„Die kommen noch.“ Kurgan presste die Schläfe gegen die Scheibe, um die Straße weiter entlang zu sehen. Es war zu kalt um die Fenster zu öffnen. Zu kalt, um die Tür weiter offen stehen zu lassen. Zu kalt, weiter auf der Straße auszuharren. „Die kommen noch.“
Sepp konnte es nicht mehr hören. Schritt für Schritt die Flucht ergreifend, schlenderte er durch die Stube, vorbei an der langen Tafel die wie Tage und Wochen zuvor gedeckt bereit stand. Hinten saßen nur zwei Gäste; zweimal Fisch und nichts zu trinken - mager, aber für ihn verhieß es wenig Arbeit. Mehr Platz gab das Wirtshaus nicht her. Nicht wenn alles für einen Einfall bereit stand, der auf sich warten ließ. „Sie sind gestern auch nicht hier gewesen. Denen ist das Geld vollends ausgegangen!“
„Nichts will ich davon hören! Schürr das Feuer, die kommen noch.“ Kurgans Nase hinterließ einen weiteren Abdruck auf der Scheibe. Auf der Straße schlang ein Mann den violetten Mantel enger um sich. Noch immer nichts zu sehen. Er hörte wie der Bursche auch Holz nachlegte. Heute scherrte ihn nicht einmal das. „Ich hab das selbst von Mirka gehört. Und die hat es von einer Freundin, die jemanden vom Hof kennt. Ich sag doch: denen ist das Geld ausgegangen. Kommt ja nich von ungefähr, wenn der halbe Hof von einem Tag auf den anderen ausgehungert durch die Stadt streift! Jetzt sind se alle blank! Die haben selbst das Turnier nur noch halb solang-“ – „Halt die Klappe Sepp. Wenn Geld für ein Turnier ist, können sie es auch weiter in die Schenke tragen.“ Kurgan kannte die Gerüchte zu gut. Das hieß nicht, dass er sie hören wollte. „Morgen wartest du vor den Toren des Anwesens und lädst sie ein. Eine Flasche von dem guten Roten auf Kosten des Hauses. Und red‘ vom Hirsch der schon für sie abgehangen ist! Wenn Hekate pleite ist, fress ich meinen Hut!“