Hallo @ all,
ich habe ein bisschen den Eindruck, dass das Gespräch ums Beleidigen oder Kritisieren sich ein wenig arg stark auf M+ oder Raiderlebnisse konzentriert, auch mit dem Gedanken, auf Basis des Erlebten eine Legitimation für Beleidigungen oder Kritik zu erhalten. Dabei ist meines Erachtens noch gar nicht klar, ob wir alle diese beiden Begriffe mit einer notwendigen Trennschärfe benutzen, um nicht aneinander vorbei zu reden.
Eine Beleidigung konzentriert sich doch darauf, eine Person oder Persönlichkeit zu deklassieren und herabzusetzen. In der Beleidigung steckt das Wort „Leid“. Dies fügt eine Beleidigung zu und zwar direkt der Person. Das muss nicht unbedingt absichtsvoll geschehen; ich glaube jeder von uns hat in seinem/ihrem Leben schon einmal absichtlich oder unabsichtlich beleidigt, solche Heiligen sind wir, denke ich, alle nicht.
Es besteht also ein Unterschied, ob ich sage „Du bist ein Id#ot!“ oder ob ich sage „Du verhältst dich wie ein Id#ot!“
Letzteres wäre eher eine Kritik, die sich, anders als die Beleidigung, nicht direkt an eine Person richtet, sondern an eine, ich nenne es mal Performance: sei es Game-Play, sei es Rechtschreibung, sei es Modeerscheinung, sei es ein Roman, den man Geschrieben hat oder sei es ein Mittagessen, welches man gekocht hat.
Nicht jeder Meister, um mal eine vielleicht ungeschickte Analogie zu gebrauchen, der seinem Auszubildenden sagt „So wie du die Mauer baust, werden die Menschen hier in Lebensgefahr wohnen!“ spricht eine Beleidigung aus.
Das Dilemma ist aber nun, dass eine Kritik durchaus als Beleidigung verstanden werden kann; entweder weil der Ton dies impliziert (oder zu implizieren scheint) oder weil die jeweilige Performance als Teil der Person bzw. Persönlichkeit definiert wird. Und gerade letzteres führt im alltäglichen Miteinander sehr häufig zu Auseinandersetzungen. Und ich glaube, dass es in diesem Fall keine generellen Lösungen oder Umgangsweisen gibt; dieser Komplex des Kritisierens ist halt eine gewaltige Grauzone, in der viele persönliche Aspekte zum Tragen kommen, auf der einen wie auf der anderen Seite.
Vielleicht wäre ein erster Schritt (Wollen wir nicht alle einmal dabei sein, eine Utopie wahr werden zu lassen? ) des sozialen (!) Miteinanders der, dass man sich bewusst macht, dass niemand einem anderen bewusst und absichtsvoll Leid zufügen möchte: Weder ist eine Underperformance beim Game-Play eine bewusste Beleidigung, noch ist dies eine geäußerte Kritik an ebensolcher. Zugegeben, es wird sicher viele Situationen geben, bei denen dieser Gedanke an arge Grenzen stößt (keiner von uns ist ein Heiliger … naja, außer vielleicht die Holy-Priests ), aber womöglich kann dann die Frage Orientierung anbieten, ob man lieber Teil der Lösung oder Teil des Problems sein möchte.
Sorry, wenn ich an dieser Stelle zu plaudernd oder ausufernd war. Es sollten halt bloß meine Gedanken sein.
lg