[H] [ICU] "Wanderer" rekrutiert ...nicht

Ich muss schon sagen. Sehr Gentleman-like verbal gepixelt, Herr Phoenixklinge.
Stimme aus dem Off, Ende.

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[Portale und Fähnchen]

Als die Tür sich wieder öffnete, trug sie den Geruch von Wein mit ins Zimmer. Das Haar der Magierin war immer noch feucht und sie trug lange, flammendrote Roben - etwa acht Sekunden lang bevor die Illusorische Stoffrüstung in Rauch aufging und sich das seltsame Ensemble darunter zeigte. Perfekt sitzende Lederstiefel schmiegten sich bis beinahe zur Hälfte der Schenkel über Hosen, die fatalerweise eher an Strümpfe erinnerten. Sie hingen an etwas fest und ließen große Teile der Schenkel frei - woran genau, war schwer zu sagen. Ein Westenartiges Mieder verdeckte die Taille. Das alles war weit entfernt von straßentauglich. Es sei denn man zwitscherte das Lied eines Nachtvogels auf fragwürdigen Abwegen. Sehr teuren Nachtvogels auf sehr teuren Abwegen. Um ihre Schultern schlugen Flammenillusionen wie Flügel und schmale Handschuhe bedeckten die Unterarme. Sie atmete durch.
Serathis hatte in der Zeit anscheinend fertig gebadet und das flammend rote Haar hing über seine Schultern und glänzte noch immer feucht. Er saß an den Kopf des Bettes gelehnt, die Beine aufgestellt, und hatte zumindest wieder die Lederhose angelegt, die er unter der Platte zu tragen pflegte. Gegen seine Knie gelehnt war ein Buch, vermutlich aus dem allgemein zugänglichen Regal im Flur der Ölkanne. Es war ein seichter Schinken, irgendein Roman von Piraten und Seefahrerromantik, der vollkommen an der Realität vorbeiging.
„Ah, du bist zurück. Hast du jetzt etwas Hunger?“, fragte er und blätterte eine Seite um. Der Blick aus seinen Augen war musternd, aber nicht in einer schlechten Art.
Sie zupfte die Handschuhe von den Händen, ließ mit einem Fingerschnippsen die züngelnden Flammen um die Schultern verschwinden und zog eine nicht einmal sichtbare Nadel aus dem Schopf. Die Haare fielen schwer und dicht herab und ergossen sich in sanften Wellen, denen der strenge Zopf noch anzusehen war, über Schultern und Rücken bis hinab auf die Hüften. Eine rasche und scharfe Musterung der Szenerie und der Anflug von Stress auf ihrem Gesicht verwischte zugunsten eines deutlich spöttischen. „Du liest, ja?“ Sie warf den Kopf zurück, zog die Haare über die Schulter und lockerte sie mit den Fingern, während sie sich halb auf die Bettkante - nicht fallen ließ, sondern formvollendet setzte. Es hätte auch jegliches Reittier sein Können. Den Damensitz beherrschte sie wohl.
Das Buch wanderte auf die Bettdecke und der selbsternannte (und nur er würde sich diesen Titel verleihen, sie sicherlich nicht) König des Zimmers rutschte über die Decke zu ihr und ließ eine Hand in ihr Haar wandern. „Überrascht dass es kein Bilderbuch ist?“ Das Lachen erklang erneut, voll und satt, bevor er der Nase nachging und seine Augen sich auf ihre Lippen ausrichteten und er halb über ihrem Rücken hing. „Wein, ohne mich?“ Sie konnte zumindest riechen, dass er sich gewaschen hatte. Bart, Haut und Haare dufteten gut und frisch.
„Man wird ja wohl seinen Spaß haben dürfen“, erwiderte sie spitz und scharf und mit einem entzückenden Weinfähnchen. Sie fuhr mit dem Ordnen unbeeindruckt fort, eine Hand mehr oder weniger konnte sie verkniesen. „Was das Bilderbuch angeht“, sagte sie und sah geradeaus, drehte aber just den Kopf wieder zurück und auch die Hände hielten inne. „Das hätte sicher zu viel störenden Text neben den ausklappbaren Doppelseiten.“ Der Blick war die reine Herausforderung.
„Da fällt mir ein“, unterbrach sie die inszenierte Stille selbst, „der Portalbettler mit den exzellenten Manieren lässt dir verbundenste Grüße ausrichten.“ Die weitere Provokation tropfte wie süßes Gift von den vom Wein gedunkelten Lippen, die sie in reiner Absicht ein klein wenig offen stehen ließ.
„Hm…“, machte Serathis unbeeindruckt ob Fähnchen oder Stimme. „Der Typ ist mir egal. Aber süß, dass er nach mir fragt.“ Im Prinzip hätte er auch sonstwas sagen können, irgendwas, denn die Aussage blieb die gleiche und Portalbettler oder nicht, das interessierte ihn wenig. „Du hast da was…“, raunte er ihr zu und legte einen Finger auf ihre Unterlippe, fuhr sie langsam nach. Der Blick aus seinen Augen bedachte sie mit hintergründigem Feuer, und ohne noch zu fragen oder zu bitten, nahm er sich ihren Mund und küsste sie.

dubXanne
https://www.youtube.com/watch?v=rXWRZjKw_no

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Einen ganzen Mondlauf war es her, dass sie das Buch ergattert hatte.

Jetzt stand die Gestalt auf einem der oberen Plateaus der Tempelanlage.
Ihr Blick war in die weite Ferne gerichtet, ohne sich auf einen bestimmten Punkt zu fokussieren. Der kühle Wind wehte hier oben um einiges heftiger als weiter unten, und die nicht gerade geringe Anzahl an Treppen hinauf hätte wohl so manchen Gesellen sportlich herausgefordert, wenn nicht sogar abgeschreckt.
Nicht jedoch sie, die Gestalt.
In der linken Hand hielt sie einen schlichten, elfenbeinfarbenen Stab, der vollkommen unauffällig gewesen wäre, wenn nicht eine mattschwarze Kugel über ihm schweben würde, auf deren Oberfläche sich nichts spiegelte.
Der Stoff ihrer Robe war von schwerer, hochwertiger Qualität, und flatterte doch unbeständig im Wind. Es war ein Leichtes für sie gewesen, die vielen Stufen zu erklimmen, auch wenn der gegenwärtige Aufruhr und das einhergehende Chaos einen immensen Gegenverkehr bewirkt hatten.
Ein Gefühl der Stärke durchflutete sie, und gab ihrem schlanken, an manchen Stellen gar dünn zu bezeichnenden Körper mehr Kraft, als man ihm mit Blicken zugetraut hätte.
Ja, sie fühlte sich tatsächlich mächtiger als je zuvor in ihrem Leben.
Der Teufelswichtel, der auf ihrer Schulter saß und seine sichelförmigen Krallen in den festen Stoff ihres Mantels gebohrt hatte, befand sich in der Phasenverschiebung und war somit für die meisten nicht-magischen Augen unsichtbar. Der verbleibende Rest hatte derweil sowieso ganz andere Probleme, als sich um einen dämonischen Diener zu kümmern. Ausnahmsweise schwieg der Wichtel, und das schon eine ganze, auffällige Weile.
Aufgeregtes Gebrüll und unkoordinierte Hektik tobten um das seltsame Paar auf diesem Plateau.
Es würde nicht mehr lange dauern, da war sich die Gestalt sicher, bis die Bastarde der Allianz die ersten Stufen der riesigen Tempelanlage betreten würden.

Gehen oder bleiben?

Es blieb kein Zweifel daran, dass es sich bei dem Inhalt des Buches um seine Mitschriften handelte. Was die scharfsinnige Konsequenz bedeutete, dass er sich in Zuldazar befunden hatte – oder noch immer befand. Der anfänglichen Irritation war eine weitläufige Suche gefolgt, die nicht von Erfolg gekrönt worden war. Es gab schlussendlich nicht den Hauch eines Hinweises auf einen etwaigen Aufenthaltsort; auch wenn dieser sechs Fuß unter der Erde wäre.
Die Gestalt wog ein weiteres Mal ihre beiden Möglichkeiten ab. Sie war sie in aller Kürze und in aller Pragmatik durchgegangen, als sie von dem Überraschungsangriff der Allianz erfahren hatte – was zum Nether noch nicht allzu lange her war.

Gehen oder bleiben?

Behände trat sie zwei Schritte nach vorn und spähte schwindelfrei in die eigentlich schwindelerregende Tiefe. War das da unten ein übergroßer Gorilla? Ohne ihre Position nennenswert zu verändern, indem sie lediglich einen Schritt zurück trat, hatte sie ihren Entschluss gefasst.
Vielleicht war er noch in Zuldazar. Vielleicht befand er sich in diesem Augenblick sogar in Dazar’alor.
In unmittelbarer Nähe brüllte ein Trollkrieger mit langen, zotteligen Zöpfen Befehle.
Sie hatte keine Angst. Und sie war sich sicher, es mit jedem dieser unfähigen Allianzmagier aufnehmen zu können, die sich lieber auf das Entschlüsseln von Kreuzworträtseln hätten beschränken sollen, als sich IHR in den Weg zu stellen.
„Schafft den König von hier fort!“
Aber sie war auch keine Närrin.
„Der Angriff wird von Jaina Prachtmeer angeführt!“
Sie wusste, dass die Eiskönigin nicht nur hübsche Kleidchen trug. Sie hatte keine Chance. Die Allianz würde Dazar’alor dem Erdboden gleichmachen, wenn nicht ein Wunder geschah. Und das Wunder war definitiv nicht sie.
Mit voller Wucht stieß die Elfe beidhändig den knochigen Stab in den Boden. Für einen kurzen Moment bedauerte sie, dass es der letzte Gefallen war, den er ihr machte. Was blieb, war ein kleiner Sprung im sandfarbenen Gestein, und fast zeitgleich zerfiel er zu Staub. Die mattschwarze Kugel schwebte für die Dauer eines Wimpernschlags noch immer an derselben Stelle, dann zerbarst sie lautlos und hinterließ einen länglichen, dunklen Riss in der Realität. Saishie spürte die unnatürliche Wärme des Portals und vernahm das eindringliche Flüstern unbekannter Stimmen. Es würde nicht lange halten.
Sie warf sich die Kapuze über und blicke noch einmal flüchtig über die dämonenfreie Schulter zurück, bevor sie in die Finsternis trat.
Keine Frage, das war ein Punkt für die Allianz.
Schach Matt.

VCTRY: Black Magic Woman

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[Der Geruch des Krieges]

Krieg hatte einen unverwechselbaren Geruch. Er wehte ihm voraus wie das Düster eines heraufziehenden Sturms, elektrisierte die Luft und ließ die Nerven zittern. Alle Kriege rochen gleich, egal aus welchen Motiven sie geführt wurden.
Davor.
Währenddessen.
Und danach.

Er stand niemals unten, wenn es sich vermeiden ließ. Nicht, wenn es darum ging, das Aroma aufzunehmen, das das anrollende Heer mit sich trug. Er empfand nichts davon als belebend. Es war ihm gleich. Er trug nicht einmal seine schwere Rüstung. Vielleicht würde es sein letzter Krieg sein. Es war ihm gleich.
Was ihm nicht gleich war, war der Geruch des Krieges, dem er gefolgt war wie ein gut trainierter Hund einer Fährte, und seine Erinnerungen, die sich vermengten, als der Wind an ihm zerrte und die zu kleinen Zöpfen geflochtenen Haare um sein Gesicht peitschte.

Zwei Plateaus tiefer brüllte ein Trollkrieger mit langen, zotteligen Zöpfen Befehle.
„Schafft den König von hier fort!“
Es begann.
„Der Angriff wird von Jaina Prachtmeer angeführt!“
Gezwungen sog er hart und eher versehentlich Luft in die Lungen, als er die Arme in die Höhe riss, sich die düstere Magie machtvoll um ihn zusammenzog und den Tod stöhnend und krachend ins Unleben zerrte.

VCTRY - Black Magic Woman
https://www.youtube.com/watch?v=UW4Ubapag3Y

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Zerren, Rangeln, Reißen. Netherverfickt, das nützte alles nichts. Einem Donnergrollen gleich entlud sich die minimale Frustration über elendig vernähten Stoff an ihren Lippen, dann warf er sie herum als wäre sie aus Papier, stieg über sie, so dass sie sich daran erinnert fühlen konnte, was sie schon einmal gefühlt hatte. Sie in die Kissen gedrückt, er über ihr. Nur dieses Mal legte er die Hände an die Schnürung ihres Mieders und hauchte einen feurigen Kuss zwischen ihre Schulterblätter. Geduld war nicht unbedingt seine Tugend, aber der Junge bemühte sich.
Und anders würde es auch nicht gehen. Es war eine kunstvolle Schnürung. Doppelschleifen und Knoten wo gar keine hätten sein müssen, als verhäme ihn das Kleidungsstück zusätzlich. Sie hob ihren winzigen Hintern an und erzählte den Kissen mit beißendem Spott. „Aber Junge, du könntest auch einfach bitte sagen.“ Nicht dass sie vorgehabt hätte, ihm den Gefallen zu tun.
Er drückte ihren Hintern mit seinem Becken und allem, was damit spürbar war, zurück in die Kissen. „Vergiss es“, knurrte er und riss mit den Zähnen an der Schnürung. Er bat nicht und sie schon gar nicht, er nahm und bekam. Die Enden der Schnürung schlugen mit Absicht auf ihren Rücken.
„Sag es“, forderte sie mit halbem Atem, die schmalen Hüften waren ein gewaltig ausdauernder Widerstand für seine rohe Kraft. Dass sie so impertinent die perverse Freude und den Genuss daran ausstrahlte, dass er an ihr herumzerrte und dabei nur noch weiter provozierte! Als ob! Sie stand nicht über den Dingen!
„Sag… ah-hmm. Sag bitte …“

Christina Aguilera - Ain’t no other man
https://www.youtube.com/watch?v=8x7Ta89QLo4

