Moin alle zusammen!
Wir leben noch
Da wir fast alles über das Discord und inGame abwickeln, wollen wir euch immerhin an unseren Kurzgeschichten etwas teil haben lassen. Die Geschichten werden von unseren Mitspielern geschrieben und man hat sich dafür entschieden, sie nach und nach auch ins Forum zu posten
Wer widererwarten und trotz Nachfrage hier seine Geschichte findet und sie hier NICHT haben will, kann sich bei mir im Discord melden. Dann wird es natürlich entfernt
Viel Spaß beim lesen!
PS: Der erste Beitrag ist vermutlich lang, da es auch vergangene Geschichten sind.
- Nathanjael, 26. November 2018
1
„… schritt durch den Wald und Sie lauschte. War da nicht eine wunderbare Melodie? Eine Flöte vielleicht? Marie ging weiter in den Wald hinein und sah sich um. Ja, eine Flöte! Ein Bursche saß auf einem Stein, mitten in der Lichtung, um ihn herum lauter Waldbewohner: Hasen, Eichhörnchen, Luchse und ja, gar ein Drachenfalke! Sie lauschten ihm alle gebannt…“* RÜTTEL, RUMS! „… Der Jüngling setzte ab, stoppte das Spiel und sah Marie aus großen Augen an, fast schon, wirkte er geschockt! Augenblicklich verzogen sich alle Tiere!.. ‚Oh, spielt weiter! Ich wollte euch sicher nicht stören und kein Tier verjagen!‘, sprach die Braunhaarige und kam vorsichtig näher. Ihr braunes, bäuerliches Kleid striff den Boden und sammelte alle erdenklichen Blätter im Saum auf. Schnell hob der Jüngling seine Hand. ‚Kommt mir nicht näher, Fremdling!‘, sagte er mit zittriger Stimme. Er kroch gar fast hinter den Stein, auf dem er saß. Ängstlich krümmte er sich zusammen, hielt die Flöte nah an seinen Körper und die langen, typischen Ohren knickten ein. Marie war verwundert, von dem so wilden, doch auch so zerbrechlich wirkendem, jungen Quel’dorei. Woher kam er nur? Die Menschenfrau kniete sich vor ihn auf den Waldboden und lächelte, sie wollte ihn beruhigen. ‚Hab keine Angst, junger Elf… Wo sind deine Elte-‘…“ RUMS, BÖMS, RUMS, RUMS! *„…‚-rn? Hast du dich verlaufen?‘ Der Junge schaute sie irritiert an. Wer war sie, was wollte sie von ihm, dazu diese Fragen?! Es dauerte, doch nachdem die Menschenfrau eine Weile da saß, begann der Junge sich zu öffnen, wie eine Blüte, die die ersten Sonnenstrahlen empfängt. ‚Ich weiß es nicht… I-Ich… weiß auch nicht, wie ich hierher kam. Aber die Flöte, die habe ich noch dabei!‘ Und er repräsentierte ihr die Flö-…“ Ominöse Laute Nath brummte und klappte das Buch zu. Was sollte das? So früh am Morgen… Hatten die nichts Anderes zu tun? Schlafen, zum Beispiel? Nein, man musste um Fünf in der Früh erstmal dem Geschäft nachgehen… Der große Sin’dorei schnaufte. Mit einem Handwink und einem Ansteigen der arkanen Kraft verschwand das Buch. Hinterher zog man sich die Lesebrille ab, versorgte sie, ehe man vom Lieblingsplatz, den Balken, hinab kletterte. Man ging hinaus und… Erneut ominöse Laute Er verdrehte die Augen. Wer hatte wohl Gäste? Mobsie vielleicht? Naja, immerhin ein Lebenszeichen von ihr… Oder war es Zaazel, die ihre Schulden schnellst möglich abarbeiten wollte? Also Shal konnte es nicht sein!
Die bestand sicher auf ihren Schönheitsschlaf und wollte sicher ihre Kraft sparen zu Zeitpunkten, wo sie sicher richtig genutzt werden wollen. Man nahm die Pfeife vom Gürtel und begann sie typisch mit Tabak zu stopfen, ehe man sie anzündete und gen Stall lief. Oder war es doch Idonir? Vielleicht hatte er sich einen Gast vom Spendeball mitgebracht? Nath zog die Mundwinkel was herab, ob des Gedankens wegen, oder ob des sich ihm bietendem Bild, war unklar. Vor ihm stand ein Wyvern, der sich im eigenen Mist gewälzt hatte. Tolles Tier… Mit ein paar Handwinken und erneut der arkanen Kraft bewegten sich schon Putzeimer, Striegel und Schwamm und machten sich daran, das Tier sauber zu machen. Der Alte genoss die Tortour sichtlich… Doch es dauerte auch, da der Wyvern sich hin und wieder gen die Wand lehnte, ohne darauf zu achten, dass eines der Putzutensilien zwischen ihm und jener Wand eingeklemmt waren. „Beim Sonnenbrunnen…“, nuschelte Nath, als das Tier eeeendlich sauber war. Dann ging es ans Satteln. "Halt nur still, Telras… ". Von wegen. Telras machte sein übliches Spiel und begann um Nath immer im Kreis zu laufen. Störrisches Ding! Nach einem Klaps auf die Flanke, was Nath nicht weh getan hatte, aber wohl Telras etwas, hielt er endlich inne. So konnte man aufsatteln und ehe man sich versah, stieg der Elf auf und der Wyvern sprang zwei mal, stoß sich vom Rand der nächst besten Erhöhung ab, spannte die Flügel… Beutebucht wurde immer kleiner, das Grün größer. Nathanjael richtete die Augen geradeaus, es ging gen Norden…
- Nathanjael, 4. Dezember 2018
2
“Lose aus den grünen Tiefen gerissen entfesselten sich die hellen, fast bläulichen Energiestrahlen, formten sich zu Blitzen und verbrannten alles, was ihnen zu Nahe kam! Tier und Pflanze gleichermaßen fingen Feuer, krümmten sich und versagten unter einem Schmerzensschrei kläglich, vielen in den Staub und wurden zu Sand. Ein jener, der diesen großen Kristall besitzen wollte, sollte dafür büßen, denn Er wollte nicht gebändigt werden. Schmerz sollte jedem zugefügt werden, der es wagte, die Hand gegen Ihn zu erheben, denn Er wollte sich keine Ketten anlegen, denn dies war wider seiner Natur!” In Tücher umhüllt hob man das Bündel auf. Es war keine Zeit, es groß anzusehen, denn der Sturm nahte. Sandkörner fegten ihm um das Gesicht, der Wind peitschte sie ihm in alle erdenklichen Ritzen und Löcher, bis der Pegel der Wüste selbst zu steigen schien! Schweren Schrittes probierte man schnellstmöglich von dannen zu kommen, nach und nach. Der Himmel färbte sich schwarz und und grelle Blitze schossen aus ihm hervor, teilten Wolken und Luft, ehe sie vor dem Elf in den Boden schossen. Wellen aus Sand sprangen ihm entgegen, er rang nach Luft! Mehr, es wurde immer mehr…! Dunkelheit…
Schweißgebadet erwachte Nathanjael aus seinem Bett. Schnell setzte man sich auf, ehe man sich umsah. Holz. Dunkles Holz. Ein Blick ging gen Fenster und eine kühle Brise des Meereswindes verdeutlichten es ihm, er war wieder in der Realität… Ein starkes Ausatmen folgte, ein Wischen mit der Handfläche durch das nasse Gesicht. Vermutlich war es warm und er war warm, doch das konnte er nicht feststellen. Der Blick ging gen Schreibtisch, auf dem das sonderbare Kristallschwert im Mondeslicht funkelte. Nath verzog etwas das Gesicht… “Bestie… “, brummte er, ehe er aufstand und zu jenem Schwert lief, nein, sich beinahe schon schlich. Ein skeptischer Blick traf die Waffe, ehe man sich davor setzte und sie betrachtete, schnaufte…. Die Klinge des Schwertes musste aus einem ganzen Stein geschlagen worden sein, denn sie war nirgends unterbrochen, sie wirkte nicht einmal instabil. Der Griff bestand aus hellem Holz, gepaart mit dunkelgrünen Lederbändern der Zierde wegen. Die Iriden hangelten sich visuell an der wunderbar verarbeiteten Waffe entlang, ehe man sie in die Hand nahm. Augenblicklich sprühte die Waffe Funken, klein und beinahe weiß! Nathanjael kniff etwas die Augen zusammen, denn es war hell. Den Schmerz, den die Funken vermutlich verursachten, den spürte er nicht. Er betrachtete seine Hand, die das Schwert hielt. Nichts, keine Wunde, keine Verbrennung. Es war schon merkwürdig, wie eine Katze, die fauchte, doch nicht den Angriff wählte. Man spielte mit dem Schwert etwas in der Hand herum, es war leicht für seine optische Erscheinung. Der grüne Blick viel auf die Runen des Handgriffes. Arkane Runen, er kannte ihre Bedeutung, hatte er sie selbst einritzen müssen.
Es waren Bannrunen, die er mit Hilfe eines weiteren Magiekundigen angebracht hatte. Man stand auf und ging mit dem Kristall zum Fenster, wo man es im Mondlicht noch genauer betrachten konnte. Die Spiegelungen der Oberfläche des türkisen Minerals blendeten ihn eben. Abermals kurz die Augen zusammen kneifend, spürte er, wie sich etwas regte. Es war schleichend. Er erkannte es! “Hör auf damit!”, brüllte er noch, ehe das kam, was er sich gedacht hatte: Erneut sprühte das Schwert Funken, leuchtete hell auf! Die Funken formten sich zu Blitzen und ehe er sich versah hüpften sie an seinem Arm entlang, durchbohrten seine Haut und Fleischfasern! Instinktiv ließ er das Schwert fallen, war es eher der Schock, als der Schmerz, der ihn dazu brachte. Kaum auf dem Boden aufgeschlagen ruhte die Kraft des Schwertes wieder in sich. Nathanjael schnaufte und betrachtete seinen schwarzen Unterarm. Kurz rauchte es noch, überall roch es verbrannt… “Wie unnötig…”, murmelte er. Leider konnte man dies nicht unbehandelt lassen. Eiligst holte man einen Salbentigel, der Wirkstoff war Flammenkappe, wodurch die Salbe schön rot gefärbt war. Einen guten Batzen schmierte man sich auf die verbrannte Haut, ehe ein Verband angelegt wurde. Mehr war nicht nötig, dachte er. Erneut betrachtete man die nun verbundene Rechte. Gut, dass die Blitze nur den Arm und nicht die Hand erwischt hatten…
- Nathanjael, 18. Dezember 2018
Selbstverteidigung mit WUMS
Es klapperte und rummste im Keller des Gebäudes. Ein Brummen erklang, dann ein thalassischer Fluch. Was ging da vor sich? Hatte da etwa jemand Spaß? Ja! Sehr großen Spaß beim Kisten herum schleppen! Erneut brummt Nath. „Welcher hirnlose Affe hat die ganzen schweren Kisten auf die Lieferung von PYRIT getan!?“, hört man ihn kurz darauf brüllen. Dann herrschte Stille… ehe es erneut rumpelte und der Elf mit einer Kiste herauf kam. Man schnaufte. Und schließlich ging es weiter bis ins Wachzimmer der Haudraufs. Dort öffnete man die Kiste: Pistolen der feinsten Sorte samt Munition und Ersatz-Magazinen! Der Sin’dorei grinste. Alsbald hing ein kleines Schild am Wachzimmer und ein Nachrichtenzettel ging unter den Kurtisanen, Gigolos und allem Niedrigem um: Wer es in Erwägung zieht sich im Notfall schützen zu wollen und keine Magie an der Hand hat, soll sich bei Nathanjael Morgensang melden!
