Die Jungen gegen die Alten? Ich kann dies bislang nicht bestätigen, wenn es hierbei um das persönliche Alter der Spieler gehen soll. Jedoch fiel mir auch schon massiv auf, dass es unterschiedliche Spielertypen in Classic gibt. Nehme ich mal die Speed-Gruppe raus, von der ich nicht viel sehe und die mir eher gemischt vorkommt, so gibt es zwei Fraktionen. “Junge” Spieler, die altersmäßig durchaus jünger sind als der Schnitt der zweiten Gruppe, aber sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie WoW erst in den letzten sechs, sieben Jahren kennenlernten. Für sie ist Classic eine Variante des ihnen bekannten WoW. Die zweite Gruppe sind die “Alten”, die nach meiner Beobachtung zwischen 2005 und 2008 mit WoW begannen, oft auch in den letzten Jahren inaktiv waren und nun Classic wiederfinden. Die sind alt von ihrer Spielerfahrung her, aber auch im Schnitt natürlich älter, weil sie bereits 2005-8 aktiv waren und zwar zusätzlich in einem quasi-erwachsenen Erlebnisstatus, also mindestens 16. Es sind keine Kindheitserinnerung, sondern Erfahrungen in einem selbst gewählten Bereich, an die sie mit Classic anknüpfen wollen. Die zweite Gruppe ist daher mindestens 28, eher über 30. Es sind sogar die Ausnahmen in dieser Gruppe, die mir auffielen, nämlich Lebens-Partner alter Spieler, die an den Erfahrungen ihrer Partner von damals nun teilhaben wollen. Es ist klar, dass sowohl von der Intention, als von der Gewohnheit hier Differenzen zwischen jung und alt auftreten.
Ich sehe allerdings eine andere Aufspaltung als kritischer. Die “Alten” nach obiger Beschreibung sind sehr an Classic interessiert. Die Jüngeren können weniger engagiert sein, es geht eben nur um eine Variante eines Spiels. Schlimmer jedoch ist diese Aufspaltung in der Haltung gegenüber Classic generell. Die “Alten” haben eine Erinnerung und da stören die anderen Haltungen natürlich. Dazu gehören auch die Jüngeren vielleicht, vor allem aber jene, die Classic zum egoistischen Spaß oder für eine fragwürdige Selbstbestätigung missbrauchen. Zu letzteren gehören alle, die in irgend einer Weise nach den Spitzenwerten hecheln. Denn Kennzeichen der “Alten” ist auch ein Desinteresse, wann der Erste Level 60 erreicht oder wann Ragnaros fällt. DAS wird als störend empfunden! Diese Störenfriede gehören jedoch mehrheitlich zu einer jüngeren Spielergemeinde, die auch sämtliche Addons nutzt und verschiedene Video-Kanäle schaut. Was ich in den ersten Tagen an Gruppenkommunikation beobachten konnte, enthielt eine Frustration über diese Haltung, die man mehrheitlich jüngeren Spielern zuordnet. Es ist also nicht ein “Raus mit den Jungen” der Alten, sondern ein Ruf der eigentlichen Classic-Sentimentalisten gegen die Störenfriede, die zufällig zumeist jünger sind.
Übrigens vollzieht sich dieser Bruch momentan vor allem auf Gilden-Ebene. Ich habe einige Anfragen von neuen Gilden bekommen, aber mir ergeht es hier ganz ähnlich wie den Mitspielern, mit denen ich sprach: Bereits deren Name stößt manche ab, ihre Haltung auch. Gerade die älteren Spieler sind überwiegend noch nicht in einer Gilde, sie warten ab.