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Sie gab unter seinen Händen nach, sank zurück und flocht die Unterschenkel gerade, sie zog die Knie hoch an und schlug die Augen auf - offen wie eine Wunde und die herbstrote Flut ihres Haars floss über die Kissen, eine Aura aus kupfernen, goldenen und bronzenen Reflexen und der matte Schimmer über ihrer Haut. Das Gold ihrer Augen war flüssig und glühte in glimmenden Schlieren, Unschärfe und Klarheit wechselten sich ab und verschwammen ineinander und ihr Blick lag auf seinem Gesicht, so sicher und abgeklärt, als sei sie die Achse, um die die Welt sich drehte, ein Fixpunkt im unsicheren Gefüge von Zeit und Raum.
Wenn sie jetzt dachte, dass er die Situation gleich nutzen würde, um sich und ihr Erleichterung zu verschaffen, irrte sie sich. Freude würden sie noch empfinden, er ebenfalls, aber sie hatten den ganzen Tag Zeit. „Das klingt jetzt ziemlich abgedroschen, aber hat dir schon mal jemand gesagt, wie schön deine Haare sind? Wie eine Feuerflut.“ Er kniete zwischen ihren Beinen und nahm die kupferne Flut in die Hände und strich sie über die Kissen, wie eine Aurora und umkränzte damit ihren Kopf, bis er mit dem Werk zufrieden war. Erst dann beugte er sich hinab und legte seine Lippen auf ihre, für einen Kuss der den Namen wahrhaft verdiente.
Nuianna dachte nichts dergleichen, sie dachte gar nicht, sie lag und empfing, was er bereit war, zu geben. Wäre es Erleichterung gewesen, hätte sie sie genommen, hingenommen, wie so viele andere vorher. Klaglos. Das Kompliment empfand sie nicht als abgedroschen, es berührte sie an einem fernen Punkt, den sie weit fort schob, um ihn nicht betrachten zu müssen. Kein Kompliment, das sie sich nicht selbst gab, hatte nachhaltigen Wert. Es war auch nicht von Wert, wie sie ihn beurteilte, darüber hinaus, dass er ihr gefiel, sie griff in sein sauberes, gewaschenes Haar und genoss still und für sich den sauberen Geruch eines gewaschenen Mannes in seinen besten Jahren, der trotz des genossenen Bades nicht roch wie ein Magister, der nur versehentlich im Stehen p.isste.
„Kein biestiger Kommentar?“, fragte Serathis erheitert und küsste sich zu ihrer Wange vor. „Nachher finde ich dich noch richtig nett…“, schmeichelte er ihrem Ohr strich mit dem Finger darüber und ließ einen winzigkleinen Lichtfunken kitzelnd über die Haut gleiten. Wie eine Miniatur-Sternschnuppe mit prickelndem Abgang, der Kreise über ihre Halsbeuge zog und dann über ihren Oberkörper strich, die delikaten Stellen jedoch aussparend. Zeit. War es das, was sie wollte? Es kam Serathis ungewöhnlich vor, aber er verwarf den Gedanken auch schnell genug, um sich wieder wichtigerem zuzuwenden. Dieser milchzarten Haut, die auf jedes Reiben seiner Lippen und seines Kinns mit roten Spuren reagierte, obwohl er sich bemühte, sie nicht länger als nötig zu markieren.
Immerhin war sie eine adlige Lady.
Er konnte sie verhalten tiefer Atem holen spüren doch ihrer Stimme war nichts davon anzuhören. Sie war kühl wie der erste Frost auf feuerglühender, erhitzter Haut. „Es gibt keinen Grund, dich zu beschimpfen. Du bist ein schöner Mann und du verschwendest dich an mich. Ich denke nicht, dass du weißt, was du tust, aber ich genieße die Zeit mit dir sehr, Serathis Phoenixklinge. Vielleicht wirst du eines Tages doch ein großer Mann sein, wer weiß das schon. Letztlich ist alles, was wir haben, der Moment.“ Ihre Augen waren halb geschlossen, der matt glühende Blick verlor sich irgendwo auf seiner Haut, folgte ihren Händen, die seine Schultern liebkosten, Schultern, die so warm waren wie die Eidechse auf einem Stein in der Mittagssonne.
„Na na na“, machte Serathis und sein Gesicht rückte in ihr Blickfeld. „Von Verschwenden wollen hier mal nicht reden.“ Oberlehrerhaft und auch ein wenig kindisch hob er den Zeigefinger und ließ ihn hin und her wandern. „Jemandem seine Zeit zu schenken ist niemals Verschwendung. Sex ist schön und ihn zu teilen ist Vergnügen, für beide Seiten, hoffe ich.“ Der Lausbubencharme stand ihm gut zu Gesicht, so dass man ihn rasch auch jünger hätte schätzen können. Und dann, mit der Dreistigkeit eben jener junger Männer, die ihre Zeit noch vor sich hatten und denen gerade nicht mehr das Gras grün aus den Ohren wuchs, sah er sie fragend an. „Was bereitet dir Vergnügen, Nuianna?“
Kurz und noch kürzer irritiert zuckten ihre Brauen aufeinander zu. Dann schmolz ihr Ausdruck wieder in die unberührbare Miene. „Deine Frechheiten“, antwortete sie wahrheitsgemäß und weiter: „deine Kraft, dein Nachdruck, deine Zielstrebigkeit. Du bist unbeirrbar.“ Ihr Blick geisterte über sein Gesicht und folgte damit abermals ihren Händen, den sanften Linien, die ihre Fingerkuppen zeichneten und damit den Strukturen folgten, die seine Mimik formten. Glatte Fingerspitzen, die seinen Mund und seine Nase ertasteten, als sei sie blind und war es doch nicht.
„Ich bin…das hat noch niemand gesagt.“ Der rothaarige Elf rieb sich kurz über den Hinterkopf. „Du weißt schon, dass das eigentlich eine Frage war, ob dir etwas Bestimmtes gefällt? Ich bin flexibel.“ Um das zu unterstreichen, legte er seine Hände auf ihre Oberschenkel und strich darüber, vor, zurück, vor, zurück.
„Was gefällt DIR?“ Ihr Finger beendete den Streifzug durch sein Gesicht und die Hände sanken flach auf die Polster. Sie lag dort vollkommen entblößt und gleichzeitig vollkommen Herrin der Lage. „Dass du flexibel bist, bezweifle ich nicht.“ Ihr Mund lächelte nicht. Aber für einen Augenblick hatte es beim Anblick ihrer Augen beinahe so gewirkt. Eine Täuschung in Stiefeln.
„Nicht die Frage umdrehen“, grinste er und beugte sich erneut über sie. Das Streichen seiner Hände ging über ihre Beine hinaus, zurück zu den schmalen Hüften, bevor sie auf ihrem Bauch zur Ruhe fanden. „Dir, dieser Bengel hier will wissen, was DIR gefällt.“ Er hatte das freche Grinsen beibehalten.
„Wertschätzung“, sagte sie und war sich sicher, dass er auch das nicht von ihr hatte hören wollen, aber sie ließ es dabei nicht bewenden. „Es ist so, Junge…“ und diesmal klang das Wort beinahe wie ein schmeichelndes Kosewort, „dass es viel weniger um das was geht, sondern um das wie. Ebenso wie beim Entkleiden ist es nicht wichtig, dass es stattfindet. Nicht der reine Sex ist das Vergnügen. Alles, was dazu führt ist ein Tanz, der getanzt sein will. Verführung ist eine Kunst. Jeder kann f*cken. Wenige verstehen es.“

Cyndi Lauper - True Colors
https://www.youtube.com/watch?v=LPn0KFlbqX8

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[Honeymoon Period]
[Training]

Ihre Rüstung saß lockerer. Sasarya konnte den Gürtel enger schließen als noch zuvor. Hatte sie wirklich so wenig gegessen, oder lag es daran, dass sie praktisch seit Tagen nicht voneinander losgekommen waren? Eine Aneinanderreihung von Hell und Dunkel, die sie nicht messen konnte und deren Wert sie niemals in Gold aufwiegen konnte. Sie hatten eine Version von perfekter Zweisamkeit, die niemand störte, in der sie regierten und taten, wonach ihnen war. Ein nicht zu stillender Hunger, der den echten ersetzte und so oft in ihre Worte und Gesten gekrochen war. Sasarya fühlte sich trainiert, obwohl sie seit Tagen nichts dafür getan hatte, zumindest nichts, was Aschenkrone unter Training verstanden hätte.

Sie hatte sich an diesem Morgen von Oonayepheton verabschiedet, um die Ruine von Zul’Gurub zu erkunden und zu jagen und dafür das erste Mal seit Tagen ihre Rüstung wieder angelegt. Das Unterfutter und das rote Leder fühlten sich ungewohnt auf ihrer Haut an und doch vertraut, als hätte sie ihre alte, ihre zivilisierte Haut wieder angelegt, in der sie lebte, atmete und schlief und all das, was an ihr wild und frei und lebensfroh war, dort auf der kleinen Lichtung zurückgelassen, auf der sie ihre Tage verbrachten wie die Dschungelkinder. Frei in allen Aspekten. Zeitlos und alterslos. Er hatte sie nicht begleiten wollen und Sasarya hatte ihn gelassen. Sie wusste nicht, wieviel von dem Zauber der Natur er wahrnahm und nachdem sie ihn mit der Übertragung ihrer Sinne zuletzt überladen hatte, hatte sie es nicht mehr versucht.

Sie trug ihre volle Montur, gewöhnte sich an das Gewicht von Waffen und Rüstung und dem minimalen Gepäck, dass sie mit sich führte, als sie durch die Ruine spazierte. Den Rücken gerade und mit akkurat gebundenen Haaren (Oonayephetons Fingern sei Dank), die im Takt mit ihren Schritten wippten.

Es war eine Stadt voller Wunder, voll Grausamkeit und Geschichte und alles, was hier einst bestanden hatte, war von der Welt getilgt worden. Die Hütten standen leer, die Tempel und Altäre waren verwaist und Sasarya hätte sowieso kaum benennen können, wer hier verehrt worden war. Loa, Naturgötter, so hatte es ihr einmal ein Troll erklärt, auf einem ihrer Einsätze mit anderen Streitkräften. Man bat immer die Loa um Hilfe, brachte ihnen Opfer dar, erhoffte sich ihren Segen. Was erhoffte sich Sasarya?

Es gab kein Wort, um zu beschreiben, was sie sich erhoffte. Die Wünsche, die sie gehabt hatte, waren in weite Ferne gerückt oder in der Vergangenheit begraben worden. Eher letzteres. Begraben mit Elfen, die nicht mehr lebten, die hier oder anderswo ihr Leben ausgehaucht hatten, unter Händen von Freund und Feind.

Der Weg, der sich vor ihr auftaut und zu einer unbekannten Anhöhe führte, war verwinkelt und verzweigt wie das Leben. Sie war sicherlich schon mehr als drei Stunden unterwegs, war gemächlichen Schrittes gegangen, hatte sich Wasser geschöpft und einige wilde Beeren gegessen, die sie gefunden hatte. Sie hatte Gedanken nachgehangen und Oonas Duft viel zu oft auf ihrer Haut gerochen und sich daran…berauscht? Nether bewahre. Es wurde Zeit.

Sasarya atmete tief durch, lockerte ihre Gelenke und schüttelte sich, bevor sie die Augen auf den Weg ausrichtete. Der Zug an der Natur verstärkte sich und sie fühlte, wie die Kraft sie durchströmte und anfüllte, bis sie das Gefühl hatte, ihre Muskeln würden bersten, würde sie sie nicht sofort, jetzt, benutzen. Sie rannte los, schnell, wendig. Nahm Büsche und Äste als Hürden und übersprang sie, bremste nicht einmal, als sie fast mit einem liegegebliebenen Findling kollidierte. Sie rief ihre Götter an, die Natur antwortete, segnete sie mit Kraft und Wendigkeit, ließ sie springen und überwinden, abrollen als sei nichts geschehen. Sie fühlte den Herzschlag des Lebens neben ihrem eigenen, als sie eine niedrige Mauer übersprang, leichtfüßig aufkam und einfach immer weiter rannte. Über Brücken und an Tempeln vorbei, über Mauern und Pfützen. Sie lebte, sie lebte, es pochte in ihrer Brust und brannte in ihren Muskeln. Das Leben und alles, was dazugehörte. Das Herz, was wieder und wieder schlug und einen neuen Namen kannte, der sich zu den Narben gesellte, die dort begraben waren. Ein Name, der lebte wie sie. Sie landete im Gras, überschlug sich und blieb liegen, überwältigt von Natur und Gefühl.

Sie lebte. Sie liebte. Und vielleicht reichte das aus.

