in die Gasse. Erst als er sich sicher war, dass es keine unerwünschten Beobachter gab, ergriff der Mann wieder das Wort.

„Ich bin Jussuf.“ antwortete der Mann schließlich. „Hat Sheital euch geschickt? Ja, es muss so sein. Ihr kleidet euch zwar wie Einheimische, aber sonst passt ihr hier nicht hinein.“

„Jussuf.“ wiederholte Beltrak nachdenklich. „Von dir stammt der Brief!“

„Ja, ich habe den Brief geschickt.“ nickte Jussuf bestätigend. „Ich dachte, Sheital würde persönlich herkommen und mehr Männer mitbringen. Nehmt es mir nicht übel, ihr seht tatsächlich robust aus, aber als Verstärkung reicht ihr nicht aus!“

„Sheital hat gerade in den zersplitterten Gipfeln zu tun.“ antwortete Máirín, „In deinem Brief gab es nicht gerade viele Informationen, deshalb dachte Sheital ein kleiner Stoßtrupp würde ausreichen.“

„Das wird es nicht!“ schüttelte Jussuf den Kopf. „Bei Weitem nicht!“

„Jetzt mal ganz langsam.“ mischte sich Tolos ein. „Berichte erst einmal von Anfang an.“

„Ja, du hast ja Recht.“ erwiderte Jussuf und atmete einmal tief durch. „Ich habe auf Sheital’s Wunsch hin Nachforschungen angestellt und tatsächlich herausgefunden, dass hier vor langer Zeit ein leuchtendes Objekt vom Himmel gefallen und in den Dschungel gestürzt sein soll. Es gibt nur sehr wenige Aufzeichnungen davon und es wird berichtet, dass das Objekt nur wenige Wochen nach der Vernichtung von Mephisto, dem Herrn des Hasses, in Travincal niedergegangen sein soll. Zeitlich würde das in etwa mit der Zerstörung des Arreat zusammenfallen.“

„Hast du Beweise gefunden, dass an diesen Berichten etwas dran ist?“ wollte Beltrak wissen.

„Ich nicht, ich war nie draußen im Dschungel.“ verneinte Jussuf, „Ich habe aber 20 meiner engsten Vertrauten losgeschickt, um Beweise zu suchen und das Objekt zu finden. Nur Einer ist zurückgekommen.“

„Was hat er berichtet?“ fragte Tolos.

„Sie haben tief im Dschungel tatsächlich einen Krater gefunden. Dort musste das Objekt herunter gekommen sein.“ berichtete Jussuf, „Sie wollten weitersuchen, aber dann brach die Hölle los.“

„Was ist passiert? Warum hat es nur Einer zurückgeschafft?“ hakte Máirín nach.“

„Genau das hatte ich ihn auch gefragt.“ antwortete Jussuf, „Er hat darauf immer nur zwei Worte wiederholt, bevor er seinen Verletzungen erlag.“

„Was für Worte?“ wollte Tolos wissen.

„Der Dschungel.“ beantwortete Jussuf die Frage und man sah ihm an, dass es ihn ängstigte.

„Ganz ruhig, Jussuf!“ versuchte Máirín ihn zu beruhigen. „Atme tief durch und dann erzähl uns, was du über den Dschungel weißt.“

Jussuf schien sich nur langsam zu beruhigen. Es schien im sichtlich schwer zu fallen einen klaren Gedanken zu erfassen. Máirín legte ihm die Hände auf die Schultern und redete ruhig auf ihn ein.

