[H-Plot] IC-Geschichten zu Sand und Schweiß

IC:

  • Orgrimmar

Die Hitze hatte Orgrimmar erreicht und floss träge durch die Gassen und Straßen, zwängte sich zwischen die Häuser und machte es sich dort bequem. Die Luft flirrte und selbst den tierischen Bewohnern der orcischen Hauptstadt schien es langsam zuviel zu werden. Einzig den Kindern schien es nicht viel auszumachen. Lachend spielten sie am Rande der kleiner gewordenen Tümpel, ein kleiner Orcjunge stupste zusammen mit seinem Taurenfreund eine Echse aus ihrem entspannten Mittagsschlaf, während ein Stück weiter abseits eine kleine Troll mit einer Orc Stockduelle übten und sich dabei lauthals gegenseitig anstachelten.


Haydgar musterte die Szenerie einen Augenblick lang nachdenklich als er in Begleitung der Fletcher Zwillinge an den Kindern vorbei zog, weiter in Richtung der Feste wo ihn Arbeit erwartete. Dem Verlassenen machte die Hitze nur wenig aus und dennoch brannte die Sonne auch auf seiner Glatze unangenehm. "Wir verschwenden unsere Zeit." Haydgar strich sich mit der verbliebenen Hand über die erhitzte Kopfhaut als er in das schattige und deutlich kühlere Innere des Gebäudes trat. Obwohl er sie nicht direkt adressiert hatte, warfen sich die Zwillinge einen glühenden Blick zu. Schließlich setzte Virgil an: "Sind wir uns denn sicher…" "…dass es im Brachland mehr als nur die üblichen Scharmützel sind, Hochexekutor?" endete sein Bruder Viktor den Satz wie so oft.


Haydgar blieb nicht stehen, er wanderte militärisch aufrecht an den Wachen vorbei, nickte dem ein oder anderen knapp zu und schwieg auf die Aussage hin bis die drei Verlassenen das Armeenbrett erreicht hatten das ihr Ziel gewesen war. Irgendjemand hatte bereits aktuelle Truppenbewegungen eingetragen und die Figürchen platziert die die Stellungen und strategisch wichtigen Punkte markierten. Virgil und Viktor nahmen ihren Platz am Brett ein, einzig unterscheidbar durch die gewählten Rüstungen. Der eine in dunkler Robe mit dem Abzeichen eines Apothekers, der andere in dunkler Vollplatte. Nicht einmal Haydgar hätte zu sagen gewusst welcher der richtige Zwilling wäre, würden sie sich entscheiden dieselbe Freizeitkleidung zu tragen.


"Ist die viel wichtigere Frage denn nicht, wieso wir uns noch nicht die Zeit genommen haben die Situation genauer zu überprüfen?" Der Hochexekutor stützte sich mit seiner verbliebenen linken Hand auf dem Tisch ab und musterte die aufgestellten Figuren eindringlich. "Wir haben viel zu lange nichts gegen die Allianz dort unternommen. Sie sind dreist geworden, sie nutzen die Ablenkung anderer Fronten für sich aus. Und was haben wir davon?" Haydgars Stimme hatte einen bitteren Tonfall angenommen als er fortfuhr und dabei auf die Markierung blickte die die Ödnisfeste auf der Karte darstellte.


In genau diesem Moment ertönte von der Türe her ein geschäftiges Schnaufen, gefolgt von einem heftigen Wummern wo eine Faust den Boten ankündigte. Die drei Verlassenen wandten unisono ihren Kopf in Richtung des Orcs, den diese plötzliche Aufmerksamkeit einen Augenblick zögern ließ. Haydgar richtete sich erneut auf und streckte die rechte Hand auffordernd gen des Boten. "Na los, Mann. Wir haben hier keine Zeit zu verlieren. Was gibt es neues?"


"Hochexekutor." Die Stimme des Boten war kratzig und rau, Stimmbänder die von der Hitze ausgetrocknet worden waren wo die Zeit gefehlt hatte ausreichend zu trinken. "Dringende Meldung aus dem Brachland. Die Ödnisfeste scheint gefallen zu sein. Vor den Toren von Mulgore wurden Belagerungswaffen gesehen. Späher berichten von Rauchwolken."


Die Faust des Verlassenen ließ die Figürchen auf dem Tisch zittern und die Zwillinge erneut einen stummen Blick austauschen. "Ich habe es ihnen gesagt. Seit Wochen sage ich, wir sollten ins Brachland aufbrechen und uns selber ein Bild vor Ort machen, beweisen das die Horde stark ist selbst wenn wir noch an anderen Fronten kämpfen. Wenn unsere Stellung jetzt hier in unserer Heimat zu wanken beginnt, ist dies nur der Anfang vom Ende!"


"Herr ich muss die Nachricht auch noch an andere weiterleiten, bin ich ent…" "Jaja, hinaus." Unwirsch winkte Haydgar den Orc weg, der auch sofort auf dem Absatz kehrt machte um diese Neuigkeiten anderweitig weiter zu leiten. Schließlich war es Viktor der sich knarrend räusperte und den Satz begann: "Hochexekutor…ihr wisst das mein Bruder und ich hinter euch stehen, egal was ihr nun vorhabt…" "…gebt einfach nur den Befehl und wir werden euch folgen." endete dieses Mal Virgil. Haydgar sah zu den beiden hinüber und schob den rechten Arm langsam hinter seinen Rücken, während das Banner stolz erhoben dort verblieb wo man es als Ersatz für den linken Arm angebracht hatte.


"Die Zeit des Wartens ist vorüber. Wir drei werden ins Brachland aufbrechen. Ich werde Marschbefehle an jeden Reservisten aufsetzen, jeder wiedergekehrten Einheit, jedem Zivilisten der einen Funken Heimatstolz im Herzen trägt. Wir holen uns zurück was uns gehört. Wir lassen keinen Kameraden, keinen Freund, keinen Verbündeten im Stich. Die Allianz wird für ihre Dreistigkeit zahlen."


Nur wenige Stunden später schwärmten die ersten Boten aus um die Befehle zu überbringen. Für die Horde!

OOC:

hiermit eröffnen wir den IC-Geschichtenthread für den Plot Sand und Schweiß.

Bitte OOC in den zur Kommunikation erstellen Thread:
https://eu.forums.blizzard.com/de/wow/t/h-plot-fruehsommer-sand-und-schweiss/25108/9

Wir freuen uns über eure Beteidigung daran!

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Guter Dinge kehrt die Stallmeisterin und ehemalige Waldläuferin Berys Bienentanz von ihrem heutigen Training mit Celyans neuer ‚Nummer Fünf‘ zurück. Es ist gut gelaufen und die Arbeit mit der freundlichen Stute bereitet ihr Freude. Gerne nimmt sie es dafür auf sich, ihre übrigen Pflichten so einzurichten, dass sie die Zeit regelmäßig erübrigen kann. Sie passiert den Durchgang zu den Stallungen des Hauses Elrennon und begibt sich in ihre bescheidene, überschaubare Unterkunft. Legt das leere Leinensäckchen – in dem sich Stunden zuvor noch pferdetaugliches Obst und Gemüse befunden hat – bei ihrer Ausrüstung ab und begibt sich an ihren Schreibtisch. Ein paar Schreiben im Zusammenhang mit ihrer alltäglichen Arbeit wurden in der Zwischenzeit dort abgelegt. Darunter auch eines, was sich von den anderen unterscheidet und unmittelbar ihre Aufmerksamkeit anzieht. Sie nimmt den Umschlag auf und mustert das Horde-Siegel verwundert, dreht und wendet das Schriftstück mit leicht gerunzelter Stirn. Direkt an sie selbst adressiert. Berys öffnet den Umschlag schließlich und beginnt zu lesen…

An die in der Schlacht um Unterstadt bereits unterstellte Waldläuferin Berys Bienentanz,

aufgrund der zunehmenden Übergriffe von Seiten der Allianz im Brachland und dem bedenklichen Vorrücken in Richtung der Tore von Mulgore werdet Ihr zur Unterstützung der Horde hiermit einberufen. Ihr seid aufgefordert Euch marschbereit am sechzehnten Tag des sechsten Monats vor der Kaserne in Orgrimmar zu sammeln. Wir erwarten Euch abmarschbereit eine halbe Stunde nach der siebten Abendstunde.

Bitte haltet Euch dort zu einer kurzen Einführung an Steingardist Victor Fletscher. Ich erwarte Euch anschließend umgehend am Ausgangspunkt der Mission und bin bereits vorgerückt, um die Lage zu sichten.

Für die Horde!

gez. im Auftrag des Kriegshäuptlings

Hochexekutor Haydgar Grant Montgomery

Sie senkt das Pergament und starrt nachdenklich in eine unbestimmte Ferne. Dann hebt sie den Brief noch einmal an, besieht sich das Siegel genauer und vergewissert sich dessen Echtheit. Ernst presst sie ihre Lippen aufeinander und atmet einmal tief durch. In drei Tagen schon, in Orgrimmar… und bis dahin hat sie noch so einiges zu klären und zu regeln. Rücksprache mit dem Fürstenpaar halten… die Arbeit im Stall organisieren… eine Betreuung für zumindest einen ihrer Wölfe finden… und es nicht zuletzt mit ihrem Gefährten darüber sprechen. Aber vielleicht betrifft es ihn ja auch…? Berys schnauft nachdenklich und schiebt den Brief wieder zurück in den Umschlag. Es gilt keine Zeit zu verlieren…

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Erneut kaute Ezma an dem Kohlestift und ihr wurde dies erst bewusst, lange nachdem sie das Graphit geschmeckt hatte. Wirklich ärgern wollte sich die Goblin über die bedenkliche Ersatzmarotte nicht mehr. Sie konnte nicht. Denn sie saß schon seit einer Weile in dieser schummrigen Taverne irgendwo in Orgrimmar über Papiere, die inzwischen so vollgekritzelt waren, dass man sie für die Taktiktafeln nach einem sehr abenteuerlichen Fußbombenspiel zwischen Bilgewasserbukanieren und Dampfdruckhaien halten durfte. Inklusive siebenmaliger Verlängerung, weil die Schiedsrichter von beiden Seiten mit abwechselnden Geboten bestochen worden waren. Und ähnlich wie nach einer solch frustrierenden Schlacht konnte Ezma noch nicht mit sich zufrieden sein. Sie begann von Neuem, das wüst Vorgeschriebene zu entziffern und ihm einen Sinn zu verleihen. In Gedanken fügte sie zusammen und las:

Tag, KABOOM-Reserve!