- Nathanjael, 30. Dezember 2018
Wand der Errungenschaften
An der Wand, an dem die Treppe vom Ertgeschoss ins zweite Geschoss verläuft, kann man ab sofort einen eingerahmten Zettel erkennen. Das Datum ist auf den 22. Tage des 12. Monats datiert. Zu lesen ist in gresslicher Schrift und mit einigen Schreibfehlern: Verschwindet mit euren Nudden aus Booty, ihr Scheis Fischköppe! Wir ham schon jenuch von eurer Sorrde un brauchn nich noch mehr! Wir jem euch zwei Wochn, ab dann wirds explosiv! Hä hä. Wohl wird die Wand nun für Erinnerungen und Auszeichnungen benutzt…
- Iridaya, 30. Dezember 2018
Am heutigen Tag erhielt das Lokal Besuch durch einen am Boden zerstörten taurischen Seemann. Er konnte seine männlichen Tränen kaum zurückhalten und erzählte bereits recht angetrunken, dass das Schiff, auf dem er als Smutje arbeitete, die „Mollige Sirene“ an einem Riff aufgelaufen und gesunken war. Alle Seemänner waren ertrunken, bis auf ihn, drei seiner Kollegen, und den Kapitän, den er erst „Kapitän Barberousse“, und danach Käptn Rotbart nannte.
Er bestellte einen Schnapps und einen Eimer Bier, und in tiefe Depressionen versunken verlangte er, dass seine Hufe rot lackiert werden sollten. Zaa opferte sich und trug ihm feinen Lack names „Suramar Dämmerlicht“ auf. Er war so begeistert, dass er sich entschloss, umzusatteln und nun ebenfalls „Kunst-Lackeur“ in Booty Bay zu werden. Leider hatte er kein Geld bei sich, aber er erzählte, dass der Kapitän ihn und seine drei Kollegen mit jeweils einem Teil einer Schatzkarte belohnt hätte - eine Markierung der Stelle, an der sie ihre „wertvolle Fracht“ auf einer Insel im Osten vergraben hatten. Eines dieser Kartenstücke ist nun also im Besitz von Zaa.
- Iridaya, 31. Dezember 2018
Die Angestellten der Ölkanne & Luke haben in dieser Nacht unter Aufbietung vereinter Kenntnisse und Kräfte - und mit Unterstützung der findigen Goblinmagierin Willary - eine tödliche Bedrohung für das Lokal und dessen Insassen beseitigt. Bekanntlichermaßen hatte das Etablissement vor einer Woche einen schrecklichen, schrecklichen Drohbrief erhalten, und offenbar hatten die Verfasser dieses unsäglichen Papiers vor, ihre Drohung auch wahrzumachen. Denn wie es sich herausstellte, wurde von einem weniger als durchschnittlich begabten Arkanisten eine Impulsrune an der Hauswand fixiert, die bei Aktivierung sämtliche Auslöser im Radius von 100 Metern zünden würde. Willary - der mutmaßlichen Anführerin unserer kollektiven Gehirnmasse - war klar, dass sich diese Auslöser wohl in der Nähe von Sprengstoff befinden müssen. Daraufhin teilten sich die unglaublich attraktiven Helden in zwei Gruppen und begannen, die Gegend abzusuchen. Mit Erfolg! Denn schon wenig später hatten sie ein kleines und ein mittleres Pulverfass gefunden, die an die tragenden Stützbalken des Etablissements angebracht worden waren - bereit zur späteren Zündung.
In einem Akt der Zusammenarbeit - der den Beobachter zu Tränen gerührt hat schaffte das atemberaubend aussehende Spezialkommando es, die Fässer zu sichern. Es wurde kein Fass aufgemacht. Sie blieben geschlossen, und der unbekannte Inhalt wurde mit einem Fischerboot auf die Insel im Westen gebracht und vergraben. Wobei der fürs Öffnen und für seine Nase berühmte Idonir - der erst heute morgen seine Haare frisch gewaschen hatte - definitiv KEINE Löcher gefüllt oder geschlossen hatte. Leider übernahm aber auch das Öffnen der Löcher jemand anderes, und zwar unsere lybliche Lyrilith, die mit ihrem Lazorblick einfach Löcher in den nichtsahnenden, wehrlosen Sand schoss, und das ohne Vorwarnung. Zufrieden kehrten die wackeren, überirdisch attraktiven Recken dann zurück zu ihrer Arbeit und versorgten zB weiter die Kunden, wobei Makrons Hände das erste Mal mit Massageöl und vermutlich auch mit Wasser in Berührung kamen.
Es war ein harter Abend gewesen - beim Umziehen bemerkte Zaazel das Kärtchen wieder, das ihr heute zugesteckt wurde. Mit einem Handtuch um den Leib geschlungen huschte sie also noch einmal über die knarzenden Dielen und Planken der Ölkanne und schob den Zettel unter Nathanjaels Türe hindurch. Sie stammte vom vernarbten Sin’dorei Torcas, der eine Kriegerschule zu eröffnen plante und sogar schon eine Adresse in Beutebucht hatte, allerdings nur für einen Kontaktmann, der ihm Nachrichten weitergeben würde. Wer weiß, vielleicht könnte man dort noch mehr Haudraufs anwerben?
Indes unweit von Beutebucht im Schlingendorntal, auf dem Weg zurück in das Basislager von Grom’gol…
Leise und gleichmäßig war der Aufschlag von Hufen auf Sand zu hören, der beim untergehen der Sonne am Horizont des großen Meeres, die letzten Reste der tropischen Wärme für diesen Tag absorbierte. Bewusst hatte sie diesen Rückweg gewählt, weil sie nach der Sache in Beutebucht nicht die Zeit noch die Geduld hatte, um sich mit verängstigten Bewohnern auseinander zu setzen - zumal sie zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Nicht zuletzt wegen dem roten Todesstreitross, dass beinahe lautlos über den Sand hinwegglitt und bei jedem Schritt auflodernde, brennende Hufspuren hinterließ, nicht wegen der völlig verängstigten Schwarzhaarigen Menschenfrau, die vorne auf ihrem Sattel hockte und nicht mal wagte, laut zu atmen und auch nicht wegen der blauangelaufenen, offensichtlich durch Strangulation umgekommen, rothaarigen Menschenfrau, die sie mit demselben Strick an einer der Stacheln des Pferdes befestigt hatte und die nun hinter ihr im Dreck entlang gezogen wurde. Sand und Gras haftete an dem Leichnam und auch diverse Blutergüsse waren zu sehen, die wohl auf Schläge oder andere Brutalitäten zurückzuführen waren. Doch das alles schmälerte die Tatsache nicht, dass sie als dunkle Waldläuferin weiter existierte - und an einem heruntergekommenen, widerlichen Loch ihren verloren geglaubten Zwillingsbruder wiederfand, nach all der Zeit, als der ehemalige Kronprinz Lordaerons, Arthas Menethil, ihr Volk, die einst so stolzen Quel’dorei, an den Rand der Ausrottung drückte. Ein Genozid, wie er in vielen Geschichtsbüchern stand, und an dem sie, wie viele andere ihrer gefallenen Waldläuferbrüder und Schwestern im Untod ein Teil davon war.
Die glühend roten Augen starrten an der Schwarzhaarigen vorbei in den Dschungel hinein, als würde sie im dunklen, tropischen Dickicht, dass nur vor Wildtieren lauerte, nach einer Antwort suchen. „Nathanjael…“, murmelte sie leise und bemerkte, wie die Frau vor ihr zusammenzuckte, als sie den eisigen, geisterhaften Klang ihrer Stimme vernahm, „…wir waren Familie.“ Familie. Ein Wort. Ein Status, der für sie nicht mehr länger existiere. Er hatte seinen Frieden gemacht, bis sie zurückkam. Die Miene in seinem Gesicht sagte schon alles. Er verachtete sie, weil sie zu etwas widerwärtigem verkommen war. Ein Monster, das Spaß am töten hatte. Sie wandte den Blick ab und sah über die Schulter zum Leichnam. Großen Spaß, hallte ihre innere Stimme in ihren Gedanken wider. Sie war sich sicher, dass er erst Ruhe geben würde, wenn sie vernichtet wurde. Und genau deshalb war es an ihr, Anya diesen Auftrag dauerhaft abzunehmen. Sie wollte sich vergewissern, wie viel Morgensang in ihrem Bruder steckte. „Auf die Familie“, sagte sie und kräuselte die rissigen Lippen unter der weiten Kapuze zu einem dunklen Lächeln…
Die lybliche Elfe Lyrilith, die wundersame Zaa, und der unbekannte Nachtgeborene Taeldryn waren vielleicht an einem der letzten Abende gesehen worden, wie sie am Hafen herumstöberten, als ein großer, tiranischer Zweimaster anlegte. Lyrilith wurde dabei beobachtet, wie sie äußerst dämlich in das Buchtwasser fiel, aber auch, die anderen kamen nach einiger Zeit sehr dreckat wieder in die Ölkanne zurück. An diesem Tage wurde ein Ring, ein weiterer Teil der Schatzkarte und ein äußerst absonderlicher Gestank nach Hause gebracht.
Die Karte ist nun in Lyriliths Besitz, der Ring wiederum in Zaas Hemd verschollen. Samt einer skelettierten, verwesenden Hand. Nach der Identifikation durch den Nachtgeborenen Taeldryn wurde festgestellt, dass dem Ring böse Magie innewohnt. Vielleicht ein Zauber, wie er in der Legion vorkam, oder gar durch einen trollischen Hexenmeister. Fest steht, dass besagter Ring nicht von der Hand entfernt werden sollte.
- Nathanjael, 9. Januar 2019
Heimlicher Verehrer?.. Oder doch nicht?
An diesem Morgen kann eine jede Dame der Mitarbeiter (inklusive Rezzi) ein kleines „Geschenk“ an der Türklinke des eigenen Zimmers bemerken. Es scheint eine Stofftüte zu sein, gefüllt mit Pflegeprodukten und anderen Aufmerksamkeiten. Wem die Produkte gefallen, darf eine Rose an die Manufaktur Rosenzweig senden, munkelt man.
- Shal’draena, 9. Januar 2019
Die Stofftüte an Shals Türe wurde geöffnet, das sieht man ganz klar, und einige könnten sicher schwören, gehört zu haben wie sich die Nachtgeborene totgelacht hat, bevor die Türe wieder geschlossen wurde.
Sollte es mal ruhig sein, hört man das Gejammer und Gekrächze eines Goblins. Doch schaut man nach ist da niemand, wer das wohl ist?
