Herr der Ringe ist ein komplett spezieller Fall, wie eben viele Werke, da durchaus viele rassistische Elemente in HdR enthalten sind. Ja, für einen Tolkien waren eben im Osten die bösen Menschen. Aber es ist wichtig solche Werke im Kontext der jeweiligen Zeit zu sehen. Das ist auch bei vielen großen Persönlichkeiten so. Auch Lovecraft beispielsweise ist durchzogen von Antisemitismus.
Rückblickend ist es natürlich leicht entsprechende Verurteilungen auszusprechen mit dem Wissen und der Sensibilität die wir heute besitzen, aber das macht es nicht unbedingt richtig. Hier sind also saubere Differenzierungen und kritische Betrachtungsweisen wichtig. Für mich ist es sowohl wichtig diesen kritischen Hintergrund bei Werken zu haben, aber auch das Werk zu würdigen.
Ohne zeitlichen Kontext ist keine realistische Betrachtung möglich. Zeitlicher Kontext ist alles. Sonst sitzt man nämlich bis zur Unendlichkeit da beim Verurteilen. Problematisch ist es zudem das viele nicht für diesen kritischen Umgang bereit sind und z.B. direkt als einen Angriff auf sich selbst interpretieren oder als eine Herabwürdigung des Werkes. Was jedoch ein Irrglaube ist.
Die Herr der Ringe-Filme zählen für mich z.B. bis heute zu den großartigsten Filmen aller Zeiten trotz das ich um den kritischen Hintergrund weiß.
EDIT:
Beim nochmaligen Durchlesen klingt das nicht so ganz richtig und ich will es noch weiter ausdifferenzieren.
Passender wäre zu formulieren, dass es durchaus Interpretationsspielräume gibt rassistische Elemente im HdR-Universum zu sehen. Diese Dinge sind also auch stark von Auslegung geprägt, aus meiner Sicht ist es aber mühsig sich darin zu vertiefen.
Es gibt gutwillige Interpretationen und auch eher böswilligere Interpretationen.
Ja, für Tolkien waren die bösen Mächte z.B. im Osten, aber ich persönlich sehe dies viel eher im Kontext der Weltkriege die er ja selbst miterlebt hat und selbst mitgekämpft hat. Andere interpretieren es als pauschale Ablehnung des Fremden. Für mich ist aber eher die erste Interpretation vor dem Hintergrund des Krieges gegen Deutschland glaubwürdig.
Das viele Ethnien, gerade in älteren Werken, eben nicht vertreten sind kann man ebenfalls böswillig interpretieren, muss es aber auch im Kontext der Zeit sehen und den strukturellen Bias berücksichtigen, was im zeitlichen Kontext dann oft noch nicht einmal ein Thema war. Das macht es natürlich insbesondere schwer so Werke dann in der heutigen zeit vorzuführen.
Und aus meiner Sicht hätte es grundsätzlich keine Fortführungen mehr für HdR gebraucht. Aber da geht es eben um Geld, man klebt Herr der Ringe drauf, die Leute werden es dann schon kaufen. Aus meiner ehrlichen Sicht steckt da nicht mehr dahinter.