Die Meldung ist durch. Alle vom letzten Abend sind angenommen worden! Außerdem soll Drax unseren Kriegshaufen als Leutnant anführen. Ich vertrete ihn als Oberfeldwebel für die Dauer des Einsatzes und bin wie er erstbeste (oder eben zweitbeste) Ansprechstelle für eure Anliegen.

Wir erwarten euch am 16. um spätestens halb acht abends vor der Kaserne im Tal der Ehre (Orgrimmar!), um gemeinsam mit anderen Truppen von einem Steingardisten namens Fletscher eingewiesen zu werden. Wahrscheinlich geht es darauf gleich los, also erscheint reisefertig und für den Krieg ausgestattet!

Dazu gehören:

* haltbare Wäsche für mehrere Tage
* Rüstung & Ausrüstung für Kampf und sonstige Verwendung, natürlich eure Waffen, ggfs. Munition und das Nötige für ihre Instandhaltung
* Eigenverpflegung für 2-3 Tage bis von Fremden gewährleistet (Denkt an Wasser, denn: Brachland!), Feldgeschirr und –besteck (1)
* Platzspar-Bettalternative wie Schlafsack oder Hängematte
* wichtig! Leergepäck für Plündergut, Quittungsvordrucke (Falls nicht als Klopapier brauchbar, gesondert solches mitbringen!)
* gemäß Kameradschaftsabend euer Mittel der Wahl für Fernstrecken, die Maschine eurer Mission sowie alles zu dessen Unterhalt (Werkzeuge, Treibstoff, Futter, noch mehr Wasser!)

Zelte müssen nicht sein. Für ein geteiltes Dach des Haufens ist gesorgt. Eine Instabaracke konnte beschafft werden!

Ob wir außerhalb dieser ständig zusammen sein und auch eingesetzt werden, ist noch nicht gesagt. Stellt euch darauf ein, dass uns Aufgaben vorübergehend trennen können.

Zaster und Moneten, Leute!

Oberfeldwebel Ezma Ohnelöffel
stv. Zugführer Kriegshaufen KABOOM

(1) Cynthya, mir ist klar, dass du wohl nichts zum Mampfen und Trinken brauchst! Und anderes auch nicht. Du kannst mit deinem Untersatz stattdessen Tillimis Lastkodo oder anderen etwas abnehmen, wenn es sich anbietet.

Skeptisch beäugte Ezma den mehrfach korrigierten Entwurf und sie hob bereits die Graphitspitze zum Streichen des letzten Parts. „Nein!“, entfuhr es ihr plötzlich sowie hörbar für die mehr oder minder aufmerkenden Tischnachbarn und sie hielt inne. Der Blauschopf schüttelte sich. „Das passt nun so. Nützt nix, 's perfekt mach’n zu woll’n. Ab in den Druck damit“, führte sie das wunderliche Selbstgemurmel fort. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, sammelte sie die Papiere ein und rutschte vom Hocker. Fast hätte sie in ihrem Tatendrang vergessen, ein paar Heller für das angefangene Bier zu hinterlassen. Wer könnte es ihr verdenken? Womöglich ist mehr von jenem verdunstet als tatsächlich getrunken worden, so vertieft war Ezma in ihren Abwägungen gewesen.

Keine Zeit mehr für Selbstkritik. Jetzt kommt es auf jede Stunde für die Vorbereitung an, befand der eilende Grünling nunmehr mit der Innenstimme.

Ein dösiges Großkatzenjunges am verwaisten Platz bemerkte indes spät den Aufbruch der Goblin und machte sich unaufgeregt tapsend auf die Suche nach ihr.

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Ein letztes Mal ging Arkanist Vaeren Sturmsänger die Liste durch, auf der er alles vermerkt hatte, was er für die kommende Mission als notwendig erachtete. Die Ausrüstung, die er seit dem Krieg in der Scherbenwelt immer mit sich führte, die Schlachtenrobe, deren Schutzzauber Irathas noch einmal überprüft hatte, den Stab mit den Fokuskristallen, der zu sperrig für den Alltag war, im Feld aber unerlässlich, die Wahrsageschale, die er noch in Dalaran hatte herstellen lassen und die ihm im Krieg schon einige Male gute Dienste geleistet hatte. Dazu kamen die Dinge, die man für den Alltag im Feld brauchte und auf die er nicht verzichten mochte. Ein Beutel seines Tabaks etwa, wasserdicht verpackt und hoffentlich ausreichend für die Zeit der Mission.

Vaeren war kein Soldat, und er würde nie einer sein. Er war Wissenschaftler, Denker, Forscher, und das harte Leben auf dem Marsch war ihm ebenso ein Graus wie die Bereitschaft vieler Soldaten, ihren Verstand im Zelt zurückzulassen, wenn ein Vorgesetzter es ihnen befahl. Dennoch hatte er kaum gezögert, als Irathas ihm den Beschluss des Rektorats übermittelte, ihn und die Heilerin Alheyt Sonnenglut nach Orgrimmar zu schicken, um das Unternehmen dieses Verlassenen zu unterstützen. So wenig er von soldatischem Gehorsam und militärischen Strukturen hielt, so wichtig war der Kontakt zu den Truppen für seine Forschungen. Und so wertvoll konnten seine Fähigkeiten an der Front sein, wenn er Dinge sah, die gewöhnliche Späher nicht wahrnehmen konnten. Wenn dieser Einsatz besser lief als der letzte, konnte er im besten Fall Kontakte aufbauen, die ihm für seine Vorhaben nützlich waren.

Er hatte Irathas versichert, sich einzufügen und Streitigkeiten mit unfähigen Offizieren zu vermeiden, und er beabsichtigte ernsthaft, diese Zusage zu halten. Sein Status war nicht mehr der, den er in der Scherbenwelt innegehabt hatte, und seine Möglichkeiten, sich Respekt zu verschaffen, entsprechend begrenzt. Und die Missionen der letzten zwei Jahre hatten ihn gelehrt, dass nicht jeder Vorgesetzte seinen Rat und sein Potential zu schätzen wusste. Außerdem würde er dieses Mal auf sich alleine gestellt sein, wenn es Probleme gab, und selbst, wenn er an sich keine Sorge hatte, ein mögliches Militärtribunal unbeschadet zu überstehen, wollte er Irathas den Ärger ersparen. Und unbeschadet heimkehren, wie er es versprochen hatte.

Langsam ließ er den Rauch über die schmalen Lippen streichen, während er den Glimmstängel zur Seite nahm und einen letzten Blick auf die Artefakte warf, die die Kuratorin ihnen zur Nutzung im Feld überlassen hatte. Es war bedauerlich, dass Himmelslicht dieses Mal nicht mitreiste. Der Sekretär hatte sich als äußerst nützlich und kompetent erwiesen, was die einfachen Handgriffe im Feld anging. Vielleicht hätte Vaeren zur Kompensation ein Arkankonstrukt anfordern sollen, das in der Lage war, Zelte aufzubauen oder alternativ zu kochen. Es wäre vermutlich sinnvoller gewesen als dieser Prototyp eines Pferdes, den man Sonnenglut mitgegeben hatte. Die Kuratorin hatte ihm ebenfalls angeboten, ein solches Reittier zu nutzen, aber Vaeren hatte abgelehnt. Reiten gehörte nicht zu seinen bevorzugten Fortbewegungsarten, und abgesehen davon, dass er es auf längeren Strecken als höchst unangenehm empfand, war es zu kraftaufreibend, das Tier fortwährend mental zu kontrollieren, damit es tat, was er wollte.

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Die Alternative hingegen hatte seine Zustimmung gefunden. Vaeren strich mit der freien Hand über das feine Gewebe des Teppichs, der zusammengerollt neben der restlichen Ausrüstung auf dem Tisch bereit lag. Für einen Laien war es gewiss schwierig, ein solches Fortbewegungsmittel zu beherrschen, aber ihm kam es sehr entgegen. Keine wundgescheuerten Beine, kein unberechenbares, instinktgesteuertes Tier … alles, was er brauchte, war Magie und ein Verständnis für die Konstruktion dieses Artefakts.

Mit einer Handbewegung befahl er dem Teppich, sich von der Tischplatte zu heben und in einer geschmeidigen Bewegung zu entrollen. Das Gewebe straffte sich, fühlte sich an wie fester Boden, als Vaeren einen Fuß daraufsetzte und sich niederließ. Ein leises Zittern ging durch den Teppich, dann hob er sich langsam eine weitere Handbreit vom Boden hoch. Vaeren schloss die Augen, konzentrierte sich einen Moment lang ganz auf das feine Arkangespinst, das das Artefakt durchzog. Mit einer Geste befahl er dem Teppich, weiter aufzusteigen, eine gemächliche Runde um den Tisch zu vollführen. Trotz der dem Gewebe innewohnenden Bannmagie, die eine zu schnelle arkane Aufspürung erschweren sollte, fiel es Vaeren nicht schwer, die Struktur und Funktionsweise zu erfassen. In der Praxis würde er noch etwas üben müssen, sollte er in die Verlegenheit kommen, waghalsigere Flugmanöver zu absolvieren. Aber für den Marsch würde es ausreichen.

Tatsächlich war Vaeren der Kuratorin zum ersten Mal wirklich dankbar für ihre Umsicht. Sie hatte verstanden, was er meinte, als er davon sprach, ein „angemessenes“ Transportmittel zu benötigen. Und wahrscheinlich würde es ihm auch erheblich leichter fallen, die militärischen Gepflogenheiten hinzunehmen, wenn er nicht gezwungen war, über Tage und Wochen zu Fuß durch die Wildnis zu hetzen.