- Nathanjael, 10. Januar 2019
3
Rot erhob sich die Sonne über den Horizont und tauchte das Meer in ein sachtes Orange. Auch die Häuser von Beutebucht wurden betroffen und es ähnelte fast einem Märchen und gar fast den Farben des Immersangwaldes. Möwen flogen meckernd über die Dächer hinweg und landeten nahe der Fischerboote, in der Hoffnung, dass sie den einen oder anderen Fisch günstig ergattern konnten. Der “Wyvern”, wie er doch oft auch genannt wurde, begab sich zur Türe seines kleinen, überschaubaren Zimmers. Ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch mit Stuhl und eine kleine Abtrennung, hinter dem ein Zuber stand. Mehr brauchte er nicht. Man öffnete die Türe und die ersten Sonnenstrahlen legten sich auf seine Haut, blendeten ihn gar einen Moment lang. Er kniff eben die Augen zusammen, ehe sich ein schmales Lächeln auf seine Lippen schlich. Wie immer, die Wärme konnte man kaum bis gar nicht spüren, doch schien dieser Morgen ihn zu berühren, ihn zu erhellen und auszufüllen. Fast wie-…
…-te. Marie lächelte sanft und besah sich jene, ihr präsentierte Flöte. Sie war aus dunklem Holze und trug blättrige Ornament-Verzierungen, die wohl hinein geschnitzt wurden. Marie sah zu dem jungen Elfen auf und besah ihn sich genauer. Hell die junge Haut, zart wie die eines Rehs. Er war kaum älter als vielleicht sieben oder acht Jahre. Die strahlenden, türkisenen Augen fixierten Sie aufmerksam und gar forschende Neugierde spiegelte sich in ihnen wieder. Der Jüngling schnaufte was, ehe sein Blick auf ihren Ohren verblieb. ‘Du bist ein Mensch…’, stellte er fest. ‘Ich habe noch nie einen Menschen gesehen!’ - Der Junge war wohl behütet worden. Bis jetzt. Marie nickte. ‘Ja, das bin ich. Ich heiße Marie. Und du?’ Der Quel’dorei grinste was und deutete auf seine Brust. Dort prangerte, aufgestickt auf die Weste, ein Wappen. Marie konnte es nicht erkennen, kannte Sie sich nicht bei den Elfen aus. Für Sie war es jedoch ein faszinierendes Volk. Anders, als die Ihren, fand sie sie verzaubernd, elegant und selbst der Jüngling schien Sie in seinen Bann zu ziehen. Marie lächelte nur. Dann stand Sie auf und hielt ihm die Hand hin. ‘Komm, ich bring dich zur Grenze deines Landes… Weiter als bis dahin, kann ich leider nicht gehen.’ Mit großen Augen sah der Elf Sie an, ehe er anfing zu strahlen und gar glasklar zu lachen. ‘Oh, gerne!’, kam es von ihm und flink ergriff er ihre Hand und ließ sich führen….
Ein Griff ging an das Lederband, welches um seinen Hals lag. Daran befanden sich jene zwei Ringe, die ihn an seine thalassische Herkunft erinnerten. Einer, mit dem Wappen der Familie, von Großmutter. Der Andere, der silberne Ring, ein Versprechen. Man umfasste beide Schmuckstücke und hob sie was an, ehe man seufzte. So betrachtet man sie eine Weile, auch, wenn man wusste, dass diese Ringe nur einen Teil seiner Vergangenheit zeigten. Nathanjael hob den Kopf und sah über die Schulter. Honigblondes Haar fächerte sich auf dem Kissen seines Bettes auf und rang ihm ein Lächeln ab, ein Lächeln, was er so schon lange nicht mehr hatte. Ein Lächeln, was früher nur die engsten Vertrauten abbekommen haben, oder gar seine Zwillingsschwester. Man ließ die Hand sinken und die Ringe schlugen sachte aufeinander, erzeugten einen leicht klimpernden Ton, als sie seine Brust erreichten. Der Blick galt wieder dem Meer und der Sonne, die sich auf Jenem spiegelte. So lehnte man sich an das Geländer. “Bedauerlich, dass du das nicht mehr miterleben kannst, Ma’da.” Er brummt was und die Kieferknochen bewegen sich sichtlich, ehe er die Augen schloss. Es sah aus, als gedenke er Etwas oder Jemandem, dabei das angenehme Licht der Sonne genießend.
Vor die Tür der Gäste im zweiten Stock war irgendwann in der Nacht eine halbvolle Bettpfanne gestellt worden. Offenbar hatte einer der drei den Alkohol nicht wirklich vertragen. Das gute Essen, darunter eine Menge Pfefferschotenstückchen, hatte in diesem Zustand so gar nichts appetitliches mehr.
- Nathanjael, 12. Januar 2019
4
Der Morgen war wie der Letze, mit dem Unterschied, das Nathan nun wieder alleine war. Aufgestanden, gewaschen und angezogen machte man sich zum Hafen auf, denn dort gab es frischen Fisch und gar schon teils zubereitet! Man wollte wohl keinen zweiten, schwarzen Fisch provozieren… Die neue Kette, die Silberne mit dem blauen Kristall als Anhänger, baumelte fröhlich hin und her und jedes mal, als sie auf die bekleidete Brust des Elfen schlug, klimperte es leicht. Nach dem Essen führte ihn sein Weg wieder zum Etablissement, wo man den üblichen, morgendlichen Rundgang machte. Jeder, der dem noch leicht zerzaust aussehendem Elfen entgegen kam, wurde gegrüßt und vielleicht konnte der Eine oder Andere merken, dass Nathan recht munter drauf war. Gar pfiff er auch durch die Bude und ohne zu zögern half man dem Personal, denn irgend ein Trottel muss sich neulich übergeben haben. Der Kotze-Pfanne stand vor der Tür und fröhlich summend beseitigte man den Unfall sachgemäß. Dann ging man den Flur entlang, wo die Bediensteten ihre Zimmer hatten. Man hob eine Braue, als man bemerkte, dass Shal ihr Geschenkchen der Manufaktur nicht angenommen hatte. „Pff…“, kam nur zwischen seinen Lippen hervor, er nahm die Tüte und sah kurz kopfschüttelnd gen Türe. „Und ich dachte, unser Volk wäre schon mit einem Stock im Hintern und mit der Nase gen Firmament geboren… Aber die…!“
Die Tasche war verstaut, die verdiente wohl jemand Besseres. Wieder stimmte man zu einem heiteren Summen an, als man gen Briefkasten lief, ihn öffnete und die Post entnahm. Reklame, Reklame… Eine Rechnung an Rezzi… Und dieser Brief… Man öffnete ihn und las… ehe man schnaufte. Diese Familie … Kurzerhand und unüberlegt zerknüllte man den Brief… Ehe man stutzt und leise auf thalassisch fluchte. Dann faltete man den Brief wieder auseinander, ging damit in Rezzis Büro und legte ih, verknüllt, wie er nun war, auf ihrem Schreibtisch ab. Abermals ein kurzer Blick gen Knüllebrief… ehe man das Zimmer verließ.
In einem der Zimmer, noch ohne Beschriftung auf der Namensplakette - es sei denn jemand hat sich in der gestrigen Nacht noch einen Spaß daraus gemacht den Namen Theodor dort zu verewigen - regt sich jemand stöhnend. Und wenig später, praktisch zeitgleich mit dem Öffnen der Türe, hört man ein verwirrtes „Wo bin ich hier gelandet?“
Der Rotschopf schiebt sich mit zerzausten Haaren in den Flur, blinzelt skeptisch, während er sich umsieht. Dann weiten sich seine Augen und er flitzt ins Zimmer zurück, sucht dort nach der abgegriffenen Reisetasche und öffnet sie hastig. Die zittrigen Finger erledigen eine schlampige Inventur.
„Zweimal gemahlener Fjarnskaggl?! Das Zeug ist teuer!“ , flucht die elfische Stimme, wird abgelöst vom Geräusch des Wühlens. „Sansam ist auch weg“, murmelt er weiter, resignierend. „Hab ich wenigstens Geld bekommen? Schei.ße.“ Erst jetzt bemerkt man offenbar das Kitzeln von Papier unter dem Hemd und betastet den eigenen Körper. Ein Pergamentfetzen steckt irgendwo am Bauch unter der Kleidung, wird irritiert betrachtet. Eine Uhrzeit und ein Ort sind vermerkt. Dazu fällt dem jungen Elfen nur eines ein:
„Hä?“
Beutebucht, spät in der Nacht Jüngst ist es zu Unruhen und sogar Rangeleien in der Stadt an der Bucht gekommen, als eine Gruppe - wie ein verängstigter, etwas älterer Seebär dem hiesigen Haudraufbüro später bestätigte - maskierter Randalierer auf dem Weg zur Ölkanne und Luke an jedem Gebäude, dass sie passierten, mindestens ein Fenster eingeschlagen haben. Kurz vor dem Etablissement beginnt eine, in dem Versuch, sie zu beseitigen, schwache, bereits in die Holzplanken eingetrocknete Blutspur, die bis zur Tür mit dem Stadtbekannten Leuchtschild führt. Neben der Tür ist auf Goblinhöhe ein grotesk zugerichteter, auf bestialischste Art und Weise abgeschnittener Kopf einer Goblinfrau vorzufinden, die, ähnlich wie die Besitzerin des Etablissements, türkisen, beinahe schon blaue Haare besitzt. Auf den ersten Blick hätte man doch meinen können, dass es Frau Gozzlevex’ eigener Kopf ist. Der Kopf wurde mithilfe von zwei Dolchen, die jeweils in die nunmehr Augapfellosen Augenhöhlen gestochen wurden, dort angebracht und fixiert. Darüber befindet sich, mit einem Pfeil angepinnt, ein vergilbter, schmuddelig aussehender Zettel, auf dem ebenfalls Blutflecken zu sehen sind. Mit eiliger, beinahe unleserlicher Schrift steht auf jenem:
WIR WISSEN WAS DU GETAN HAST!
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Kopf gefunden werden sollte, hat dieser, allein durch die Tatsache, dass er abgetrennt wurde, viel Blut verloren und demnach eine kleine Blutlache vor dem Eingang der Ölkanne und Luke hinterlassen. Ein Imagesschaden ist nicht auszuschließen. Sind die Gäste des Etablissements denn wirklich so sicher, wie die Hausherrin stets beteuert? Sollte das Verbot der Waffen nicht aus dem Wunsch des Selbstschutzes heraus gelockert und weitere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden?
