Es geht nicht darum, dass eine Leistung nichts mehr wert ist. Sondern darum, dass der Wert des auf dem Gipfel Stehens dadurch entwertet wird, dass man ihn auch für ein 5 €-Bahnticket auf einem Kunstlederpolster gemütlich erreichen kann, ohne einen cm selbst in die Höhe zu steigen. Selbstverständlich hast du formal recht, dass man die Seilbahn „ausblenden“ könnte/sollte, und durch die Seilbahn an dem eigenen Aufstiegsprozess ja tatsächlich nichts geändert wird. Aber das ist halt Psychologie.
Stell dir was anderes vor: ich weiß nicht, was für eine Art WOW-Zocker du bist, aber vielleicht raidest du ja mythisch-hardcore in Retail. Das gedroppte Item am Schluss befriedigt deine Anstrengungen. Wie würdest du dich fühlen, wenn Blizzard einführen würde, dass das gleiche Item plötzlich für 3 Silber für jeden Noob beim Händler in Sturmwind zu kaufen ist? Wenn du ganz ehrlich bist, würde deine Motivation doch irgendwie etwas geschmälert werden, oder? Natürlich kannst du jetzt kommen, und sagen: Einen anspruchsvollen Raidboss zu legen hat Anspruch bzgl. Schnelligkeit, Verständnis, Movement, Übersicht etc. Leute zusammensammeln und zu einer Ini zu latschen hat keinen spielerischen Anspruch. Ja, mag sein, ist qualitativ ein Unterschied, läuft aber im Endeffekt auf das selbe hinaus. Für die Leute, die den DF nicht mögen, werden Inis halt aufgewertet, alleine nur schon durch die Gruppensuche und die Investition in den langen Weg. Es wird weniger gedankenlos gequittet. Die Spieler sind etwas mehr aneinander gebunden. Auch bei einem schwachen Spieler in der Gruppe hat man einen Anreiz, ihn eher zu unterstützen, statt zu kicken. Schon durch das bloße Hinlatschen chattet man meistens auf dem Hinweg und hält etwas Small Talk. erfährt vielleicht eine Kleinigkeit über einen anderen (er hat vielleicht gerade eine harte Schicht auf dem Bau hinter sich), so dass man eine minimale Vorstellung von den Gruppenmitgliedern hat, was alles insgesamt förderlich für das Sozialverhalten sein kann. Muss alles nicht sein, aber die Wahrscheinlichkeit ist insgesamt etwas höher.
Zu sagen: Wer DF nicht will, nutzt DF halt nicht, ihr wollt das nur nicht gönnen, greift zu kurz. Denn alle Komponenten im Spiel stehen in Abhängigkeiten zueinander und beeinflussen sich gegenseitig.
Und der Mensch ist weitaus weniger rational, als er von sich selber i.d.R. denkt. Er ist nicht immer von sich aus sozial, auch wenn das jeder von sich denkt, da muss es manchmal extrinsische Motivation geben. Er ist nicht immer mit seinen Leistungen automatisch glücklich, losgelöst und unabhängig vom Kontext, auch wenn das jeder von sich denkt, er schielt dennoch zu beiden Seiten, ob nicht jemand anderem etwas hinterhergeworfen wurde oder derjenige nicht mindestens das selbe dafür tun musste.
Das ist doch im Real Life das selbe: Wenn du 3 Jahre ackerst und sparst und dir dann ein hochwertiges Mountainbike kaufst, dann wird es dich, tief in dir drin, irgendwie wurmen, wenn dein Kumpel, der immer geprasst hat, mit einem mal das dicke Geld von der Tante erbt und sich von einem auf den nächsten Tag das gleiche Bike kauft. Bei dem einen mehr, beim anderen weniger, aber dennoch ist das Muster bei den meisten Menschen weit verbreitet.
Insofern kann man den Anti-DF-lern vielleicht schon vorwerfen, dass sie (teilweise) etwas nicht gönnen (die Gründe gegen den DF sind ja mehrschichtig), aber das ist nur menschlich, aber es war, ist und bleibt falsch, dass man quasi den DF ignorieren und parallel so spielen könnte, als gäbe es ihn nicht. Jedenfalls wäre es ein anderes Gefühl.
Man kann auch wieder einwenden, dass die reduzierte Menge an Spielern, die dann den DF nutzen, und es den Anti-DF-lern dadurch schwieriger machen, Gruppen zu finden, ja daher kommt, dass insgeheim doch mehr Leute den Df haben wollen. Auch das greift etwas zu kurz. Eben weil der Mensch schwach ist nicht wenige würden sich der Einfachheit des DF beugen, obgleich sie ohne ihn im Spiel vielleicht glücklicher wären.
DF oder nicht DF… das ist viel Psychologie. Glaube mir, aus Sicht eines Anti-DF-lers, der DF würde mir viel kaputt machen.