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Allmählich war der Alltag in die Kaserne der Anoduna Thero‘sha zurückgekehrt. In der kurzen Zeit, die sie aus dem Arathihochland zurückgekehrt waren, hatten sie die Gefallenen betrauert und bereits neue Gesichter in ihren Reihen begrüßt. Sogar eine Hochzeit hatte es im Kriegerbund gegeben. Nelthariel seufzte ungehört, nachdem Fähnrich Waldschatten sich nach einem kurzen Gespräch von ihm abwandte, um die Soldaten auf dem Platz über eine Anordnung zu informieren. Der Blutritter war wirklich heilfroh, wieder in Quel‘Thalas zu sein und er war sich sicher, dass es seinen Kameraden genauso ging. Sie alle waren an der Front wiederholt bis ans Äußerste getrieben worden.

Da er unbeobachtet war, ließ der Sin‘dorei sich Zeit mit seinem Weg ins Besprechungszimmer, wo langsam aber sicher die liegengebliebene Arbeit wieder abnahm. Ein Schmunzeln zeigte sich auf seinem übermüdeten Gesicht, als die schwere, gesicherte Tür sich für ihn öffnete und er wie so oft in den Raum eintrat. Ungewöhnlicherweise ließ er sie um einen Spalt offen stehen. Er würde nicht lange hier verweilen, aber der übrige Papierkram ließ nicht ewig auf sich warten.

Schritte holten ihn schließlich wieder aus seinen Gedanken, nachdem er in völliger Ruhe einige Zeilen überflogen hatte. Blinzelnd blickte er auf, als er ein Räuspern vernahm und in die verhärtete Miene von Coryadris blickte, die er eben noch im lockeren Gespräch mit ihren Kameraden am Brunnen gesehen hatte. Hinter ihr stand ein unbeteiligter Sin‘dorei mit einem Pergament, auf dem das Siegel der Horde prangte. Unverkennbar handelte es sich um einen Boten. Es war nicht schwer, diese Zeichen zu deuten, aber der Kommandant bemühte sich um eine neutrale Miene, als er das Schreiben entgegen nahm und ohne Zögern das Siegel brach.

An den Kommandanten der Anoduna Thero‘sha, Nelthariel Flammenstolz,

aufgrund der zunehmenden Übergriffe von Seiten der Allianz aus im Brachland und dem bedenklichen Vorrücken in Richtung der Tore von Mulgore, wird eure Einheit zur Unterstützung der Horde hiermit einberufen. Möglichst alle kampffähigen Mitglieder eurer Einheit sind aufgefordert sich marschbereit am sechzehnten Tag des sechsten Monats vor der Kaserne in Orgrimmar zu sammeln. Wir erwarten euch abmarschbereit eine halbe Stunde nach der siebten Abendstunde.
Bitte haltet euch dort zu einer kurzen Einführung an Steingardist Victor Fletscher. Ich erwarte euch anschließend umgehend am Ausgangspunkt der Mission und bin bereits vorgerückt, um die Lage zu sichten.

Für die Horde!
gez. im Auftrag des Kriegshäuptlings

Hochexekutor Haydgar Grant Montgomery

Nelthariel hörte, wie die Soldatin neben ihn trat und warf einen Blick in ihre fragende Miene. Sie ahnte wohl bereits, um was es sich handelte. Er überflog das Schreiben ein zweites Mal, ehe er es zusammenrollte.
„Ein Marschbefehl. Gehen wir runter. Ich sage unten alles weitere.“

Es dauerte nur Minuten, bis der Blutritter vor den anwesenden Soldaten stand und verkündete, dass sie bereits am folgenden Tag um die selbe Zeit an der Kaserne in Orgrimmar stehen würden. Nelthariel blickte in teils versteinerte, teils in offen missmutige Gesichter. Wie befürchtet wurde es nicht sonderlich gut aufgenommen. Aber Befehl war nun einmal Befehl und in den folgenden Stunden machte sich die Einheit für den erneuten Aufbruch bereit.

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Das Büro in den Eingeweiden des Ordenshauses war um diese Uhrzeit still. Die hohen Wände aus sauberen Steinplatten waren kahl, nur ein schwarzes Banner mit dem blutroten Phönix hing hinter dem Schreibtisch an der Wand. Das stete Licht einer Öllampe floss golden über die Tischplatte, auf der einige Pergamente warteten. Einige zur Kenntnisnahme, andere zur Unterschrift.

Der Elf hinter dem Schreibtisch trug auch spät am Abend noch eine Rüstung. Mehr aus Gewohnheit denn aus praktischen Gesichtspunkten. Und vielleicht auch, falls noch jemand anklopfte, um etwa sin letzter Minute zu besprechen. Einzig die Handschuhe lagen auf der Tischplatte. Erneut nahm der Meister eines der Schreiben zur Hand, um es ein weiteres Mal zu studieren.

Ehre dem Orden, Meister Leitstern,

wie bereits bei unserem letzten Gespräch angekündigt, wurde Eure Stammgruppe dafür ausgewählt, einer der Anfragen zu entsprechen, welche von dem Oberkommando der Horde an den Orden herangetragen wurden. In diesem Fall handelt es sich um eine Anfrage eines Hochexekutors (Rang innerhalb der Horde ist mir nicht bekannt) Haydgar Grant Montgomery.

Anscheinend gibt es Elemente der Allianz, welche in die Gebiete des Brachlandes vorstoßen, auch wenn es noch kein so großer Brennpunkt ist wie die Dunkelküste oder das Arathihochland. Auch wenn unsere Priorität klar im Schutz unserer Heimat liegt, so ist es dennoch geboten, unseren verbündeten in Zeiten der Not beizustehen.

Ich weiße euch daher hiermit an, die von euch zusammengestellte Einsatzgruppe für die Beteiligung an den dortigen Kampfhandlungen zu entsenden. Der Fokus sollte auf schwerer Infanterie liegen. Die Einberufung der Truppen ist für den letzten Tag dieser Woche in der Kaserne von Orgrimmar vorgesehen. Die Einsatzgruppe soll sich vor Ort dem Kommando von Steingardist Victor Fletscher unterstellen.

Gezeichnet,
Ritterfürst Ambergold

P.S. Ich erwarte von eurem Trupp natürlich gesonderte Sensibilität für die politische Situation zwischen den Tauren von Mulgore und den Verlassenen. Innere Spannungen müssen im Auge behalten werden.

Ein kurzes Reiben des Hinterkopfes, bevor der Zettel zurück auf die Platte wanderte und der Elf erneut die anderen Papiere durchging. Die Strukturübersicht der Einsatzgruppe, Zuteilungen von Medizintaschen, Verpflegung, Reittieren, Berichte an die Ordensführung, die Hilfsanfrage für den Portaltransport nach Orgrimmar. Alles hatte seine Richtigkeit und doch konnte der Meister ein gewisses Gefühl der Unruhe nicht abschütteln, das ihn motivierte, alles noch einmal zu prüfen.

Nachdem er erneut keinen Fehler gefunden hatte, legte der Elf die Hände ineinander und schloss die goldenen Augen, um den Blick nach innen zu wenden. Woher kam die Unruhe? Lag es daran, dass er selbst nicht vor Ort sein würde, wenn die Ordensgeschwister unter seinem Kommando an der Front kämpfen und bluten würden? Die Lippen verzogen sich für einen Moment missmutig.

Das letzte Mal, als er einen Trupp nach Kalimdor geführt hatte, war eine der seinen dort zurückgeblieben. Anstatt nach Silithus hatte der Marsch plötzlich nach Norden geführt, hinein in die Wälder der Nachtelfen und schließlich an die nördlichen Ufer des Kontinents. Ja, ein Teil seines Unbehagens stammte sicherlich von dieser Gelegenheit her. Nicht der Verlust an sich, nein. Verluste geschahen im Feld und er war sich sicher, dass die Schwester ihren Weg in das ewige Licht sicher gefunden hatte. Doch die damalige Änderung der Stoßrichtung nagte an ihm.

Es war eine Sache, wenn Befehle die Situation nicht angemessen darstellten. Weil Informationen fehlten. Weil die Situation sich schnell änderte. Aber es war eine andere Sache, wenn einen das Kommando willentlich nicht oder sogar falsch informierte. Ein tiefer Atemzug vertrieb die erste Verbitterung, doch weiterhin hielt sich das Unwohlsein. Wenn man sich auf die Anweisungen des Oberkommandos nicht völlig verlassen konnte, war jeder Marsch stets auch ein Marsch in Ungewissheit. Und hier war es ihm nicht einmal vergönnt, sich ein eigenes Bild der Lage zu machen.

Ein weiterer tiefer Atemzug, bevor er im Geiste nach der Verbindung zum Brunnen und zum jenseitigen Licht tastete. Eine stille Fürbitte, für Kraft, für Sicherheit. Wie stets tröstete ihn die innere Präsenz des Lichts. Gestattete ihm Ruhe vor den Zweifeln der äußeren Welt. Wo ein Elf vielleicht nicht sicher war, da war das Licht ein unendlicher Quell der Zuversicht. Während sich wohltuende Wärme in ihm ausbreitete, erschienen die Gesichter der Ordengeschwister vor ihm.

Jene jungen, optimistischen, für die es der erste Einsatz werden würde. Die Erfahrungen sammeln mussten und Eindrücke, um zu wachsen. Die harten, ruhigen Mienen der Veteranen, die die Einsatzgruppe führen würden. Er hatte sie ausgewählt. Und wie er ihnen im Feld sein Leben anvertrauen würde, so würde er nun darauf vertrauen, dass sie die vor ihnen stehenden Aufgaben zu bewältigen vermochten. Denn so wie das Licht des Brunnens in seinem Inneren schien, so schien es auch in jedem von ihnen. Stärkend und schützend und verbindend.

Als der Meister die Augen wieder aufschlug war der Zweifel verfolgen und neue Entschlossenheit in die goldenen Augen getreten, deren Glanz über die Papiere huschte. Der Griff zur Feder und die Unterzeichnung der Anweisungen dauerte nicht lange, bevor der Meister sie trocken pusten und aufstapeln konnte. Die Gruppe würde ihre Aufgabe erfüllen, so wie er seine erfüllen würde. Für die Ehre des Ordens und des Reiches. Mit der notwendigen Umsicht und Vorsicht, wo es geboten schien.