„Konzentriere dich, Jussuf.“ sagte sie, „Sheital liegt es sehr am Herzen, dass wir zusammen arbeiten. Damit wir Erfolg haben, ist es wirklich wichtig, dass du uns alles sagst, was uns irgendwie helfen könnte.“

„Ihr seid zu wenige!“ sagte Jussuf, „Meine 20 Männer haben nicht gereicht, also wie wollt ihr zu Dritt mehr erreichen?“

„Wir sind einfallsreicher, als andere Männer.“ meinte Beltrak, „Aus diesem Grund hat Sheital auch uns geschickt. Jetzt rede doch endlich.“

„Also gut.“ seufzte Jussuf und nickte. „Man beschreibt den Dschungel als einen einzigen riesigen Organismus. Mephisto war eine sehr lange Zeit in Travincal gefangen und in dieser Zeit ist sein Hass in die Außenwelt durchgedrungen. Auch wenn Mephisto fort ist, sein Hass ist noch immer hier. Die Einheimischen sagen, er habe den Dschungel beseelt. Der Dschungel selbst und alles, was in ihm lebt, wurde durch den Hass zu tödlichen Abnormalitäten. Ich hatte es nicht geglaubt, aber als ich meine Männer verloren habe und der letzte Mann in meinen Armen starb, habe ich erkannt, das es wahr ist.“

„Das heißt, wir müssen auf Schritt und Tritt Acht geben, wenn wir in den Dschungel gehen.“ sagte Beltrak nachdenklich.

„Ihr wollt dort hinaus?“ fragte Jussuf, dessen Augen sich weiteten. „Ihr seid verrückt! Ich werde euch jedenfalls nicht begleiten. Irgendwie werde ich Sheital erklären müssen, dass er seine Leute in den Tod geschickt hat.“

„Nun lass doch erst einmal die Pferde im Stall.“ redete Máirín auf Jussuf ein, „Wir können schon auf uns Acht geben. Überlege doch mal, wie würdest du in Sheital’s Augen dastehen, wenn du von unserem Tod berichtest und wir dann lebendig vor ihm stehen? Am Besten ist es, wenn du uns die Sache hier überlässt. Du kannst deine Aufgabe, sofern Sheital sich nicht nochmal von selbst bei dir meldet, als erfüllt ansehen.“

„Ihr drängt mich also nicht euch in den Dschungel zu begleiten?“ fragte Jussuf etwas erleichtert.

„Warum sollten wir?“ fragte Tolos zurück, „Wir sind auf der selben Seite. Während du für die Beschaffung von Informationen tätig bist, sind wir Sheital’s erste Wahl für die brenzligen Dinge. Wir werden Sheital berichten, dass du uns nach bestem Wissen geholfen hast.“

„Oh, ich danke euch!“ strahlte Jussuf jetzt und begann allen Dreien die Hände zu schütteln. „Dann werde ich sofort nach Gea Kul aufbrechen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich von diesem verfluchten Ort verschwinden will!“

„Hab eine gute Reise, Jussuf!“ sagte Máirín lächelnd. „Und hab Dank für deine Unterstützung!“

Die Drei blickten Jussuf hinterher, der schnellen Schrittes in Richtung der Docks verschwand, um dort auf das nächst beste Schiff zu kommen. Erst als Jussuf eine Weile außer Sicht war, wagten sie es miteinander zu sprechen.

„Das war erstaunlich leicht.“ sagte Beltrak, Sheital hat wohl nur um die Suche nach Informationen über die Artefakte gebeten, nicht aber eine Beschreibung von uns weiter gegeben.“

„Vielleicht hat er gedacht, ich hätte nach dem Verlust des Schädels meine Suche aufgegeben?“ meinte Tolos. „Seinen Unterschlupf hatten wir ja erst nach Monaten gefunden.“

„Jetzt müssen wir nur diesen Krater finden. Was auch immer dort vom Himmel gefallen ist, es kann nicht weit weg sein.“ fügte Máirín hinzu, „Es gibt vielleicht noch Spuren von Jussuf’s Männern. Wenn wir denen folgen, sollten wir den Krater leicht aufspüren können.“

„Sehen wir uns an den Toren der Stadt um.“ nickte Beltrak, „Dort finden wir vielleicht auch Leute, die die Männer von Jussuf gesehen haben.“

„So machen wir es!“ sagte Tolos, „Endlich habe ich das Gefühl, wir sind Sheital einen Schritt voraus. Hoffentlich bleibt es auch so.“

Mit gestärkter Motivation machen sich die Drei jetzt auf den Weg zu den Toren. Würden sie dort tatsächlich Spuren finden, die sie zu dem Krater führen?


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