- Nathanjael, 14. Januar 2019
5
Der Mond schien schon hell über Beutebucht. Typisch, dass das helle Licht in Naths Fenster fiel und den Schreibtisch erleuchtete. Dank wolkenlosem Himmel war es auch fast durchgängig beleuchtet. Die Tür schwang auf und der dunkelhaarige Elf trat ein. Schnell zog man sich die Schuhe aus und entledigte sich seinem Hemd, ehe man sich frisch machte. Das Haar war hinterher pitschnass und klebte an seinem Gesicht, wie Oberkörper. Das schien ihn aber kein bisschen zu stören. All den Schmuck, den er besaß, legte man dabei nicht ab. Er war ein Teil von ihm. Die Hand griff nach einem Handtuch und man rubbelte die Nässe aus Haar und von der Haut, ehe sein Blick auf das Schwert viel, was noch immer auf dem Schreibtisch lag. Es funkelte erneut reichlich im Mondlicht und wie es da so lag, schien es Nath, als würde es nach ihm rufen. Doch man schnaufte und ignorierte es gekonnt. Stattdessen ging man wieder aus der Türe heraus und lehnte sich an das Geländer, ehe…
Der Kristall an der silbernen Kette fing an grünlich zu schimmern, ehe er gar leuchtete! Nathan blinzelte irritiert, ehe er die Quelle des grünen Lichts ausfindig machen konnte. Die Rechte griff nach dem Stein und man hob den Anhänger an. „Ein kleiner, magischer Impuls also…?“, fragte er sich, ehe er es probierte. Recht schnell war die Verbindung aufgebaut! Wirsch flimmerten Mini-Bilder um den Kristall, ehe er doch vorm geistigen Auge die Verbindung am meisten spüren konnte. So schloss er die Augen und ließ es geschehen. Man sah Andross… Kaputt, wie er war, erschöpft und gen Grenze seiner Kapazitäten. Dieser sprach zu ihm… doch man versteht erst nur die Hälfte… Zu sehr war er gedanklich mit seinem Aussehen beschäftigt. - Was war passiert, das es ihm so erging? Erst hinterher drangen die Worte in ihn ein, durch ihn hindurch und er schnaufte. „Was hast du denn nur getan…?“, fragt man eher sich selbst und öffnet die Augen… Doch er sah nicht das, was er sehen sollte! Keine Häuser im Mondlicht, kein schimmerndes Meer, nein! Dafür die Dunkelheit…
Helle Blitze erhellten kurz das Dunkel, ehe eine riesige Axtschneide auf ihn zu sauste! Instinktiv wich man zurück. Und dann war der ganze Spuk schon vorbei, er sah, was er sehen musste… „Was beim Sonnenbrunnen…?“ Ein Muskelzucken, wie ein Impuls zum Wegrennen durchfuhr seinen Körper. Könnte es sein, dass…? Er riss weiter die Augen auf. Er dachte nicht einmal daran, den Kristall zu nutzen, um nach zu fragen. Nein, er öffnete eine Truhe… und verharrte kurz. Ein trockenes Schlucken war zu hören… Ehe er die alte Ausrüstung an sich nahm und sie eiligst anzog. Ein kurzer Blick ging gen Schwert auf dem Schreibtisch… Man fluchte auf Thalassisch, ging zum Tisch und griff nach dem Schwert… In dieser Nacht noch konnte eine aufmerksame Seele den Sin’dorei zu seinem eigenen Wyvern, Telras, eilen sehen. Man sattelte das Tier und schwang sich eilig in den Sattel, ehe man den leichten Mantel, den man trug, feste zu schnürte und die Kapuze aufsetzte. Mit einem Tritt in die Flanke des Wyverns, knurrte jener etwas genervt auf und rannte in einem affenzahn-Tempo aus der Stalltüre, sprang vom Holz ab und erhob sich in die Lüfte.
Spätabendliche Schlüsse
Schweigend saß Rezzi in ihrem Büro an ihrem Schreibtisch und brütete zum wiederholten Male an ihrem Antrag auf Befreiung der Salzstreuer in Beutebucht, gemäß der ‚Profit-ist-Macht‘-Verordnung. Revilgaz und seine Kumpanen wussten doch gar nicht, was sie da unterschrieben haben, um es in allen Städten des Dampfdruckkartells geltend zu machen! „Was für Trottel“, murmelte die blauhaarige Goblin, als sie, wie üblich in Gedanken, immer wieder die Spitze der feinen Pfauenfeder, die ihr ihr Noch-Ehemann Ril extra für sie aus Pandaria exportierte, in das kleine Gefäß voll schwarzer, dicklicher Tinte versenkte. Die Feder gehörte zu einer ganz besonderen Zuchtform der pandarischen Pfauen, denn diese waren kleiner als gewöhnliche Artgenossen und somit lag diese Feder besser in einer kleinen Goblinhand. Normalerweise hatte sie keine Schwierigkeiten mit bürokratischen Dingen ihres Volkes. Versteckte Klauseln oder andere Banalitäten würde sie mit Leichtigkeit selbst im Schlaf finden. Doch heute war es anders… Ihre Augen brannten fürchterlich, als sie zum wiederholten Male über einen bestimmten Satz stolperte und ihr Kopf war einfach so voll, dass sie ihn einfach nicht verstehen konnte. „Okay! Dann eben Zeit für eine Pause“, murmelte sie leise, als sie die Feder nun endgültig im Tintenfass stecken ließ und vom gut gepolsterten Stuhl sprang, der für ihre Verhältnisse zu hoch war. Tatsächlich musste sie, um auf jenem erst sitzen zu können, einen Schemel besteigen und erst danach hatte sie erst den Hauch einer Chance, auf den Stuhl zu klettern.
Zaghaft schob sie diesen in Richtung des Tisches, damit er nicht zu viel Platz in Beschlag nahm und wandte sich nach getaner Arbeit in Richtung ihres Kleiderschrankes. Dort, selbst in der spärlichen Beleuchtung des Raumes, hing das blutige, reinweiße Shirt ihres Exmannes auf dem Türknauf. Mit langsamen Schritten ging sie auf das Hemd zu und runzelte die Stirn. Gestern erst hatte sie es Olong ausgeliehen, damit er sich ein Bild von Gadgetzaner Gerüchen machen konnte - der Tauren war offensichtlich in der Lage, Gerüche gut wahrzunehmen und ihnen Personen zuzuschreiben. Das hatte vor allem einen Grund: Zu groß war die Sorge vor Schergen der Nozztip-Vax-Bande, die jederzeit ihren brillanten, grünen Kopf holen konnten. Noch immer trug sie das Phantombild mit der misslungenen Nase zusammengefaltet in ihrem Ausschnitt. Stets hatte sie sich darauf verlassen, dass sie nach ihrem alten Alterego suchen würden – nach Jelin Rezzi Zischellix. Tatsächlich war dies auch ihr Nachname, bis sie Ril Vax, Kopf der gefürchteten Nozztip-Vax-Bande und ärgerster Feind der Zischellix-Bande, heiratete. Sie legte ihren Vornamen Jezlin ab und nahm ihren Künstlernamen Gozzlevex in Verbindung des Nachnamens ihres Mannes an. Neben einer beachtlichen Kopfgeldsumme im dreistelligen Bereich, der locker einige Monate der Mietkosten des Unternehmens decken durfte, stellte sie sich gerade die Frage, ob jemand von ihrer Familie sie für dieses Sümmchen ausliefern würde. War sie töricht gewesen? Definitiv. Naiv? Absolut. Konnte sie ihnen vertrauen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit.
Aber mit den jüngsten Ereignissen hatte sie sie auch in Gefahr gebracht. Das war nicht von der Hand zu weisen. „Ich hab‘ schon Qez‘ und die anderen verloren…“, murmelte sie, während ihre Finger zart, fast schon liebevoll über den seidigen Stoff des blutigen Hemdes fuhren , „Ich will jetzt nicht auch noch meine neue Familie verlieren.“ Waren das auch Rils Gedanken gewesen? Vermutlich. Aber welcher Ehemann, der von bedingungsloser Liebe spricht, würde mit einer anderen Frau ins Bett steigen? „Du würdest das, Ril“, flüsterte sie nun mehr, während sie einen der schwarzen Knöpfe des Hemdes nachzeichnete , „Weil sie schöner, intelligenter und erfolgreicher war als ich. Du hast mich herausgefordert. Meine Eifersucht getestet. Und ich habe diesen Test nicht bestanden. Dein Spielzeug war dir in erster Linie immer egal gewesen.“ Das Lachen der verstorbenen Geliebten ihres Mannes explodierte im Kopf, als sich ein Bild vor ihrem geistigen Auge manifestierte…
Eine brennende Kerze auf dem Nachttisch erhellt das Zimmer Idonirs, das inzwischen nicht mehr nach Blut und bitteren Kräutern riecht. Während er ein langes und sehr, sehr gründliches Bad genommen hat, hatte sich jemand vom Personal darum gekümmert die nassen Klamotten und die dreckigen und feuchten Bettlaken mitzunehmen. Selbst die ausgespuckte Friedensblume war verschwunden. Es war sauber, fast so als wäre nichts passiert. Idonirs zum unsauberen Dutt hochgebundene Haare glänzten im gedimmten Licht der Kerze, so als wäre da nie Blut, Kopfhaut oder Gehirnmasse in ihnen geklebt. Ein Lob an das Shampoo, auf das er sich im schlimmsten Falle wohl verlassen konnte. Der obere Teil des Rückens und sein Nacken lehnen gegen ein großes Kissen und sein Blick ist zur Seite gerichtet, irgendwo dort wo das Schwer war, das Vehk ihm verkauft hatte. Er würde nie wieder unbewaffnet das Haus verlassen. Und noch weniger würde er irgendwelchen zwielichtigen Menschendamen oder Untoten ohne Armen zu nahe kommen. Obwohl die Untoten in seinen Augen keine wirklich große Gefahr gewesen waren. Die Dame, dessen Namen er bereits wieder vergessen hatte, allerdings auch nicht. Er war schlicht und einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Das passierte, wenn man einmal die ‚frische‘ Luft Beutebuchts genießen wollte. Freier Tag… war wohl besser, wenn er sich nie wieder einen freien Tag nehmen würde.
Idonir atmete frustriert aus und bereut es gleich wieder. Ein Schmerz zieht sich durch Schulter und Brust, dort wo die Kugel seine Schulter durchschlagen hat. Im Moment ist die Wunde verbunden und die Schmerzmittel, die Havre ihm gegeben hat lassen langsam wieder nach. Mrogen früh, wenn er ausgeschlafen war, würde er sich selbst um seine Wunde kümmern. Ärgerlich, dass Rezzi genau in diesem Moment ins Zimmer gekommen war. Es war nicht so, als wollte er ihr irgendetwas verschweigen – sicherlich hätte er es ihr gesagt, hätte sie je danach gefragt. Aber es wäre ihm lieber gewesen, wäre es weiterhin ein Geheimnis gewesen. Wieso, wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht, weil es sich für dieses Leben nicht so relevant anfühlte, vielleicht weil er nicht an das vorherige Leben erinnert werden will. Vielleicht beides. Wahrscheinlich schadet es aber nicht, dass der Chef weiß, dass er im Notfall in der Lage war Wunden zu heilen. Und wäre er nicht selbst so angeschlagen gewesen, hätte die Wunde sich vielleicht auch vollkommen geschlossen. Sicher war er sich nicht, denn so eine tiefe Wunde hatte er schon seit vielen Jahren nicht mehr geheilt. Ob man aus der Übung kam? Noch immer war er sich nicht ganz sicher, wer geschossen hatte. Entweder der Orc oder die Untote. Sonst hatte niemand eine Flinte gehabt. Charles mit seinen Affenarmen war es sicherlich nicht gewesen. Der Mensch hinter ihm? Nein, wie soll sie ihn abschießen, wenn sie ihn würgt? War ja nicht so, als hätte sie ein Arm-Paar mehr gehabt. Wäre das der Fall gewesen, wäre das ganze überhaupt nicht passiert.
Allein wenn er daran dachte, wurde er wütend. Und so wütend war er schon lange nicht mehr gewesen. Vielleicht fand er den Gedanken, dass man ihn in das stinkende Abfallwasser von Beutebucht gezogen hat schlimmer, als der Gedanke, dass man ihn angeschossen hat, statt seine „Entführerin“ zu erwischen. Unbegeistert und schmerzhaft verzieht er die Lippen, gibt ein leises Stöhnen, ohne seinen Mund zu öffnen, von sich. Er konnte nur hoffen, dass er bis zum großen Themenabend wieder vollkommen fit war. Er konnte und wollte es sich nicht leisten länger als nötig auszufallen.
