Um mal wieder zum Thema zurück zu kommen, fraktionsübergreifendes Spiel ist momentan schwierig und hat immer im Kontext des Krieges betrachtet zu werden. Ich sehe da ein paar mögliche Aufgabenfelder.
1. Kommunikation als Teil des Krieges
Das schließt vor allem die Kämpfe selber, Verhandlungen über Gefangene und, ja, das Kriegsgefangenenspiel selber ein. Das kann auch mal ein ehrenhafterer Kommandant sein, der dem Feind andere Möglichkeiten als zu sterben anbieten will, in der Ausführung seiner Pflicht.
Theoretisch könnte man bestimmt ein Projekt wie ein Kriegsgefangenenlager aufziehen, und sei es nur als Teil eines größeren Plots… ansonsten scheint mir hier nichts wirklich groß neues zu sein. Plotleiter haben sich in fraktionsübergreifenden Plots schon immer abgesprochen… der Trank wird die Sache nur deutlich erleichtern, nicht das Spiel selber ändern.
2. Kommunikation in Widerstand und Spionage
Die Fraktionen haben beide Spione und die brauchen im Regelfall auch irgendwelche Informanten. Mit Schleicherei kommt man nicht überall hin wo man gerne wäre und kann eben nur mitbekommen was die eigenen Ohren hören, statt ordentlich Gerüchteküchen und Strukturen zu nutzen. Informanten sind da ein entsprechend interessantes mögliches Konzept, dass fraktionsübergreifende Kommunikation brauchen kann.
Abgesehen davon sind Teile der Horde mit ihrer aktuellen Führung unzufrieden und mögen tatsächlich glauben, dass Anduin ihnen mehr Freiheit in der Ausführung ihres Lebensstiles lassen könnte als Sylvanas. Es gab schon zu Garrosh’s Zeiten verdeckte Verhandlungen zwischen Hordenmitgliedern und der Allianz, das wäre auch hier eine Option. Ob nun wirkliche Sabotage angeboten wird, oder einfach nur Verhandlungen aufgenommen werden, beides kann interessantes RP sein, dass zwischen den Fraktionen stattfindet.
Von Allianzseite sehe ich da weniger Sinn hinter sowas, da Anduin ja sehr offen selber Verhandlungen wünscht, aber wenn wem was einfällt, gut.
3. Fraktionen die über dem Krieg stehen
Cenariuszirkel, Irdener Ring, Argentum, Illidari, Schwarze Klinge, Klassenorden allgemein… es gibt eine Vielzahl von Organisationen, die nominell neutral sind und gerade die ersten beiden haben mit der Heilung der Welt eigentlich genug zu tun, um vielleicht auch über andere Dinge hinweg zu sehen und zusammen zu arbeiten.
Wie gerade noch diskutiert, ist es aber leider loretechnisch sehr fraglich welche davon noch wie neutral sind und wieviel Sinn das macht. Malfurion ist sehr klar bei der Verteidigung der Nachtelfen aktiv. Turalyon und Liadrin nehmen beide an den Schlachten um Arathi Teil. Man kann sich hier sehr leicht in eine Lore-Grauzone bewegen, bei der viele Spieler sich unwohl fühlen. Allerdings liefern diese Fraktionen vielleicht auch gerade das größte Potential für die Spieler, denen der Fraktionskrieg zum Hals heraus hängt…
Und in jedem Fall geht sowas mit dem Trank viel besser, auch wenn dieses RP bisher meist eher eventlastiger als dauerhaft war.
4. Leute, denen Fraktionen immer egal waren
Kriminelle, Deserteure, Piraten, Verräter, Anarchisten… wer keine Freunde mehr in seiner Fraktion hat, sucht sie unter seinesgleichen. Und das muss nicht mehr an die Fraktionsgrenzen gebunden sein. Beutebucht vor allem bietet sich für das Spiel einer so offenen Gesellschaft, ohne feste Regeln an.
Im Gegensatz zu den anderen Optionen ist das hier vermutlich sehr leicht tagäglich gemeinsam zu bespielen, eben, weil hier einfach jeder sein Leben lebt - auch wenn es ein im Gegensatz zu anderen Orten recht gefährliches Leben ist und die Charakterauswahl vermutlich eher zwielichtiger ist.
Trank ist hier absolut unverzichtbar und irgendeine Art des community managements ist nötig um das dauerhaft am Leben zu halten.
5. Kriegsverweigerer
Seien es nun Pazifisten, Feiglinge, Utopisten, Opportunisten, die auch bei einem verlorenen Krieg gewinnen können wollen, oder einfach nur Familien, die nicht im Kriegsgebiet sein wollen… es gibt immer Leute, die versuchen würden sich ein neues Leben an weniger unfreundlichen Orten zu suchen. Und auf die Idee können Leute beider Fraktionen kommen, die wegen ihrer ähnlichen Einstellung zur Situation durchaus zusammen kommen können - was dank dem Trank auch bespielbar wäre.
Im Gegensatz zur vierten Gruppe, wären diese Leute hier sehr an Arbeit und an der Sicherheit von sich und der Gruppe interessiert und wären in einem regellosen Land völlig fehl am Platz. Es macht am meisten Sinn, wenn sie sich intakte, neutrale Gesellschaften suchen, bei denen sie Unterschlupf finden mögen… meine Ideen waren da vor allem die Reiche des Argentum (was aber wieder die Loreprobleme von oben aufwirft), die ja inzwischen mindestens 3 nennenswerte Ortschaften neben der Kapelle umfassen oder Pandaria. Aber im Prinzip gehen wohl auch alle möglichen anderen Orte die weitab vom Zentrum des Konfliktes sind, wenn die Leute bereit sind sich selber etwas aufzubauen.
Diese Option hat (glaube ich zumindest) das größte Potential eine Art Alltagshotspot (wie SW, nur kleiner) zu werden, bei denen verschiedenste Völker zusammen das Spiel gestalten und normale Leute sein könnten. Aber es wäre halt auch sehr viel Arbeit von und für die Gruppe nötig, damit es nicht auseinander fällt.
6. Plots! Überleben > Krieg führen.
Da kann man natürlich auch sonst ungleiche Leute in Situationen zwingen in denen sie zusammen arbeiten können und müssen.Der neue Trank macht es kreativen Spielleitern da nun möglich auch Spieler der anderen Fraktion in die Gruppe zu holen. Wenn man die Welt rettet, oder auch nur das Leben der Gruppe, mag man den Krieg auch mal beiseite schieben.