Grausige Geschichten und schaurige Reime
Spuk und Zauber gibt‘s wie ein jedes Jahr.
Manch‘ zum erschrecken, manch‘ gar wahr.
Also wappnet euch und gebt gut acht,
am Abend der Geschicht’n zur Schlotternacht!Sechs Wochen zogen wieder in das Land. Und so kehrt auch der Abend der Geschichten und Poesie zu kommendem Montag, dem vierten Tag des elften Monats , wieder ein. Dieses Mal, geradewegs zur Schlotternacht, wird er unter dem Motto „Grausige Geschichten und schaurige Reime“ am Brunnen hinter der Kathedrale zur achten Abendstunde zusammenkommen. Egal ob in Tracht oder ganz schlicht im Alltagskostüm, heißen wir Euch schaurig willkommen, den Sagen und Erzählungen dieser Nacht zu lauschen. Oder lasst die Bühne spontan die Eure sein, wenn auch Ihr die Besucher ins Schlottern bringen wollt, mit einer der Euch bekannten Gruselgeschichten dieser Zeit.
Es flüstert wild der Herbst im Wind,
die Schatten steigen sacht heran,
wenn Flammen tanzen, Licht zerrinnt,
und Geister flüstern nah und fern.
OOC:
Für Fragen zum Abend oder Eintragungen in den Erinnerungstermin im Kalender, steht euch wie eh und je Sturmwinds gute Seele Elisabetha La Faye zur Seite.
Dieser und alle kommenden Termine wie eh und je im Aldor-Eventkalender: https://aldor-events.elwynn.de/
Tage später wurden offenbar die Beiträge in Papierform angehangen, samt ihren Vortragenden, als Dank gegenüber ihnen und für all jene, die sich an diesen ebenso erfreuen mögen.
Wir danken für die gemeinsame schaurige Zeit am Abend der Grausigen Geschichten und schaurigen Reime und danken allen Beitragenden für ihre Werke, die sie mit den damaligen Besuchern geteilt haben:
Das Mädchen am See
Viele, die mich kennen, wissen, dass ich meine alte Lehrerin sehr verehrt habe und häufig auf dem Friedhof an ihrem Grab bete und so auch heute noch ihren Beistand erfahre. Es war an einem dieser warmen Herbstabende, ich bin noch zum Grab und habe frische Blumen auf das Grab gelegt. Tief in Gedanken und im Gebet habe ich wohl die Zeit vergessen und war viel länger auf dem Friedhof als sonst, als ich plötzlich ein leises Wimmern hörte.
Ich dachte erst an eine Katze, aber das Wimmern hörte nicht auf und so zündete ich meine Laterne an und suchte den Friedhof nach der Quelle der Geräusche ab. Nach dem warmen Tag bildete sich jetzt in der Nacht Nebel auf dem See, direkt neben dem Friedhof, und der leichte Wind trieb immer wieder Nebelfetzen über die Wege.
Das Herbstlaub raschelte im Wind und unter meinen Schuhen, sodass ich immer wieder stehen bleiben musste, um das Geräusch zu finden. Es war viel weiter weg, als ich zuerst dachte und erst im hintersten Winkel fand ich dann, an einem Grabstein gekauert, eine kleine Gestalt. Es war ein kleines Mädchen, das dort hockte und leise weinte.
Ich ging zu ihm hin und sprach es freundlich an, aber es reagierte überhaupt nicht auf mich. Das Mädchen war vielleicht 5 Jahre alt, sehr blass und hatte nasse, wirre, schwarze Haare. Ich nahm sie dann in den Arm und setzte sie auf meinen Schoß um ihr ein wenig Mut zuzusprechen, aber es war, als wenn sie mich weder hörte noch sah. Sie war völlig unterkühlt und ich versuchte, sie ein wenig zu wärmen. In meiner Robe trug ich noch eine kleine blaue Stoffpuppe bei mir, die holte ich nun hervor, um sie dem Mädchen zu schenken.
Als ich ihr die Puppe in die Hände drückte, stand sie langsam auf und ging ein paar Schritte in Richtung des Grabsteins. Auch ich stand auf und wollte wieder zu ihr, um zu erfahren was denn nur passiert sei, als plötzlich wieder ein Nebelschwaden vom See herüberwehte und sie einhüllte. Als der Nebel weg war, war auch das Mädchen verschwunden, obwohl sie nur 3 Schritte von mir entfernt war.