SIA - Alive
https://youtu.be/t2NgsJrrAyM

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[Nichts]
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Er ließ von ihr ab, aber er verharrte und blieb, so wie beim letzten Mal. Ungebetener Gast oder nicht, er scherte sich nicht darum. Das Gefühl war schön und er zumindest wollte es noch nicht aufgeben und darin verharren - in ihr und in diesem Gefühl. Das Licht war mit seinem Höhepunkt abgeebbt aber er selbst war noch da, äußerst präsent. Seine Lippen streichelten ihr Ohr und er hatte eine ungeahnte Freude daran, Küsse auf der empfindsamen Haut zu platzieren. „Muss ich jetzt gleich wieder aufstehen?“, raspelte seine Stimme amüsiert an ihrem Ohr. Er hielt sie immer noch im Arm.
Ihr Kopf kippte nach hinten, entblößte absichtslos etwas mehr von ihrem schlanken Hals zwischen der roten Flut an Haar, das ineinander floss und sie deutete ein Kopfschütteln an. Sagte nichts, wand langsam und vorsichtig ihr Bein aus seinem Griff und kippte die Hüfte ein wenig mehr, um ihm in weiser Voraussicht den Wunsch noch etwas länger erfüllen zu können, den er nicht geäußert hatte. Sie versuchte, möglichst entspannt zu bleiben, konnte kleineres Zucken und Beben aber nicht verhindern. Bemüht ruhige lange Atemzüge. Und kleine Schauer unter seinen Lippen.
Serathis hielt sie, fuhr damit fort, ihr seine gesamte Aufmerksamkeit zu schenken ohne etwas für sich einzufordern. Seine Haare fielen über ihre Alabasterschultern und kitzelten sie und sie konnte spüren, dass sein Verlangen zwar nachließ aber seine Aufmerksamkeit nicht darunter litt. „Hast du heute noch Pläne?“, sagte er nach einer gefühlten Ewigkeit, in der er sie gehalten hatte.
„Protokolle“, murmelte sie leise - und war das ein schläfriger Unterton? Vielleicht auch eher Motivationslosigkeit oder Pragmatismus.
„Jedenfalls nichts Weltbewegendes… hoffe ich. Wieso fragst du?“
„Wie wäre es mit Ausruhen und Frühstück danach? Du hast noch nicht wirklich etwas gegessen…“, stellte er ohne Vorwurf fest. „Wenn du mich noch ein bisschen erträgst. Und vielleicht…“, seine Hand beschrieb kleine kreisende Linien auf ihrem Körper. „Vielleicht darf ich dich nachher auf ein weiteres Glas Wein einladen? Der Tag ist noch einigermaßen jung.“
Sie drehte den Kopf, um ihn aus dem Augenwinkel ansehen zu können. Aber das reichte ihr nicht. Ohne sich mehr als notwendig zu verdrehen hielt sie die Hüfte möglichst still, streckte aber die Hand nach seinem Gesicht aus - nur dass sie keine Anstalten machte, ihn zu küssen. „Ich muss arbeiten“, erläuterte sie als wollte sie ihm die Welt erklären. „Zumindest mein Soll. Dann vielleicht.“ Ihre fein geschwungenen Brauen zuckten aufeinander zu, hoben sich aber gleich wieder. Sie rollte den Kopf zurück in die vorherige Position und strafte mit dem Runden von Schultern und Rücken die Ambitionen Lügen. Nur noch ein paar Minuten.
„Was untersuchst du hier noch mal? Irgendwas mit dem Leygefüge?“ Der Junge hatte anscheinend tatsächlich zugehört. „Ich werd dich nicht dabei stören. Sag‘s einfach, wenn du Zeit für dich brauchst.“ Er sagte es ebenfalls einfach. Die Dinge waren nicht so kompliziert, wenn man den Mund aufmachte. Auch wenn er ihre Nähe als angenehm empfand wusste er, dass manche Dinge einfach nicht von Dauer waren und an Wert verloren, wenn man sie überstrapazierte.
„Mhm, ja eigentlich sogar zwei, aber für die andere Störung wurde ein Kollege beordert“, murmelte sie. Sehr plötzlich öffnete sie ein Auge und streckte die Hand aus. Ihre Finger griffen die schwebende Erdbeere aus der Luft und sie biss die Hälfte ab, um zu kauen. Alle Bewegungen waren so minimiert und klein, auf das Nötigste reduziert und dabei doch elegant und fließend. „Licht“, sagte sie zwischen den zwei Bissen. „Das ist ziemlich unkonventionell. Fast rebellisch.“ Das Erdbeergrün entließ sie in die Luft. Das winzige, weichere Zucken der Mundwinkel in etwas wie ein Lächeln blieb ungesehen. Aber vielleicht nicht ganz ungehört.
„Ach naja, warum sollte man es nicht benutzen. Das Licht schert sich sicher nicht darum und ich…“ Er lachte kurz in sich hinein, etwas, das sie hören und spüren konnte. „Ich bin suspendiert, nicht ohne Grund. Ich bin ein… böser Junge .“ Auf der Stimme hätte man ausrutschen können, so sanft und weich und nicht einmal mehr unterschwellig anrüchig war sie.
Ihre Schultern hoben und senkten sich wieder, als sie tief durchatmete. „Ich mag dich“, stellt sie dann fest. In einem Tonfall wie man sagte, dass das Wetter gut gewesen sei, neutral und ohne eine Antwort zu erwarten. Zwei stille Sekunden später schob sich sich in einer weiteren winzigen Bewegungsabfolge von ihm fort, empfand überraschend schmerzlich den Verlust der plötzlichen Leere und nahm die Knie zusammen, als sie sich über den Ellenbogen abrollte, um kniend auf ihn herabzusehen. Da war keine Spur eines Lächelns mehr. Ihr direkter Blick schien eine Spur weicher zu sein.
Serathis ließ sich auf den Rücken sinken und machte keine Anstalten, irgendwelche Spuren ihrer Zusammenkunft zu beseitigen, er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah zu ihr hinauf, ein Lächeln auf den Lippen das frei von Hohn und Spott war.
„Ich mag dich auch.“
So einfach war das für ihn.
Sie betrachtete sein Gesicht noch einen weiteren Augenblick lang, ohne etwas hinzuzufügen. Dann senkte sie das Gesicht und glitt rückwärts, als ob sie das Bett verlassen wolle. Es hatte etwas demütiges und gleichzeitig erhabenes, routiniertes, pragmatisches - die Bewegung unterbrach sich auf der Höhe seiner Hüften und sie senkte das Gesicht sehr plötzlich und ruckartig bis exakt zwei Fingerbreiten über die nasse und klebrige Haut. Der Atemzug hob ihre Schultern. Ihr Mund öffnete sich einen Spalt, als sie die Luft viel langsamer entließ. Die Augen schlugen auf. Dann senkten sich die Lider wieder, sie hob sich erneut auf die ausgestreckten Arme und schob sich weiter. Das Haar wie eine Schleppe nach sich ziehend, bis sie aus dem Bett glitt und kontrolliert mit gegeneinander verschobenen Knien in kleinen Schritten zum Badezuber ging, um sich ausgiebig mit wenig Wasser und Tüchern zu reinigen.
Serathis nahm jeden Moment auf, jeden Augenblick und die konzentrierte Aufmerksamkeit, unverhofft und an diesem Punkt, ließ seine Nervenenden prickeln, obwohl er gar keinen Drang verspürte, sofort wieder seinem Verlangen nachzugeben. Es war wie sie es tat und vor allem dass sie es tat, das so unendlich spannend und kostbar war, als wäre sie Herrin über den Lichtfunken.

Noch einen Moment verharrte er, Herr, Junge, Bengel der Lage, bevor er auch zum Zuber ging und es ihr gleich tat.
Sie war früher fertig - ohne sich beeilt zu haben, warf das Tuch in einem kleinen Schwung auf den Schemel und drehte sich nach ihm um. Sie ließ es so aussehen, als sei ihr egal, was er gerade tat, legte die Hände flach auf seine Brust und und würdigte seinen Körper mit beiläufiger Aufmerksamkeit und ihren Händen, die ihn konturierten, als nähme sie ihn erstmals wirklich wahr. Langsame, bewusst gesetzte Schritte um ihn herum. Die Hände folgten ihr. Es war eine ganz offensive Fleischbeschau. Ein Betasten. Und ein Fühlen. Sie gab in seinem Rücken einen kleinen ‚Hm‘ Laut von sich.
Und dann verschwanden die Hände und ihr unmittelbarer Duft.
„Hm was?“ Serathis besaß zu viel Selbstbewusstsein, um ihren Händen oder ihrem Blick mit dem Kopf zu folgen. Das war nicht seine Art und würde es auch nie sein. Er war zufrieden mit sich und der Rest der Welt meistens auch. Diejenigen, die das nicht zu würdigen wussten, interessierten ihn schlicht nicht. Er warf seinen Lappen in den Zuber und blieb so stehen, wie eine lebende, atmende Statue eines sehr schönen Mannes in den besten Jahren.
„Nichts“, gab sie zur Antwort, ein leiser Luftzug war zu spüren und das Rascheln von Stoff zu hören. Die Stimme war mehrere Schritte entfernt.

Lewis Capaldi - Someone You Loved
https://www.youtube.com/watch?v=qFsBfSIE87E

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[Einerei Eierlei]

Serathis schlenderte, ein Wort, dass man sonst vielleicht nicht oft verwendete, aber hier passte es, zum Bett herüber und kleidete sich wieder an. Zumindest in die Unterbekleidung stieg er wieder hinein. „Ich werd dich nicht aufhalten, wenn du arbeiten musst, Nuianna. Aber du hast noch gar nichts zu dem Wein gesagt.“ Er ließ sich ins Bett zurückfallen und nahm so selbstverständlich das Buch wieder auf, in dem er gelesen hatte, als wäre der Moment, den sie geteilt hatten, wie eine Anomalie aus der Zeit gefallen.
Sie antwortete nicht. Ein leises papierenes Kratzen.
Serathis hob einen Mundwinkel und blätterte eine Seite um.
Barfuß und das Haar in einen losen Zopf gewunden, der weich über ihre Schulter fiel, die ein bodenlanger roséfarbener Morgenmantel aus seidig glänzendem Stoff in schimmerndem Fall verhüllte, wies sie mit geschlossenen Augen und sich lautlos bewegenden Lippen eine schwebende Feder und ein Pergament zu Aufzeichnungen an. So wenig wie er auf sie achtete, achtete sie auf ihn, auch wenn ihr Mund sich trocken anfühlte und ein unangenehmer Zug in ihren Schläfen signalisierte, dass sie vielleicht eher auf Wasser denn einen weiteren Wein zugreifen sollte. Sie drehte sich mehrmals und ging ein oder zwei Schritte, nahezu lautlos. Die Feder und das Pergament folgten ihr schwankend. Eine Hand auf das Ensemble ausgestreckt legte sie die zweite an den Kopf. Die zitternde Feder hatte innegehalten und setzte mit dem neuerlichen Beginn der Lippenbewegungen fort.
Serathis blieb still, hin und wieder konnte sie hören wie er die Position auf dem Bett veränderte, aber ansonsten sagte er nichts mehr. Es war anscheinend sein voller Ernst, dass er diesen Piratenschmöker las und mit jeder Seite, die ungeschlagen wurde, tauchte er tiefer und tiefer in die Handlung ein, während sie ihren Aufgaben nachhing. Er schien keinerlei andere Verpflichtungen zu haben, zumindest machte es nicht den Anschein. Und auch die Motivation, sich eine andere Dame zu suchen, um den Abend zu verbringen oder die Nacht war nicht offensichtlich. Eigentlich wusste er selbst nicht so genau, warum er blieb, aber er stellte es auch nicht in Frage. Sie war ruhig, aber ihr zuzuhören und ab und an verstohlen zuzusehen, war angenehm. Jede ihrer Bewegungen wirkte nicht nur über Jahre perfektioniert sondern über Jahrhunderte und so elegant wie aus einer anderen Welt.

Es war schon eine ganze Weile still. Nur ihre Finger zuckten, der Arm schwebte noch in der Luft. Schließlich winkte sie und Feder und Pergament lösten sich auf. Die Geste hatte etwas dramaturgisches, so ohne das Schreibwerkzeug. Nur sehr langsam sank der Arm, um sich sogleich wieder zu heben. Sie griff sich an die Nasenwurzel und massierte sich die Schläfen. Halb abgewandt. Die weiten Ärmel rutschten in die Armbeugen und das Rascheln des Stoffs, kaum hörbar, war das einzige Geräusch im Raum. Sie machte einen halben Schritt. Man konnte sie durchatmen sehen.
Serathis hatte sich halb umgedreht und auf den Arm gelehnt, um zu ihr zu sehen. Das Buch lag neben ihm auf den derangierten Laken und eine feuerrote Braue wölbte sich, als sie sich die Nasenwurzel rieb. „Kopfschmerzen?“, war das erste Wort, dass er seit einer ganzen Weile an sie richtete.
„Ich halte meine Gedanken zusammen“, murmelte sie, ohne sich gänzlich umzudrehen und es dauerte noch einige Sekunden, bevor sie die Hände herunternahm und die Schultern rollte, als habe sie gebeugt gesessen. Sie komplettierte in einer Vierteldrehung ihre Ausrichtung auf das Bett, so hochherrschaftlich in Kimono und losem Haar, als trüge sie Diadem und Abendrobe. „Wein ist eine gute Idee“, sagte sie aus dem Nichts. „Aber mir wäre ebenfalls noch nach einem Bad ohne Unterbrechungen. Ich schätze nicht, dass ich beides unten im Schankraum haben kann. Wie sieht das bei dir aus?“
„Ein Glück, dass du mich kennengelernt hast“, entgegnete Serathis und schwang die Füße aus dem Bett. „Ich bin ein absoluter Vertreter der Arbeitsteilung. Und da du die Badewannen besser füllen kannst als ich, werde ich den Wein besorgen. Was meinst du?“ Er strich um sie herum mit der Eleganz eines Katers und ließ seine Finger an ihrem Kinn entlangwandern, und grinste gewinnend.
„Verführerischer Vorschlag“, versetzte sie vollkommen nüchtern, während sie ihm das Kinn ließ, ihre Haltung tadellos blieb und ihm nur ihre Augen folgten. „Schwarz, nicht rot, süß, viele Umdrehungen. Wobei… nein“, entschied sie sich um, „eine leichte Weißweinschorle, halbtrocken, aber es dürfen auch gerne zwei Flaschen sein. Denkst du, es gibt etwas warmes zu essen? Oder …“
„Ich hab eine bessere Idee“, bestätigte Serathis und machte keine Anstalten, ihr zu erklären, was diese Idee beinhaltete. „Kann aber einen Moment dauern. Weißweinschorle ist notiert. Noch etwas anderes?“
Ihr Blick fiel und rutschte dann vollends ab, bevor er langsam wieder nach oben ging. „Deine Hände um meine Schultern - und nach dem Baden… überall fände ich attraktiv, aber ich muss es nicht erzwungenermaßen haben.“ Die diplomatische Miene, die sie dazu machte, war so politisch glatt, dass ihre Stimmung schwer einzuschätzen war.
„Du bekommst…ein bisschen mehr als das. Aber mehr verrate ich nicht.“ Er hob Zeige- und Mittelfinger, deutete auf seine Augen und dann auf ihre. „Denk nicht, dass mir das entgeht. Aber jetzt…Arbeitsteilung.“ Mit einem schelmischen Grinsen drehte er sich um und ging in der einfachen Bekleidung, die er angelegt hatte, aus dem Zimmer und die Treppe hinab.

Sie quittierte die Geste mit einem zuckenden Heben der Brauen, sagte aber nichts weiter und drehte sich ihm auch nicht nach. Wortloses UND Gestenloses Zaubern war nach der Schreiberei ein wenig zuviel des Guten an Konzentration. Sie schritt - gehen wäre zu simpel gewesen um es auszudrücken - mit dezidiert gesetzten Schritten auf den Zuber zu und hob die Arme schwungvoll, als dirigiere sie den Auftakt einer Oper. Die Ärmel fielen über die Arme zurück und dann folgte eine komplizierte, vollkommen lautlose Abfolge an Gesten, Fingerzeigen und Verrenkungen der Hände und Arme - das vorhandene Wasser drückte eine machtvolle Geste zusammen, bis es sich in seine Moleküle aufgelöst hatte und auch alle anderen Flüssigkeiten mitnahm - ein Schwenk säuberte den Zuber und ein anderer beförderte die gebrauchten Handtücher vor die Tür - die es beinahe nicht rechtzeitig geschafft hätte, aufzuschwingen - nachdem diese ordnenden Dinge geschehen waren, wurden auch die Gesten sanfter.
Die Hände hoben sich mit dem Wasserspiegel und statt der bodenständigen Seife griff sie Öle und Tiegel aus der Luft - die natürlich nicht aus der Luft gegriffen waren - extradimensionalen astralen Kleiderschränken und Kosmetikschubladen sei Dank. Sie musste nicht lange suchen - in ihren Schränken herrschte penibelste, standardisierte Ordnung. Die der magischen Art. Vor allen Dingen Sauberkeit der magischen … sie rief sich zur Ordnung und ihre Gedanken zurück und ließ eine fein abgestimmte Mischung in das dunstige Wasser träufeln. Orangenblüten, Mandelöl, Zeder, Zitronenverbene, nicht zuviel! Und ein schmeichelnder warmer Duft breitete sich im Zimmer aus, nicht zu süß - nicht zu frisch - nicht zu herb. Für einen kleinen Augenblick wirkte sie sehr zufrieden. Klirrend stellten sich die Tiegel am Boden ab. Sie drehte den Finger und der lose Zopf türmte sich zu einem hochgesteckten Schopf, den sie abermals mit der unsichtbaren Nadel fixierte - und bevor er zurückkommen konnte, warf sie den Bademantel ab und ließ sich im milchigen Wasser nieder.