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  1. Tag des 6. Monats

Hiermit halte ich, Haydgar Grant Montgomery, das Vorankommen unseres Trosses, seine Erfolge wie auch Misserfolge zur Erhaltung für die Nachwelt und die Horde fest.

Heute am frühen Morgen bin ich mit einem kleinen Trupp zum Jägerhügel vorgereist, begleitet haben mich unter anderem Virgil Emet von den Fletcherzwillingen, Malwina von Maltzahn und zwei weitere Späher. Sie werden eine wertvolle Ergänzung für die Truppe darstellen. Bei unserem Eintreffen am Jägerhügel lieferten sich die Tauren des Lagers noch schwere Scharmützel mit Übergreifern der Allianz. Wir konnten sie letzten Endes zurückschlagen, allerdings zu einem hohen Preis. Die Tauren trugen schwere Verluste davon und der letzte von ihnen erlag noch im Verlauf des Abends seinen Verletzungen, wie seine Kameraden vor ihm ebenso. Wir hatten die Möglichkeit noch mit ihrem Schamanen zu sprechen, bevor er zu seiner Erdenmutter ging. Er berichtete von seltsamen Vorkommnissen im Berg.

Wir haben entsprechend möglichst rasch erste Späher losgeschickt um die nähere Umgebung um das Lager herum auszukundschaften. Ich erwarte sie in Bälde mit den entsprechenden Berichten für die jeweiligen Kommandanten der Trupps zurück. Die Tauren wurden in einem schlichten Feuerbegräbnis bestattet, für mehr reichte die Zeit nicht aus.

Zum Abend hin haben sich die Portale geöffnet und die Verstärkung in Form unserer Truppen aus Orgrimmar hat das Lager erreicht. Der Tross hat sich nach kurzer Besprechung angefangen für die Nacht einzurichten, ich konnte mit den entsprechenden Kommandanten der Truppen eine erste Lagesondierung durchführen. Ein Wagen mit Vorräten ist ebenfalls über ein Portal angereist, wenn auch bei weitem nicht mit den Vorräten die wir benötigt hätten. Es scheint als wäre ein Teil unserer Vorräte verloren gegangen, oder schlimmer in die falschen Hände geraten. Auch darum werden wir uns kümmern. Wir haben wenig Zeit und müssen nun schleunigst handeln. Mit Morgengrauen werden wir unsere ersten Züge machen. Keine Gnade der Allianz. Freiheit für unsere Heimat!

gez.

Hochexekutor Haydgar Grant Montgomery

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Drei Tage zuvor:

Es war eine besonders düstere und dunstige Nacht, als der Befehl zum Sammeln kam. Der Wind stob Wolkenfetzen durch den Himmel und die Äste in den Bäumen knarzten. Der Bote, der Überbringer, ritt ein Ross, so schwarz, wie Kohle und der Name des Rosses war Tod. Es war nur noch Knochen, von unsäglicher Magie zusammengehalten. Der Bote, der Überbringer der Nachrichten, stieg von seinem Thier und hob das Pergament hinauf in den stürmischen Nachthimmel, bevor er zu dem dunklen Schatten mit den glühenden Augen trat, um ihm das Dokument ehrfurchtsvoll in die Hände zu legen. Dann nahm der Illidari dieses so wichtige Pergament, entrollte es, ohne auf den knieenden Boten zu arbeiten achten und las die Worte, die die Welt verändern würden…

Zumindest stellte sich Azzuron das so vor.

Tatsächlich ritt Saviel - so hieß der andere Elf - einen Mulgoreschreiter mit Namen ‘Pummelchen’ und dachte mitnichten daran, in irgendeiner Form vor einem Illidari zu Knien.
Es war auch nicht weiter stürmisch, wenngleich eine sanfte Briese durch die Blätter des Immersangwaldes strich.
Und vor allem war es nicht Nacht. Eher mochte es 16:47 Uhr sein, in der Hälfte der nächsten Minute, eine Zeit, die gewiss in der kosmischen Ordnung eine äußerst wichtige Rolle spielte und auch in Zukunft weltverändernde Dinge in Gang bringen sollte - aber erstmal bedeutete es, dass der Tee aufgesetzt werden musste, damit er um Punkt Fünf trinkbereit dastand. Eine glorreiche Aufgabe im Leben eines Illidari. Tatsächlich war es der erste Tag, an dem Azzu keine Teeblätter daneben warf, was schon an sich ein besonderes Ereignis war. Leider jedoch bemerkte Azzuron diesen Triumph nicht, denn er war blind und in Tagträume von stürmischen Nächten versunken.

Saviel ließ den Reitvogel näher schreiten und saß dann ab.
"Deine Einberufung ist da", sagte er, sich insgeheim darüber ärgernd, dass er wieder ausgeschickt worden war, um den Illidari zu suchen. "In zwei Tagen, zur siebten und halben Stunde", fügte er noch hinzu, da Azzuron das unmagische Pergament sowieso nicht lesen konnte.
Azzuron seinerseits hätte in diesem Moment dafür getötet, wenn ihm irgendeine tiefgründige, möglichst epische Erwiderung eingefallen wäre. Aber Denken war noch nie seine Stärke gewesen und so antwortete er: "Ich werde Liron Bescheid geben und werde mich einfinden. Wo?"
"Kaserne. Ogrimmar." Es war nicht Saviels Art, mehr zu sagen, als er musste. "Der Ansprechpartner ist Victor Fletscher."
Bei dem Namen zuckte Azzurons Kopf zu Saviel und die Stirn zog sich kraus. "Hat sich nicht ein Fletscher bei der Verteidigung von Brill gesprengt?"
Saviel zuckte mit den Schultern und verdrehte die Augen, im Wissen, dass der Augenlose vor ihm es sowieso nicht sehen konnte. "Fletscher ist bei Verlassenem sowas wie -Sang oder -Glanz bei uns. Nicht gerade selten", erklärte er geduldig, wie er immer geduldig erklärte, wenn der Illidari schlichtweg dumme Bemerkungen machte. Es brachte gar nichts, sich darüber zu echauffieren. Stattdessen wollte er wieder nach Hause. Auf seine Couch. Weg von dem Wald zu seinem Hof. "Hier, nimm das Papier, falls du es vorzeigen muss. Nicht, dass Dich jemand fragt, was einer wie Du da will." Er stopfte dem Illidari das Papier einfach in die Tasche, winkte und ritt davon. Und er lies Azzuron mit der Teevorbereitung alleine zurück, der jetzt eher überlegte, dass er die Einberufung an Liron weitergeben musste.

Und ob es die Sache wert war, bis zu einer stürmischen Nacht zu warten, bevor er Liron die Informationen gab.

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Diese Hitze. Längst sehnt die Waldläuferin Berys Bienentanz die bitterkalte Nacht herbei. Es ist der Nachmittag nach ihrer ersten Mission in diesem Einsatz und sie sind noch nicht lange im Lager zurück. Einige Stunden wird es noch dauern, bis die Sonne untergeht und sowas wie Erleichterung verschafft. Die versierte Waldläuferin hat sich vom Lagerleben vorerst zurückgezogen und sich in der schattigen, verborgenen Nische zwischen den Zelten um sich selbst und ihren Wolf gekümmert. Beide haben sie eine hervorragende Konstitution. Für Paleh war der Ausflug jedoch mit langen Stunden der Wacht in praller Sonne verbunden gewesen, während Berys zwar zwischendurch in einen Schatten gelangt war, dafür in voller Montur den Steilhang sowie das Baugerüst zügig und lautlos hatte hinauf und hinab klettern müssen. Jetzt gönnt sie sich eine Pause, kramt nach dem durchaus schmackhaften Imbiss von Gonto die Reste ihrer Tagesration heraus und setzt sich im Schneidersitz auf ihr Nachtlager, in aller Ruhe von dem Brot und dem Trockenfleisch zu essen. Der harte Keks liegt vorerst rein dekorativ neben ihr.

Die Mission war erfolgreich gewesen, soweit sie das beurteilen konnte. Die Wachen hatten sich unter dem Einfluss des Arkanisten Vaeren Sturmsänger kaum geregt und ihre Annäherung nicht bemerkt. Die Hunde hatten das von den Goblins mit einem Schlafmittel präparierte Fleisch bereitwillig angenommen und waren nur wenig später ohne weiteres Aufsehen eingeschlafen. Auch der Schuppen mit dem vermuteten Kriegsmaterial war von Sissy und Skarrix unbemerkt in Brand gesetzt worden, was das Lager in Aufruhr versetzt hatte und alles zu den Löscharbeiten strömen ließ. Die günstige Gelegenheit konnten Gonto und Yvaneth nutzen, um die beiden Balliste vor dem Tor zu sabotieren vielleicht sogar zu zerstören, während Ezma und Berys in das Kommandozelt vorgedrungen waren. Dort hatten sie allerlei Unterlagen mit potenziell militärisch relevanten Informationen vorgefunden, deren Informationen die Goblin mit einem der Elfe unbekannten Gerät sicherte. Auf dem Rückzug hatte ein mechanisches Konstrukt von Gonto schließlich einige Verfolger vom Tor her abschütteln können, dann waren sie ohne weitere Vorkommnisse entkommen. An die Grenzen ihrer Fähigkeiten ist Berys in alldem nicht gekommen, am ehesten hatte noch die Hitze eine Herausforderung für ihre Kondition dargestellt. Letztlich hatte sie ihre Aufgaben mit der gewohnten Professionalität erledigt und das ist entscheidend. Bleibt zu hoffen, dass die Informationen ausgewertet werden können und inhaltlich auch nützlich sind. Anderenfalls hatten sie nun zumindest einen genaueren Eindruck von diesem Lager. Es schien einer möglicherweise gnomischen und sehr emsigen Späherkommandantin zu unterstehen und obgleich man hauptsächlich mit Bauarbeiten beschäftigt war, war belauschten Gesprächen zufolge eine größere Menge Kriegsmaterial angeliefert worden. Womöglich die Vorbereitung auf nachrückende Truppen. Andererseits schien die Besatzung auch davon auszugehen, dass die Einheiten der Horde noch damit beschäftigt seien ihre Wunden zu lecken. Im Kommandozelt selbst hatte sich zudem ein Lichtkodex befunden, was heißen konnte aber nicht musste, dass da auch irgendwo ein Priester oder Paladin war. Den Kommandanten oder die Kommandantin selbst hatte Berys nicht gesehen. Ganz schloss sie für sich die Möglichkeit nicht aus, ob dieses so relativ leicht zugängliche Kommandozelt ein Köder gewesen sein konnte. Durch einen umsichtigen Umgang mit den sichergestellten Informationen sollte mit dem Risiko jedoch umzugehen sein.

