Officer Ilkay, Reporting for Duty.
Knapp, aber noch rechtzeitig stehe ich wie üblich hier für eine neue Erweiterung und eine neue Top-10-Liste.
Ich muss ehrlich gestehen, ich habe seit zwei Monaten kein Hearthstone mehr gespielt und mich nicht einmal eingeloggt. Das Starcraft-Miniset hat mich absolut überhaupt nicht interessiert und Anfang Februar kam Civilization VII raus, neben welchem keine Zeit für ein weiteres Spiel war.
Hätten mich Feuerrabe (der diesmal auch wieder hier dabei ist -Juhu!) und LeSage nicht auf Discord angepingt, hätte ich vermutlich nicht nur die Erweiterung, sondern - viel schlimmer- auch die Liste verpasst.
Aber so bin ich rechtzeitig bereit, um ein weiteres Mal die neue Erweiterung mehr oder weniger korrekt zu analysieren und meine obligatorische Top-10-Liste zu präsentieren.
immerhin habe ich diesmal bemerkt, dass ich das Textfeld im Forum maximieren kann - ich hoffe, der Button ist neu, oder ich war all die jahre gehörig blind.
Die Hearthstone-Pause sollte für diese Liste aber nicht allzu schlimm sein, es wurden viele Karten frisch generft (Zilliax zum wievielten Mal?) und es steht ohnehin ein neues Hearthstone-Jahr - das Jahr des Raptors- und damit eine große Rotation an.
Bisher war es meist so, dass die erste Erweiterung des Jahres das niedrigste Powerlevel hatte (da nur vier Sets spielbar sind) und mir meistens am meisten Spaß gemacht hat.
Von daher betrete ich sogar mit einem guten Gefühl den smaragdgrünen Traum, werfe Ysera einen Kuss zu und beginne mit Ilkays Top-10-Liste für „Into the Emerald Dream“ - viel Spaß beim Lesen!
Platz 10
Morbid Swarm/Morbider Schwarm
Wäre es eine ordentliche Top-10-Liste, ohne sie mit einem 1-Drop zu beginnen?
Morbid Swarm ist eine schöne flexible Karte, die entweder als passables Tempo-Opening in Form zweier 1/1-Ameisen oder als Removal dienen kann, wenngleich ich direkt dazu anmerke, dass beide Effekte an sich nicht sonderlich stark sind.
Vor acht Monaten hatte ich Party Fiend in meine damalige Top-10-Liste aufgenommen und dabei angemerkt, dass zwei 1/1 in Zug 1 nicht mehr das ist, was es vor langer Zeit mal war. Ist also Morbid Swarm nur in der Liste, damit ich eine 1-Mana-Karte auf Platz 10 habe?
Nein, das natürlich nicht.
Die fleißígen Ameisen und der etwas situationelle Removal sind auch nicht der alleinige Grund für die Platzierung, sondern die Existenz einer weiteren neuen Karte:
Grotesque Runeblade, eine 2 Mana 2/2-Waffe, die +1 Angriff bzw +1 Haltbarkeit bekommt, wenn die letztgespielte Karte eine Blood- respektive Unholy-Rune hat. Und wie der Zufall so spielt, hat Morbid Swarm beides.
Zwei 1/1 Zug 1 sind okay, wenn man es jedoch mit einer 2 Mana 3/3-Waffe folgt, wird es auch zu heutigen Standards sehr stark.
Um ehrlich zu sein, könnten hier auch andere Karten stehen, aber ich muss die Liste mit einem 1-Drop beginnen. Was wäre ansonsten, wenn Tharsonis aus dubiosen Gründen einen Blick hier reinwirft und andere Manakosten auf Platz 10 sieht?
Wenn auch 1-Mana-Spells zählen, stellt euch hier Dragonscale Armaments vor.
Platz 9
Malorne, the Waywatcher / Malorne, der Wegweiser
Imbue ist eine neue interessante Mechanik für sechs Klassen, eine neue Heldenfähigkeit zu generieren und diese immer weiter zu pushen für immer mehr Value oder Damage.