Es dauerte wirklich lange. Sicher länger als eine halbe Stunde und es rumpelte deutlich auf der Treppe, bevor er die Tür zu ihrem Zimmer wieder öffnete. Was in allen Höllen hatte er da nur aufgefahren?!
Auf einem Servierwagen, wie er zu einem guten Roomservice gehörte, stand anscheinend eine Art goblinisches Gerät, das zischte und funkte. Darauf eine gusseiserne Pfanne. Neben dem tragbaren Feuer, denn anscheinend sollte es so etwas sein, waren eine Reihe von Zutaten in Schalen und Schälchen aufgebaut. Eier, Zwiebeln, Champignons, geräucherter Speck, Frühlingszwiebeln, duftender Käse, Milch und Sahne, verschiedene Gewürze. Waren das Zutaten für ein…Omelette? Wollte er für sie kochen?
Die zwei Flaschen Wein mit zusätzlichen Flaschen für das Mischen der Schorle sowie zwei Gläser standen ebenfalls auf dem Wagen. Mit einem breiten Grinsen schob er alles durch die Tür und hob beide Brauen, als sie bereits im Wasser saß.
Ihr Blick erfasste ihn bereits, als er durch die Tür schepperte - und solange saß sie ja nun noch nicht. Aber das war ihr schwerlich anzusehen. Sie rieb ihre Fingerspitzen aneinander, die sich nicht kräuselten, während das undurchsichtige Wasser ihre Schultern rahmte wie ein Kleid aus Milch und Honig. Der Duft war sanft und schmeichelnd - noch - und würde von den deftigen Zutaten sicher vertrieben werden. Sie sagte nichts, aber ihr Blick sprach von anerkennender Belobigung. Weswegen einem auch immer derartige Worte in den Sinn kamen!
„Hmm jetzt haben wir einen Interessenskonflikt“, sagte Serathis und rieb sich den Hinterkopf. „Oder besser gesagt ich. Ich dachte, ich bekoche dich und danach baden wir. Findest du es unkonventionell in der Badewanne zu essen?“ Er besah noch einmal die Zutaten und beschäftigte sich dann erst einmal damit, ihr und sich eine Weißweinschorle zu mischen. Damit konnte man sicherlich nichts falsch machen.
„Kein bisschen“, antwortete sie so ruhend und neutral, dass ein versichernder Blick dazu nötig war, um festzustellen, ob sie nicht scherzte. „Ich dachte, das sei der Plan.“ Wie auf einem Thron. Natürlich war es unkonventionell. Aber sie für sich alleine aß tatsächlich öfter in der Wanne. Weswegen nicht das angenehme mit dem angenehmen verbinden. Und schließlich ging es niemanden etwas an, was sie in ihrer Freizeit trieb. „Was hast du da vorbereitet?“
„Ich hab ja gesagt, ich kann ganz gut kochen“, begann er und schloss sich damit wohl gedanklich ihrem Plan an. „Leider sind die Dinge, die man auf einem solchen Kocher machen kann, nicht unbedingt die ausgefallensten und meine Mittel sind begrenzt. Aber du hattest sicher noch kein so gutes Omelette wie das, was du jetzt bekommen wirst.“ Noch einmal schmunzelte er, das junge Gesicht zeigte nur andeutungsweise Ansätze von Lachfältchen. Mit einem Schwenk seines Handgelenks schwebte das Weinglas zu ihr, während er das goblinische Gerät anfeuerte. „Welche Zutaten willst du?“
Sie nahm es so selbstverständlich aus der trudelnden Bewegung entgegen, als finge sie zum abermillionsten Mal ein levitiertes Glas auf, das er ihr zugespielt hatte und sagte, bereits in der Bewegung zum Nippen und mit durch das Glas hohl verzerrter Stimme: „Was du nimmst.“ Dann trank sie einen nicht gerade kleinen Schluck - und noch einen - und ließ sich im Wasser zurücksinken. Die Augen hellwach auf sein Tun gerichtet, obwohl die Haltung eher suggerierte, dass sie eine Ruhephase einläutete. Das Glas schob sie beiläufig auf den Schemel. Und umgriff den Rand Finger für Finger in einer so leichten Geste, als hätten ihre Arme und Hände kein Gewicht.

Annett Louisan - Was hast du vor
https://www.youtube.com/watch?v=0Ny7YK7UgjE

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[Der Geruch des Krieges]
[Ary]

„Schafft den König von hier fort!“

Es war ein Fest. Ein Fest. Belithraz berauschte sich an dem Geruch, der in der Luft hing und Ary hatte ihre Mühe, die Euphorie des Dämons zu zügeln. Sie wusste, dass er es zum Teil absichtlich tat und zum Teil auch nicht aus seiner, ihrer Haut konnte. Chaos war sein Naturell und er labte sich an Krieg und Leid. Die Seiten waren ihm egal, hauptsache es wurde gelitten, hauptsache die Verderbnis war spürbar und er war Teil davon. Belithraz feierte diese Momente wie ein heiliges Ritual, eine Messe, die von Shivarras geführt und von ihm orchestriert war. Belithraz als Hohepriester, Belithraz als Puppenspieler, Belithraz jauchzte, stöhnte gegen ihr Bewusstsein und leckte sich innerlich die Lippen. Krieg. Ein Festessen.

„Werd nicht übermütig“, teilte sie ihm gedanklich mit und legte den Kopf in den Nacken, um ebenfalls einen Hauch des Duftes aufzunehmen. Hier, auf den oberen Plateaus der großen Pyramide war er noch präsenter, als unten, wo bereits gekämpft und gestorben wurde. „Ach komm schon“, säuselte Belithraz und schälte ihre Schwingen aus der Phasenverschiebung, ohne dass er sie entscheiden ließ, ob sie sie schon einsetzen wollte. „Du und ich gegen diesen ganzen Ab.schaum, wie in alten Zeiten.“ Sie ging nicht auf seine Worte ein. In alten Zeiten war es nicht darum gegangen, einen Fraktionskrieg zu führen. Sie war Illidari, war weder das eine noch das andere. Und doch war sie hier. „Erwartest du, dich selbst zu finden? Auf der anderen Seite? Ich glaube kaum, dass die brennende Legion hinter dem Angriff von Jaina Prachtmeer steckt.“ Arys Antwort war so scharf formuliert, dass sie die Empörung ihres inneren Dämons deutlich spüren konnte. Sie reckte den Kopf noch einmal in die Höhe und die Schwingen spannten sich in der wabernden Luft aus. Dünne, ledrige Haut an knöchernen Gelenken, die knackten als sich die beeindruckende Spannweite offenbarte. Ihre Hände fassten die mit Leder umwickelten Griffe ihrer knöchernen Gleven fester. Als Belithraz noch immer nicht geantwortet hatte, hob sie einen Mundwinkel. Elendes, dreckiges Stück Dämonenabschaum, dachte sie.

„Das habe ich gehört“, kam die beleidigte Antwort zugleich. „Gut. Das solltest du auch. Mach dich nützlich.“ Noch immer grinste die Illidari und das Feuer loderte hinter ihrer schwarzen Augenbinde auf, nur für sie zu spüren und für niemanden sonst zu sehen. Zumindest darauf konnte sie sich verlassen. Belithraz fütterte ihren Körper mit seiner Energie, auf die sie jetzt vorbereitet war. Sein Ego ertrug es nicht, dass sie einen Dämon wie ihn nutzlos schimpfte. Felflammen tanzten über ihre Haut und schafften es doch nicht, ihre Kleidung zu verbrennen. Irgendwo neben ihr sang die Runenklinge eines Todesritters im Wind.

Ary sprang auf die Brüstung und sah hinab auf den Krieg. Es war Zeit.

Rammstein - Sonne
https://www.youtube.com/watch?v=StZcUAPRRac

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[Lichtwirker]