Vor Blicken geschützt legt Berys nach der kleinen Mahlzeit nach und nach ihre sich aus Leder und Kette zusammensetzende Rüstung ab. Sie räumt in ihrem Gepäck auf der Suche nach Werkzeug und Pflege für ihre Waffen und Ausrüstung herum, nimmt ein gefaltetes Hemd heraus und betrachtet es kurz. Vergräbt ihr Gesicht für einen Moment darin und atmet tief ein. Ein weiches Lächeln zeichnet ihr Gesicht, als sie es wieder an seinem Platz verstaut. Das schweißfeuchte Unterzeug behält sie an, dass es vor der kalten Nacht eine Gelegenheit zum Trocknen hat. So stiefelt sie rüber zu den Versorgern und erhält für sich und ihren Wolf eine Ration von den gejagten Raptoren. Die Elfe ist diesen sehr dankbar dafür, dass sie unter diesen Umständen nun nicht noch selbst ausziehen und für ihren Begleiter auf die Jagd gehen oder ihn selbst jagen lassen muss. Die Portion ist nicht sonderlich üppig, aber sehr frisch und Paleh nimmt sie gerne an. Vor dem Aufbruch hierher hatte sie ihn insgesamt und besonders die letzten Tage gut angefüttert, sodass er solide Reserven für magere Zeiten hat. Das Wasser ist das größere Problem. Durchgehend achtet Berys darauf, dass weder sie noch der Wolf in Gefahr geraten zu dehydrieren. Angesichts der knappen Ressourcen ein ständiges Haushalten. Mit einem Lächeln sieht sie ihrem treuen Begleiter beim Fressen zu und füllt anschließend seine Schale mit etwas Wasser auf. Sie leistet ihm stille Gesellschaft mit nur gelegentlicher Interaktion, bis er sich irgendwann zum Dösen hinlegt und sie die restliche Tageszeit mit Rüstungs- und Waffenpflege verbringt.

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Mit einem leisen seufzen schließt Liron seine Augen und sehnt sich nach Schlaf, der ihm ein wenig Erholung schenkt. Aber dieser bleibt ihm verwehrt. Trotz der Müdigkeit kann er einfach nicht schlafen und so spielen sich die Ereignisse der letzten Stunden wieder in seinen Gedanken ab. Wie so oft an diesem Abend.

Es gab einen Ausruf, das in der Nähe des Lagers wohl eine hungrige Meute Löwen lauern würde, die es zu bekämpfen galt, da diese sonst wohl das Lager attackiert hätten. Wie selbstverständlich war er diesem Ruf gefolgt und hatte sich zusammen mit dem Goblin Gonto und einem Tauren, mit dem Namen Kwatoko, auf den Weg gemacht. Schließlich musste ja das Lager geschützt werden und diejenigen, die dieses derzeit bewohnten.
Der Weg durch die Steppe ist nicht weit gewesen und nach kurzer Zeit kamen sie an ihrem Ziel an. Doch wie das ganze enden würde, das hätte er nicht gedacht. Denn diese abgemagerten, hungrigen Tiere zu sehen… es war ein zutiefst trauriger Anblick. Die erste Löwin wurde von einem Harpunengeschoss einfach ins Jenseits geballert… dabei hatte das Tier sie nicht mal angegriffen… am liebsten hätte er sie einfach alle gefüttert und wieder aufgepäppelt… damit sie hier nicht den Tod fanden. Doch zwei weitere von den hungrigen Tieren fielen ihnen zum Opfer… dabei hatten sie drei sich nur gegen die Angriffe der Löwen gewehrt. Und es tat ihm so unendlich leid. Zum Glück gelang es ihnen den Rest des Rudels mithilfe von mit Betäubungsmittel präparierten Fleisch ins Land der Träume zu schicken. Die schlafenden Tiere hatten sie dann fort gebracht, auf das sie hoffentlich ein besseres Leben haben würden.
Auf dem Weg zurück ins Lager, nahmen sie die drei toten Löwen mit, um zumindest denen, die im Lager lebten, Fleisch und weiche Felle bringen zu können. So wären diese Tiere nicht umsonst gestorben. Doch bei der Löwin, die ihnen als erstes zum Opfer fiel, war noch etwas… ein Jungtier kletterte an der Löwin hoch, das wohl seine Mutter gewesen war, es schien nicht so ganz zu begreifen, was geschehen war… aber wer würde so etwas schon verstehen? Er konnte nicht anders… er nahm das magere Löwenkind auf seine Arme, um es mitzunehmen. Es einfach zurück zu lassen, das hätte er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren können. Sicher, er hätte es zu den anderen Löwen bringen können, die sie in Sicherheit gebracht hatten… aber so weit hatte er in dem Moment gar nicht gedacht.
Und so kehrten die Jäger zurück in das Lager…

Das Löwenjunge liegt auf dem Bauch des Sin’dorei zusammen gerollt und schläft, während er inzwischen in die Dunkelheit des Zeltes blickt, in dem er zusammen mit Azzuron nächtigt. Das Junge braucht noch einen Namen… und Futter, das man ihnen sicher nicht extra geben wird. Aber zumindest war Gonto so lieb und hat aus einem Seidentuch und einem Glöckchen so eine Art Halsband für das Tierchen gebastelt. Leicht hat er sich an den Dämonenjäger heran geschmiegt, der vermutlich auch nicht schläft, aber auch in die Stille der Nacht schweigt. Gerade empfindet er das aber als nicht unangenehm. So kann er in Ruhe seinen Gedanken nachhängen. Eigentlich hat er sich vor der Jagd ein wenig reinigen wollen, aber dazu ist es leider nicht mehr gekommen. Das wird er wohl am nächsten morgen machen, denn so langsam kann er sich wirklich selbst nicht mehr riechen. Zwar weiß er, das man als Kämpfer in einem Kriegsgebiet sicher mal unangenehm müffelt, hat er doch schon an einigen Schlachten teilgenommen, aber während der Ruhephasen hat er sich selbst doch so gut es ging gereinigt. Jetzt klebt er vor Schweiß, Staub, Dreck und Blut… so was bleibt wohl nicht aus. Leicht hebt er den rechten Arm, um dem Jungtier sacht durch das weiche Fell zu streicheln, zuckt aber etwas vor Schmerz zusammen. Ach ja, eine der Löwinnen hatte ihm ja die Schulter aufgeschlitzt, als sie an Kwatoko hing. Zwar hatte der Taure die Wunde notdürftig geheilt, hatte nur die Blutung gestoppt, aber er wollte eigentlich noch einen der Heiler aufsuchen. Auch etwas, das er auf den nächsten morgen verschiebt. Eigentlich sollte er das nicht tun… das ist gefährlich… aber er fühlt sich so schwer. Langsam schließt er wieder die Augen und versucht ein weiteres mal irgendwie zur Ruhe zu kommen und endlich zu schlafen. Denn er ist einfach nur noch müde, körperlich wie emotional, dieser Tag, oder eher diese Jagd hat ihm einiges abverlangt. Und trotz der kalten Nacht, zieht er sich langsam die Decke weg. Denn er schwitzt schon wieder. Wärme zieht sich durch seine Glieder, leider nicht auf angenehme Weise… es wäre wirklich besser gewesen, er hätte gleich einen Heiler aufgesucht.

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Auf seinem Weg von der Feuerstelle zurück zum Zelt streifte das verschieden farbige Grün von Tarses Blick die kleinen Gruppen und einzelne Personen, welche entweder ihre Tagesration an Nahrung zu sich nahmen, ein paar wohl tuende Worte miteinander wechselten oder die Zeit nutzen um etwas zu ruhen und neue Kräfte für den nächsten Einsatz zu sammeln.

Über Einige von ihnen, hatte er sich mittlerweile eine Meinung gebildet. Bei dem einen etwas früher, bei dem anderen etwas später und doch waren hier noch viele Gesichter, welche er noch überhaupt nicht einschätzen oder gar in eine Schublade zu stecken vermochte.

Der ‘kurze’ Einsatz um den Haupttransportweg von Ressourcen der Allianz zu blockieren, hatte ihm kein Gefühl der Befriedigung verschaffen können. Irgend Etwas störte und es war nicht der Umstand von seinem untoten Reittier gefallen zu sein, sich dabei den Fuß vertreten zu haben oder gar nun getrockneten Schlamm von seiner Rüstung kratzen zu müssen.

Nicht einmal die Art und Weise, wie die Menschenfrau ihr Leben ausgehaucht hatte, konnte er als einen Grund für das störende Gefühl ausmachen, welches ihn beschlich. Doch irgend Etwas musste es sein. Er kam nur nicht darauf, was es war, konnte weder einen Namen nennen, noch mit einem Finger drauf zeigen.

Vielleicht, so kam ihm der Gedanke, würde der nächste Einsatz für ihn ertragreicher ausfallen.

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Es war ein Krampf. Ein Husten löste sich. Nicht der normale, gewöhnliche Husten, wenn man sich an kalten Tagen verkühlt hatte, sondern der unangenehme, kratzige Husten. Ausgelöst durch Feuerrauch, schlechte Luft und vor allem eins: Staub. Es war eine Qual in dieser Einöde zu dienen.