Die Idee gefällt mir sehr gut, ich mag es auch, dass alle der Imbue-Klassen in verschiedene Richtungen gehen (Druiden zB auf Stats, Magier auf Damage, Priester auf Value). Das Grundprinzip, dass man wie bei manchen Imbue-Karten einige „schlechtere“ Karten spielt, um später einen mächtigeren Effekt und Payoff-Karten zu haben, hatten wir in der Geschichte Hearthstones schon öfter (ganz früher mit C’Thun, später z.B. mit Galakronds Invoke-Karten)
Eine neutrale Payoff-Karte hierbei ist Malorne, the Waywatcher.
Dadurch, dass Imbue kein „Maximallimit“ hat, sondern die Heldenfähigkeit konstant weiter verbessert, kann man sehr viele Imbue-Karten in seinen Deck spielen. Malorne sollte auf jeden Fall rechtzeitig aktiviert sein.
Die meisten Wild Gods sind in meinen Augen nicht stark genug bzw. zu teuer, um sie ins Deck zu packen, aber discovert und dann für 1 Mana sollte es ein sehr starker Play im Lategame sein.
Platz 8
Ursol
Wenn wir schon bei Wild Gods sind- hier ist einer, der stark genug ist um sein Deck dementsprechend auszurichten.
Der Bärengott castet den teuersten Spell auf der Hand und das gleich dreimal.
Als Beispiel verursacht der neue Zauber Renewing Flames mit Ursol über drei Züge hinweg 30 Schaden und heilt um 30.
Crafter’s Aura stackt und würde im selben Zug einen 6-Drop mitbeschwören, im nächsten zwei 6-Drop, im darauffolgenden drei 6-Drops und dann wieder „nur noch“ zwei und darauf einen. Über fünf Runden verteilt sind das neun „gratis“ 6-Drops.
Ich bin mir nicht sicher, ob Crafter’s Aura nicht zu langsam ist, aber allein Ursol + Renewing Flames sieht insane aus. 30 Schaden, 30 Heilung -für nur 8 Mana.
„Aber Ilkay, man muss erst einmal beide Karten auf der Hand halten.“
Das ist vollkommen korrekt!
Gäbe es nur eine Karte, mit der man verlässlich teure Karten aus dem Deck filtern könnte…
Platz 7
Shaladrassil
Das ist die in meinen Augen coolste Karte des Sets und eine tolle Idee, alte und neue Karten miteinander zu verknüpfen.
Die korrumpierten Traumkarten sind alles deutlich stärkere Varianten der bisher bekannten Traumkarten und geben sowohl Removal, als auch Burn oder extrem starke Diener.
7 Mana ist natürlich eine Menge für einen Spell, gerade ein Spell, der corrupted werden möchte, aber immerhin kann man Dream und Nightmare direkt spielen.
Eine ganze Menge Control-Decks nimmt diese enorme Prise Value gerne in ihr Repertoire auf. Ziemlich nett ist vor allem die Interaktion aber für Druiden mit Sleep under the Stars, was Shaladrassil corrupted und direkt spielen lässt, wenn man die Mana Refresh-Option wählt.
Außerdem muss ich Shaladrassil allein wegen des fantastischen Artworks in die Liste setzen.
Platz 6
Fractured Power / Zersplitterte Macht
Zu lange haben andere Klassen neidisch auf die Manakristalle der Druiden geschaut, neben die eigenen meist kümmerlich wirkten. Aber erst gab es Ramp für Krieger (dank ihres Touristen) und jetzt auch für Hexenmeister?
„Aber Ilkay - Fractured Power ist ein strikt schlechteres Wild Growth“.
Das ist richtig.
Aber - auch ein schlechteres Wild Growth ist gut genug für diese Liste. Wir wissen, wie gut Ramp ist und wir wissen, wie gut vor allem eine 2-Mana-Ramp-Karte ist. Es ist kein 2-Mana-Wild Growth. Es ist noch weniger ein Splish-Splash-Whelp. Braucht es nicht.
Es ist Ramp - und Ramp ist gut.
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Auch nach einer neuen Rotation gibt es natürlich wieder die übliche Bonuskarte für die Liste und in dem Fall muss ich sie erwähnen, weil ihre Abstinenz mir als Priester-Fan das Herz gebrochen hätte. Daher kommt hier die obligatorische
Honorable Mention
Tyrande
Auf dem Papier sieht Tyrande sehr gut aus. Und der Karteneffekt ist auch gut.
