Interessanter Thread!
Persönlich habe ich nichts gegen Social-RP, weil ich es für einen integralen Bestandteil der Weltimmersion halte. Charaktere können nicht immer prügeln, sie müssen auch mal reden. Rollenspiel basiert auf Texten und - noch mehr - auf Dialogen. Zumindest für mich. Ich würde Social-RP und auf Social-RP basierende Konzepte wie Tavernen und Geschäfte erst einmal nicht verteufeln, da ich die Angebote (solange sie lorekonform sind) für wunderbar und auch wichtig halte. Gerade auch für Abenteurercharaktere.
Als jemand, der sich generell eigentlich nicht in Sturmwind oder anderen Hubs aufhält und sein Projek „weitab“ von Sturmwind bespielt (eigentlich sind wir IC im Elwynn, aber es gab gewisse Locationprobleme), kann ich viele Vorposter so aber auch unterschreiben. Ich komme aus dem Pen and Paper und habe viele Jahre, bevor ich WoW-Rollenspiel angefasst habe dort als GM geleitet. Ich mag das, ich habe kein Problem damit mir Plots auszudenken, mal kämpferisch, mal weniger kämpferisch. Es ist aber wahr, dass die meisten Leute konsumieren wollen und sich dann auch noch über alles beschweren, was man ihnen serviert, sallopp gesagt.
Wir machen gildenübergreifende Plots, bespielen nach wie vor die Geißel (vor allem in ihren Nachwirkungen) als reale Randgefahr und dergleichen. Aber wir hocken halt recht weit ab vom Schuss. Derzeit bemühe ich mich als Nebenprojekt sehr um etwas mehr Augenmerk auf Kul Tiras, was ganz gut funktioniert, aber die „Rollenspiel gibt es nur in Sturmwind“-Mentalität ist eben … schwierig. Für jeden, dem ich Boralus näherbringe, habe ich zwei, die mir „Nö, Sturmwind“ sagen. Es gibt eben kaum andere Orte, wo man einfach einloggen und sich berieseln lassen kann. Daher meine Wunschliste, die man so natürlich nicht teilen muss:
- Mehr Lorekonformität. Punkt. Die gibt viel her, warum nicht nutzen?
- Mehr das darstellen, was man auch darstellt. Meinetwegen ist das ein Adelshaus (denn auch das gibt die Lore her, man ist nur eingeschränkter) oder eine hohe Rolle, ist mir eigentlich egal. Aber die Lore für manche Gebiete ist schon ziemlich dicht und gibt eine Menge her. Man muss nicht das exotischte Produkt anbieten, das überhaupt keine Daseinsberechtigung in dem Gebiet hat. Und nicht immer alles haben. Mehr typische Eigenschaften für Charaktere, generell weniger die absoluten besonderen Sonderfälle spielen und wenn, dann wäre es schön, wenn sich die Charaktere dennoch über ihre Persönlichkeit definieren und nicht über die 1 Eigenschaft, die einem beim Betrachten ins Gesicht springt.
- Mehr Lichtglaube/Licht-Rollenspiel für Sturmwinder. Es sind gefühlt alle Atheisten, die meinen Charakter abfällig anschnauben, wenn er sein heiliges Symbol küsst oder beten geht. Mehr Königstreue, fällt in dieselbe Sparte.
- Weniger von der „Immer einmal mehr wie du“-Mentalität, wodurch sich Konzepte gegenseitig ins Absurde hochschaukeln.
- Im gleichen Muster: Ein wenig mehr Bodenständigkeit. Muss es immer gleich der Herzog sein? Reicht ein Ritter nicht? Wieso will man sich nichts mehr IC erspielen?
- Vielleicht etwas im Kontrast dazu, aber: Weniger generelle Verteufelung von Projekten, Charakteren oder Plots. Damit rechne ich jetzt nicht jene, die dir auf dem ersten Blick entgegenschreien, dass sie die Lore mit Füßen treten.
- Weniger der Versuch im Rollenspiel zu gewinnen. Ich mache leider kaum noch Emotekämpfe, weil niemals jemand verlieren wollte. Ebenso habe ich aufgrund von „Ich bespiele keine Verletzungen“ Kampfplots für Wildfremde zu leiten aufgegeben.
- Mehr IC, weniger OOC. Weniger Ego in die Charaktere stecken.
Sind jetzt Sachen, die mir, der ich auch noch nicht zu lange hier auf dem Server spiele, bisher so aufgefallen sind. Es ist aber nicht alles schlecht. Ich kann mich in jedem Fall nicht über fehlendes RP auch außerhalb von Gildengrenzen beschweren, und wir machen dediziert nicht nur Social-RP, auch wenn das einfach dazugehört. Ich glaube, dass viel einfach von der Bequemlichkeit der Leute abhängt. Einloggen und eintauchen ist natürlich einfach - deshalb funktionieren Großplots auch generell so gut. Man schafft einen Hub, wo man genau das machen kann. Alles andere erfordert eben Anstrengung und das ist nicht jeder bereit zu leisten. An sich finde ich das nicht einmal soo schlimm - nicht jeder ist Macher. Konsumenten sind in Ordnung, immerhin machen sie das Innenfutter des Rollenspiels aus. Denn wenn alle Macher sind, kocht auch wieder jeder sein eigenes Süppchen. Daher bin ich sehr für Vernetzung und habe Entsprechendes auch mit dem Kul Tiras Discord angestrebt. Es gibt ja wie man hier sieht Leute außerhalb von Sturmwind. Ich finde auch die Mentalität, dass man Leute „aus Sturmwind locken“ will nicht unbedingt zielführend. Erst einmal sollte man spielen und etwas repräsentieren, dann kann man sich über die große Mitspielersuche Gedanken machen. Leute legen sich am allerliebsten in gemachte Nester, und es bringt einem nicht viel, Projekt A zu verteufeln oder sich darüber aufzuregen, um Projekt B zu pushen.
Mein persönlicher Eindruck ist, dass Rollenspiel von vielen wie ein Schnellzug gefahren wird: Innerhalb 1 Woche muss man im Adelstitel aufsteigen, zwei neue Kontore haben, dreißg Ländereien einnehmen, ein Superschwertkämpfer werden etc etc. Das sind jetzt absichtlich übertriebene Beispiele, mit denen niemand direkt angesprochen werden soll. Es muss aber nicht immer alles sofort sein. Man braucht nicht sofort 20 Leute und man sollte eigentlich auch kein Rollenspielkonzept machen, weil man „besser“ oder „attraktiver“ sein will als jemand Anderes. Die Konzepte, die ich persönlich bisher am allerliebsten besucht habe, hatten überhaupt keinen „Machtanspruch“ am Serverkuchen, sondern existierten einfach, weil die Leute eine Leidenschaft dafür hatten das zu bespielen, was sie bespielen. Seien das nun Dunkeleisenzwerge, Draenei oder Menschen oder Horde …
Man muss sie nur finden und hoffen, dass sie aus OOC-Sachen und anderen Gründen noch gewillt sind, ihre Tore zu öffnen. Was nicht immer der Fall ist - auch wenn jeder natürlich das Recht hat, sein Spielumfeld nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Es geht immer darum Spaß zu haben. Rollenspiel ist ein gemeinschaftliches Hobby. Ich könnte da jetzt noch stundenlang weiterlabern, aber … das waren nun meine fünf Cents zum Thema.
Die klingen vielleicht grummelig, sind so aber nicht gemeint. Ich habe viel Spaß am Rollenspiel (sonst würde ich es nicht machen).
Ist nur wie bei allen Sachen, in denen es viele Leute gibt, manchmal nicht so einfach.