- Nathanjael, 17. Januar 2019
Vorbereitungen
Noch ein Tag und dann war er da: Der Spieleabend im Hause der Ölkanne und Luke!
Schon an den Vortagen konnte man förmlich riechen, das etwas in der Luft lag.
Und das lag nicht nur am Parfüm der Damen und Herren des Hauses oder am abgetrennten Kopf, den Rezzi bekommen hatte, nein! Es war eher ein Kribbeln, was sich unter die Haut schlich und heimlich Aufregung verbreitete. Die Angestellten des Etablissements waren sicher schon eilig dabei, den Schankraum und ihre eigene Zimmer eiligst und fein herzurichten. Es wurde geputzt und gewaschen, dekoriert und gekocht!
Im Wachzimmer der Haudraufs war weniger Trubel.
Das Zimmer war wie immer eher etwas dunkler und spartanisch eingerichtet, standen hier doch nur ein Schrank, ein Tisch mit Stuhl und ein einfaches Holzbett. Doch eine Sache, die war neu… Eine Kiste!
Sie stand auf dem Schreibtisch und wartete nur darauf, dass man den Deckel abnehme und man sich die magischen Kleinode heraus nahm, um sie dann… ja, zu nutzen!
Nathanjael hatte wohl endlich die Lieferung der Anstecknadeln der Haudraufs bekommen.
Wurde ja auch Zeit… Es waren kleine Metallteile, denen etwas magisches Innewohnte.
Wer Nathan heute morgen zugehört hat, kann mitbekommen haben, dass die Haudraufs nun über eine Art Kommunikationsgegenstand besitzen. Zudem zeichnet dieses Ding sie nun für das aus, was sie sind.
Man kann es sich an die Brust stecken oder an den Gürtel, hauptsache der Gast bekam mit, dass die Aufpasser nicht käuflich waren…
- Nathanjael, 17. Januar 2019
Wand der Errungenschaften
Seit Neuestem kann man an jener Wand eine wunderbare eines whynterischen Oger-Hundes betrachten, wie auch eine leblos hängende und bereits sicher auch trockene Zunge! Unter jener hängt zudem ein Holzschild mit: „Der Chef hat IMMER das letzte Wort!“ Beide wurden lieblich umrahmt und schmücken die Wand aufs Feinste!
- Ein Theodor Warden, 18. Januar 2019
Ein Arm. Triefend nass, bläulich, leichenähnlich. Bunt lackierte Fingernägel runden das grotesken Sahnetörtchen noch ab. Um den Unterarm ein, durch die Nässe des Armes ebenfalls feuchtes, Pergament gewickelt.
Betreff: Beschwerde bezüglich fehlender Extremitäten Grüße. Mit Bedauern musste ich feststellen, dass mir nach dem gestrigen Aufenthalt in der ÖLKANNE & LUKE SA ein Arm, sowie meine Zunge abhanden gekommen sind. Nicht ganz aus freien Stücken, offen gestanden. Der Arm (im Anhang) wurde mir in bestialischer Brutalität von einem Tauren ausgerissen, die Zunge von einem grünen Gnom herausgeschnitten, der selbst für gnomische Verhältnisse sehr klein war. Warum, wissen weder ich, noch meine Geschwister, die lediglich einen angenehmen Aufenthalt in der Beutebucht genießen wollten. Gern dürfen Sie mir die Zunge wieder aushändigen. Weitere Schritte bleiben Ihnen, Ihrem Establishment, dann erspart. Das Weiteren fordern wir als Entschädigung ein Holzbein eines alten Matrosen.
In Treue der dunklen Fürstin, Darunter findet man einen schwarzen Fuß- und Handabdruck, eine kryptische Kritzelei und ein krakelig gezeichneter Ebenenschreiter mit einem traurigen Gesicht daneben.
- Felyndral, 20. Januar 2019
Noch in der gleichen Nacht es Vorfalls, wenn alle Schlafen, hört man unten ein Hämmern und zurechtrücken des Möbelliars. Wer am nächsten morgen nach unten in die Taverne kommt, sieht einen noch immer schlafenden Olong auf dem Tisch und neben ihm auf einem der reparierten Stühle einen schlafenden Felyndral. Hatte der Elf wohl die ganze Nacht über, während er ein Auge auf Olong geworfen hatte, Tische und Stühle mit Hammer, Nägeln und Holz irgendwie repariert, zumindest einen Teil davon.
Jener Elf der die halbe Nacht schon damit verbracht hatte, fand wohl nicht zwingend viel Schlaf. Schon in den frühen Morgenstunden wurde weiter gehämmert und verrückt, was noch zu retten war. Olong hingegen schien noch immer den Schlaf der Gerechten zu schlafen. Friedlich lag der Tauren da auf dem Tisch und bewegte nichts außer seinem Brustkorb. Zumindest atmete er noch, die Nacht über verhielt er sich doch recht ruhig. Einigermaßen Ordnung und Übersicht in dieses Chaos zu bringen war Felyn wohl ein Stück weit geglückt, jetzt würde er sich der kaputten Treppe widmen. Ihm war grade recht egal, ob die anderen davon wach wurden, oder nicht. Immerhin war es schon nach Mittag und Zeit aufzustehen und mit anzupacken. Man organisierte sich robustes Holz hier irgendwo aus Beutebucht und fing von unten an, die Treppe wieder instand zu setzen. „Ich gönn mir mal einen happen…“ und ging hinter den Tresen, irgendwas essbares flog hier sicherlich noch herum.
- Nathanjael, 24. Januar 2019
Haare für eine haarige Angelegenheit
Immer wieder am heutigen Tag kann man den schwarz-blauhaarigen Elfen dabei sehen, wie er ums Haus schleicht und scheinbar überlegt. Man macht sich Notizen, wie immer, in die Luft. Es scheinen Formeln zu sein, die nach kurzer Zeit verglühen.
Etwas später kann man ihn wieder sehen, den komsichen Nathan-Elf, der nun ähnliche Formeln und Formen an die Wände des Hauses kritzelt. Sie scheinen sich in das Holz rein zu brennen, verschwinden sie jedoch nach einer Weile auch wieder, zumindest für das ungeübte Auge.
Ein Haar wird sich heraus gezupft, ehe man dieses betrachtet, nickt und ins Etablissement entschwindet.
Der Elf stapft die Treppe hinauf zum Wachtzimmer, wo er das Haar in einen Beutel legt, den man dann an den eigenen Gürtel schnürt.
So würde der so lala zauberkundige Sin’dorei zu jedem Mitarbeiter gehen und ein Haar einfordern wollen.
Aber nur Eins bitte!
Langsam dreht sich Ameyru in dem Bett um… dem Bett, das nur seine restlichen Münzen bezahlen, die sich schon beachtlich an Idonir geleert haben. Das Ende rückt also langsam näher, zumindest sprechen so die Gedanken des Burschen, der sich einfach auf den Rücken dreht. Neben ihm Idonir, wie fast jede Nacht. Auch das Fieber hatte nachgelassen aber die Fieberträume waren ohnehin nur Fortsetzungen von den Träumen, die er jede Nacht hatte und schon lange ihren Schrecken verloren haben. Dann langsam setzt er sich doch auf und bewegt sich absolut lautlos zur Tür. Lautlos und nur in Shorts und Hemd gehüllt. Zusammen mit den leicht verwuselten Haaren sieht er schon fast normal aus, weswegen ihn sicherlich keiner dumm ansprechen wird. Aber dann klingen doch Stimmen aus dem Schankraum, natürlich ist immer etwas los… und so bewegt er sich zu dem Türrahmen, der zum Raum führt und die Stimmen deutlicher werden lassen. Die Stimmen, wie sie einfach scheinbar unbeschwert durch den Raum schweben und die Gäste unterhalten. Diesen Namenlosen Fratzen, die ohnehin nichts als Verachtung verdient haben. Warum sollte man auch mehr für sie übrig haben? Sie sind doch ohnehin alle tot… aber warum ist er dann so unsterblich? Langsam geht der Blick des jungen Elfen zurück zu der Tür aus der er eben gekommen war und er verzieht unangenehm das Gesicht. Auf einmal hatte er angefangen zu leben, wie der große Tauren… oder Ellan. Anstatt einfach tot zu bleiben! So sinkt Ame erstmal hinter einen Balken um ungesehen zu bleiben und lauscht den Stimmen, die durch das Gebäude gehen und den Lautenklängen eines wandernden Barden.
So schließt Ame dann auch die Augen und schaut nach kurzer Zeit schon wieder auf. Er kann nichtmal lange die Augen schließen, weil er dann sieht was kommt. Weil er dann sieht was sich langsam immer mehr nähert und einfach keinen Halt machen wird. Es würde nichts bringen davon zu laufen und es bringt auch nichts sich hinter all den Toten zu verstecken, die sich unten im Schankraum amüsieren. Es hätte keinen Sinn sich auf irgendwas davon zu verlassen, wenn ES ankommen würde. Alle Wut auf ES und aller Schutzinstinkt, den er hoffen könnte in den Toten und den wenigen Lebenden zu wecken würde nichts bringen, denn was da kommt stoppt nicht einfach. Es kommt nicht mit einfachen Mitteln. Es kommt nicht mit einfachen Waffen. Es kommt nicht mit Wut. Es kommt nicht mit Leidenschaft und es kommt ganz sicherlich nicht mit Gnade oder dem Wunsch nach Versöhnung.
Es kommt zu ihm, weil er es herauf beschworen hat und weil er es auch so wollte… will? Oder doch wollte? Hin und her gerissen geht er dann langsam wieder zu dem Zimmer und öffnet die Türe. Der Blick fällt mal wieder auf Idonirs Silhouette, der sich im Bett einmal umdreht. Wenn es seinen Blick auf ihn mit richtet, dann wird es auch ganz sicherlich vor ihm keinen Halt machen, sollte Ameyru versuchen sich hinter Idonir zu verstecken. Also warum nicht die letzten Tage noch genießen, die er atmen und leben darf? Das Schauspiel der Toten einfach hinnehmen, noch einige Mangos essen und das Lächeln eines Jeden genießen, ganz egal wie falsch und aufgesetzt es ist. Denn, wenn es da ist… kommt es nur um ihm das Leben auszuhauchen. Weil Ameyru es herauf beschworen hat… es gibt keine Schatten in einer Welt ohne Licht. „Also komm bald und hol mich… ich will endlich nach Hause, es tut weh und ich bin müde.“ Die Worte in den Raum geflüstert bewegt er sich dann auch wieder auf das Bett zu um unter die Bettdecke zu kriechen und sich neben Idonir einzurollen. Die eiskalten Füße streckt er auch dem schlafenden Elfen hin und rückt näher um die Nase in dessen Haaren zu vergraben. Noch einmal mehr diesen sanften Duft genießen und Die Wärme. Die nervigen Stimmen aus dem Schankraum, den Geschmack des Saftes. Nur noch ein wenig mehr… und dann geht es nach Hause. Für immer.