Drei Spells zu „verdoppeln“ bietet potenziell enorm Value und es kommen auch neue Spells, die sich dafür direkt anbieten.
Ritual of the New Moon würde ein breites Board generieren und Moonwell ist tatsächlich ein mega Stabilisator - nach Tyrande.
Irgendetwas in mir ist jedoch skeptisch - beide Zauber will man nicht wirklich im Deck haben ohne ihren Verdopplungseffekt.
Zudem zahlt man 7 Mana für einen „toten“ Zug und anschließend nochmal die Mana für den Zauber. Vielleicht liege ich hier vollkommen falsch, aber es wirkt etwas clunky.
Ist sie nicht einfach in den meisten Situationen eine schwächere Version von Ursol?
Ursol castet ebenfalls drei Zauber umsonst und den ersten sogar direkt. Zudem muss man nicht einmal das Mana für die Zauber zahlen.
Die kühnsten Träumer planen auch vielleicht, einen corrupted Shaladrassil zu verdoppeln, aber da ist in meinen Augen das Tor des Wunschdenkens bereits durchquert.
Noch verrückter klingt die Vorstellung, die neue Aviana zu spielen, den Lunar Cycle zu vollenden und dann in einem Zug Tyrande und drei Spells zu spielen.
Ich denke nicht, dass wir jemals in eine Meta kommen, in der das eine auch nur ansatzweise realistische Vorstellung ist.
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Weiter in der Liste mit
Platz 5
Ravenous Felhunter/Gefräßiger Teufelsjäger
Ein 5-Drop, dessen einzige Stärke eine Menge Stats sind ohne direkten Impact? Sowas wird normalerweise höchst kritisch beäugt. Aber - es sind wirklich eine MENGE Stats.
Lasst uns schauen, was es für potenzielle Resurrect-Kandidaten gibt:
Der offensichtlichste Kandidat wäre Arkonite Crystal.
Zug 4 Crystal into Zug 5 Felhunter ist bereits eine dicke Mauer an Taunts + Rüstung.
Ball Hog wäre eine exzellente Karte zum wiederbeleben, die heilt und Schaden verursacht.
Die neue Karte Illusory Greenwing (4 Mana 4/5-Drache, die als Todesröcheln zwei 4/5 Drachen mit „Cast when Drawn“ ins Deck mischt ist eine interessante Option, aber ich denke Arkonite Crystal (wenn viel Aggro/Burn in der Meta ist) oder Ball Hog (bei wenig Aggro) ist stärker.
Soweit klang es doch schon nach Value. Aber es wird noch besser! Die neue 7-Mana-Karte Ferocious Felbat würde als Todesröcheln zwei neue Felhunter herbeirufen, die dann wieder jeweils zwei 4-Drops beschwören würden.
Und es wird noch besser! Mit Return Policy kann man die ganze Kette NOCHMAL starten!
Wenn der Gegner sich denkt „Ich ignoriere das alles einfach“, kann man seine eigenen Diener mit Cube essen und duplizieren.
Vielleicht bin ich ein Träumer, aber das wirkt tatsächlich enorm stark. Das Deathrattle-Package sollte jedes Demon Hunter-Deck verbessern und definieren.
Platz 4
Wallow, the Wretched
Die neben Inbue zweite neue Mechanik im smaragdgrünen Traum sind Dark Gifts - eine Art Bonuseffekte, die beim Discovern zugewiesen werden können. Hexenmeister bekommen dafür eine fantastische Payoff-Karte in Form von Wallow, the Wretched.
Was macht diesen verdorbenen Baum so stark? Die Antwort sind insbesondere zwei Dark Gifts: Charge und Windfury, eine immens gefährliche Kombination. Das kombiniert mit Angriffs-Buff bietet einen gefährlichen OTK.
Diener mit Charge sind immer mit Vorsicht zu genießen, auch wenn es pseudo-situationell ist.
Wallow wird ein gefährlicher Finisher sein mit einem theoretisch enorm hohem Schadenspotenzial, wenn man es mit Kopier-Effekten kombinieren sollte.
