Ich stimme zu, dass man einer Person nicht die RL-Ansichten anhängen sollte, nur weil der Charakter gewisse Persönlichkeitsmerkmale zeigt (auch, wenn das Rassismus innerhalb der WoW ist!).
Wenn der Text aber aus einer Warte verfasst wird und von Autorenstimme, nicht Charakterstimme auf Vergleiche aus der echten Welt zurückgegriffen wird, um ein gewisses Bild zu malen (und nichts anderes tun Vergleiche), dann ist das schon problematisch. In einem literarischen Werk gibt es auch Autoren, die bewusst provozieren wollen und die einen auktorialen Erzählstil als Stilmittel nutzen, um soetwas wie einen unzuverlässigen Erzähler zu konstruieren oder mit der Allwissenheit zu spielen, beispielsweise, um eine inheränte Fehlbarkeit in der Welt anzudeuten, wenn der große, allwissende, neutrale Autor dann plötzlich doch nicht so neutral ist.
Aber: Es geht um einen IC Text in einem Rollenspielforum. Worte sind für jemanden, der schreibt, Werkzeuge, um Bilder zu malen. Ich kann durch ihre Verwendung Stimmungen ausdrücken, Meinungen beeinflussen und Eindrücke aktiv festlegen. Man hätte den Text sehr wohl so verfassen können, dass er in meinen Augen unproblematischer gewesen wäre (mal abgesehen von den angesprochenen Themen, die nochmal anders sind).
Mich persönlich hat daran vor allem das gewählte Narrativ gestört, also die „Wahrheit“, die mir der Autor vermitteln möchte. Und unpassende Vergleiche, die RL-Politk einbeziehen, sind eine bewusste Entscheidung. Nicht, dass du das anders behaupten würdest, Mexa, aber man darf auch nicht vergessen, dass man nicht von einem heiligen Schreibgott erfüllt wird und die Worte auf dem Bildschirm in einem ungelenktem Fiebertraum erscheinen. Jedes Wort, das wir eintippen, ist eine bewusste Entscheidung, ein verbaler Pinselstrich, wenn man so poetisch sein will.
Wenn bei einem Künstler alle Bilder große Nasen haben, dann ist das ebenso eine bewusste Entscheidung wie wenn bei einem Autor dauernd Dunkelhäutige als dumm und verbrecherisch angesehen werden, unabhängig von Kontext, Charakterstimme oder Erzählsituation.
In einem geisteswissenschaftlichem Interpretationszusammenhang kann man mit „Tod des Autors“ durchaus argumentieren, aber hier sehe ich das etwas schwieriger, da man sich eben nicht auf die Welt an sich bezieht, sondern sich Vergleichen bedient hat, die durch ihre fehlende Verankerung in der Textrealität nichts Anderes sein können als persönliche Meinungen/bewusste Einschübe. Es ist nicht möglich sie als Gedanken des Charakters abzutun, da es dafür keine Basis gibt.
Die Vergleiche ragen heraus wie faule Zähne, eben auch gerade deshalb, weil der Autor des Posts einen sehr plastischen und adjektivreichen Schreibstil gewählt hat, der alles von den Haarlocken bis zu den dicken Mauersteinen aufgreift. Bei einer so genau eingestellten Erzähl-Linse ist es unwahrscheinlich, dass soetwas „einfach reingeflutscht“ ist oder nicht bewusst gewählt wurde.
Und das war eigentlich mehr, als ich dazu schreiben wollte, aber nun ist es passiert.