Leise öffnet sich die Tür und gibt einen selbst in der Dunkelheit erkennbar spärlich möblierten Raum preis. Der bullige Hochberg tritt ein, entzündet einige der Kerzen und blickt sich um Raum um. Der hohe, zweitürige Kleiderschrank lag seitlich an der einen Zimmerwand und wurde somit als einfaches Abstellbrett missbraucht. Wozu sollte es aber auch sonst dienen? Der Hochberg besaß bis auf das, was er trug und dem Smoking, welchen er zum Spieleabend tragen musste, nichts an Kleidung. Auf der Seitenwand, welche nun durch die waagerechte Lage als Oberfläche diente, standen einige hölzerne Schalen, kleine Tongefäße und einiges an Räucherwerk. Aber auch Federn und etliche andere Utensilien, wie farbige Lederbänder, bunte Wollknäuel und vorsichtig in ründliche Form gebogene Äste. Würden andere einen Blick darauf werfen, könnten sie sehen, dass der Hochberg fleißig am Basteln ist. Doch für gewöhnlich betritt niemand den Raum. Idonir war der letzte gewesen, der es tat und sein ablehnender Blick war dem Hochberg nicht entgangen.
Langsam lässt er sich auf sein ‚Bett‘, oder viel mehr, das, was er daraus gemacht hatte, fallen. Er hatte den Lattenrost entfernt, so, dass die Matratze direkt auf dem Boden liegt. Vom Aussehen her könnte man meinen, es wäre ein Hundebett. Aber eben in jenes schlief kein Hund, sondern er. Neben dem ‚Bett‘ steht das Räucherwerk um in den Traum eintauchen zu können. Nur diese Nacht sollte es ihm verwehrt bleiben, da die Gedanken wirr in seinem Kopf kreisen. Ein resigniertes Schnauben war das Ergebnis der ganzen Überlegungen und so wusste man auch diese Nacht keine Antwort auf eine Frage, die wohl nie ausgesprochen werden würde. Jeder in diesem Establishment hatte immerhin sein eigenes Päckchen zu tragen. So auch er. Die Schmerzen an der genähten Wunde hingegen konnte er lindern. Er hatte sich einfach zu schnell und zu viel bewegt. Es würde noch einige Tage dauern, trotz des erhöhten Regenerationsprozess. Es dauert wohl auch weitere Stunden, bis die Erschöpfung über die Gedankenflut siegt und der er einen traumlosen Schlaf findet.
- Felyndral, 26. Januar 2019
Derweil in einem anderen Zimmer am Ende des Ganges erwachte allmählich der Elf, den Olong so sorgsam hatte schlafen gelegt mit Räucherwerk, duftenden ölen und anderen Dingen die einen erholsamen Schlaf ganz nach Druidischen Ritualen herbeiführen konnten. „Wie lange hab ich wohl geschlafen?“ Fragte er sich im Stillen und setzte sich auf. Sein Rücken schmerzte, was ja nicht verwunderlich wäre, wenn man nun fast zwei geschlagene tage durchgeschlafen hatte! Felyndral sah an sich hinab, Perlen- und Lederarmbänder waren noch an ihrem Platz an seinen Handgelenken, auch sein Körperschmuck hatte sich keinen Deut wegbewegt. Anscheinend hatte man ihn tatsächlich in Ruhe gelassen. Dann unterbrach ein doch recht lautes Geräusch seine Gedanken… sein Magen knurrte…
er zog sich eine viel zu große bollerige schwarze Stoffhose über, warf sich ein Hemd über, was er offen ließ und stapfte durch die noch geschlossene Taverne in Richtung Küche, irgendwo waren sicher noch Reste vom letzten Abend!
Und in einem der kleineren, spartanisch eingerichteten Zimmer kleidete sich die dunkelhäutige Ausgestossene fertig ein. Seide, die um ihre Schenkel floss und nicht zu ihr passte. Ein Geruch, der durch einen Zerstäuber auf ihrem vernarbten Hals landete und der ihr schlecht werden liess. Ein permanentes Halbdunkel, das es ihr schwer machte, sich an den hellen Himmel und die frische Luft in Silbermond zu erinnern. Ihre Hoffnungen und Träume waren so nachhaltig vor langer Zeit zerstört worden, das ihr nurmehr fetzenhafte Erinnerungen an eine Zeit blieben, in der alles besser war. Sie war nie frei gewesen, aber sie konnte sich genau erinnern, dass sie früher auch ehrlich, aus Glück und Freude heraus, unbeschwert gelacht hatte. Mit jedem Tag, den sie im Exil verbrachte, verblassten diese Erinnerungen. Ein letztes Mal sah sie sich in den Spiegel, wischte die Tränen von den Wangen, seufzte durch, setzte ein professionelles Lächeln auf und verliess das Zimmer, um sich wie jeden Tag auf das unsichere Abenteuer „Leben“ einzulassen. Ohne zu wissen, ob sie einen weiteren Tag überleben würde… und auch ohne wirklichem Interesse an dieser Frage.
Er mochte das Gefühl der Schwertscheide an seinem Gürtel nicht. Konnte nicht leiden, wie er sie beim laufen manchmal spüren konnte. Genau so wenig mochte er den Rucksack auf seinem Rücken. Rucksäcke waren echt das letzte. Leise, fast vollkommen lautlos, zieht er die Zimmertüre zu, sperrt sie ab. Idonir steht im langen Flur und sein Blick ist auf die polierte Tür gerichtet, letztendlich auf das silberne Namensschild auf das sein hier geläufiger Name eingraviert war. Wehmütig blickt er auf das Namensschild. Er fühlt sich nicht gut, aber er bereut keins seiner Worte. Manchmal konnte man sich nicht aus Dingen entziehen. Und für ihn war schon lange klar gewesen, dass er viel zu sehr in der Sache steckte. Bereute er es, den jungen Adelsspross damals auf dem Ball angesprochen zu haben? Nein. Bereute er es Rezzi vor eine unschöne Wahl gestellt zu haben, obwohl er genau wusste, dass ihr Kopf sonst wo stand? Auch nicht.
Wenn es etwas gab, das Idonir gut konnte, dann war es neben dem Flirten und Leute um den Finger wickeln eindeutig das Lügen. Hatte er in diesem Haus Leute angelügt? Sicherlich. Von Kunden bis hin zu Mitarbeitern oder Vorgesetzten. Allein schon die Tatsache zu behaupten sein Name wäre Idonir war eine Lüge – keine gravierende oder wichtige, aber eine Lüge. Auch wenn das wohl nichts Verwerfliches war, gerade in seinem Job. Der Sin’dorei wusste nicht, ob er tatsächlich zurück kommen würde. Irgendwas in seinem Hinterkopf sagt ihm, dass er sich genau so gut das Messer, das Rezzi ihm vorhin gegeben hatte, in die Brust hätte rammen können. Mit demselben Ergebnis. Andererseits wollte er wirklich nicht, dass hier noch mehr Dinge passierten, die man vielleicht aufhalten konnte. Rezzi war es egal was mit Ameyru passierte – natürlich. Sie hatte keine (positive) Verbindung zu ihm. Und bedauerlicherweise hatte Idonir sie durchaus.
Zuerst hatte er keine Fragen gestellt. Zuerst hatte er die Hämatome einfach übergangen und nur seinen Job gemacht. Dann war er zu neugierig gewesen, hatte zu viele Fragen gestellt. Und jetzt war er wohl Teil des Problems. Und dieses Problem wollte er vom Etablissement abwenden. Und er würde einen Teufel tun Ameyru seinen Vhasnian zu überlassen. Personen die man mochte überließ man nicht einfach den wahrscheinlichen Tod. Es vergingen ein paar Wimpernschläge, ehe er den Blick vom Namensschild seines Zimmers riss, sich umdrehte und den Flur entlang ging. Vielleicht zum letzten Mal, vielleicht auch nicht. Das stand in den Sternen. Die Absicht zurück zu kommen hatte er aber. Er musste doch dafür sorgen, dass Rezzi sich ihren Traum erfüllen konnte. Unten angekommen legte er den Schlüssel, ganz nach hinten, in eine der Schubladen und verließ dann die Ölkanne und Luke.
- Felyndral, 30. Januar 2019
Es war fast Mitternacht, als Felyndral auf sein Zimmer ging, Heute war so gut wie nichts los… keine Vorkommnisse bis auf eines. Man stellte sich vor den kleinen Spiegel, der über einer kleinen Kommode hing und betrachtete die linke Wange. Vielleicht war es richtig Nathanjael aufzuhalten, vielleicht hätte er ihn auch einfach ziehen lassen sollen, aber Rezzi wäre entweder richtig sauer geworden, oder tot traurig, oder sogar beides? Man besah sich die zwischenzeitlich blau gewordene Wange. Nathanjael’s schlag war zum Glück nicht so stark gewesen, sonst hätte er wohl einige Zähne verloren, aber die Blaue Wange war wohl das geringere Übel. Natürlich machte sich der schwarzhaarige Elf auch so seine Gedanken, wie es jetzt wohl weitergehen würde, auch wenn er eigentlich nicht viel mit all dem zu Tun hatte. Aber Nathan gehen lassen? Nein, das konnte er irgendwie nicht… Und dann war da noch dieser Zettel, den man ihm am Abend zuvor zusteckte, wusste nicht, was er davon halten sollte… Er würde es einfach auf sich zukommen lassen, so dachte er. " Ich werd’s ja sehen was das gibt…" schoss es ihm durch den Kopf. Irgendwann schlief er über seine Gedanken und den Schmerz in der linken Wange hinweg ein. Morgen war ein neuer Tag…
- Nathanjael, 30. Januar 2019
6
Die ganze Nacht lang lag man wach.
Die Laute aus dem großen, mehrstöckigen Haus in der Nähe drängten nur gedämpft an seine Ohren. Gestöhne, Geschreie, all dies… Es war ihm so oder so egal, diese Laute lösten nichts in ihm aus nach all der Zeit.
Man drehte sich um und betrachtete die Wand, an die das Bett gestellt war. Er grübelte, lange, ernst…
Was hatte sich dieser Volltrottel dabei gedacht? Alle Beide! Alle Drei sogar!
Vehk, der dornige Jäger, war wohl das harmloseste Ding dabei, ihn traf Nathans Zorn am geringsten. Er war ein Dämonenjäger und gehörte nicht zur Kanne.
Er war frei und unbändig. - Mit ihm wollte sich Nathan sicher nicht anlegen, zu groß das Risiko, dass einem selbst was passieren könnte, was man nicht wollte.
Es war immer schlecht etwas als Feind zu haben, von dem man wusste, man war ihm unterlegen. Zu Vehk konnte man auch nicht viel sagen, man hatte zu wenig Kontakt mit diesem Individuum gehabt.
Dann war da Ameyru…
Ein Bengel, in Nathans Augen, auch wenn er oft betitelte, dass er erwachsen sei und eine Ausbildung als Windklinge genoss. Schon alleine der Gedanken an ihn ließ Nathan sauer werden und die Augen verdrehen. Dabei fand man ihm am Anfang garnicht mal so übel!
Er hatte eine verkorkste Ansicht und Nathan war sich bis heute nicht sicher, wie genau nun doch der Stand um ihn war. Wie war das Verhältnis zu seinen Brüdern? Warum wurde er zu dem, was er war?
Nathan schüttelte den Kopf und setzte sich auf, sah aus dem Fenster und schnaufte dementsprechend, als sich die Gedanken weiter sponnen.