Der Arkanist kniete vornübergebeugt auf dem Boden vor einem magischen Anker. Sein Werk war fast vollendet, doch einige, kleinere, magische Anpassungen fehlten noch. Dank der staubigen Luft und der Auszehrungen, die das Wirken mit sich brachte stützte Cereborn sich auf den Handschuhen am Boden ab. Die mit echtem Gold punzierten Stoffhandschuhe, die wohl mehr Wert waren als der gesamte Besitz einiger seiner Kameraden waren mittlerweile auch nur noch ein staubiger Schatten ihrer Selbst. Brandlöcher verunstalteten Robe, Handschuhe, Schuhe und sogar die heißgeliebten Haare des Arkanisten.

Apropos heiß. Heiß war es definitiv. Die sengende Hitze des Brachlandes konnte einem den letzten Nerv rauben. Noch konnte sich der Arkanist nicht dazu durchringen, die durch eine Verzauberung gekühlte, aber durch die Brandlöcher nicht mehr allzu sichere Robe gegen das leichte, aber unverzauberte Kampfgewand einzutauschen, aber es war nur noch eine Frage von Tagen, bis dieser Schritt bitter nötig werden würde. Und Cereborn war sich nicht sicher, ob er ihn überlebte.

Ein letzter magischer Impuls folgte und das Werk war vollbracht. Mit einem Nicken las er den Anker auf und wandte sich zum Lager um. Nur um erstaunt die Brauen zu liften. Es war Aufbruchstimmung. Offenbar hatte er etwas wichtiges verpasst. Wenn ein Angriff nun bevorstand, standen die Chancen schlecht für ihn, etwas nützliches zu tun. Mit zügigen Schritten eilte er zum Lager, um den Fähnrich aufzusuchen. Immerhin sollte sie den Anker bekommen, um das Werk des Tages abzuschließen.

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Im Morgengrauen des anbrechenden Tages blickt sich Arkanist Vaeren Sturmsänger suchend um. Sein Gang und die tiefen Augenringe deuten darauf hin, dass er in dieser Nacht kaum oder auch gar nicht geschlafen hat. In der Hand hält er zwei mit seiner sauberen Handschrift beschriebenen Zettel. Die Worte sind orcisch, die Tinte gerade erst getrocknet. Vor dem zentralen Gebäude findet er ein Anschlagebrett, das er kurz studiert. Dann reißt er die alten, inzwischen ungültigen Bekanntmachungen ab und befestigt die beiden Aushänge gut lesbar nebeneinander. Die Yaungol werden sich vielleicht bücken müssen, aber dieses Risiko ist er nach der durcharbeiteten Nacht bereit einzugehen.
Mit einem leisen Seufzer zieht er einen Glimmstängel hervor und tritt zurück, um sein Werk zu betrachten:


Übersicht zur aktuellen Lage

(Dritter Tag nach der Rückeroberung der Ödnisfeste)

Allgemeines

*** Was Brachland soll als Brückenkopf für die Allianz in Kalimdor dienen, um Türen zu den Städten zu öffnen. Es ist daher das Bestreben der Allianz, dieses Gebiet dauerhaft zu sichern.**

*** Kommandantin des Unternehmens ist Paladin Ritterin Celeste Orell.**

*** Weitere namentlich bekannte Personen auf Feindseite sind die Gnom Firina Dampffunk, die Späher und ein größeres Bataillon Gnome als Sondereinheit führt, und ein Leerenelf namens Meister Milathir Gaha’rit.**

*** Der Yaungol Uungol berichtet von einer machtvollen Leerenelfe (Elfe X), die bei der Rückeroberung der Ödnisfeste auf Seiten der Allianz kämpfte und sich zurückzog (identisch mit Anker 5? s.u.).**

*Die Bilder der drei Personen können bei Arkanist Vaeren Sturmsänger bei Bedarf angesehen werden.

*Es gibt Nachschubrouten von Ehrenwacht zum Gefechtsstand (und wahrscheinlich weiter nach Fort Triumpf). Sie wurden vergangene Woche sabotiert. Wie nachhaltig die Sabotage ist, war nicht festzustellen. In jedem Fall scheint die Allianz im Brachland Truppen anzulanden.

*Nachdem der Jägerhügel als frei gilt, wird der Fall der Ödnisfeste das nächste Ziel der Allianz sein, um dann wieder gen Tore von Mulgore zu marschieren.

*** Wenigstens ein Allianzstützpunkt befindet sich jenseits der Kante des Grabens. 18 Personen konnten erspürt werden, vermutlich auch Priester, Zauberer, Paladine.**

*** Bei der gefangenen Nachtelfe handelte es sich um eine einfache Soldatin, die vor allem von dem Wunsch nach Vergeltung für Teldrassil getrieben war.**

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Zur Störung der Portale

*** Portale sind inzwischen grundsätzlich wieder möglich, aber derzeit nur über kurze Strecken und nur nach Süden hin. Außerdem müssen sie ggf. stabilisiert werden, um einen halbwegs gefahrlosen Durchtritt zu erlauben.**

*** Ursache der Störung ist eine Art "Netz" von Leerenmagie, die die Gegend umfasst und Translocationszauber/Portale unmöglich macht**

*** Dieses „Netz“ ist an verschiedenen Orten „verankert“ und wird von dort aus gespeist. Es handelt sich um mehrere „Anker“, von denen drei bereits zerstört sind (was die eingeschränkte Nutzung von Portalen wieder erlaubt:**

1. Richtung Hafen (müsste genauer lokalisiert werden/ intakt)

2. Gefechtsstand (zerstört; hierbei handelte es sich um einen Leerenelfen)

3. Südlicher als Ödnisfeste (müsste genauer lokalisiert werden/ intakt)

4. Wahrscheinlich Fort Triumpf (müsste genauer lokalisiert werden/ intakt)

5. Eine machtvolle Person, die ihre Position und ihr Wirken verschleiert und nur mit Mühe aufgespürt werden kann; bewegte sich vor einer Woche nördlich der Ödnisfeste oder des Forts (müsste genauer lokalisiert werden, wobei zu bedenken ist, dass die Person in der Lage ist, entsprechende Aufklärungszauber zu bemerken und umzukehren/ intakt)

6. Ein Felsen nahe der Ehrenwacht (zerstört)

7. Versklavter Elementar im Berg (zerstört/ wurde von den Schamanen befreit?)

*** Es ist davon auszugehen, dass das „Netz“ weitere Instabilität erhält (und damit Portale im größeren Umfang zulässt), wenn man weitere Anker vernichtet.**

*** Nicht möglich ist nach wie vor die Kommunikation mit Orgrimmar. Über dem Graben im Norden erstreckt sich ein weiteres, mächtiges Störungsfeld, das entsprechende Zauber (Portale/ Kommunikation) eindämmt (noch nicht detaillierter untersucht).**

gez. Arkanist Vaeren Sturmsänger

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(Zur Mission 4: Geisterblut)

Wach lag Azzuron im Zelt und lauschte auf den Atem des Elfen neben ihm. Die Sorge ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Die Sorge über eine eigentlich gar nicht so große Sache.
Es war nur eine Bestrafung, wie jede Andere. Eine ganz übliche Art im Militär, um Soldaten zurecht zuweisen. Und es war auch wirklich nicht Azzurons erste Auspeitschung, obwohl die letzte schon lange, lange Zeit her war. Nur der Grund war neu. Denn Befehlsverweigerung war dem Jäger fremd, der früher nicht einmal eine eigene Meinung gehabt hatte.
Dennoch… Das nicht nur er, sondern auch Liron dran waren…
Der Jäger schnaubte leise, zog Liron näher an sich und seine Gedanken glitten zu heute Morgen, obgleich es ihm vorkam, als sei es gewiss schon drei Tage her gewesen.

Heute Morgen waren erneut Missionen verteilt worden. Und Liron hatte entschieden, dass sie dieses Mal wieder mit der Schamanin gingen. Blutritter, Druidin und eine Lichtwirkerin waren auch dabei. Sie würden wachen. Denn im Wachen war Azzuron ziemlich gut.

Der Hochexekutor hatte allerdings verlauten lassen, dass jeder sich von denen trennen sollte, mit denen man sonst auf Missionen ging. Befehl der Horde.
Erst hatte Azzuron das als Unsinn abgetan. Jeder wusste doch, dass man am Besten mit jenen zusammenarbeitete, die man kannte und denen man vertraute. Und bei Liron und ihm war es sowieso ein Sonderfall.
Irgendwie war alles immer ein Sonderfall.
Doch Befehl war Befehl und als Azzuron wütend dem Hochexekutor mitgeteilt hatte, dass er nicht von Lirons Seite weichen würde - da war das eben Befehlsverweigerung. Und Befehlsverweigerung gehörte natürlicherweise bestraft. Immerhin durften sie doch zusammen gehen, was Azzuron dem Untoten nobel anrechnete. Für Befehlsverweigerung hätte man auch ganz andere Maßnahmen ergreifen können. Azzuron hätte es ihm nicht einmal übel nehmen können, wären Liron und er sofort festgesetzt worden. Doch der Untote vertraute wohl auf ihre Rückkehr und ihre Ehre. Ein Vertrauen, dass Azzuron niemals enttäuschen würde.

Im Nachhinein betrachtet war es allerdings sehr gut gewesen, dass sie zusammen auf der Mission gewesen waren. Ein Stück Glück. Auch wenn es sie nachher kosten würde.

Die Gruppe war losgezogen, um Camp Taurajo einen Besuch abzustatten. Man wollte dort mit Geistern reden. Azzuron hatte es nicht ganz verstanden, aber die Schamanin war sich ihrer Sache und ihrer Führung so sicher, dass er es nicht hinterfragte. Sie waren zum Aufpassen da.
Ohne Probleme kamen sie am Camp an und es war natürlich zerstört. Zerstört. Geplündert. Gebranntschatzt. Die Druidin entpuppte sich als nette Person, deren Süße allerdings noch fraglich war. Weder Liron noch der Blutritter hatten Azzuron auf die diesbezüglichen Fragen sinnvoll geantwortet. Und Azzu selbst konnte die Trollin ja nicht sehen.
Aber man sollte erwachsen sein und das Thema wurde nicht weiter verfolgt.

