Nichts für ungut, aber das „Psychotherapeut spielen“ würde ich an deiner Stelle lassen, schon allein weil es ein Grundverständnis menschlicher Emotionen erfordert.
Ich wies lediglich darauf hin, dass du sehr selektiv verurteilst. Die Methoden derjenigen anzuprangern, die zurückgeschlägt, dabei aber nicht mal zu erwähnen, dass sie nur gleiches mit gleichem vergilt, ist eine einseitige Darstellung der Sachlage und somit völlig aus dem Kontext gerissen.
Sie opferte ihre Familienbande, um der Horde zu helfen, wurde im Laufe der Jahre schließlich mehrfach von den Taten der Horde geschädigt. Ist daher definitiv ein Opfer.
Darüber diskutiere auch ich nicht, wenn wir zwei Spiele und einen Roman haben, die all das im Detail zeigen und belegen.
Was sie tat, war Magie zu manifestieren, während sie sich in Rage redete. „Tell me! Is he the Banshee’s puppet, crammed full of blight!? Is he the bomb this time?!“
Ein Krieger hätte an dieser Stelle die Hand an den Schwertgriff gelegt oder es gezogen. Eine Magierin bereitet einen Zauber vor. Es war eine Drohgebärde, die sich je nach Baines Antwort unterschiedlich hätte entwickeln können.
Fakt ist: Es gab keinen direkten Angriff.
Habe ich nie behauptet, aber bitte, es ist dein Strohmann, tob dich aus.
Alles, was ich sage ist: Jainas Zorn auf die Horde war eine storytechnisch nachvollziehbare Charakterentwicklung nach Theramores Zerstörung. Auch das Vertrauen, das sie anschließend noch in die Horde setzte, wurde wieder und wieder in den Wind geschlagen und kostete sie Freunde und Familie. Sie begegnete diesen kriegerischen Akten im Gegenzug mit kriegerischen Akten - und die sind immer zu verurteilen, egal, wer sie ausführt - hat letztlich aber neue Einsichten gewonnen, weil sie ihr Sturheit loszulassen vermochte. Gerade mit diesem letzten Part hat sie einen Pfad beschritten, der sich hoffentlich auch dir eines Tages eröffnet.
Frühestens, wenn wir (wie bei Jaina) ihr Innenleben kennen, ihre Motive klar sind und einer erkennbar logischen Charakterentwicklung folgen. Also schon mal definitiv nicht vor der Mitte der Shadowlands-Story.
Abgesehen davon, dass es sich dabei um reine Spekulation handelt, hat Aethas’ tatsächliche Reaktion ihm absolut gar nichts gebracht. Weder Zeit geschunden, noch irgend etwas verzögert oder gar für seine Leute herausgeholt. Er hat nicht mal versucht, irgend etwas für irgendwen zu verbessern und das ist die Krux bei der Sache.
Blizzard hätte Aethas de-eskalierend auftreten lassen können, zumindest VERSUCHEN können, zu verhandeln oder zu rechtfertigen, was geschah. Stattdessen entschieden sie sich für einen frechen, sinnbefreiten Schwanzvergleich ohne Zweck und Wirkung.
Jainas Wut wäre sicher nicht geringer gewesen, aber immerhin hätte man als Spieler Sympathie oder gar Mitgefühl für den Anführer der Sonnenhäscher haben können, statt sich für den arroganten Gro.ßkotz ohne Rückgrat fremdschämen zu müssen.
Wenn er dies im Vorfeld getan hätte, sicher. Im Nachhinein spielte es keine Rolle mehr. Nachdem die Glocke bereits in Garroshs Händen war, hätte Aethas alles versuchen können, Schadensbegrenzung zu betreiben. Ob er damit Erfolg gehabt hätte, ist eine gänzlich andere Frage, aber wenigstens der VERSUCH, Verantwortung für seine Leute zu übernehmen und den Schaden zu begrenzen, hätte ihn als Identifikationsfigur für den Spieler greifbarer gemacht, ohne ihn dabei gegen Garrosh arbeiten zu lassen.
Kurz gesagt, dies wäre eine Situation wo ich den Vorwuf „Alliance bias“ sogar unterschreiben würde.
Er hätte zwischen Hammer und Amboss zumindest versuchen können, ins Löschwasser zu kommen und die hitzige Situation etwas abzukühlen.
Als Eisen hat er zumindest eine gewisse Widerstandsfähigkeit zu zeigen, statt sich einfach nageln und unangespitzt in den Boden rammen zu lassen.
Dass du tatsächlich ohne Berücksichtigung aller Faktoren stumpf Strafe für Jainas Handeln verlangst, aber ein ganzes Universum an Verständnis aufbringst, wenn es um den Vollpfosten Aethas geht, den Jaina bestrafte, ist an Ironie schwer zu überbieten.
In der Situation stimme ich dir zu. Allerdings haben wir ja schon mehrfach festgestellt, dass unterschiedlichste Azerothianer dazu neigten, in Varians diviner Anwesenheit jegliche Kompetenz, charakterliche Stärke oder Integrität fahren zu lassen, damit der Gottkönig umso heller strahlen konnte. Scheinbar brauchten sie da Jaina als eindimensionalen Verschnitt eines intriganten Soap-Opera-Charakters, um den Edelmut und die Großzügigkeit Varians zu kontrastieren.
Darum beließ er der Gottkönig es ja auch großmütig bei einer Verwarnung, bevor er wieder auf seinen himmlischen Thron stieg, um sich weiter von Elune vergenussferkeln zu lassen.
Nein. Sie kündigte ihr Bündnis auf, nachdem man einen Feind zum Freund erklärte. Lass mich raten, es wäre es dir lieber gewesen, sie wäre geblieben, um die Sonnenhäscher mit Absicht in den Tod zu schicken, richtig? Wobei, dann würdest du eben das an dieser Stelle kritisieren. Geht ja schließlich um das Narrativ der „bösen Jaina“.
Wozu sie jedes Recht hatte.
Dann scheinst du nicht viel mit Kindern zu tun zu haben. Ein Kind, das sich beim Süßigkeitenregal genau einmal umdreht und dann langsam wieder zurück, wäre ein Traum.
Du meinst, so wie Saurfang im Cinematic von „Blackhand’s bloody legacy“ spricht?
Mit dem Unterschied, dass die Horde als Schwert gegründet wurde und die Allianz als Schild. Die Horde war die Invasionsmacht, die Allianz die Verteidiger. Natürlich hat das Schwert mehr Schaden angerichtet. Arthas’ Story hingegen ist so prägend für das Franchise und hat so viele Fraktionen berüht, das man bis zum heutigen Tag mühelos Expansions daraus ableiten kann.
Ich weiß, dir ist das Konzept völlig fremd, aber… bei Charakterentwicklungen spielt die Vergangenheit eben eine ähnlich große Rolle wie die Zukunft. Die Callbacks zu den RTS sind der Kern, aus denen die Fraktionen sich kristalliert haben. Die Horde als Vernichtungsstreitmacht, die Allianz als Verteidigungsbündnis.
Oh, da hast du mich nun aber komplett entwaffnet mit deinem überlegenden Verstand und deinem einzigartigen Sachverständnis. All meine Pläne, dahin!
Jauwau, der Avatar der Tatsachen, hat gesprochen.
Der größte Witz ist ja, dass du nach all dem tatsächlich den Nerv hast, mich zu fragen: