Sie standen zu viert am Feuer in der Mitte des kleinen Lagers. Einige Wenige zogen Ihre Runden um das Lager herum, sicherten die nähere Umgebung. Das Feuer selber wurde recht klein gehalten, sollte es zwischen den Bäumen nicht zu hell flackern. Die vier Kaldorei unterhielten sich mit gedämpfter, doch klarer Stimme.
„Die Zeit drängt. Eine der Versorgungskarawanen wird in kürze die Straße hier passieren. Der Nachschub darf die Horde nicht erreichen.“ blickte der recht alte Nachtelf zwischen den anderen Dreien hin und her.
„Die Nacht ist auf unserer Seite. Sie werden uns nicht kommen sehen“ nickt die Mondpriesterin. Minaliel selbst schwieg. Ein stummes Nicken konnte man im leichten Schein des flackernden Feuers sehen. Die Augen, schwarz wie die Nacht selbst, blickten ins Feuer. Auch andere der Elfen hatten den silbernen Schimmer der einst leuchtenden Augen verloren. Kurz wurden noch die letzten Details besprochen, ehe die Kaldorei aufbrachen. Einige verschwanden unsichtbar im Unterholz des Waldes im Schutze der dunklen Nacht. Die Mondpriesterin und ihre Novizin Minaliel, sowie einige andere wenige Elfen stiegen auf ihre Säbler und schlichen auf den Großkatzen zwischen den Bäumen hindurch.
Im Süden des Waldes wandert eine Gruppe bestehend aus Trollen, Orcs, Goblins und Blutelfen mit drei Kodos gen Norden. Die Karawane macht nicht gerade ein Hehl daraus, dass sie marschiert, achten sie immerhin keinesfalls darauf bedacht und leise zu sein. Zwei der Kodos sind bepackt Waffen und Rüstungen, während der dritte Kodo Proviant und Verpflegung bei sich trägt. Jeder der Hordenmitglieder trägt eine Fackel bei sich, in der anderen Hand Äxte, Kolben und Schwerter, wobei einige sogar noch Schild oder eine zusätzliche Waffe auf dem Rücken tragen. Aus der Ferne schon kann man hören, wie sich die Individuen der roten Fraktion untereinander unterhalten.
Die Elfen verstecken sich im Schatten der Nacht im Unterholz nahe einer Weggabelung. Leise, unsichtbar und die Bewaffnung in den Händen haltend warten die Kaldorei ab. Die hordische Karawane kommt aus dem Süden, hält an der Gabelung kurz inne, ehe der Verantwortliche mit einem Deut mit seiner Fackel den rechten Weg zeigt. Die anderen nicken nur, halten die Augen offen und unterhalten sich dennoch weiter. Einige der spitzohrigen Allianzmitglieder setzen ein schiefes grinsen auf, wobei deren Fangzähne einmal kurz auf blitzen. Leise und geschwind klettern jene die Bäume hoch, verlassen so ihr Versteck, nur um sich in den Baumkronen auf den dicken Ästen nieder zu lassen. Die Karanvane kommt näher und die Fackeln immer wieder geschwenkt werden, um verschiedene Richtungen auszuleuchten.
Die Mondpriesterin und ihre Novizin Minaliel sitzen geduckt auf ihrem Säbler, während diese flach mit dem Bauch auf dem Boden liegen, versteckt, hinter einigen großen Farnen. Die anderen Elfen wechseln in eine hockende Position, in den Händen die Dolche und auf dem Rücken einen elfisch-grazielen Bogen. Letzt leise Schritte werden auf den Ästen unternommen, leise, unmerklich und bedacht. Auch die Säbler tippeln sanft mit den Vorderpfoten, dass sich sichtbar und merklich für die Mondpriesterinin die Schulterblätter der Großkatzen bewegen. Die Karawane der Horde rückt näher.
Die Horde ist nun direkt unter den Bäumen, auf dem die Kaldorei sitzen. Der Hauptmann an der Front hebt den Arm als Zeichen zum Anhalten, als ein leiser, doch sehr hoher Pfiff die Nacht an der Dunkelküste durchschneidet. Alle bleiben stehen. Die Kodos stoppen. Die Beschützer der Kodos wenden sich um, halten die Fackeln in verschiedene Richtungen in den Wald hinein, ehe auch schon das erste, leise Gurgeln zu hören ist. Die Mitglieder der Horde drehen sich zu dem Geräusch um und sehen, wie einer der Trolle zusammenbricht und ein Nachtelf zum Vorschein kommt. Die Augen schwarz, die Dolche lang und tropfend mit dem blut des Trolls, welche eben noch im Hals des Hordlers steckten.
Noch ehe die anderen Orcs, Goblins, Trolle und Blutelfen reagieren können springen weitere der Elfen von den Ästen der Baumkrone und jagen jedem Anvisierten die Dolche in Nacken und Schulter. Sofort sacken die Opfer leblos zusammen. Erst jetzt nehmen die anderen Hordler Fahrt auf, stürmen mit erhobener Waffe auf die Elfen zu. Weit kommen sie jedoch nicht, preschen in eben jenen Moment die Mondpriesterin und ihre Novizin auf den Säblern durch die Büsche. Minaliel richtet sich etwas auf, hockt nun auf ihrem treuen Freund, welcher zu einem Sprung ansetzt und mit einem gewaltigen Satz in die Gruppe der Karawane springt. Die Mondpriesternovizin stößt sich von dem Rücken des großen Tiers ab, spannt einen Pfeil und spricht einige flüsternde Worte, um jenes magisches Geschoss abzufeuern, welches einen der Orcs gnadenlos nieder streckt. Zeitgleich landet ihr Säbler aus dem Spring heraus auf einem anderen Orc, reißt ihn so zu Boden und binnen weniger Wimpernschläge liegt jener Grünling zerfetzt auf dem Boden.
Schnell. Konsequent. Ohne Vorwarnung ist das Gemetzel recht schnell wieder vorbei. Die Trolle und Orcs und anderen Hordemitglieder hatten keine Chance, konnten nicht einmal zu einem Gegenschlag holen. Einzig ein Goblin versuchte sich zu verstecken, kauerte in großblättrigen Farnen. Der kleine Grünling schrie auf, als er am Bein gepackt wurde. Er wurde herumgeschleudert und landete mit einer kleinen Staubwolke in der Mitte der Kaldorei. Die Mondpriesterin ging auf jenen zu, kniete sich vor ihn und legte die linke Hand auf die Schulter des Goblins, welcher mit ängstlichen Augen zu der Elfe mit den weißen Haaren aufsah. Dann schlossen sich seine Augen und nur ein leises Stöhnen entfleuchte seiner Kehle, ehe die Mondpriesterin den Dolch auf dem kleinen, leblosen Körper raus zog.
Eine minimale Absprache und leisen Befehl gab es seitens der Mondpriesterin. Minaliel nickte nur. Die Elfen warfen die Sachen der Karawane auf einen Haufen und zündeten diesen an, nachdem sie die Kodos laufen lassen haben. Dann verschwanden die Kaldorei. Still. Heimlich. So wie sie kamen, verschwanden sie wieder im Schatten der Nacht zwischen den Bäumen der Dunkelküste.