Ich suchte alles nach ihr ab, aber ich konnte sie nicht mehr finden. Am nächsten Tag traf ich eine junge Frau, die weinend vor einem frischen Grab stand.
Ich trat zu ihr, um sie ein wenig zu trösten und sie erzählte mir bald von ihrer kleinen Tochter, die vor einigen Tagen im See ertrunken war. „Ich habe meiner Kleinen eine Puppe mitgebracht, aber es muss wohl schon jemand hier gewesen sein, denn die blaue Puppe ist nicht von mir.“, erzählte mir die Frau unter Tränen. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich auf das Grab sah.
Dort lagen zwei Stoffpuppen … eine war ganz eindeutig die, die ich in der Nacht zuvor dem kleinen Mädchen geschenkt hatte. Vielleicht kennt ihr das kleine Grab am Ausgang des Zwergenviertels?
Die Geschichte des Kutschers
Einst gab es einen dichten Wald, kaum ein Sonnenstrahl durchdrang die Blätter. Nebelschwaden waberten tagein und tagaus über den Boden. Die Leute aus dem Dorf erzählten sich hinter vorgehaltener Hand düstere alte Geschichten über gespenstische Gestalten im Wald.
Eines Abends war ein junger Bursche unterwegs von der Stadt zurück zum Dorf. Der Nebel war dicht, es dunkelte langsam, als an seinem Handkarren das Rad brach. Da er es nicht richten konnte, beschloss er zu Fuß weiterzugehen.
Doch je länger er ging, umso unbekannter erschien ihm der Weg. Er schauderte, als er einsah, dass er sich verlaufen hatte, … da hörte er von weitem ein Geräusch, sich nähernde Pferdehufe, quietschende Kutschenräder … aus dem Nebel kam eine Kutsche auf ihn, zwei Laternen brannten am Dach, gezogen von vier pechschwarzen Pferden, ein Kutscher erkennbar auf dem Bock.
Zögerlich hob der Bursche seine Laterne, die Kutsche hielt neben ihm … kurz schienen die Gardinen sich zu bewegen, dann hörte man nur das Schnauben der Pferde
Verzeiht, ich habe den Weg verloren, dürfte ich wohl eine Strecke mit euch fahren? … ein Nicken des Kutschers folgte, der junge Bursche stieg auf den Bock mit auf. Kaum dass er saß, zogen die Pferde in schnellem Tempo an.
Immer rasender ging die Fahrt, er musste sich mit aller Kraft festhalten. Aus dem Augenwinkel sah er seltsame Augen glühen unter der Kapuze des Kutschers. Panisch krallte er sich fest, als die Kutsche plötzlich vom Weg abbog und gen Moor im Wald raste.
Es rumpelte, die Pferde wieherten, voller Angst krallte sich der Bursche fest, als plötzlich aus der Kutsche eine tiefe raue Stimme polterte: Absteigen! SOFORT!
Der Bursche sprang von der Kutsche, kullerte über den harten Waldboden, bis er sich aufrichten konnte … das, was er sah, konnte er nicht glauben. Die Kutsche samt Pferden verschwand in einem glühend sich auftuenden Loch im Boden, danach war es finstere Nacht.
Der Bursche lief so schnell er konnte durch den Wald, bis er das Dorf erreichte. Am nächsten Tag wagten sich die Bewohner über den Weg gen Moor. Alles, was sie fanden, waren eine kurze Radspur, Hufspuren und dann ein dunkler Moorteich. Als sie sich schaudernd umwandten, war es, als würden tief aus dem Teich rote Lichter funkeln, und ein Augenpaar schien sie zu beobachten.
Seit jener Zeit meidet man dieses Moor, und in Geschichten wird dieser Ort als das Teufelsloch von Mund zu Mund weitergetragen.
Fürchte die Nacht
Ich wüdre heute Abend gern wieder etwas Gesang zum Schlechstesten geben… aber zuvor…
Die Rednerin kombinierte einen Levitationszauber mit einem Illusionszauber, der sie in Schatten schwebend verbarg.
