Cooles Video zunächst.
Traurig, aber mal wieder klar (?), das die gleiche Namen in selbstgerechter Manier, wie hinlänglich bekannt sich gleich wieder aufmachen den Thread komplett ins Off-Topic zu reißen und lieber über Autos oder das Wetter reden möchten. Aus meiner Sicht eine heftige Form des Trollens, das mittlerweile System hat bei auch nur im Ansatz kritischen Threads.
Das Schema: „Ja ne, diese Kritik akzeptieren wir nicht. Zeit uns über den Threadersteller erst lustig zu machen, dann zu diffamieren und anschließend den Thread über Off-Topic Diskussionen die sonst keinen interessieren entgleisen lassen“. Und sich dann hinterher mit der selben Selbstgefälligkeit die dazu überhaupt erst geführt hat hinstellen und andere anklagen. So viel als Vorwort.
Dann zum „Doomsayer-Argument“, das geht mir nämlich ganz ähnlich auf den Keks.
Was einige begreifen müssen ist, dass für viele Spieler der „Weltuntergang“ der WoW garnicht so weit entfernt ist von der Realität. Und, Überraschung, das ist überhaupt nicht daran gekoppelt, ob das Spiel finanziell (!) erfolgreich ist.
Für viele Menschen ist das WoW gut so wie es ist und das Spiel kann finanziell auch gut laufen, was aber nicht diese Kritik „falsch“ macht oder etwas an der Realität ändert, dass viele Leute möglicherweise diese Kritik teilen.
Mir fehlt hier immer die Differenzierung. WoW stirbt seit 2004. Okay. Denn es gab und gibt immer Leute, die natürlich immer alles schlecht geredet haben und so weiter. Das kann man aber nicht hernehmen und damit alle Kritik als „Doomsayer-Stuff“ beiseite wischen. Zumal mir die Differenzierung fehlt, dass z.B. das im Video gezeigte für viele ja eben die Realität widerspiegelt.
Und „Erfolg“ ausschließlich auf Geldscheine für das Unternehmen zu reduzieren ist quasi die marktradikalste Mentalität die man sich vorstellen kann und eig. der feuchte Traum eines jeden Managers so Kunden zu haben.
Dann zur Kritik selbst.
Aus meiner Sicht ist sie korrekt. Das Video zeigt aber vor allem eine Entwicklung auf, die man so ja nachvollziehen kann. Interessant sind jetzt die Gründe zu diskutieren. Hier ist es meiner Meinung nach so, dass viele Fehlentwicklungen seitens Blizzard eingeleitet wurden und zwar teils schon vor langer Zeit.
Auf der anderen Seite ist es aber auch wahr, dass sich die Gesellschaft fundamental verändert hat. Gerade Letzteres wird aus meiner Sicht unterschätzt. Im Grunde ist es unglaublich, wie sehr sich die Welt seit, sagen wir 1990 bis heute verändert hat. Als WoW live ging, da war ja selbst das Internet für ganz viele Menschen noch eine neue Erfahrung und hatte auch mehr Züge von „Wilder Westen“.
Heute haben wir ja eine krasse Informationsgesellschaft mit angepassten Algorithmen, Automatisierungen, Personalisierungen. Jede Info, jedes Geheimnis ist in sekundenschnelle verfügbar. Natürlich gab es das in der ein oder anderen Form auch schon in den 2000er Jahren, aber nicht in dieser Größe, in dieser Effizienz und auch nicht für „die Masse“.
Auch darf man die Menschen selbst nicht außer acht lassen. Ich persönlich bin mit Warcraft irgendwann in Kontakt getreten als ich 10 (?) oder so war und bin mit dem Spiel aufgewachsen. Zum einen ändert man sich natürlich an und für sich, zum anderen ist der Zeitfaktor hierbei aber auch ganz zentral. So wie meine größte Sorge als kleines Kind war z.B. die Top 4 in Pokemon zu besiegen, so habe ich in Classic/BC Tage durchgezockt und mir um nichts anderes Gedanken gemacht.
Das geht heute für viele so nicht mehr. Vor allem wegen des Faktors Arbeit, der für viele, aus meiner Sicht einen zu großen Teil des Lebens einnimmt, aber das wäre eine andere Debatte.
Und was ich auch immer wieder merke, ist das diese effiziente Denkweise über die Jahre immer radikalere Strukturen und Formen angenommen hat, was ich primär unseren wirtschaftlichen Systemen zuschreibe. Also das komplette Durchtakten aller Aspekte. Die Fähigkeit die zunehmend viele Menschen zu verlieren scheinen sich hinzusetzen und etwas bewusst genießen zu können. Die abnormale Geschwindigkeit mit der sich alles zu entwickeln scheint, die ständige Verfügbarkeit & Erreichbarkeit.
All diese Dinge haben erheblich dazu beigetragen auch Welten wie eben WoW zu entmystifizieren und ein erhebliches Stück kleiner werden zu lassen und weniger als Abenteuer wirken zu lassen.
AUf der anderen Seite blieb auch Blizzard von diesen Veränderungen nicht verschont und hat natürlich u.a. ganz in diesem Sinne auch Änderungen vorgenommen, welche wohl nicht immer gut waren langfristig betrachtet.
Der ganze Dungeonfinder & LFR (der ja auch im Video kritisiert wird) waren ja letztlich auch ein Ausdruck der oben geschilderten Entwicklung. Die Automatisierung von System, die effiziente und getaktete Gestaltung. Produkte werden natürlich entsprechend angepasst und sind natürlich auch selbst „Geißel“ dieser Entwicklungen.