Dieser miserable Wicht! Hätte man gewusst, wie die Dinge ihren Lauf nehmen würden, hätte man vielleicht anders gehandelt. Vielleicht war es auch seine Schuld, dass alles so war, wie es war? Was wäre gewesen, wenn er Idonir damals nicht zu Ameyru geschickt hätte?
Wie wäre es gewesen, wenn er ihm keinen Hausverbot erteilt hätte?
Er murrte was und spürte, wie die Wut wieder in ihm aufkochte.
Abrupt stand man auf. Man ging zum Schreibtisch und wollte schon nach dem Schwert greifen, in Gedanken sattelte er schon auf und flog…!
Doch man verharrte im Tun. Man hatte Felyn versprochen, mehr oder minder, nicht zu gehen. Auch wohl wegen Rezzi. Er dachte einen Moment lang an die Schnecke, die fast wie eine Schwester war, fast wie ein Ersatz für…
Erneut kocht die Wut auf. Das war ein Problem, was ihn schon oft begleitete. Wenn das Feuer einmal entfacht war und brannte, erlosch die Glut nie.
Nur einen Ruhepol gab es, der die Glut aufs Eis legen konnte, aber Jener war derzeit sonst wo, auf Mission, weg von ihm und damit war er ungezügelt.
Man hatte es Felyn versprochen! Warum hatte man es ihm versprochen?!
Warum musste Idonir diesem Sche.ißkerl nach!
Amnesie hin oder her, man verändert sich nicht einfach. Ameyru war ein Feigling… Verachtung stieg im Elfen auf, denn wer wäre denn so dumm und würde sich Amnesie geben, wenn nicht ein Feigling.
Dann ging Einiges doch ganz schnell.
Hinter seinem geistigen Auge tauchten Personen auf.
Eine die ging, mehrere die gingen.
Freunde, Wilde und Grüne und Braune.
Ein Freund der mehr sein konnte, aber es nie war und werden sollte.
Ein Kind, was sich verletzte, was schon immer verletzt war.
Einer der in einem Turm gefangen war.
Licht, warmes Licht.
Eine die wieder kam und sich mit einem fremden Gesicht schmückte.
Erneut ein Kind, was den Freund entfremdete und dessen Gesicht ein höhnisches Lachen zierte.
Ein Freund, der ging…
Es waren Verluste, die ihn plagten, aus vergangenen Kriegen und Missionen, aus anderen Ländern und Häusern.
Wie konnte er denn nur!?
Schoss es immer wieder durch seinen Kopf. Irgendwann wusste er nicht mehr, ob er es wirklich war, oder ob man selbst es war, der Fehler machte und gewisse Dinge nicht rechtzeitig war.
Ein Griff. Man packte die Stuhllehne, wirbelte herum und das Holz zerbarst auf dem dunklen Boden, zersplitterte. Jede einzelne Faser schien wie in Zeitlupe an ihm, an seinem “Idonir!” - brüllenden Gesicht, vorbei zu sausen und sich einen Weg durch die Luft zu bahnen.
“Ma’da?”, fragte die melodische Jungenstimme und sah zu Ihr hinauf.
Sie hatte sich verändert. Maries Haut wurde bläulich und helle Hauer wuchsen inzwischen aus ihren Mundwinkeln heraus. Dunkle Augen legten sich auf das Spitzohr und ungewöhnlich Rau erklang die Stimme. “Ja, Welpe?”
Die hellblauen Augen sahen in das dunkle Paar und man hob eine Braue.
“Was ist, wenn man das Feuer nicht mehr beherrschen kann?”
“Marie” schnaufte aus, ehe sie zahnig grinste. Die Hauer waren mit feinen Schnitzereien verziert, doch erschienen sie dem Jungen nie gruselig. Sie waren vertraut. Er kannte sie schon so lange. Er nahm ihre Hand. “Marie” drückte die inzwischen etwas gewachsene Hand des Jungen und kniete sich vor ihn nieder. Die Holzstücke und Blätter wie Federn in ihrem verfilzten Haar bewegten sich, klimperten leicht, als sie aufeinander trafen.
“Welpe… Wenn das Feuer nich’ zu lösch’n is’ und es so ausbricht, dass du ‘s nich’ unter Kontrolle hast… Dann such dir einen Ort, wo ‘s wüten kann. Wo du niemand’n verletz’n kannst, ja? Was raus muss, das muss halt n’ wenig raus… Manchmal… is’ das eb’n so. Schau nur, dass du dabei du bleibst un’ dich nicht wandelst, ne?
Die Loa wach’n über dich, Welpe, ich denk’ s’ is ihnen auch egal, was du bist und wie die Deinen zu den Meinen steh’n. Vielleicht bin ich n’ wenig einsam mit der Ansicht, aber…
Was raus muss, muss halt n’ wenig raus.
Und jetz’ geh, se dürf’n nich’ sehn, das du bei mir bis’, ja?”
Um das große Hauptgebäude schlenderte wohl die letzten Tage eine Gestalt herum, eine gar bekannte. Ja, tatsächlich lässt sich Jayden mal wieder blicken, auch wenn er wohl nicht besonders viele Leute dort kennt, war er dennoch präsent und unter der ein oder anderen Person bekannt. Meistens schien er unbemerkt, doch er wird immer unaufmerksamer. Man sah äußerlich ziemlich ausgelaugt aus, Augenringe gehen gefühlt bis nach Nordend und die Haut wirkt kreidebleich. Er hatte ja versprochen, eigentlich wieder öfter da zu sein, schließlich wollte er ursprünglich dort arbeiten. Was ihn wohl verhindert hat? Hoffentlich bekommt man keinen Ärger, aber eigentlich sollte er damit rechnen. Aufjedenfall ist man in der Nähe, das ist klar. Doch blicken lässt man sich vorerst nicht richtig.
Von Sehnsüchten und Postkarten
Ich muss langsam aufstehen, dröhnte ihre innere Stimme in ihrem Kopf, als sie sich im Bett umdrehte und die blaugrauen Augen lustlos in Richtung des riesigen Fensters starten. Die roten, samtenen Vorgänge waren zurückgeschlagen worden und so drang unentwegt kaltes Mondlicht in das Büro und zugleich Wohnung der Geschäftsführerin, dass schillernd in der getönten Mosaikscheibe brach. In ganz Beutebucht gab es nur wenige solcher Fensterscheiben und dieses Kunstwerk hatte Rezzi damals in seinen Bann gezogen. Es zeigte die Entstehung Gadgetzans kurz nach dem Zweiten Krieg. Die gelb gefärbten Splitter, die eine Sanddüne von Tanaris in dem Bildnis darstellten, scheinten just in diesem Moment eher silberfarben und für Betrachter wirkte das Gesamtbild so, als würde die Stadt im Sand unter Wasser stehen - umringt von einem großen, silbrigen See. Sie lächelte schwach, als sie die kleinen, grünen Splitter in dem Werk erblickte, die ersten Ingenieure und Vertriebspartner der berüchtigten Gadgetzan Water Company . Ein Unternehmen, welches unglaublich überlebenswichtig für die Bewohner dort war. Ein Unternehmen, in das ihr Ziehonkel, Qezlin Zischellix, gerne investierte. Und ein Unternehmen, dass der brutalen Nozztip-Vax-Bande ein Dorn im Auge war.
„Wie es wohl den anderen geht?“ , murmelte sie schlaftrunken und dachte kurz an ihre goblinischen Freunde, die sie ähnlich wie hier in Beutebucht, ihre Familie nannte, nach. Da waren Zissy Megabumm, eine grandiose Ingenieurin und Wissenschaftlerin, die stets an Verbesserungen für das komfortablere Reisen mit den Goblinteleportern arbeitete. Tixle Blaurauch, der der erste Leibwächter ihres Ziehonkels war. Er hatte ihr zum Schluss auch das Messer geschenkt, dass die vor wenigen Tagen Idonir angeboten hatte, um ihr die Kehle durchzuschneiden. Aber Idonir, dieser Narr… Er wollte einfach nicht. Warum waren Elfen immer so verflucht starrköpfig? Die Erinnerung an ihre Familie verblasste und sie hob kraftlos ihre Hände an und betrachtete sie im schwachen Licht. Dünne, lange Finger, auf denen akkurate, ebenso lange, perfekt blaulackierte Fingernägel thronten. Du hast sie auf dem Gewissen, Gozzlevex. Du warst das. Du hast sie verraten. Du hast sie ausgeliefert. Du warst das. Du warst das. Du allein. Du.
Sie setzte sich auf und atmete schwer aus. Sie hatte nun wirklich keine Zeit für Gewissensbisse. Aber die Vergangenheit konnte sie auch nicht ruhen lassen, wie die letzten Wochen ihr schmerzhaft aufzeigten. Sie liebte ihren Haufen hier im Hause, das war Fakt. Aber all jene Persönchen machten sie verwundbar. Die rechte tastete sich voran und schlug die Decke auf die Seite. Dann baumelten auch schon die Beine aus dem viel zu großen Bett. Sie musste tatsächlich immer eine kleine Treppe verwenden, um das rote Himmelbett zu erreichen. „Idonir“ , flüsterte sie leise in das Halbdunkel, „Ging es dir hier einfach schlecht? Ich hätte es wissen müssen. Du fehlst mir, Schätzchen…“ Plötzlich klopfte es zweimal zaghaft an der schwarzen, auf Hochglanz polierten Tür zu ihrem Büro. Um diese Zeit? Ihre Gedanken überschlugen sich. Wer konnte das denn sein? Die Geräusche der sich amüsierenden Gäste waren doch schon vor Stunden leiser geworden! War das einer der Haudraufs? Ausgeschlossen. Die Kerle hatten Anstand und Respekt vor der sogenannten Nachtruhe. Vielleicht war es ja ein Gast, der sich ausversehen an ihre Türe verirrt hat? Das wird es sein. Und sie würde diese Tür nicht einfach so aufmachen. Es klopfte nochmal, fordernder, abermals zweimal hintereinander. Wer bei Gallywix verschissenem, goldenen Fettarsch konnte das bloß sein? Vorsichtig ließ sie sich auf dem Boden nieder und verzog den Mund angeekelt, als ihre nackten Füße über die polierten Dielen des schwarzen Parketts rutschten.
Schei.ße, ist das kalt! Sie tastete blindlings nach ihren Yakfell-Pantoffeln und stülpte sie sich über die nackten Füße, als ein weiteres, energisches Klopfen sie in Richtung Türe zog. Sollte sie darauf wenigstens antworten? Wahrscheinlich. „Hey, es gibt sowas wie eine Nachtruhe, verflucht nochmal. Wenn du dich nicht sofort verpisst, setz’ ich meinen Oger auf dich an und du wirst dich davon überzeugen können, wie unromantisch es ist, in der Bucht in so einer Mondnacht auf Tauchgang zu gehen, eh?“, erwiderte sie knurrend, als ein leises Zischen unter ihr ertönte und etwas sachte gegen ihren rechten Fuß schlitterte. Sie atmete erschrocken aus, als ihr Blick langsam nach unten glitt. Was sie dort sah, ließ ihr Herz aussetzen. Ruckartig sah sie auf und durch das Schlüsselloch. Ein dunkelrotes, leicht verengtes Auge blickte ihr entgegen und sie stolperte, mit rudernden Armen und einem leisen, entsetzten Aufschrei, nach hinten. Verzweifelt trat sie auf den Saum des viel zu langen Nachthemdes, verlor das Gleichgewicht und stürzte, mit dem Gesäß voran, zu Boden. Das nächste Mal, als sie hoch zum Schlüsselloch sah, war es freigegeben. Sie hatte jedoch keine sich entfernenden Schritte gehört. Ihr schlug ihr Herz aber auch wild bis zum Hals. Momente verstrichen, als sie es wagte, auszuatmen und den Blick von der Tür abzuwenden. Wieder blickte sie auf das, was vor ihr, zwischen ihren angezogenen Beinen, lag. Eine schöne Postkarte.