♪Ich wandle einsam und allein und wenn ich’s tu im Mondenschein, beschleicht mich oftmals ein Verdacht.♪
♪Wird es denn dunkel, wird es frisch und wenn das letzte Licht erlischt, spür ich den Schauer von der Nacht.♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪Fürchte die Nacht…♪♪Spür wie der Zweifel eine Angst in dir entfacht.♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪und hüte dich vor dem was in dem Dunkel wacht!♪♪Bist du je durch Gassen spät geirrt, hast plötzlich seltsam dich gefühlt, suchend nach dem Laternenlicht?♪
♪Hast dich getraut, dich umzusehn und schon war es um dich geschehn. In dem Dunkel… ein Gesicht!♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪Fürchte die Nacht…♪♪Spür wie der Zweifel eine Angst in dir entfacht.♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪und hüte dich vor dem was in dem Dunkel wacht!♪♪Warst du jemals, ganz allein zuhaus. Plötzlich fühlst du einen Graus, fremde Schritte und ganz nah.♪
♪Du wirst hektisch du schreckst auf und etwas in dir schreit laut „Lauf!“ Und was sitzt im Schatten da?♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪Fürchte die Nacht…♪♪Spür wie der Zweifel eine Angst in dir entfacht.♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪und hüte dich vor dem was in dem Dunkel wacht!♪♪Wenn du hörst so manche Geistgeschicht und lachst: „So etwas gibt’s doch nicht!“ Vielleicht hast du’s nur nie gesehn.♪
♪Doch es sieht dich und weiß genau, du hältst dich jetzt für kühn und schlau. Doch schon bald lässt es dich verstehn.♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪Fürchte die Nacht…♪♪Spür wie der Zweifel eine Angst in dir entfacht.♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪Fürchte die Nacht…♪
♪und hüte dich vor dem was in dem Dunkel wacht!♪von Madam Bo
Der Lich
Der Redner impovisierte diesen Beitrag mit Gesang und Harfenspiel.
Was furzt der Lich - im hohen Gras?
Ist es Nebel nur - oder sein Gas?Was hier aufsteigt, wie des Meeres Gischt.
Mein Appetit mir da doch ganz und gar erlischt.Was rülpst die Mumie nur - die ganze Nacht?
Hat der Gestank - den Henker umgebracht?Der hier reglos liegt nun wie ein alter Sack.
Den holt der Glöckner sich sogleich im Huckepack.Was heult der Worgen dort - im Mondenschein?
Wollte die Hex nicht mehr mit ihm zusammen sein?Die reitet keckelnd nun - dort hinten auf dem Ross.
Vom Reiter ohne Kopf - auf dessen Schoß.von Zane Ezask
Geister flatter iner Nachter
STamPF , STamPF
Geister flatter iner Nachter!STamPF, STamPF
Skeltter knocher knacktert!STamPF, STamPF
Einer Ghuler schlurpster!STamPF, STamPF
Gruselkürbiser lachter!STamPF, STamPF
Fledermauser flatterer!STamPF, STamPF
Die Euler scfhreiter schuhuuer!STamPF, STamPF
Fledermauser flatterer!STamPF, STamPF
Die Euler scfhreiter schuhuuer!STamPF, STamPF
Der Kopfloser schreiter!STamPF, STamPF
Süßer rauser oder Saurer zuhauser!STamPF, STamPF
Süßer oder SaurerS!von Mopsy
Gelächter in der Nacht
Ein Werk für einen gefallnen Ritter. In Gedenken an Sir Thomas Thomson.
Die Erzählerin untermalte die Erzählung mit einer pantomimischen Vorführung.
Schaurig Gelächter bricht durch die Nacht. Vor dem Hufgetrappel nehmt euch in Acht.
Es gefriert euch Mark und Bein bei seinem Schrein. Wer kann es nur sein, der kommt euch zu richten. Mit Feuer mag er uns vernichten.
Für die Gerechtigkeit meint er zu stehen. Mag er uns alle als Tote sehen. Doch fehlt ihm dazu ein Kopf.
Einst war er ein stolzer Ritter, jetzt lässt er uns alle erzittern. Welch grauenhaft Fluch holt ihm aus seinem Leichentuch? Nun aber ist es genug mit seinem Spuck.In tiefen hohlen Höhlenräumen
In tiefen hohlen Höhlenräumen,
Wo ziellos Winde ewig wehen,
Wo leise Tropfen Meere träumen,
In Gängen, die kein Ende sehen,
Wo Finsternis die Felsen krallt-
Ein einzeln Stern ins Dunkel fand,
Erhellt die Nacht, macht warm was kalt,
Verloren in dem leeren Land.von Tenaar
Dunkelheit, Traum eines Irdenen
Ich grüße Euch, Fleischlinge. Es ist noch nicht lange her seit ich erweckt wurde und solche Dinge wie hier sind mir fremd. Doch möchte ich gerne etwas mit Euch teilen.