Der Tag war an ihnen vorbeigezogen, mit Arbeit und Lesen und anderen Dingen, die sie beschäftigt hatten. Etwas schlich sich in seine Gedanken, weil es ihm zwischen all dem Gesagten und Unausgesprochenen aufgefallen war. Licht - Komma - Das Heilige. „Bin ich dein erster Lichtwirker?“
„Der erste, ders dort hingetan hat“, murmelte sie und sie klang regelrecht maulfaul. Eine Frau, die danach den Mund hielt und nicht reden wollte wie ein Wasserfall? Ganz offensichtlich nicht. Sie wob ihre Arme um seine Arme, ließ sich halten und korrigierte nur die Position ihres Kopfes, um etwas bequemer angelehnt zu sitzen. War das ein kleiner Seufzer gewesen?
„Eindeutig zu wenig schlechte Männer mit fragwürdigen Manieren in deiner Vergangenheit“, gab er amüsiert zurück. Die Selbstverliebtheit, die andere dabei an den Tag gelegt hätten, blieb in den Worten aus, obwohl sie so klangen. Bodenständig, selbst wenn er solche Sachen sagte. Ging das auf? Anscheinend. Serathis dachte nicht einmal wirklich darüber nach. „Das andere waren sicher nur so weiche Kleiderständer aus dem Turm.“
„War jedenfalls nicht der Rede wert“, gab sie leise zurück. Sie klang müde. „Die meisten Bücher sind interessanter als Männer, die sich gerne selbst reden hören und lediglich ein Publikum brauchen - und wünschen - anstelle eines Gesprächspartners.“
Ihre Hände streichelten sachte über seine Unterarme, es geschah nebensächlich und ohne Intention.
„Aber Bücher halten dich nicht so…“, erzählte er ihren roten Haaren und schloss für einen Moment die Augen, hielt sie sicher und geborgen in seiner Umarmung und nahm ihre Berührungen ohne dämlichen Kommentar oder Ablehnung. Tatsächlich fühlte sich das schön an, angenehm und auf eine sehr merkwürdige Art vertraut.
„Das stimmt… aber du bist entgegen der Männer von denen ich spreche, auch kein selbstverliebter eitler Protz, der nun wirklich keinerlei Gründe oder Basis dafür hat, sich so darstellen zu wollen.“ Der leise und erschöpfte Tonfall hatte sich nicht verändert. Sie wog beinahe gar nichts, wie sie da so lehnte, halb getragen vom Wasser.
„Und du bist müde…“, stellte er mit einem Schmunzeln fest und schob die Arme unter sie, als wöge sie nichts, und hob sie tropfend aus dem Wasser. „Ruh dich ein bisschen aus, hm?“ Sie spürte, dass er Magie wirkte, arkane Magie, und das nicht so besonders kunstvoll. Aber ein Handtuch schwebte über ihren Körper und legte sich zitternd darauf ab, dass sie nicht fror, während er mit ihr aus der Wanne stieg und sie nasse Tapsen hinterlassend zum Bett trug.
Sie hielt sich fest und ihr Blick ging in sein Gesicht. „Du bist ziemlich gut zu mir“, stellte sie in neutralem Ton fest. „Danke.“ Das Wort kam ihr eckig über die Lippen. Es schmeckte seltsam. Sie hatte es dreihundert Jahre nicht mehr verwendet. „Gibt es jetzt das zweite Omelette?“ Es war beinahe gedankenlos gewesen, die Frage war ihr einfach so entschlüpft. Sie blinzelte. Irritiert von sich selbst, bevor sie wieder eine neutralere Miene zustande brachte. „Das… sollte keine Aufforderung sein“, besserte sie nach.
Serathis setzte sie auf dem Bett ab und begann damit, sie in das Handtuch zu wickeln. Mit Händen und ohne Magie. Ihre Worte hatte er mit einem Lächeln angenommen, und sie erst einmal sacken lassen. Sagte sie - SIE - das personifizierte Magierbiest das wirklich zu ihm? Eigentlich war sie gar kein Biest, korrigierte er sich innerlich. „Ich bin überzeugt davon, dass Gutes zurückkommt, wenn man es gibt. Also gerne. Entspann dich. Ich mach gleich das zweite Omelette. Und DU bleibst sitzen.“
Sitzen blieb sie. Recht ‚brav‘ dafür, dass sie eine sehr willensstarke Persönlichkeit war, deren sämtliche Züge einen unbeugsamen Willen spiegelten. Ihre Augen folgten ihm. Durchdringend, analysierend und nicht halb so feindselig wie sie wirkte - auf den ersten Blick.
Er bedeckte seine Blöße mit einem Handtuch, dass er sich so gezielt locker um die Hüften schlang, dass das nur Absicht sein konnte, lange geübt und perfektioniert, denn es rutschte nicht, überließ aber die Phantasie, dass es jederzeit rutschen könnte. Die Handgriffe an der Pfanne jedoch saßen ebenso, das Feuer knackte, es roch nach Speck und Champignons und unter seinen Händen nahm das zweite Omelette rasch Gestalt an.
Serathis Phoenixklinge mochte auf den ersten Blick einfach wirken. Ein Mann, der scheinbar immer nur das Eine im Sinn hatte und sich nicht scherte, ob sich jemand an seinem Benehmen stören könnte. Nicht mehr blutjung, in seinen besten Jahren, aber mit dem Schalk so fest im Nacken, dass man ihn vielleicht doch jünger geschätzt hätte. Alles an ihm verströmte den Duft des einfachen Lebens - nicht unbedingt in einer schlechten Art, denn er machte den Eindruck, dass komplexe Gedanken zu wälzen gänzlich unerstrebenswert war. Einfach Leben schien wohl sein Motto und erklärtes Lebensziel zu sein. Wäre da nicht…ja, was eigentlich? Hatte dieses Blatt wirklich nur zwei einfache Seiten, auf denen nichts weiter geschrieben stand als sein Name, rotes Haar und leichtes Vergnügen?
Früher. Sehr viel früher hätte sie sich vielleicht leichten Herzens zurück auf das Bett fallen lassen, die Arme über den Kopf geworfen und ebenso unbekümmert gewirkt wie der „Junge“, der dort Eier briet. So aber ließ sie sich sehr langsam zurücksinken und legte noch langsamer die Hände und Arme neben dem Körper ab, während die Füße noch fest auf dem Boden standen. Sie stand immer mit den Füßen fest auf dem Boden. Es war keine Option den Boden zu verlassen. Einen kurzen Augenblick ruhten ihre Augen an der Decke, weit offen und mit einer feinen Stirnfalte über der Nasenwurzel, dann schloss sie sie und atmete aus.
„Erzähl mir von dieser Anomalie“, sagte Serathis unvermittelt, während er an der Pfanne hantierte und kunstvoll das Omelette wendete, indem er es durch die Luft warf wie ein Profi. Er drehte sich halb herum und betrachtete sie mit einem angedeuteten Lächeln, die schwere Pfanne noch immer in der Hand, als wöge sie nichts. Alles, was er tat, besaß eine Leichtigkeit, wie es schien.
„Es gab zwei, eine weiter draußen im Dschungel und eine direkt hier im Gebäude“, erzählte ihr Mund während die Augen geschlossen blieben. „Sämtliche ungewöhnlichen Zeit-Raum-Magie-Verzerrungen mit ungewöhnlichem Ausschlag in der Anwendung werden überwacht und registriert, seit die Nachtgeborenen wieder in die Welt gefunden haben, können wir noch lückenloser aufzeichnen. Bedauerlicherweise sind noch viel zu wenige dazu bereit, ihr Wissen und Können den Kirin Tor zur Verfügung zu stellen.“ Sie verstummte ohne besondere Intention.
„Mhmh. Welche hast du untersucht? Oder musst du noch? Musst du dafür…physisch anwesend sein, an dem Ort?“ Mit einem Schwenk der Hand landete das Omelette auf dem Teller und er schnitt es bereits auf dem Servierwagen in kleine Bissen, so dass man nur noch eine Gabel brauchte, um es zu essen. Nuianna spürte, dass er sich neben sie setzte, allein schon durch das Gewicht auf dem Bett, und dann roch es auch noch köstlich.
„Das ist kompliziert“, sagte sie wohlwollend, „man kann an einem Ort sein und trotzdem an einem anderen.“ Ihre Nase drehte sich dem Duft nach, ohne dass die Augen sich öffneten.
„Wie funktioniert das?“, fragte er weiter, scheinbar wirklich daran interessiert und spießte ein Stück auf die Gabel auf. „Hunger, Nuianna?“
„Hmmm“, machte sie und hob einen Mundwinkel. Es klang nicht unbedingt so wie eine Verneinung auf die Hungerfrage. Die Augen blieben geschlossen. „Über Portalmagie und Abbilder“, erläuterte sie dennoch zuvor und zog tief Luft in die Nase. „Riecht himmlisch. Wie das erste auch.“
„Mund auf“, befahl er ihr mit sanfter Dominanz und hielt ihr die Gabel vor den Mund. „Du riechst besser, besonders jetzt nach dem Bad“, sinnierte er weiter und ließ den Kopf dabei auf die Seite kippen. „Und du bist dann hier und dein Abbild im Dschungel? Das klingt nach einem komplexen Zauber.“
„Ja“, sagte sie und die Stimme klang nach einem Lächeln, obwohl ihr Gesicht kaum so aussah. Und dann öffnete sie gehorsam den Mund, nicht allzu weit, und legte die Hände über dem Bauch flach übereinander.
„Bist du gerade da, oder bist du hier?“, fragte er, nachdem er ihr den ersten Bissen angereicht hatte und abgewartet hatte, bis sie manierlich gekaut und geschluckt hatte. In seinen Worten lag tatsächlich Interesse an ihrer Tätigkeit.
Sie kaute und schluckte und sagte dann: „Vollkommen hier.“ Ein Auge öffnete sich einen goldenen Streif weit und richtete sich auf sein Gesicht. „Vorhin nicht.“ Sie öffnete den Mund wieder und das Auge schloss sich in vollkommenem Vertrauen auf den nächsten Bissen.
„Hast du irgendetwas interessantes gefunden, vorhin?“, fragte er weiter und reichte ihr einen zweiten Bissen, ohne für sich etwas zu nehmen. „Den Grund für die Anomalie?“
Sie kaute, nachdenklich, und antwortete nach einem bedächtigen Schlucken. „Felmagie, genau wie hier in der Ölkanne, eine wilde Netherverzerrung und wahrscheinlich Materieverschiebung. Die Signatur war in beiden Fällen elfisch. Trollisch-elfisch und dämonisch-elfisch.“
„Was wirst du jetzt machen, wo du das weißt? Suchst du den Grund?“ Noch ein Stück Omelette, noch eine weitere Frage. Er verlagerte das Gewicht auf der Matratze und nahm in der ersten Pause, in der sie kaute endlich auch ein Stück.
„Nichts. Alles zu Protokoll genommen und die Daten übermittle ich spätestens morgen.“ Ihre Augen öffneten sich, sie nahm mit dem Mund das Stück Omelette von der Gabel und betrachtete kauend sein kauendes Gesicht.
„Hm“, machte er und nickte dann. „Und dann kehrst du nach Dalaran zurück? Oder wo bist du die meiste Zeit?“
„Ja“, sagte sie und betrachtete ihn weiter.
„Was?“, machte er und sah sie an.
„Warum fragst du?“ Nuianna erwiderte den Blick und die goldenen Schlieren in ihren Augen schienen flüssig ineinander zu strömen.
„Also…ich war noch nie in Dalaran, seit es über den Inseln schwebt“, sagte Serathis und grinste schief. „Hab immer gehört, dass es eine absolut umwerfende Stadt ist.“
„Willst du mitkommen?“ So einfach war das für sie.
„Erträgst du mich noch länger?“, fragte er zurück.
Sie streckte die Hand nach seinem Gesicht aus und musste sich etwas mehr strecken um es zu erreichen. Dann aber strich sie Serathis sachte über die Wange bis beinahe an den Mundwinkel bevor sie die Anstrengung mit einem kleinen Seufzen auflöste und den Arm zurücknahm. „Soll an mir nicht liegen - wenn du nicht bleiben möchtest, kann ich dich jederzeit zurückschicken.“
Serathis nahm diese Berührung mit einem Lächeln auf und sein Mundwinkel hob sich unter ihren Fingern. „Wo wohnst du da genau, erzähl mal“, fragte er weiter und hob ihr den nächsten Bissen mit der Gabel auf. „Kann man von deinen Räumen aus die Sterne sehen?“
„Willst du dir das nicht lieber ansehen? Anstatt es beschrieben zu bekommen. Oder …“ Sie überlegte. „Weil es Stadt der Sterne heißt, meinst du?“ Dann erst nahm sie den Bissen entgegen. Vorsichtig und bedacht.
„Man erzählt, der Himmel sei unfassbar schön. Selbst bei mir zuhause in Silbermond redet man davon. Von den prachtvollen Straßen und der Magie an jeder Ecke. Man sagt übrigens auch, dass es da gar keine zwielichtigen Straßen gibt. Alles irgendwie sauber. Ich würde zumindest mal versuchen, die Stadt ein wenig mit meinem Antlitz zu besudeln.“ Jetzt lachte er lautstark und pickte noch ein Stück Omelette auf.
Erst hob sich ansatzweise eine Augenbraue zu einer skeptischen Miene. Dann senkten sich beide und hoben sich ruckartig zu einer erheiterten Miene. „Keine zwielichtigen Straßen? Im Licht vielleicht.“ Sie wurde wieder ernster. „Du besudelst gar nichts, Serathis, zumindest nicht mit deinem Antlitz.“
„Zeigst du sie mir? Die zwielichtigen Straßen?“ Er grinste noch immer und hielt ihr den letzten Bissen des Omelettes hin. „Bist du noch immer erschöpft? Wir könnten sonst tatsächlich noch unten einen Rotwein trinken.“
„Ich bin ziemlich müde.“ Sie wehrte mit der Andeutung eines Kopfschüttelns das Omelette ab. Ihr Tonfall bat nicht um Entschuldigung, er war eine sachliche, nüchterne und einfache Feststellung. „Und habe wenig Lust, mich anzuziehen. Wenn du nach unten gehen möchtest, geh nur.“ Einen Augenblick lang betrachtete sie ihn noch aus diesen Lavaaugen, dann schlug sie das Handtuch beiseite, drehte sich auf den Bauch und kroch auf allen vieren ganz auf die Laken, bevor sie sich lang ausstreckte, die Haare noch feucht und aufgesteckt und die Luft zeichnete Schauer auf die milchhelle Haut.
„Was würdest du dir denn wünschen?“, fragte Serathis zurück und stellte den Teller weg, nachdem er den letzten Bissen verspeist hatte. Er griff zu der Decke und breitete sie über Nuianna aus, ohne dass sie danach hätte bitten müssen. Einfach so, ohne einen Gegenleistung zu verlangen.
„Dass du bleibst. Ich mag deinen Körper an meinem. Du besitzt eine beruhigende Ausstrahlung - wenn du willst. Ich mag es dich zu berühren und ich liege gern mit dir beisammen, auf die eine oder die andere Art und Weise.“ Das alterslose Gesicht war vollkommen ernst und ihr Blick ließ ihn nicht los. Sie bat nicht darum, stellte einfach klar und antwortete auf seine Frage. Keines ihrer Worte war eine Fessel.
„Hmm“, wog er ab und legte den Kopf schief. Er hielt sie nicht absichtlich hin, tatsächlich erlaubte er sich nur einige Momente, um darüber nachzudenken und anscheinend die Optionen abzuwägen. „Ich mag deinen Körper auch an meinem“, stellte er fest und rutschte unter die Decke, legte sich neben sie. Das Handtuch verlor er auf dem Weg und die Hände schlangen sich wie natürlich um ihre Taille.
„Die zwielichtigen Straßen“, sagte sie, und drehte den Kopf und sich, so dass sie die Stirn an seine Schulter lehnen konnte, „befinden sich unter der Stadt. In der Kanalisation. Bist du dir sicher, dass du zwischen den Ratten und den anderen Gestalten dort herumkriechen willst?“ Ihre Hand legte sich flach an seine Taille und fuhr zur Brust auf wo sie zum ruhen kam. Nur die Fingerspitzen bewegten sich, sachte, krümmten und streckten sich über seiner Haut.
„Vielleicht, wenn es sich lohnt und lustig ist? Es gibt nichts, was Wasser und Seife nicht richten könnten.“ Seine Hand schloss sich um ihren Hinterkopf und die Finger schoben sich in den seidigen, roten Haarschopf. „Oder eine magische Dusche. Je nachdem.“ Sie konnte sein Schmunzeln hören, es schwang in jedem Wort mit. „Kann ich eine adlige Lady wie dich dazu verführen, mit mir die schlimmen Ecken zu erkunden?“
Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Es war nicht so, dass die Frage sie perplex gemacht hatte, sie hatte nur einfach noch nie so genau darüber nachgedacht. Das erwischte sie unvorbereitet. Etwas ertappt erwiderte sie: „Ich habe noch nie eingehender darüber nachgedacht, die Stadt unter der Stadt zu erkunden . Das heißt nicht dass ich noch nie dort gewesen bin.“ Sie hob den Kopf an ihm entlang und absichtslos hinterließ ihr Mund einen flüchtigen Kuss, bevor sie genug Raum hatte, um einen forschenden und kritischen Blick in sein Gesicht zu werfen. „Etwas dort näher zu erkunden erschien mir nie erstrebenswert. Hehler, Diebe, Halsabschneider und Paktierer oder verbotene Experimentierer“, zählte sie auf, „nicht unbedingt ein Spaziergang im Park oder eine Teegesellschaft für höhere Töchter. Lass uns morgen darüber sprechen, wenn ich meine Berichte abgeschlossen habe.“ Ihr Kopf sank zurück in die alte Position. Als sie die Augen schloss, verspürte sie beinahe so etwas seltenes wie Zufriedenheit.

Smith & Burrows - Wonderful Life
https://www.youtube.com/watch?v=bypdakHeSfY

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[Auferstehung]

Da bist du ja wieder. Die Gedankensignatur des Dämonenjägers war eine vorsichtige. Der Dämon machte keinen guten, erst recht keinen gefestigten Eindruck auf ihn.

"Lass mich", bestätigte Aeshma seinen zurückhaltenden Versuch.

Beide spürten und wussten, dass er schwach war. Kratzbürstigkeit lag nahe. Selbst die vollkommene Vernichtung war besser als das Zugeben von Blößen. Und dennoch war sie keine Option. Oonayepheton ließ ihm Raum und zog sich aus dem gemeinsamen Raum zurück.

Er rollte sich auf den Rücken. Hoch über seinem Gesicht wucherte das Grün der Pflanzen, die sich die Ruinen zurückerobert hatten. Sasarya gehen zu lassen war ihm nicht schwer gefallen. Er würde die Zeit auf seine Weise nutzen - für sich und den Dämon war es das Beste, wenn er eine weitere ausgedehnte Ruhephase einlegte.

Emmit Fenn - Painting Greys
https://www.youtube.com/watch?v=0ee8NGRpccY

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[Honeymoon Period]
[Dinner]

Sie wusste nicht, wie lange sie dort im Gras gelegen hatte. Die Sonne war über sie hinweg gewandert und hatte ihre Haut und ihre Rüstung in Wärme getaucht. Sasarya hatte ihren Geist in die Natur sickern lassen und sich davon fluten und berühren lassen. Es war so lange her, dass sie dazu Zeit gehabt hätte. Urlaub. Das hatte ihr sonst Angst gemacht, hatte ihre Rastlosigkeit befeuert. Die wenigen Male, in denen sie Urlaub gehabt hatte, war sie trainieren gegangen, als wäre sie im Dienst. Sie hatte imaginäre Ziele verfolgt und Fährten gelesen und sie war tagelang durch die Wälder ihrer Heimat gestreift, dem Rythmus des Tages folgend und einzig und allein mit sich selbst gewesen. Und als sie eine Lichtung gefunden hatte, ganz in der Nähe des Elrendarflusses, hatte sie im Gras gelegen so wie jetzt und den Bäumen gelauscht und ihre Geschichten gehört. Geschichten von alter Zeit, vergangene Momente, die für immer in dem Wald verwahrt waren.