Von bitterem Kafa und Zeitungsartikeln
Den Tag nach der Begegnung des rotäugigen Fremden, inmitten der Nacht, ist die Geschäftsleiterin der Ölkanne und Luke nirgends vorzufinden. Auch ein Klopfen an der Bürowohnungstür neben der goldenen Plakette ist vergebens, denn keiner öffnet. Wo steckte die Goblin bloß? Ein Wort gewechselt hat sie schließlich mit niemanden. Stattdessen ist unten, hinter dem Tresen, ‚versteckt‘ neben einer etwa vier Jahre alten Flasche Original Beutebuchter Rum eine seltsame Postkarte zu finden.
Wem die bloß gehörte? Und was machte sie neben einer Flasche Rum? Wer hatte sie da bloß hingelegt? Hinter der Postkarte sind im selben Regal noch eine abgestandene Tasse schwarzen Kafas und eine geöffnete Zeitung zu finden. Die Postkarte zeigt ein Bild von Gadgetzans Himmel und seinen Dächern, ansonsten scheint bis auf die Überschrift " Grüße aus Gadgetzan " nichts auffällig an ihr zu sein. Eine typische Urlaubspostkarte eben, wohl aus einer Goblindruckerei. Beim umdrehen finden sich jedoch Blutflecken und eine rote Schrift wieder, die dem einen oder anderen sicherlich schon bei der ‚Lieferung‘ des Kopfes aufgefallen ist - krakelig, eilig hingekritzelt, dennoch leserlich: Geschäftstüchtige Grüße an die Ölkanne und Luke! Hier im sonnigen Gadgetzan können wir es kaum erwarten, die Geschäftsführerin des ach-so-erlesensten-Etablissements-Beutebuchts persönlich als geschätzte Tochter der Stadt wieder begrüßen zu dürfen. Wir haben die Güte der hart arbeitenden Mitarbeiter bei unserem letzten Besuch nicht vergessen und freuen uns ebenfalls, sie kennenzulernen. Vielleicht kann einer von ihnen uns ja die Frage beantworten, wo unser Troll und unser Tauren abgeblieben sind. Du weißt schon, Lingo und Uhat. Verkauf uns nicht für blöd, Rezzi, wir wissen, dass ihr sie umgebracht habt. Zu dumm, dass der Bombenanschlag nicht glückte. Aber keine Sorge, deine Sehnsucht nach uns werden wir dir schon bald in deinen stets perfekt geschminkten, blauen Mund stecken, du billiges Bückstück. Und dann sind deine Leute dran. Einer nach dem anderen. Zu deiner Info: Nur an dem hübschen Sümmchen, die dein Kopf nun Wert ist, sind die meisten meiner Leute hier nicht mehr interessiert. Es wird Zeit für Blut . Bis demnächst, du Ziege! - ???
Desweiteren könnte besonders findigen Persönchen in der Ölkanne eine Melone auffallen, die auf dem Hutständer, direkt neben dem Waffenständer verweilt. Die Kopfbedeckung wirkt alt, aber edel, eine rote Samtschlaufe ziert die Melone, sowie ein sauber durchgeschlagenes Einschussloch vorne, an der Krempe. Hing der Hut schon immer dort…?
- Nathanjael, 31. Januar 2019
7
Ein Veilchen unterm rechten Auge, zwei oberflächige Fleischwunden auf der linken Wange und und auf der Stirn, mehrere blaue Flecken im Magenbereich, ein Bluterguss am linken Bein, die linke Hand verbunden wegen eines älteren Schnittes und das Schlimmste war wohl der verbrannte rechte Arm.
So oder so ähnlich sah wohl die Liste aus, die Havre machen könnte, als er Nathan diese Nacht versorgen musste. Alles war vermutlich heilbar, auch wenn wieder schreckliche Narben verbleiben würden. Aber das war Nathan schon gewohnt. Schon immer.
Als Kind bemerkte man bei ihm, dass da etwas nicht stimmte. Mit aufgerissenen Händen, nach einem Sturz, saß man auf den Boden und spielte seelenruhig weiter mit den Holzfiguren, die ihn die Großmutter geschenkt hatte.
Er spürte es nicht. Seine Nerven bauten die Verbindung wohl nicht auf, die den Schmerz ins Hirn leiteten. Die Mutter war immer sehr in Sorge um ihn, wenn es hieß “Ich geh spielen!”.
Seine Zwillingsschwester hingegen, Relis, hatte diesen Gendefekt nicht übernommen.
Sie weinte bei jedem Mückenstich, war sie doch früher ein wehleidiges Kind.
Doch das änderte sich irgendwann…
Nathanjael hingegen hatte immer Probleme mit Wunden. Er spürte sie nicht. Für viele war das was Positives, denn Nathan konnte so über gewisse Grenzen hinaus gefordert werden.
Aber eigentlich war es nur ein negativer Aspekt mit Nebeneffekten, wie dass er kaum bis garnicht Temperaturen wahrnehmen konnte. Neben den typischen Schürf-, Kratz- und Stichwunden kamen also auch noch Brandwunden hinzu. Unterkühlt wurde er nie, dafür war Quel’thalas einfach das falsche Gebiet.
Da er es aber nie anders wusste, anders spürte und auch nicht anders konnte, ging er sorglos mit Wunden um. So auch dieses mal. Kaum kitzelten die erste Sonnenstrahlen, die durch das kleine Fenster herein brachen, sein Gesicht, wurde er wach und setzte sich auf.
Havre hatte ihn versorgt, so viel war klar. Er hatte kaum was am Leib. Lediglich eine dünne Hose und Verbände, die ihm der Kerl wohl angelegt hatte. Unter Letzteren war Salbe… Nathan konnte sie riechen und die gelbliche Verfärbung an ein paar Rändern der Bandagen ausmachen. Selbst im Gesicht hatte Havre seine Arbeit getan und die oberflächigen Fleischwunden waren mit größeren Pflastern wohl versorgt. Es waren kratzer, gleich einer Schürfwunde, nur… geradliniger. Man fasste sich an den Schädel. Auch da war ein Verband angebracht. Am Hinterkopf spürte man ein größeres Verbands-Kissen, oder wie man das nannte. Er kannte sich damit kaum aus.
Vermutlich eine Platzwunde, sonst wäre da kein Verband.
Als nächstes zog der rechte Arm seine Aufmerksamkeit auf sich. Er seufzte. Daran konnte er sich immerhin noch erinnern! An den Rest, außer der älteren Wunde in der linken Handfläche, nicht.
Man betrachtete den Verband, der Arm hing schlaff herab und er konnte ihn, warum auch immer, einfach nicht bewegen. Vermutlich waren die Muskeln zu sehr beschäftigt…
Schon einmal hatte eine Verbrennung von diesem dummen Schwert. Aber diese hier war schlimmer, zog sie sich wirklich von der Hand bis zur Schulter hinauf.
Er murrte. “Unnötig…”
Mit der freien Hand zog man den unbeweglichen Arm auf den Schoß, ehe der Blick gen gegenüberliegende Zimmerwand starrte.
Dieses Schwert… Er war tatsächlich in der Wüste gewesen um es zu holen. Warum? Nun, es war eine Empfehlung von einem alten Freund. Einem hinterlistigen Freund, der einst sein Feind war. Ob er ihm bewusst eins auswischen wollte? Oder wusste dieser nicht, welche Gefahr in dem Schwert ruhte?
Nathan schüttelte den Kopf. Etwas wohnte in diesem Schwert inne, er wusste nur nicht was. Es wehrte sich, fast andauernd. Jedes mal, wenn er es nutzen wollte und das Arkane nutze um, wie er es schon bei anderen Waffen getan hatte, es in die Waffe zu leiten.
Dieses mal war es irgendwie nach Hinten losgegangen…
Nathan stand auf und der Arm baumelte wieder schlaff am Körper herab. Man verdrehte die Augen. “Bitte… Dann mit Schlaufe…” So öffnete man die Türe und entschwand aus dem Haus. Jeder Schritt, jedes Heben der Linken war schwerer als sonst, hatte er den Eindruck. Aber der Körper konnte noch, also alles gut. Und er lebte noch! Umso besser.
- Falindor, 31. Januar 2019
Ein weiterer Blödmann für Beutebucht
Falindor erwachte an diesem Morgen unruhig und blinzelte einige Male in den fremden Raum hinein, doch er realisierte nicht so recht, wo er war. Sein Gesicht fühlte sich heiß und rissig an, und als er nach seiner Nase fasste, die sich seltsam kalt und gefühlslos anfühlte, unterdrückte er die plötzlich heftig auftretenden Schmerzen des sauberen Bruches. Da hatte dieser Mistkerl von gestern ihm doch tatsächlich die wohlgeformte, hochwohlgeborene Nase gebrochen! Eine Nase, die sicherlich zwei-, ach was, dreimal mehr als das Lebens dieses blutelfischen Bastards wert war! Noch schlaftrunken setzte er sich auf und sah instinktiv nach links. Er war es gewohnt, stets eine Shalassische oder Thalassische Schönheit bei sich zu haben. Doch heute war die einzige ‚Begleiterin‘ eine kleine Flasche voll billigem Fusel. Er griff nach ihr und schüttelte sie, da das schwarze Glas ihn nur erahnen ließ, wie viel Inhalt noch in jener war.
Sein Herz machte einen kurzen, überraschten Hüpfer, als er spürte, dass sie komplett leer war. Was war denn in ihn gefahren, dass er sich mit so einem widerlich billigen Fusel abspeisen ließ? Er erinnerte sich noch daran, dass er sich heftig geprügelt hatte, nur, weil er ein Gläschen feinsten Sonnentropfen haben wollte… Und er musste wohl seine Angst vor einer möglichen Sepsis erwähnt haben. Man wusste ja schließlich nicht, wie gewaschen die Personen an so einem Ort, respektive Loch, sind oder waren. Er war besseres gewohnt, eindeutig. Und dann hatten sie ihm noch nicht einmal eine Dienstleisterin herauf geschickt! Ihm! Einem wohlgeborenen Morgensang! Er, der sie alle mit Leichtigkeit übertrumpfen könnte, zu jeder Zeit! Er, der eine grandiose und gnadenlose Ausbildung im thalassischen Militär genossen hatte. Seine Nahkampf-, und Schwertkampfkünste waren rigoros… aber unbestritten! Auch, wenn er doch tatsächlich einräumen musste, dass die Fähigkeiten des gestrigen Schwachmaten ihn doch irgendwo überrascht und interessiert hatten. Er erinnerte sich nur dunkel an das Gesicht. Schwarze Haare… Und der Name soll wohl Nath gewesen sein. „Ein Glückspilz, nichts weiter. Kein Können“, murmelte er leise, als er sich ächzend aus dem Bett kämpfte und sich langsam anzog, „Ich habe noch eine Rechnung offen.“