Kein Problem, Ausdauer ist Priester-Spezialität!
Ich muss bei dem Thema daran denken, was Kevin Jordan (wem der Name nichts sagt: Der vom „Staff of Jordan“, einer der originalen Designer von WoW) über den „Vertrag“ zwischen Designer und Spieler gesagt hat:
Die Grundlage ist, dass das Spiel an sich hermetisch abgeriegelt ist gegenüber Einfüssen von außen - Alles, was Du im Spiel erreichen kannst, erreichst Du durch das Spielen des Spiels. Das ist die Grundregel, die allen anderen Spielregeln zugrunde liegt.
Wie bei allen Spielregeln halten sich natürlich nicht alle Spieler daran - Boosts, Goldkauf, Botting. Aber nur, weil andere es tun, macht es das nicht zu etwas, das in Ordnung ist, und schon gar nicht zu etwas, wo der Designer darauf einsteigen darf - sonst legitimiert er diesen Betrug, und zerstört damit die Grundregel des Spiels: Fairness.
So weit, so hoffentlich einleuchtend. Ist ja bei anderen Spielen und Sportarten auch nicht anders: Wer betrügt, fliegt.
Jetzt ist auch hinreichend bekannt, dass sich Blizzard bei Retail dieses Grundregelbruchs schuldig gemacht hat: Du kannst Dinge im Spiel erreichen, ohne das Spiel zu spielen. Kann man davon halten, was man will, aber: Der Gedanke hinter dem ganzen „Classic“-Programm war, ein Kontrastprogramm zu Retail zu sein, und die alte Designphilosophie wieder aufleben zu lassen.
Ein Boost (gleich, wie eingeschränkt) konterkariert die Classic-Philosophie. Ich kann mich noch daran erinnern, wie Blizzard damals getönt hat, dass sie Vanilla wie damals anbieten werden - mit allen Bugs, Exploits, Schwierigkeiten und Mangel an QoL-Verbesserungen. Es ginge ihnen darum, diese einzigartige Phase der Spielgeschichte genauestmöglich zu rekonstruieren, und es wäre ihnen egal, ob es Millionen spielen, oder zehn Leute.
Jetzt sehen wir ja, wie schnell sich da das ethische Rückgrat der Designer knicken lässt, wenn nur wieder Geld im Spiel ist. Die ganze Diskussion um den Boost ist für mich wie ein Murmeltiertag, weil wir sie genau so schon vor Jahren hatten, als das erste Mal Echtgeld für Spielinhalt gezahlt werden konnte.
Und das ist für mich die Quintessenz: Retail gibt es schon. ich spiele es aus guten Gründen nicht mehr. Die „Classic“-Linie hätte eine Alternative sein können, und war sie bisher auch. Jetzt schiebt Blizzard Classic auf der Überholspur in Richtung Retail, und wie man so schön sagt bei den Römern: „I want off this ride“.