Sasarya folgte dem Gesang der Gräser im warmen Wind und nur sehr langsam richtete sie sich auf und sah sich um. Wo genau war sie? Sie brauchte einen Augenblick, um sich in der riesigen Ruinenstadt zu orientieren, aber sie wusste auch nicht, wohin sie als nächstes gehen sollte. Zurück? Zurück vielleicht. Vorher noch jagen. Und sie wollte noch einmal den Ort sehen, an dem sie in den Dschungel gestürzt war. Das Totem einer Fledermaus, Gebieter über den Mitternachtshimmel. So hatte es die Verkäuferin auf dem Markt zumindest erklärt, als Sasarya das kleine geschnitzte Holzstück kaufen wollte. Sie hatte die Kette beäugt, die Sasarya seit ihrem ersten Einsatz im Schlingendorntal um ihren Hals trug. Gold geformt im Antlitz eines Panthers, grob und gleichzeitig kunstvoll, überreicht am Ende eines entbehrungsreichen Jahres vom Anführer des wilden Stammes, dem sie damals geholfen hatten. Sie kannte den Namen des Loas nicht, den sie trug und konnte auch auf dem Markt keine Auskunft darüber geben. Die Verkäuferin hatte lautstark mit der Zunge geschnalzt, bevor sie Sasarya den Fe.tisch überreicht hatte, der sie in den Dschungel geschleudert hatte. Loa und wilde Magie. Was am Ende auch immer dafür verantwortlich war, sie bereute es nicht.

„Zum Totem, jagen, zurück…“, sagte sie zu sich selbst und hörte sich das erste Mal seit Stunden wieder sprechen. Sasarya schulterte ihre Waffe, wischte sich mit den ledernen Handschuhen über das Gesicht und schlug den Weg ein, der sie zu dem Totempfahl bringen würde. Sie rannte nicht, aber im Gegensatz zum Morgen, nahm sie auch nicht jede Abzweigung und erkundete jeden Winkel. Sie hatte ein Ziel und sie wollte zurück sein, bevor die Dunkelheit anbrach. Als sie das Totem erreichte, war der Himmel schon rostrot gefärbt. Die Reste des Feuers waren immer noch zu finden und sie strich mit den Fingern durch die Asche, zerrieb die Flocken zwischen Daumen und Zeigefinger. Eine Woche. Ihr Blick ging zu dem Totem und sie betrachtete die grob geschlagenen Kerben, die das Gesicht der Fledermaus zeichneten. „Deinen Sinn für Humor find ich gut“, murmelte Sasarya und klopfte die Hände an der Hose ab.

Sie schmunzelte. Jagen. Jetzt würde sie jagen.

Air - All I Need
https://youtu.be/bEf-WeK6xRI

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[Auferstehung]
Fortsetzung

Die ersten Sterne waren bereits am Himmel aufgezogen, als sie in das Lager zurückkehrte. Eine schöne Dämmerung, in der der Dschungel noch eindrücklicher klang und Grün langsam zu Schwarz floss. Frösche quakten, ein ganzes Konzert aus tiefen Bässen während über ihnen Papageien zogen und das Geheul größerer Raubtiere wie Donnergrollen in der Ferne zu vernehmen war. Über ihren Arm baumelten zwei bunte Vögel, die sie erlegt hatte, der Leinenbeutel war prall gefüllt mit Früchten, Kokosnüsse und Mangos und verschiedenen wilden Kräutern. Sie roch nach ihm und noch eindringlicher nach Leder und Dschungel, Schweiß und Asche, Honig und Blut. Und sie sah, sofern man das in ihren sanftgrün-schimmernden Umrissen sehen konnte, zufrieden aus.
Oonayepheton schlief. Zumindest sah er so aus. Ruhige Atemzüge, ein entrückter Gesichtsausdruck, ein Arm unter dem Kopf und eine Hand flach über dem Brustbein abgelegt. Er trug diese unsäglichen Stoffhosen, deren Farbe dereinst den Namen Farbe verdient hatten - aber mittlerweile? Verwaschenes Grau war alles, was man mit großem Wohlwollen dazu sagen konnte. Sie hingen so tief auf den Hüften, dass der dunkle Flaum unterhalb seines Nabels sich bereits sichtbar zu verdichten begann, und waren so verdreht, als hätte er sich entgegen der sonstigen Gewohnheiten mehrfach auf der Stelle gedreht und gewälzt. Es sah nicht unbedingt bequem aus - vor allen Dingen nicht, wie gefangen und eingewickelt seine Beine darin wirkten. Die Gesichtszüge wirkten kantiger. Hatte er auch Gewicht verloren? Oder war das eine Täuschung?
Das Feuer war ebenfalls heruntergebrannt, doch das war nicht das, was Sasarya in dem Moment beschäftigte. Ihr Blick ging auf den schlafenden Illidari, blieb an seinem Gesicht hängen und sie zog ihre Brauen leicht zusammen. Hatte er den ganzen Tag geschlafen? Sie legte ihre Beute neben dem Feuer ins Gras, löste Waffengurt und Bogen von ihrem Rücken und platzierte sie dort, wo sie die letzten Tage ebenfalls gelegen hatten. Ohne ihn zu wecken, oder es zumindest darauf anzulegen, sammelte sie Holz zusammen und kümmerte sich zuerst um das Feuer, schichtete neue Äste auf die Glut und bediente sich Magie, um es erneut zu entfachen. Sie ließ sich daneben auf den Hosenboden fallen und griff zu Dolch und Beute. Noch einmal sah sie zu ihm und schien für einen Moment anzusetzen, etwas zu sagen, aber entschied sich anscheinend dagegen. Jeder hatte seine Art der Ruhe verdient, wer war sie, das zu stören?
Geräusche, Wärme, Flammenhelle auf seinen Zügen - nichts davon weckte ihn. Er rührte sich mehrere Male kurz, verzog das Gesicht und seine Finger zuckten, als ob er träume, doch er blieb liegen. Seufzte schwer und schlief weiter, tief und weit, weit fort.
Sasarya nahm die Vögel aus, steckte sie ans Feuer und ließ sie garen. Sie bereitete Essen zu, schälte Früchte, brach Honig und knackte die Kokosnüsse auf. Alles, was sie tat, sah so geübt und fachmännisch aus, dass man immer noch nicht daran zweifeln konnte, dass sie ihr Leben auch einfach hier verbringen konnte. Fernab von Kriegen und Fraktionen, verschluckt von Grün und Wildnis inmitten einer Ruine. In einem anderen Leben war dies eine tröstliche Zukunftsperspektive, die niemals eintreffen würde. Als das Fleisch Röstaromen entwickelte, sah sie erneut zu Oonayepheton. Es duftete so gut nach krosser Haut, Feuer und Früchten. Ein Festmahl für hungrige Dschungelausreißer.
Wenige Minuten ließ sie den Blick auf ihm liegen, bevor sie zu ihm herüberging und behutsam eine Hand auf seine Schulter legte, sie vor und zurück bewegte, um ihn zu wecken. „Oona?“ Er reagierte nicht. Noch einmal wiederholte sie die Geste, etwas nachdrücklicher.
Er sah friedlich aus, friedlich und aus der Nähe wirkte er umso erschöpfter und hager um den Mund. Sein Körper bewegte sich minimal unter ihrer Hand, war warm und sie konnte den Puls an Hals und Schläfen sehen. Es war ein langsamer.
Sasarya wischte sich ihre Hände an ihrer Hose ab und legte eine Hand auf seine Stirn. Hatte er Fieber? Auch wenn es unwahrscheinlich war, aber sicher war sicher. „Oona?“ Unter ihren Fingern spannte sich Magie, aber anders als bei einem Versuch, die Verbindung herzustellen. Jetzt war es lediglich ein Abschätzen der körperlichen Verfassung.
Das Gegenteil war der Fall. Eher schien sein Kopf unter ihrer Hand kühler als sonst zu sein. Er schief tatsächlich, nicht nur den Schlaf der Gerechten, sondern den eines vom schweren Krankenbett Genesenden. Kaum bei Bewusstsein, aber auch nicht komatisch. Es war beinahe als hinge er an einem Tropf, der statt die Energie in ihn hineinzuleiten, Energie aus ihm abfließen ließ. Sehr langsam und nicht mehr als das, was er gleichzeitig regenerierte. Wo aber ging die Energie hin? Sasaryas Wahrnehmung scheiterte an einer undurchdringlichen Mauer. Sie fühlte sich an, als seien alle ihre Sinne taub geworden und ließ alles flimmern und kribbeln. Ameisensäure in ihrem Bewusstsein. Juckend und stechend und unangenehm.
Sie zog die Hand zurück und schüttelte sie aus, öffnete sie ein paar Mal und versuchte das ekelhafte Gefühl loszuwerden, als würde ihre Hand brennen. Was zum Nether? Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, warum die Energie ihn verließ und wohin sie ging und wieso er in diesem Zustand war. „Was ist das nur?“, fragte sie sich. War bei Nairuna die Vergiftung leicht erkennbar gewesen, so wusste sie nicht genau, womit sie es hier zu tun hatte und weder war sie dafür ausgebildet noch kannte sie sich mit der veränderten Physis von Illidari aus. Es war etwas anderes, den eigenen Körper zu heilen. Aber das zu finden, was ihn schwächte? Vorsicht, allein schon wegen der letzten Erfahrung und dem vorhergehenden Kollaps mit der Verbindung, lag in ihrer Berührung, die nach Minuten des Abwägens folgte. Eine Hand auf seinem Arm, Lebensenergie die in ihn tröpfelte und die sie aus dem Land zog, dass sie umgab. Nur ein Hauch - aus irgendeinem Grund fiel es ihr nicht leicht.
Es machte sogar den Eindruck als pralle das alles wirkungslos ab, liefe an ihm herunter wie Regentropfen an einem Stück Schirm. Es machte so gar nicht den Eindruck, als käme irgendeine Bemühung bei ihm an.
Sasarya sendete innerlich erst ungemein hässliche Flüche ab und schüttelte sich dann. Okay, Natur, hier wären wir nun. Ihre Gedanken richteten sich an das, was ihr Sicherheit gab, ihrem Leben Sinn und Mut und was ihr so viele Male schon den A.rsch gerettet hatte, das Zünglein an der Waage gewesen war. Sie diente dem Land, sie diente schon so viele Jahre, und es waren so entbehrungsreiche Jahre gewesen. Sie hatte die Feinde vertrieben, die brennende Legion bekämpft und sich wieder und wieder in den Krieg schicken lassen, um zu verteidigen, was sie mit Leben und Kraft erfüllte. Sasarya bat, sie öffnete ihren Geist mehr und versuchte, all diese Kraft, die in sie strömte zu formen und in harmlosen Dosen an ihn abzugeben. Etwas mehr noch, nur ein bisschen…
Seine Körpertemperatur erhöhte sich - nicht schrittweise sondern ruckartig und der Kopf kippte zur Seite. Die Finger zuckten und er stöhnte - leise und kraftlos. Seine Physis reagierte. Wach wurde er nicht. Das hässliche Kribbeln erhöhte sich zu einer Intensität, die Übelkeit auszulösen begann.
Sasarya zog die Hand zurück, nicht langsam sondern ruckartig und schlug sie sich vor den Mund, um gegen die aufkommende Übelkeit anzukämpfen. Das, was sie unter zusammengebissenen Lippen murmelte, konnte man nicht verstehen, aber es war sicherlich nichts, was man auf der Schule für höhere Töchter lernte. In ihrem Magen, der kaum gefüllt war, rumorte es und ihre Hand kribbelte noch immer so, als hätte sie einen Lichtleiter angefasst oder irgendeine andere ekelhafte Form von Magie. Es funktionierte einfach nicht. Warum funktionierte es nicht?
Das Zucken beruhigte sich und die plötzliche Hitze, die er abzustrahlen begonnen hatte, kühlte wieder herunter. Seine Züge strahlten etwas seicht gequältes aus, vielmehr aber wirkte er schlicht ausgelaugt.
Die Übelkeit schwand bereits nach einigen Atemzügen.
Sasarya seufzte und barg das Gesicht in ihren Händen. Nur in Gedanken setzte sie dazu an, ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen, aber sie tat es nicht. Irgendwann, als das Fleisch der Vögel am Feuer bereits eine Röstnote jenseits von Gut und Böse angenommen hatte, wandte sie sich ab und kauerte sich ans Feuer. Es war vielleicht nicht der Moment, nicht nur das Gefühl, dass sie nichts tun konnte. Es war auch die Erinnerung, die in ihre schlummerte, unter all den Dingen verborgen, die sie mit sich herumtrug. Hilflos zu sein, an einem Ort wie diesem. Ein Elf, der nicht erwachte. Bilder, die sie über Jahre verdrängt hatte und die ungebeten hervorkamen, wie in der ersten Nacht an dem Totem. Das zweite Mal innerhalb weniger Tage.
Ihr Seufzen wurde nicht gehört und das war vermutlich besser so.
Vielleicht - nur vielleicht - gab es Dinge zwischen Himmel und Erde, die man besser nicht beschleunigte.

Echos - Say It
https://www.youtube.com/watch?v=7C_yCosO1_w

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[Wo ist Ruppad?]

Saishie wusste sofort, wo sie war, auch wenn sie ein paar unwürdige Augenblicke benötigte, um sich zu orientieren.
Der salzige, wohltuende Geruch in ihrem Näschen und das sanfte Rauschen der unbezwingbaren See waren die ersten Dinge, die sie wahrnahm.

Das Schlingendorntal. Offenkundig.

Sie sah sich langsam um, bis ihr forschender Blick auf einem entfernten Fleck verharrte. Sie kniff die Augen zusammen, um das, was sie für eine unbekleidete, erstaunlich flink ins grüne Dickicht huschende Elfe hielt, zu fokussieren. Noch bevor sie ihre Existenz jedoch zweifelsfrei bestätigen konnte, war das junge Ding schon verschwunden, und Saishie kategorisierte diese seltsame Erscheinung mit einem gedanklichen Abwinken als imaginäres Produkt ihrer unorthodoxen Reise.
Es war mitunter schwierig zu unterscheiden.
Ein kaum wahrnehmbarer Hauch von Maschinenöl hing in der Luft und ließ sie unmittelbar zu dem Schluss kommen, dass sie nicht mehr als einen halben Tagesmarsch von Booty Bay entfernt sein konnte.
Saishie lächelte umgesehen.
Ihre felgrünen, von einem dichten Wimpernkranz umrahmten Augen loderten bösartig.
Es hätte definitiv schlimmer kommen können.