Dunkelheit, absolute Dunkelheit. Keine sensorische Wahrnehmung möglich. Nicht einmal die Kälte des Steines.
Weniger die Abwesenheit von Licht, mehr das Fehlen der Existenz. Doch dann kamen die Anomalien. Die Fleischlinge nennen sie Träume. Rotglühende, schemenhafte Feuerberge, eisblaue Schwerter und Knochen, geflügelte Schlangenwesen. So wie sie erschienen, in dieser Dunkelheit, verschwanden sie gleich wieder.
Sie kamen und gingen, Schiffe segelten durch Berge, Kanonenfeuer spuckte wabernde Kreaturen aus … und neben dem leisen Surren und Klicken, das sich darunter geschlichen hatte, mischte sich etwas anderes. Gelächter, Wissen und Unwissen, gelogene Wahrheiten und wahre Lügen. Gesprochen von vielen Schlünden krochen sie wie ein Meißel langsam über den steinernen Körper und versuchten diese Dunkelheit mit Schwärzen zu füllen.
Und mit einem Mal … fühlte ich etwas. Wärme. Wärme, welche die Kälte vertrieb, ein schimmerndes Licht, kaleidoskopisches Farbenspiel von blau, gold, rot und allen Tönen dazwischen. Eine Melodie. Die Schatten wurden verdrängt und die Dunkelheit kehrte wieder. Doch diesmal wärmer … ohne … diese Fessel.
Es hatte sich etwas verändert …
Der Steinkörper des Erzählers begann zu schimmern und ein Linienmuster begann, sich parallel zu seinen Erzählungen zu formen, um sie bildlich zu untermalen.
Wir wurden vergessen … wir wurden verraten von unserem eigenen Stein und Fels … und wir wurden befreit. Von jenen, die nach uns kamen.
Hexenwerk - Verloren
Die als Gespenst verkleidete Erzählerin schlug ein Buch auf pustete über die Seite und ein Schwall an Staub stieg empor.
Dieses staubige Buch fand ich in einem verlassenen Haus einer Künstlerin. Es stammt von einer gewissen Viviella Federschleier und trägt den Namen Hexenwerk. Ein besonderes Augenmerk fiel mir auf den Abschnitt „Verloren“ … womöglich, könnte ich mit Schuld an dem haben was dort steht.
Die Erzählerin begann vorzulesen.
Nun, er hatte sich verlaufen, da gab es keine zwei Meinungen. Träge schlurfte er durch den Wald, bis er nachts völlig erschöpft an einer kleinen Hütte ankam. Er klopfte, doch niemand öffnete.
Schließlich trat er ein, denn wenn der Besitzer heimkam, würde man sich sicherlich erklären können. Er ließ sich ins Bett fallen und blickte sich um – Die Wände waren voller Bilder, schön gemalt, doch die bewegungslosen Blicke der porträtierten Personen schienen voller Hass, voller Argwohn und voller Niedertracht zu sein. Er versuchte die Bilder zu ignorieren und schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf.
Als er am nächsten Morgen aufwachte erkannte er, dass die Hütte gar keine Porträts hatte. Denn … es waren nur Fenster.
Im Dunkel des Sturms
Im Dunkel des Sturms, in uralter Ruh, Erhebt sich der Schatten, der schlummerte zu. Mit Schwingen aus Frost, mit Klauen aus Nacht, Erwacht das Verhängnis, das ewig erdacht.
Im Herzen der Stille, im endlosen Grau, Flüstern Geister und Nebel so rau. Sie künden vom Beben, von ewigem Leid,Wenn der Drache des Winters in Finsternis schreit.
Das Eis seines Atems erstickt jedes Licht, Zerschneidet die Stille mit scharfem Gewicht. Ein Schrecken, der lauert, ein Drache, der fällt, Umhüllt von der Dunkelheit, die alles erhellt.
Ein Ruf hallt im Nebel, so alt und verdorrt, wie Asche und Knochen, längst verweht und fort. Des Todes Schleier, wie Flügel der Nacht, ein Zeuge der Zeiten, die Er erbracht.
von Nerathys