Im Dorf trennte man sich. Die Schamanin tat das, was Schamanen eben so tun und die Druidin verschwand, um mit Tieren zu quatschen. Oder was auch immer Druiden so tun, dass es einem Nicht-Druiden so vorkommt, als würden sie mit Tieren quatschen. Azzu verstand sich auf Druidentum ebenso wenig, wie auf den Schamanismus. Zum Glück musste er das auch nicht verstehen.
Denn die Schamanin sagte nur, er solle ihr mit seiner Magie fernhalten und schickte die Priesterin, Liron und ihn fort, die Reste des Camps zu durchsuchen.

Auch wenn Azzuron es nicht sehen konnte, so konnte er es hören. Er hörte auf den stockenden Atem Lirons und nahm wahr, wie sich der Elf versteifte. Mehr brauchte es nicht, um zu wissen, dass das Dorf wirklich, wirklich wüst aussehen musste.
Der Jäger trabte hintendrein, aber da es weder Leben noch Magie gab, die er ausmachte, beschränkte er sich auf das Dabeistehen und Liron anzubieten, Planken kaputt zu machen.

Liron fand erst ein Amulett und dann eine Spinne. Über letztere freute sich Azzuron insgeheim, denn hier war er gefragt: mit der Kraft des Dämons und eisernem Willen zertrat er die kleine Spinne mir dem Fuß, die es gewagt hatte, Liron zu erschrecken.
Endlich konnte er Liron beschützen und beweisen, dass er, der heroische Jäger, gut daran tat, nicht von Lirons Seite zu weichen.

Doch war er noch zu mehr zu gebrauchen. Denn Azzuron entdeckte eine magische Signatur. Erst dachte er, seine Sinne hätten ihm einen Streich gespielt, doch nach dem dritten Mal hatte er die Gleven gezogen und mähte über die Ebene, um einen, der sich dort versteckte, aufzuscheuchen.
Obgleich Azzuron sah, dass es eine humanoide Seele war, konnte er sie nicht erwischen, bis Liron ihm zutiefst, er hätte etwas gesehen.
Um auszuschließen, dass es ein neuer Trick der Allianz war, sprang Azzuron darauf zu. Mit ausgebreiteten Flügeln, ausgebreiteten Gleven und mit Felfeuer brennend. Dieser potentielle Allianzler musste seine Tarnung dringend verlieren.
Doch nichts. Weder die Priesterin, noch Liron, noch er selbst konnten dieses Wesen ausmachen. Etwas frustriert zog der Jäger die Gleven wieder auf den Rücken und ließ das Felfeuer erlöschen und die Flügel verschwinden.

Er war blind. War doch klar. Hatte sich die Augen ausgestochen. Und auch wenn er durchaus das stachelige Savannengras unter seinen Füßen spürte - nie wäre er auf die Idee gekommen, dieses als ‘leicht brennbar’ einzustufen. Doch - so wurde es ihm später erklärt - wenn Gras trocken war und die Sonne darauf schien, brannte es tatsächlich ausgezeichnet.
So hatte sein Felfeuer offensichtlich dem Gras um ihn herum den Rest gegeben und ein gewöhnlicher, unmagischer Brand breitete sich aus, der nichtmal eingedämmt werden konnte, nachdem Liron und Azzuron mit ihrem Wasser eine Decke tränkten und Liron sie über das Feuer warf. Nein, das Gras knisterte, knackte und brannte fröhlich weiter, bis man auf die Idee kam, einen Graben um das Feuer auszuheben, über den es nicht konnte.
Natürlich hatte nicht Azzuron diese Idee gehabt. Das ganze Konzept war nicht so seins. Aber er musste für sich nichts verstehen: Die Priesterin zauberte eine Kugel und hieß ihn, hinterher zu buddeln und das tat Azzuron einfach. Die Gleven stellten sich als annehmbare Schaufelwerkzeuge heraus. So könnte das Feuer eingedämmt werden und nur der Rauch hing in der Luft und der Ruß überall an ihnen, auf ihnen und in ihren Haaren. Es fühlte sich eklig schmierig an, wie sich Schweiß und Ruß mischten.

Da bemerkte Azzuron das ersten mal, dass Liron nicht gut klang.
Er bat ihm an, dass sie zurück zu den anderen gingen, damit Liron dort Wasser bekommen konnte, doch der Elf lehnte ab.
Stattdessen setzten sie das Durchsuchen des Dorfes weiter fort, unter der Hitze der Nachmittagssonne. Azzuron war besorgt.

Sie fanden noch einen Krug, der nach Fisch stank. Und ein intaktes Fass ohne Beschriftung. Liron öffnete es und es wurde als Alkohol identifiziert. Azzuron seinerseits konnte allerdings nicht glauben, dass es einen Plünderer gab, der wirklich Alkohol stehen ließ und so füllten sie nur den Krug mit dem Inhalt des Fasses, um ihn später auf Gift untersuchen zu können.
Weiterhin fanden sie einen intakten Sack mit gutem Korn, den Azzuron schulterte und mitnahm, während er besorgt zu Liron sah und zur Rückkehr zu den Anderen drängte.

Die anderen saßen abwesend im Kreis, was Azzuron merkwürdig fand.
Aber er war schon lange darüber hinweg, sich Gedanken über die Taten anderer zu machen - insbesondere, wenn es sich um Orcs oder Trolle handelte. Oder eigentlich alles, was kein Illidari war. Diese Lebewesen auf der Welt, die er beschützte, die waren eben einfach durchweg seltsam. Damit konnte Azzuron leben.
Aber Liron hatte noch immer kein Wasser.
Gerne hätte Azzuron einfach welches von den anderen geholt, doch die Schamanin hatte ihm verboten, zu nahe zu kommen, und eine Befehlsverweigerung reichte für einen Tag vollkommen.
Immerhin saß Liron nun ruhig im Schatten, sparte seine Kraft, während Azzurons Sinne wieder ausschlugen.

Ein Wesen. Im Osten. Das Gleiche, wie vorhin? Mit wenigen Worten teilte Azzuron mit, dass er das untersuchen würde. Und bald darauf fand er eine Gnomin in einem Baum.
Und Liron kam ihm von hinten hinter. Der Jäger hätte nicht sagen können, was ihn mehr störte. So oder so - wenn die Gnomin hier war, konnte das nur eines bedeuten:
Sie hatte Wasser.
Nachdem ein Kommunikationsversuch fehl schlug, griff der Dämonenjäger an. Liron brauchte das Wasser dringend und gewiss war Azzuron bereit, für den Elfen zu töten. Doch die Gnomin wurde nur an der Schulter erwischt und floh mit Rauch und Explosion. Azzuron merkte, dass er nicht folgen konnte und drehte schnell wieder um. Gerade, als die Seele seines Liebsten merklich schwächer wurde. Liron war bewusstlos geworden.
Fluchend sammelte Azzuron den leblosen Körper auf, sah, wie die Seele darin immer schwächer und schwächer wurde, wie das Leben langsam verblasste.
Schnell wurde Liron zu den Anderen gebracht und Azzuron rief ihnen zu, dass sie Wasser brauchten. Er rief und rief und tänzelte mit Abstand um sie herum. Doch die drei im Kreis wachten nur sehr langsam auf, während Liron buchstäblich am Sterben war. Azzuron konnte es wahrnehmen und er hasste es. Und dann fragte dieser Blutritter auch noch so blöd, warum sie Wasser brauchten! War er denn der Blinde?
Azzuron ging es zu langsam und er war nicht bereit, noch für Liron wertvolle Sekunden mit sinnlosen Worten zu verbringen, brach in den Kreis, um sich eben Wasser zu holen. Liron starb.
Und wenn er ehrlich zu sich war: Azzuron hätte für jeden seiner Kameraden Wasser von anderen geholt, wenn es um Leben oder Tod gegangen wäre.
Der Blutritter schien anderer Meinung zu sein, denn von dem bekam Azzuron auf die Nase, als zum Glück die Schamanin sich um Liron zu kümmern begann.

Azzuron wusste noch, wie aufgeregt er war, wie verzweifelt und wie wütend. Wie besorgt und wie ängstlich. Denn Liron war für ihn eine Welt.
Offensichtlich war sein Herumlaufen zu ablenkend für die Schamanin, denn Azzuron fühlte plötzlich Dunkelheit.
Erst Minuten später kam er wieder zu sich, Lirons Seele war wieder stabil hinter sich und es war kühler geworden. Der Geschmack von Rum auf seiner Zunge.
So kehrten sie alle zurück.
Liron und Azzuron bildeten die Nachhut, doch die Allianz war nicht mehr zu sehen. Und am Ende kamen sie in der Nacht im Lager an, als nur noch die Wachbesetzung Acht gab und das Groß der Leute bereits zu Bett gegangen war.

Der Jäger gab das Korn an den Versorgungsmeister. Das Amulett wurde in den Zelteingang der Schamanin gelegt. Und der fischige Krug wanderte mit ins Zelt.
Doch bevor sie sich entgültig zur Ruhe begaben, hieß Azzuron Liron noch, sich zu waschen. Der Ruß wurde festgetrocknet zum Problem werden. Erst Recht bei dem, was sie erwartete.
Währenddessen informierte er eine der Wachen am Haupthaus, dass sie zurück gekehrt waren. Die Wache sollte es dem Hochexekutor mitteilen, doch ob die es tat, war fraglich.
Zumindest wollte Azzuron ehrenhaften Verhalten mit ebensolchem vergelten und hoffte nur, dass man sie sich die Nacht noch erholen lassen würde.

Dann hatte auch er sich sauber gemacht und hier waren sie nun.
Liron in seinem Arm. Ein Geruch von Alkohol in der Luft.
Azzuron drehte den Kopf und schnupperte. Nein, nicht in der Luft. In Lirons Haar. Und seinem ebenfalls.
Sacht strich eine Hand über die Seite des erschöpft Schlafenden. Es war kühl draußen, doch so, wie Liron an den Jäger geschmiegt war, würde ihm nicht kalt werden.
Denn er achtete darauf.
Er war doch Lirons Beschützer.