Welcome to the Jungle - Guns n’ Roses

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[Dschungelfieber]

Das südliche Schlingendorntal erstreckte sich in alle Richtungen, so weit das Auge reichte – bemerkenswert grün, bemerkenswert warm und nicht annähernd kultiviert genug, um heimelig zu sein.
Die Fauna sah aus, als wartete sie nur darauf, sich vollends in Wildnis zu verwandeln, und in vielen Fällen hatte das Warten schon ein Ende.
In drei Richtungen konnte man kaum erkennen, wo das satte Grün in den azurblauen Himmel überging, so hoch war der Wuchs. In der vierten verlief ein Trampelpfad, der bis ins nächste Dickicht reichte.
Saishie sah sich um.
Nach minutenlangem Blinzeln in die eine Richtung entschloss sie sich dazu, diesen Weg zu nehmen.
Es war eine ganze Weile her, seitdem sie das letzte Mal in Booty Bay gewesen war. Sie stellte sich innerlich darauf ein, dass der Kataklysmus für die ein oder andere Veränderung gesorgt hatte, damit wurde sie fertig.
Was ansonsten hätte schon großartig passieren sollen?

Tarzan Boy - Baltimora

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[Monkey Business]

Fuzzi Zischelfunk war seines Zeichens einmal Anwalt gewesen. Wer sich früher für ein Alibi interessierte, das bereits zwei Tage im Voraus getippt worden war, kam an Fuzzi Zischelfunk nicht vorbei – einem kleinen, stämmigen Goblin mit einem Tausendmeilen-Blick. Er rückte einem auf die Pelle und ließ eine seiner unzähligen Male getesteten und zumeist erfolglosen Verkaufsleiern ab. Meistens appellierte er an das Sicherheitsgefühl seiner potentiellen Klienten, die Möglichkeiten eines späteren Freispruchs, den er ihnen verschaffen würde, an ihren Stolz, ihre großzügige Ader, ihre Eitelkeit, ihren Patriotismus, und wenn all das nicht half, erklärte er sie zu Waschlappen, wenn sie ihn nicht auf der Stelle engagierten.
Er hatte über viele Jahre diesen einigermaßen lukrativen Job ausgeübt, der ihm mitunter sogar Spaß machte, aber leider hatten sich die Dinge inzwischen geändert.

Fuzzi saß, sein spitzes Kinn gelangweilt auf die rechte Hand gestützt, auf einer umgedrehten Bananenkiste und hatte die Beine übereinander geschlagen. Er machte einen hageren und ausgehungerten Eindruck, zumindest, was das Finanzielle anging. Sein Blick schweifte über die weitläufige Bucht mit dem unverschämt blauen Wasser und den wenigen Schiffen, die im Hafen lagen. Seit dem Kataklysmus und den verheerenden Folgen, die er auf dieses ehemalige florierende Schmugglerstädtchen gehabt hatte, war der Tourismussektor stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Inzwischen verirrten sich nicht mehr allzu viele der richtigen, großen Gauner hierhin; stattdessen traf man vermehrt auf Kleinkriminelle, die mit Glücksspielen oder dem horizontalen Gewerbe den schnellen Kupfer machen wollten.
Auch Fuzzi hatte seinen Tätigkeitsschwerpunkt verlegt, ja verlegen müssen, und dabei hatte er noch Glück im Unglück gehabt. Saishies Ableben hatte ihm damals neben dem ein oder anderen halbherzig vergossenen Tränchen auch auf wundersame Weise ein plötzlich ungebrauchtes, schnuckeliges Ferienhäuschen mit Panoramablick beschert. Hätte er es leer stehen lassen sollen?
Nein, es war nur seine gute und loyale Pflicht, sich sorgsam darum zu kümmern und es ehrenvoll in Saishies Andenken zu halten.
So war er nun einmal. Ein stets verlässlicher, treuer Freund, der sich um alles kümmerte, komme da was wolle!
Die Dame, die soeben aus besagtem Domizil spazierte, hatte erstaunlich wenig an, selbst für eine Sin’dorei. Um aufmerksamen Blicken zu entgehen, zog sie rasch ihren seidenen Kimono enger um den schlanken Körper und verhüllte somit das bisschen Stoff, das ihren Leib zierte. Sie schlenderte fast beiläufig auf den Goblin zu, der regungslos in seiner gelangweilten Haltung zu verharren schien, bis er seine freie Hand anhob und aufhielt, ohne die Elfe anzusehen. Ein paar Münzen klapperten in seine Handfläche, und er zählte sie im Geiste durch. Dann verschwanden sie in seiner Hosentasche, und er blinzelte zu der Sin’dorei hinauf. “Bisschen wenig, Schätzchen.” Noch bevor sie ihre wohlklingende Stimme zu einer Rechtfertigung anheben konnte, kam ihr der Goblin zuvor und winkte beschwichtigend ab. “Ich weiß, ich weiß. Dieser verdammte neue Schuppen macht uns das Geschäft kaputt. Ich werde mal ein Wörtchen mit dem Geschäftsführer reden.”
Abermals blickte er auf das Meer hinaus. Er würde schon dafür sorgen, dass sein kleines Geschäft wieder mehr Zaster einbrachte. Vielleicht wäre auch eine Fusion möglich, schließlich hatte er ein wirklich schickes Häuschen anzubieten.
Fuzzi Zischelfunk war zuversichtlich, was die Zukunft anging.
Was hätte ihm auch passieren sollen?

Rock Star - Nickelback

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[Sauber wie geleckt]

„Und was ist mit dir?“, gab er zurück und betrachtete die verkrümelte Magierin, machte aber keine Anstalten, ihr die gleiche Freundlichkeit zu erweisen.
„Was soll mit mir sein?“ benötigte kaum anderthalb Sekunden Reaktionszeit. Sie legte die Hände flach auf die Schenkel und sah Serathis direkt ins Gesicht. Jetzt, nachdem sie genau das ausgeführt hatte, was sie zuvor angekündigt hatte, sah sie beinahe wieder vollkommen entspannt aus.
Unter ihr regte sich der Elf und hob Nuianna einfach auf die Arme, völlig selbstverständlich und völlig von sich überzeugt, trug er sie wieder zum Badezuber und stellte sie hinein. „Du hast überall Krümel“, sagte er und strich mit den Fingern über ihre klebrige Haut, nur um dann aus dem Wassereimer zu schöpfen und eine Hand voll auf ihrem Körper zu verteilen.
Sie lachte auf. Das kurze Geräusch schnitt die Luft. Den strengen Zug um die Augen milderte der Ausdruck kaum ab, selbst wenn ihr Mund entspannt blieb. Ihre Augen folgten den Bewegungen seiner Hand, abwechselnd mit Blicken in sein Gesicht. Sie stand fest, keineswegs geziert mit etwa instabil geschlossenen Knöcheln, sondern ausreichend Abstand zwischen den Füßen. „Da hast du wohl nicht aufgegessen“, säuselte sie und brachte dabei kaum die Zähne auseinander, als ob sie sich ein zweites Lachen verbisse. Wasser. Luft. Seine Hand. Ihr Körper reagierte sensibler als ihr Tonfall und ihr Gesicht. Die Magierin nahm es gelassen hin. Nur ein Mundwinkel hob sich höher.
„Später ist auch noch Zeit“, raunte er ihr zu und fuhr mit seiner liebevollen und doch gründlichen Reinigung fort, bis auch das letzte Krümelchen von ihrem Körper getilgt war. Für jemanden, der hauptberuflich das Schwert schwang, hatten die Bewegungen sogar etwas Graziles. Seine Lippen streiften ihre Haut ohne dass sie zu viel Intention hineinlegten, es war wohldosierte Aufmerksamkeit für sie, ohne dass er gleich wieder über sie herfallen wollte. Und es lag dem etwas zugrunde, was man schwer greifen konnte. Tatsächlich eine Ahnung von Respekt?
Serathis griff eins der flauschigen Handtücher und legte es um ihre Schultern. „Nachher, wenn du mich mit nach Dalaran genommen hast.“ Ein dunkel geflüstertes Versprechen, garniert mit einem eindeutigen Kuss an ihrem Hals.
„Was tun wir solange bis dahin?“ fragte sie und der Schauer zog sich bis in ihre Stimme, als sie die Arme nach ihm ausstreckte und um seine Schultern gleiten ließ.
„Du hast gesagt, du musst arbeiten“, schloss er an und seine Hände vollzogen kreisende Bewegungen über dem flauschigen Stoff. „Und wenn du fertig bist, können wir ja los…“ Noch einmal beugte er sich an ihren Hals, legte eine Hand an ihre Wange und ließ nur einen kleinen Lichtfunken in die Haut darunter zwicken. Harmlos.
Definitionssache. „Den Rest kann ich auch von zu Hause erledigen. Oder später. Ich will noch gar nicht aufstehen.“ Sie hob ein Bein auf den Rand des Zubers. Natürlich damit er auch das abtrocknen konnte. Und hielt sich lose an ihm fest, als sie pragmatisch das Knie fünf Zentimeter nach außen kippen ließ.
„Dann…“, fuhr er fort und kam der Aufforderung noch nicht sofort nach. „Schlage ich vor, ich bezahle das Zimmer hier…und dann zeigst du mir, wie du wohnst?“ Neugier klang in seinen Worten mit und er küsste die Innenseite ihres Schenkels, bevor er das Handtuch benutzte. „Wohnst oder schläfst oder liegst, meine ich…“
Das Bein schwang auf den Boden und das zweite folgte der Bewegung auf den Zuberrand. Noch immer hielt sie sich an ihm fest. „Mh“, sagte sie und es klang bestätigend. Sie genoss ein wenig zu sehr, was er da tat - für ihren eigenen Geschmack. Gleichzeitig war es ihr egal. Und dann wieder nicht. „Einverstanden.“
Noch einmal wiederholte er die Berührung, den Kuss und hob sie dann aus dem Zuber, setzte sie auf dem Boden ihres Zimmers ab.

„Hoffen wir, dass ich hier nicht mit meinem Körper bezahlen muss“, schob er nach und grinste, während er in seine Hose schlüpfe. Er blieb sauber wie geleckt mit ihr auf ihm, zumindest unsichtbar. Etwas, das in seinen Augen ziemlich sexy war.
Sie kommentierte es nicht und bemerkte wohl, dass er sich nicht wusch. Zu dem trocknen und den gehauchten Küssen ein weiteres Bausteinchen, das sie dazu veranlasste in Gedanken eine Einlage in ihre geplante Wäsche zu platzieren. Sie fragte sich, wo sie die hingeräumt hatte, während ihre Blicke ihm aus Argusaugen folgten. Und auf was sie eigentlich Lust hatte an Kleidung. Gar nichts war nicht akzeptabel. Es juckte sie - nicht nur körperlich sondern auch in diversen angeregten Zonen ihres Gehirns. Sie hielt das Handtuch vor sich fest, das er ihr gelassen hatte, starrte ihn schamlos an und das fast unsichtbare Lächeln hatte etwas tierhaftes. Eine Katze, die ein Stück rohes Fleisch verfolgte, hätte nicht intensiver aussehen können.
„Zieh dich an, pack zusammen was du hast. Wenn sie mich unten versklaven, musst du mich auslösen. Nicht dass ich am Ende an einer Stange tanzen muss.“ Serathis lachte und fuhr sich durch die wirren Haare. Mit einem Augenzwinkern und einer angedeuteten, tänzelnden Drehung, schlüpfte er aus der Tür. So jung, frisch und lausbubenhaft wie ein anbrechender Frühlingstag.

Innerlich zählte sie bis einundzwanzig. Nicht aus einem bestimmten Grund. Sie mochte die Zahl. Sie mochte alle Zahlen. Durch drei teilbare mit der Quersumme drei und ungerade aber in einem Vier-Vierteltakt ausgesprochene hatten dennoch etwas ganz besonderes. Als sie fertig mit Zählen war, war das Wasser im Zuber verschwunden und das Zimmer blitzblank - inklusive ihr selbst, die nun die Augen schloss und die Arme entspannt zur Seite streckte. Finger und Fußnägel lackierten sich in einem zarten Rosenholzton. In ebensolcher Farbe waren die seidig schimmernden Hosen, die sich ihr nur im leichten Heben der Füße überstreiften, das Hemd, das über ihren Kopf glitt und sich selbst schnürte und gürtete und die Stiefel aus weichem, hellen Leder, die ihre Schäfte bis zu ihren Knien hoben. Eine lange Weste mit einigen Taschen komplettierte das abenteuerliche Ensemble. Ihre Haare lösten sich, entwirrten sich und flochten sich eher lose als fest zu einem neuen Zopf, ohne dass sie die Augen bis dorthin wieder geöffnet hätte.