Aus meiner Sicht gibt es auch nicht „den Grund“ wieso es sich so entwickelt hat. Vieles führte zum anderen und zum Punkt wo wir jetzt sind. Aus meiner Sicht haben wir einen Punkt erreicht, wo man versuchen müsste einen Schritt zurückzutreten.
Aus meiner Sicht ist die technische Entwicklung sehr viel schneller fortgeschritten als die gesellschaftliche Entwicklung. Ehrlich gesagt kommt diese aus meiner Sicht kaum mit, was natürlich zu Problemen führt.
Im Hinblick auf WoW würde ich mir eben wünschen, bewusst einen Schritt zurückzutreten von dieser Durchtaktung des Games. Die Zeitkontrolle zurück in Spielerhand, mit allen negativen und positiven Auswirkungen die das hat.
Gleichzeitig halte ich es aber für unmöglich, jemals wieder eine Mentalität wie in Classic bis sagen wir Mitte WotlK hinzubekommen. Ich bin der festen Überzeugung das damalige WoW war ein einmaliges, historisches Ereignis und ein Produkt dieser Zeitepoche von den Startphasen des Internets in die Informationsgesellschaft in der wir heute leben und mit der wir nun irgendwie klar kommen müssen, denn die wird nicht mehr verschwinden.
Und ich glaube hier liegt auch ein ganz zentraler Faktor für die Frustration vieler Leute (mit dem Spiel). Man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Und es wird nie wieder so werden.
Auch Schritte die, aus meiner Sicht eine erhbliche Verbesserung wären, wie eben das Zurückdrehen des Gatings/der Durchtaktung sind längst keine Patentlösung, also als würde das Spiel dann plötzlich wieder im Glanze der ruhmreichen Zeiten von damals erstrahlen. Denn die Patentlösung gibt es eben nicht. Und wie die Entwicklungen sein sollten, darüber werden sich 1000te Meinungen finden lassen.
Problematisch ist hier, dass natürlich auch die Gamingbranche von den Entwicklungen nicht verschont geblieben ist. Denn ja, ich denke auch „der nerdige Entwickler, der aus Leidenschaft was im Keller bastelt“ ist ein Stück weit ein Produkt der Zeit gewesen.
Heute ist die Gamingbranche ein riesiger Markt und da wird „gut“ mit dem übersetzt, was Geld bringt. Im krassesten Fall kann dies aber z.B. zu einer dystopischen Entwicklung wie in Black Mirror führen, wo jegliche „Seele“ aus einem Spiel sozusagen entfernt wird, alle anderen Aspekte eliminiert werden und nur noch die Cash Cow-Funktion maßgeblich ist, während alles andere unter den Tisch fällt. Das „erfolgreich“ nicht mit „gut“ zu übersetzen ist, kann man nicht oft genug betonen und sei an der Stelle wieder mal erwähnt. Denn immer wieder sehe ich Leute die das tun.
Spiele brauchen aus meiner Sicht auch eine gewisse Portion „Herzblut“. Menschen (und nicht Algorithmen und Datenanalysten) die sich Gedanken darüber machen: Was macht eig. Spaß? Nicht wie viele Menschen ein Feature X machen. Das ist dann die Welt der Daten. Aber so etwas wie Spaß und zwar echter, nachhaltiger Spaß kann aus meiner Sicht (noch) nicht durch Algorithmen oder Datenauswertungen abgebildet werden.
Und ich glaube viele Entwickler und Leute die diese Entwicklung so auch mitverfolgt haben sind auf ähnlich frustrierende Gedanken gekommen. Und Dinge wollen auch anders gemacht werden. Aber das System zwingt einen buchstäblich in die Knie und nimmt einem auch die Luft zum atmen.
Konnte früher ein Spiel z.B. im großen und Ganzen voll zu ende entwickelt werden, wird die Entwicklung heute ja oftmals live begleitet. Etwas wird geändert und abhängig von der Änderung kann sich in sekundenschnelle ein Sturm der Entrüstung entwickeln.
Das trägt aus meiner Sicht erheblich dazu bei, dass Dinge z.B. nicht so entwickelt werden, wie sie eig. mal gedacht waren oder das schlichtweg aus der Mut für Wagnise, Risiken & Innovation fehlt. Aus meiner Sicht eben alles direkte konsequenzen aus der oben aufgeführten Entwicklung.
Games, gerade die großen Titel, bauen über u.a. social Media heute einen derartigen Hypeberg auf, der aus meiner Sicht in 95 % der Fälle eig. nur in Enttäuschung resultieren kann. Es ist quasi verdammt dazu. Aber auch die Unternehmen sind hier mitschuld. Denn wiegesagt: Alle sind hier an irgendeiner Stelle schuld. Die Unternehmen wollen und nähren den Hypeberg schließlich auch selbst für die richtig großen Abverkäufe sobald das Game live geht. Das ist also wieder so ein klassischer Fall, wie hier der kurzfristige große Gewinn der nachhaltigen Entwicklung vorgezogen wird.
So wahr ich also die Kritik im Video finde, so schwierig (oder unmöglich?) halte ich es eine Lösung zu finden. Bzw. Lösung(EN!). Denn wiegesagt glaube ich nicht, das man nur einen Knopf drücken muss und alles ist wie vorher. Ich denke vielmehr das die Gesellschaft an einem Scheideweg steht und sich überlegen muss wie sie mit der neuen Realität nun umgehen möchte.