Platz 3
Ich hätte nicht gedacht, dass jemals eine 10-Mana-Karte ohne direkten Impact einen Platz in eine Top-10-Liste findet, geschweige denn einen so hohen Platz einnehmen könnte.
Tortolla ist aber eine absolute Mauer.
30(!) Leben auf einem Elusive Taunt ist nicht leicht zu überwinden, zumal er noch weiter Rüstung generiert.
Fairerweise muss man sagen, dass Tortolla mit 10 Mana extrem teuer ist und daher erst spät im Spiel eine Erscheinung macht?
Was aber die entscheidende Synergie ist, die Tortolla dermaßen pusht und im Alleingang Spiele gewinnen sollte, ist Chemical Spill.
Zug 5 Chemical Spill auf Tortolla und damit ein 2/25 Taunt mit Elusive beendet in Aggro-Matchups praktisch das Spiel - dieses Bollwerk ist für viele Decks unüberwindbar.
Zudem wurde zwar Hydration Station generft, aber könnte trotz des Nerfs (und des Zilliax-Nerfs) allein durch Tortolla wieder aufleben.
Aber auch wenn Schildkröten für ihr sehr hohes Alter bekannt sind - Tortollas Lebensspanne in Hearthstone wird stark an Chemical Spill geknüpft sein. Sobald dies rotiert, könnte es nächstes Jahr dann das Ende für Tortolla sein - zumindest bis die nächste Manacheatkarte erscheint.
We’re gonna build a wall and we make the aggro decks pay for it.
Platz 2
Ursine Maul/Bärenpranke
Zwar sieht die Waffe weniger aus wie eine Bärenpranke, sondern mehr wie ein normaler paladintypischer Hammer, aber dies passt zu Uther ohnehin mehr.
Was hatte ich bei Ursol oben geschrieben?
„Gäbe es nur eine Karte, mit der man verlässlich teure Karten aus dem Deck filtern könnte…“
Nun… hier ist diese Karte. Eine 4 Mana 4/2-Waffe, die zwei Karten gezielt aus dem Deck zieht.
Ich weiß, ich mag Karten, die zwei Karten ziehen und denke erneut mit Graus an Cornelius Roame zurück, aber das ist etwas anderes, wirklich!
Die Waffenstats sind gut und man kann sein Deck so bauen, dass man genau das zieht, was man will. Man zieht Ceaseless Expanse, man zieht Ursol + Spell. Man kann sogar die Waffe mit Dorian kombinieren und eine 1 Mana Ceaseless Expanse oder Ursol bekommen.
Die Möglichkeiten sind grenzenlos.
Ich sehe keine Welt, in der ein Paladin-Deck auf Ursine Maul verzichtet.
Platz 1
Twisted Webweaver/Verdorbener Netzweber
Zwar habe ich normalerweise kein Problem mit Spinnen - dieses Exemplar macht mir dennoch gewaltig Angst.
Vielleicht lehne ich mich dabei zu weit aus dem Fenster, aber damals hatte ich Field Contact gewaltig unterschätzt, diesen Fehler begehe ich nicht noch einmal.
Ähnlich wie Field Contact annodazumal hat der Webweaver das Potenzial, eine regelrecht absurde Anzahl an Karten zu ziehen, gerade mit alten (Shadowstep) und neuen (Web of Deception) Bounce-Karten. Und natürlich ist die Bedingung um einiges restriktiver, aber 1 Mana ist dafür auch viel preiswerter.
Mit den beiden neuen Dienern Harbinger of the Blighted und der Legendary Renferal, the Malignant kommen auch schöne neue Bounce-Targets als Ersatz für Velarok.
Eine 1 Mana 1/3 mit einem derart großen Upside und einem noch viel größeren Potenzial ist absurd.
Als letzte Kirsche auf dem Törtchen hat Webweaver als 1-Mana-Diener noch Synergie mit einer alten Bekannten: Sonya Waterdancer.
Vielleicht ist es ein (zu) gewagter Pick für die Goldmedaille, aber ein Mana für die Möglichkeit, sein halbes Deck zu ziehen, klingt einfach zu gefährlich.
Daher beginnt diesmal die Liste nicht nur mit einem 1-Drop, sondern sie endet auch mit einem anderen.