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Haydgars Ansprache zur Bestrafung zweier Befehlsverweigerer:

"Azzuron Liaramee und Liron Nebelhauch, vorgetreten! Ich habe angenommen, dass jeder der dem Ruf folgt die Heimat zu verteidigen und zu schützen, dies mit der Situation angemessenen Ernsthaftigkeit tun wird. Befehlsverweigerung in unserer Lage bedeutet nicht nur eine Gefahr für eure eigenen Leben, ihr bringt damit auch die Leben aller anderen hier in Gefahr und damit auch den Erfolg unserer Einheit. Ich muss euch wohl nicht erst erläutern, welche Auswirkung das auf die Leben noch vieler weiterer Unschuldiger hat. Wir sind hier nicht als Einzelpersonen, als Partner die nur aufeinander achten. Wir sind hier als Verband, eine Truppe, eine Einheit. Deswegen kann ich eure Handlungen weder tolerieren, noch ungestraft einfach durchgehen lassen. Mein Entscheid zu der Bestrafung ist folgender:

Zum einen werdet ihr das Löwenjunges, dass ihr auf einer Mission mitgenommen habt an Adoeete Morgenwandler hier in der Feste übergeben. Wir sind hier als Kämpfer, als Helfer. Während einer Mission wird euer Fokus auf dem Erfolg der Mission und auf jedes Leben all eurer Kameraden gerichtet liegen. Wenn ihr bewiesen habt, dass ihr meine Worte verstanden habt, wenn wir Erfolg haben, werdet ihr das Jungtier hier im Abschluss mitnehmen können.

Die zweite Strafe besteht aus jeweils fünfzehn Peitschenhieben für jeden von euch. Möge jeder Hieb eine Erinnerung daran sein, dass ihr das Leben einer einzelnen Person über das Wohl aller gestellt habt. Möge jeder Hieb euch an eine Familie erinnern die durch eine Befehlsverweigerung ihr Leben hätte verlieren können, ihre Liebsten und Kinder.

Wenn ihr nur hier seid um einander zu helfen, habe ich keinen Platz für euch. Jeder hier dient mit dem Wissen, dass er sich auf jeden hier verlassen kann und um unsere Heimat zu retten."

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Eine lange Zeit hatte der hochgewachsene Sin’dorei einfach nur im Schatten des Tores gestanden und seinen Blick in dieses unwirtliche Stück Land vor ihm gerichtet. Die Hitze ließ die Luft flirren und die wenige Luftbewegung an diesem Tag, brachte anstelle einer Abkühlung nur Sand mit sich, welcher auf schweißfeuchter Haut und in Haaren hängen blieb. Selbst die Rüstungen blieben nicht verschont. Irgendwo fand der Sand immer eine Ritze.

Doch die Gedanken des Elfen weilten woanders. Er hatte immer noch nicht benennen können, was ihn grundsätzlich störte, dafür etwas Anderes gefunden, was nun an seinen Eingeweiden nagte, wie eine Hyäne an einem Kadaver.

Absonderliches Verhalten. Weil er sich in seinem Zustand nicht weiter quatschenden, plappernden Elfen aussetzen wolle? Weil er, nachdem sie ihn mit dieser stinkenden Salbe eingepinselt hatten, es nicht als Priorität sah, sich dieser wieder zu entledigen? Weil er sich von seinem Zustand einfach nur weiter in Ruhe erholen wollte? Weil er nicht dankbar dafür war, dass sie ihm nicht die Ruhe und nötige Erholungszeit lassen wollten?

Er verstand es nicht. Er verstand sie nicht. Irgendwann in seinen jungen Jahren, war ihm diese Fähigkeit abhanden gekommen, andere Elfen zu verstehen, obwohl er nie woanders, als unter ihnen gelebt hatte. Als ob sie eine unterschiedliche Sprache sprechen würden. Das Phänomen machte auch nicht vor ihm nahe stehenden Personen halt.

Was er dafür verstand war, dass es natürlich sehr wohl wichtig gewesen war, zu überprüfen, ob er einen blinden Passagier in seinem Verstand oder seinem Körper mit sich herum trug. Doch dafür hätte man nicht zwei Mal seinen Geist betreten müssen. Insbesondere dann nicht, wenn dem wirklich so gewesen war, dass sein Verstand offen gestanden hatte, wie eine aus den Angeln gehobene Tür. Es war nicht einmal vergleichbar damit, bei einer Person in das Haus einzusteigen, weil diese vergessen hatte die Tür zu schließen, in ihrer Dreckwäsche zu wühlen, ihre Briefe zu lesen und was einem sonst noch einfallen mochte, womit man ihre Privats- sowie Intimsphäre zerstörten konnte. Es war schlimmer.

Worauf wollte sie hinaus, als sie sagte, in ihm würde etwas lauern?

Er wusste nicht was sie alles gesehen hatte und was nicht. Er hatte keine verbliebene Signatur ausmachen können, um festzustellen, wie weit sie in seinen Verstand vorgedrungen war und damit kamen ein paar alte, sehr alte Gefühle wieder zum Vorschein, an welche er sich lieber nicht erinnerte.

Doch damit nicht genug, es ergab sich, dass daraus nun noch ein weiteres Gefühl erwuchs, eines welches ganz alleine für diese Elfe bestimmt war - reaktiver Hass.

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Daheim in Silbermond

Drei Wochen. Oder waren es zwei?

Celyan hatte längst jedes Gefühl für Zeit verloren. Anfangs hatte er versucht, die Tage zu zählen, aber er war schnell davon abgekommen. Man verlieh jedem einzelnen Tag Gewicht, wenn man ihn zählte, und dann wog er doppelt. Und warf bei jedem Einschlafen erneut die Frage auf, wie oft er noch einen Strich zeichnen musste, bis sie wieder da war.

Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schwer werden würde. Dabei war nicht einmal ihr Fortsein alleine das Schlimme. Er könnte vermutlich damit leben, sie an der Front zu wissen, wenn es irgendwelche Nachrichten aus der Region gäbe. Aber die gab es nicht. Alles, was man wusste, war, dass Portale und jede Form der Nachricht ins südliche Brachland unmöglich geworden war. Bei dem letzten Portal war es wohl zu Störungen gekommen, hatte man ihm auf seine Nachfrage hin berichtet, und seitdem herrschte Schweigen.

Waren sie in eine Falle gelaufen? Oder war die Expedition längst zersprengt und aufgerieben? Celyan hatte sich diese Fragen in den letzten Tagen und Wochen immer wieder gestellt, obwohl er wusste, dass er keine zufriedenstellende Antwort darauf finden konnte. Es gab keine Nachricht, und es gab keine Gewissheit. Und doch war er sich im Grunde seines Herzens sicher, dass Berys noch lebte. Sie war niemand, die sich einfach so aus einem Hinterhalt heraus ermorden ließ. Und ein Verlassener als Kommandant war zu abgebrüht, als dass er ein solches Unternehmen vorschnell scheitern ließ. Nein, wahrscheinlicher war, dass irgendetwas die Verbindung zu Orgrimmar unterbrach, um die Expedition zu isolieren, sodass sie auf sich alleine gestellt war.

Der Gedanke und die Gewissheit, nichts tun zu können, erfüllte Celyan mit einer Unruhe, die es ihn kaum im Ordenshaus oder in seiner Wohnung aushalten ließ. Jeden Tag nach dem Dienst eilte er nach Hause, um aus der Rüstung zu kommen, verbrachte einige Zeit am Flügel und machte sich dann auf zum Stall, wo Nummer Fünf auf ihn wartete. Die Stute kannte ihn inzwischen gut und begrüßte ihn mit einem freudigen Schnauben, wenn er sie aus der Box holte, um sie zu putzen und Sattel und Zaumzeug aufzulegen. Berys hatte Recht gehabt, sie war verspielt und sie hatte eine Vorliebe dafür entwickelt, nach Celyans Zopf zu schnappen, wann immer sich die Gelegenheit bot. Diese Marotte musste er ihr noch abgewöhnen, aber davon abgesehen erwies sie sich als ausgesprochen gelehrig.

Celyan verbrachte fast jeden Tag mit ihr, um sie zu trainieren und auf den Kampfeinsatz vorzubereiten. Meistens übte er auf dem Sandplatz, gewöhnte sie an Waffen, wehende Banner, funkelte Rüstungen und Granaten, aber manchmal ritt er auch aus in den Wald und ließ ihr die Zügel, ohne darauf zu achten, wohin sie ihn führte. An solchen Tagen kam er erst lange nach Sonnenuntergang zurück zum Stall, wo er sie versorgte, ehe er sich auf den Weg in seine eigene, stille Wohnung machte. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie selbstverständlich ihm Berys‘ Nähe in all der Zeit inzwischen geworden war und wie leer das Bett neben ihm, wenn er mit dem leisen Klang ihres Lautenspiels im Hintergrund schließlich versuchte einzuschlafen. Und sich wünschte, er hätte ihr ebenfalls etwas gestohlen, was die dunkle Einsamkeit erträglicher machte.

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Schnüffel. Schnüffel. Schnüffel. Zweibeiner. Klötze. Stinken. Schütteln. Lärm. Weg! Schnüffel. Schnüffel. Schnüffel. Zweibeiner. Klötze. Stinken. Zittern. Leiser. Weg! Schnüffel. Schnüffel. Schnüffel. Besser. Und besser. Und besser. Dunkel. Aber Hunger. Aber kein Flausch. Schnüffel. Schnüffel. Schnüffel. Schauen. Suchen. Schnüffel. Schnüffel. Schnüffel. Schauen. Gefunden! Schnell. Schnell. Schnell. Drauf. Drauf. Drauf. Krallen! Beißen! Beißen! Zerbeißen! Fressen. Schlingen. Satt. Schnüffel. Schnüffel. Schnüffel. Schauen. Keine Gefahr. Dunkler. Aber müde. Aber kalt. Aber kein Flausch. Schnüffel. Schnüffel. Schnüffel. Schauen. Lücke. Schnüffel. Schnüffel. Schnüffel. Keine Gefahr. Erde warm. Erde still. Rollen. Schlafen. Nichts. Aber kein Flausch.

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