Mansionair - Easier
https://www.youtube.com/watch?v=Ja9IUKElT5w

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[Hunger]

Sie wachte. Während die Nacht über ihr herüberzog, wachte sie. Es ging nicht anders, selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie nicht schlafen können. Die Nächte, in denen sie neben einem Elfen geschlafen hatte, der sich jeden Tag dem Tod mehr näherte, waren ungezählt. Das Schweigen zwischen ihnen war so laut gewesen, dass sie hatte schreien wollen und es doch nie tat. Was auch immer es war, das Oonayepheton die Energie stahl, sie konnte nichts dagegen tun. Nur warten, wachen, warten dass irgendetwas passierte. Ihr eigener Alptraum schien ihr in der Dunkelheit so real, dass sie sich noch etwas mehr zusammenkauerte und schweigend auf die Flammen starrte.
Die Abgründe in Sasarya waren ein gefundenes Fressen für Dämonen, die Schwärze ihrer Gedanken und all das stille Leid, das dem beigemischt war. Ein Graben so tief, dass man an dessen Grund wahre Schätze wähnen musste, noch mehr Leichen im Keller und verborgene Erinnerungen, die ihr Geist normalerweise unter Verschluss hielt.
Die Bruchstücke, die man bei anderen hinterließ, fehlten für immer.
Sasarya legte einen Scheit nach. Das Feuer sollte in dieser Nacht nicht herunterbrennen. Auch wenn die tropische Hitze des Tages abgeklungen war und die Nacht zwar kühl aber nicht kalt war, hielt sie das Feuer am Brennen. Eine gewisse Routine lag ihren Handlungen inne und sie betrachtete, wie der Schein des Feuers ihre Finger in Gold und Orange tauchte. Für jemanden, der ihren Namen trug, hatte es etwas Tröstliches und doch war Feuer tödlich. War das die lange Nacht der ungewollten Gedanken? Sasarya seufzte noch einmal und verengte die Augen.
„Hast du gar nicht geschlafen?“ fragte er, schleppend und mit schwerer und belegter Stimme, die Züge waren noch träge vom Schlaf und er selbst gar nicht recht wach. „Wieso hockst du da drüben?“ Er hatte den Kopf während der Fragen ansatzweise gehoben, schien Essen und Feuer kaum wahrzunehmen und streckte jetzt die Hand nach ihr aus.
Sasarya schreckte aus ihrer Erinnerung und blickte über ihre Schulter.
Es war schwierig, in dem Moment in Sasarya zu lesen. Das grünliche Schimmern ihrer Umrisse hob sie von dem Grau in Grau seiner Sicht ab, kontrastierte mit dem helleren Weiß des Feuers, aber es war nicht so intensiv leuchtend, wie in den Momenten, in denen sie mit allem um sie herum untrennbar verbunden war und es verschleierte, dass sie für einen Moment noch so wirkte, als würde sie ihrem persönlichen Alptraum noch in den Armen hängen. Es dauerte zwei Atemzüge, bevor sie begriff, dass er sie angesprochen hatte. Sie überbrückte die Distanz, griff seine Hand und legte sie an ihr Gesicht, ohne direkt zu antworten. Hielt ihn und sich und atmete tief aus. „Ich halte Wache…“ Flüsterleise Worte drangen an ihn heran und ihre Finger woben sich zwischen seine. „Du warst wie weggetreten und…“ Sie versuchte nicht, die Besorgnis in ihren Worten zurückzuhalten.
„Leg dich zu mir“, sagte er schlicht und vielleicht auch stumpf. Schwach oder schwächlich wirkte er gar nicht, aber müde, nach wie vor. „Du brauchst eine Ecke Schlaf. Na los.“ Seine Finger schlossen sich um ihre Hand und der leichte Zug war weit entfernt davon sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, nur eine kleine, unterstreichende Geste.
Sie gab ihm nach und es war erneut nur das tiefere Ausatmen, aus dem man hätte irgendetwas schlussfolgern können, oder eben auch nicht. Sasarya legte ihren Kopf auf seiner Brust ab, auf einem der Siegel, dessen Bedeutung sie nicht kannte und legte ihren Arm vorsichtig auf seinem Bauch ab. „So?“
„So“, gab er zurück und seine Stimmte summte bis in den Brustkorb, „warst du erfolgreich? Und war es schön?“ Er murmelte nur, schlang den Arm um sie und er hatte Gewicht verloren. Oder er fühlte sich einfach nur eckiger an. Die Sinne nach einer langen Wacht, Sorge und einem Tag voller Bilder beisammenzuhalten fiel jedem schwer. Nicht nur Sasarya.
„Ich habe mehr als genug Essen mitgebracht“, erwiderte sie und strich über seine Haut. Ihre Stimme klang müde und so, neben ihm im Gras liegend, begannen auch ihre Muskeln ein wenig zu zittern, als wäre sie in mehr als einer Hinsicht überreizt. „Es war schön. Hast du nur geschlafen? Hast du…Hunger?“
„Nur geschlafen“, bestätigte er langsam und mit schwerer Zunge. „Ja, Hunger. aber der kann warten bis morgen früh. Mit vollem Bauch schläft es sich schlechter.“ Er drückte die Elfe an sich. „Ist dir kalt?“ fragte er. Seine eigene Körpertemperatur war beinahe wieder normal übertemperiert, warm wie ein Stein in der Sonne, und er drückte sein Gesicht an ihren Kopf, eine kleine und vertraute Geste der gesuchten Nähe.
„Nein, ich bin nur…überreizt, glaube ich. Müde, ein bisschen…“ Oder ein bisschen sehr - schloss sie gedanklich an. Sie fragte sich, wie sich diese Wärme so vertraut anfühlen konnte, auch wenn sie sie eigentlich gar nicht wirklich kannte, nur von den wenigen Tagen, die sich anfühlten wie eine schöne Ewigkeit. Ihre Finger strichen über seinen Bauch und die warme Haut, während er ihren Atem an seinem Gesicht spüren konnte. „Fühlst du dich besser?“
„'s geht mir gut“, murmelte er, im Unwillen den Mund aus ihrem Haar zu nehmen. Er grollte spielerisch und ließ sich die kleinen Zärtlichkeiten gefallen. Seine eigenen Fingerspitzen tanzten eher beiläufig über ihren Arm - hin und her. Er mochte es, dass sie wieder da war. Die Zufriedenheit sickerte aus seinen Poren in die Atmosphäre. Er hielt Sasarya im Arm und für ihn war alles gut.
Aeshma rührte sich nicht.
„Morgen habe ich Kokosnüsse für dich, Mango, Honig und Fleisch…“, erwiderte sie und erzählte es seiner Haut, die sich warm unter ihren Lippen erstreckte. „Alles, was du willst…“ Es lag keine Verlockung in den Worten, keine Aufforderung, weiter zu gehen als sie in diesem Moment bereits waren. Irgendwann ließ sie ihre Hand nur noch flach auf seinem Bauch liegen, fächerte die Finger über dem Chtic auf und verharrte so.
Er atmete tief ein und wieder aus und drückte ihr die Lippen an den Haaransatz. Es machte kein Geräusch. „Klingt gut“, gab er halb gedämpft zurück und Sasarya konnte spüren dass er sich unter ihrer Hand entspannte - alles an ihm, der gesamte Körper entspannte sich, die Atemzüge vertieften sich und binnen von Minuten strahlte er so viel Ruhe aus wie eine spiegelglatte Wasseroberfläche ohne Lichtfunken. Die Hand kam zur Ruhe und der Griff festigte sich in etwas sicheres und vertrautes. Erst als er begann leiser und leichter zu atmen konnte sie sicher sein, dass er wieder eingeschlafen war.
Sie folgte ihm nur wenige Lidschläge später und ergab sich der Müdigkeit, der Wärme und der Ruhe in einer angenehmen Trilogie, die sie in den Schlaf wiegte und beruhigte. In seinem Arm und seinem Griff, den Kopf auf seiner Brust und unter den Sternen des Dschungels schlief sie ein und ließ Vergangenheit und Gedanken zurück.

Der sanfte Biss in Sasaryas Schulter verfestigte sich noch kurz, bevor sich warm und fest die Lippen um die Stelle schlossen und in einem kaum hörbaren Geräusch wieder langsam lösten, nur um einen zweiten zahnlosen Kuss und einen kleinen deutlichen Sog direkt daneben zu setzen - nur zwei Fingerbreiten weiter in Richtung ihres Halses und Nackens. „Hunger“, murmelte Oonayephetons Stimme leise, kaum intoniert und mit einem sonoren, halb durch Nase gedämpften Zirpen zwischen den Silben, bevor die Lippen und Zähne ihre Richtung trotz des hellen Wasserfalls an Haar beibehaltend weiterstreiften, in das er seine Nase tauchte, und er das Wort wiederholte. Willensbekundung, Bitte oder eine fremde Art guten Morgen zu sagen? „Hunger“, murmelte er und er klang so hungrig, wie sein Mund forderte.
Eine Gänsehaut bildete sich unter seinen Lippen und erfasste die Schulter und die sanfte Beuge, die in den schlanken Hals überging. Er konnte spüren, dass ihre Atmung unter seinen Küssen und seinem begehrenden Flüstern leichter wurde. Ihre Lider flatterten und ließen das Dämmerlicht ein, nur einen Spalt, bevor sich ein tiefer Atemzug über ihre Lippen stahl. Sie brauchte einen Moment, bevor sie überhaupt realisierte, dass er sie angesprochen hatte. „Hunger“ - noch einmal lauschte sie dem Murmeln und drehte sich dann so, dass sie ihn ansehen konnte.
„Hunger?“, fragte sie mit heiserer Stimme und angehobenem Mundwinkel, wohl um sicher zu gehen.
Der Dämonenjäger drehte den Kopf und küsste sie. Nicht flüchtig, nicht hastig. Nachdrücklich und sanft zugleich, ein nonverbales ‚ja‘ wie es deutlicher nicht hätte ausfallen können und begleitet von leisen grollenden Geräuschen, die nicht sein Mund, wohl aber sein Magen verursachten. Er war nicht redselig so früh nach dem Aufwachen - undeutlich hingegen war er niemals. Seine Hände fächerten an ihrem Rücken in einem bestimmten Zug über ihren Schulterblättern auf und er genoss ihr Gewicht auf seinem Morgenschlafwarmen Körper. Hunger. Ganz gleich welcher Art, Hunger war niemals profan.

Cage the Elephant - Ain’t no rest for the wicked
https://www.youtube.com/watch?v=wBgp5aDH23g

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[Hideaway]

Es dauerte sicherlich mehr als eine halbe Stunde, bis Serathis wieder auf dem Zimmer erschien. Er klopfte nicht - wozu auch? Und trat direkt ein, immer noch halbbekleidet, aber anscheinend hatte er nicht seine Hose oder seinen Körper verpfänden müssen. Das Grinsen in seinem Gesicht jedoch war etwas schief geraten. „Okay, ich bin offiziell blank. Vermutlich muss ich jetzt irgendwo anschreiben lassen.“ Serathis rieb sich mit der Hand über den Hinterkopf und nahm dann sein Hemd auf, um hineinzuschlüpfen. Die Plattenteile folgten und machten Nuianna klar, dass auch er sich bereit zum Aufbruch machte, immer noch nur geleckt sauber - anscheinend vollkommen schmerzbefreit.
Beide Augen öffneten sich und legten sich auf Serathis. Sie hatte in ihrer Haltung innegehalten und nahm erst jetzt die Arme herunter - langsam, als bewege sie sie gegen Wasser an, sanken sie zu ihren Seiten. Ihre Blicke folgten seinem Ankleiden, sonst stand sie regungslos, still, statuesk. Unvermittelt und spöttisch bemerkte sie: „Seltsam. Je mehr du dich verhüllst, desto weniger blank siehst du in meinen Augen aus.“
Dass sie recht zeitgleich begann, Magie zu wirken, war an dem unterschwelligen Sog der Kräfte zu spüren, der die Realitäten, Zeit und Raum zu krümmen begann, verzerrte und aufriss. Beinahe deckenhoch und anderthalb Armspannen weit spaltete sich das Zimmer, nicht lautlos, eher hinterließ der Zauber ein surrendes Taubheitsgefühl und Druck auf dem Innenohr, nur der durchdringende Ton eines Tinnitus blieb aus. Schemenhaft waren die Umrisse von Gebäuden und eine auffallend sauber gepflasterte Straße auszumachen, die bis in das Zimmer hineinzureichen schien. Die Magierin machte einen Schritt und stand direkt neben dem Portalriss. Den Blick hatte sie keine Sekunde von Serathis abgewandt. „Dalaran?“ fragte sie und streckte die Hand aus, als wolle sie ihm aus der Kutsche helfen.
„Finanziell blank“, ergänzte er grinsend. „Blankziehen nur dann, wenn es sich lohnt.“ Serathis ließ sie ihre Magie wirken, ohne sonderlich an dem Prozess teilzuhaben. Das war nicht seine Spielecke und es gab Elfen, die dies viel virtuoser vermochten als er selbst. Nuianna gehörte dazu.
Weder der durchdringend prüfende Blick, noch die Aussage von ihr ließen ihn schwanken. Tatsächlich ruckte sein rechter Mundwinkel nach oben und es entwuchs dem Lausbubengeist, der so präsent in ihm wohnte, dass er Nuianna einfach packte, sie auf beide Arme hob wie eine jugendliche Braut und sie über die Portalschwelle trug. „Dalaran!“ Bevor sie sich vollends im Portal befanden, hörte sie noch sein volles Lachen.
Normalerweise oder aber im Generellen war das natürlich nicht der Rede wert. Allerdings war das Reisen durch die Raumzeit nicht ganz so selbstverständlich für die Sinne, wie es der ein oder andere gerne darstellen wollte - oder aber wahrhaben. So begleitete Nuianna sein Lachen ebenso wie ihr eigenes unterdrücktes und überrumpeltes Schnappen nach Luft wie eine auditive und ebenso gespürte Erinnerung, während das eigene eventuell stattgefunden haben könnende Lachen im Riss zwischen Ort und Ort und der Reise durch den gekrümmten Raum unterging und als Handlung ausgelöscht worden war, noch bevor sie stattgefunden haben würde können. Derlei Unwahrscheinlichkeitstheorien überstiegen die meisten Denkvermögen der Dimensionswissenschaftler bereits im Ansatz. Die Phänomene waren bekannt, man nahm sie hin oder ignorierte sie, es sei denn es ergaben sich weiterreichende Schäden. Der Prozentsatz lag im Toleranzbereich. Gründe, etwas an den Prozessen zu ändern, bestanden statistisch somit nicht.
Sie hielt sich an ihm fest und verbat sich den Impuls, den Kopf an seine Schulter sinken zu lassen, und sei es auch nur für die wenigen sich selbst negieren haben würdenden Sekunden des Portaldurchschreitens. Der Kopf blieb also oben, in Schrittrichtung gedreht, so würdevoll, wie es eben ging, nachdem man den Boden unter den Füßen so plötzlich verloren hatte. Es ging ziemlich viel, wenn man ein Gesicht zu wahren hatte.
Die hochherrschaftliche Selbstverständlichkeit ihrer Mimik, mit der sie auf der anderen Seite des Risses auf seinen Armen materialisierte, hatte sicher einige Jahrzehnte an Contenanceübungen erfordert. Sie meisterte sie mit eben dem Maß an offensichtlicher Mühelosigkeit, die eben das bewies. Was gab es auch selbstverständlicheres, als auf den Armen eines jungen Mannes mitten auf Dalarans Hauptstraße zu erscheinen. Rein gar nichts - offensichtlich. Ihr Zopf baumelte lang von ihrem Nacken herunter und ihre Hand wies an seinem Gesicht vorbei über seine rechte Schulter eine Richtung. „Dort müssen wir hin“, sagte sie und wartete ab, was Serathis als Nächstes tun wollte. Möglichkeiten gab es genug. Angefangen damit, sie wieder auf den Boden zu entlassen. Obwohl sie darauf nicht bestehen würde - und das mehr als verrückt aussehen.

Kiesza - Hideaway
https://www.youtube.com/watch?v=Vnoz5uBEWOA

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