Xzerilin kam zu spät. Sie kam zu spät zu ihrer eigenen Pilgerreise - und alles nur wegen ein paar Kerzen ohne Dochte. Wie konnte man Kerzen ohne Dochte überhaupt ziehen? Nun, es war nicht zu ändern. In all ihren Jahren im Tempel hatte Xzerilin keine Pilgerreisen geleitet, doch nun, da sie sich überall in der Welt herumtrieb, hatte der Tempel darum gebeten. Nervös war sie deshalb nicht. Das Licht würde sie führen - das Licht und die Anweisungen von Wagner Hammerstrike. Zudem würden die Bewohner Southshores den Weg kennen. Xzerilin war zwar schon einmal in den Pestländern gewesen, doch sicher war sie sich des Weges nicht. „Um relativ sicher dorthin zu gelangen, reist nördlich von dem Fluss, welcher durch Hillsbrad in die Pestländer fließt.“ hatte sie sich vorsichtshalber notiert.
In Ironforge standen für die Reise bis Southshore Greifen bereit. Zum Glück hatte der Greifenmeister genügend reserviert. Xzerilin genoss den eisigen Flug über die Hügel ihrer Heimat und darüber hinaus und die Gruppe Pilger landete sicher in Southshore, wo sich ihnen weitere Pilger anschlossen. Xzerilin dankte dem Licht, dass so viele gekommen waren (und noch mehr, dass alle gut zu Fuß zu sein schienen). Diener des Lichts waren ebenso anwesend wie einfache Bürger. Menschen, Zwerge und Elfen schlossen sich der Reise an und sogar eine Gnomin, die Feuerwerk für einen guten Tribut zu halten schien. Xzerilin verurteilte dies nicht. Jeder sollte den Sitten seines Volkes gemäß die gefallenen Helden ehren. Besonders fiel ihr ein Menschenpaar auf, dessen Liebe und Hingabe zum Licht fast körperlich spürbar war und wenn überhaupt nur von ihrer Liebe und Hingabe zueinander überstrahlt zu werden schien. Außerdem waren sie ortskundig. Sie erkannte auch eine Sekretärin und den Gefangenen von der Schiffsreise mit den Kriegsmaterialien, der wiederholt mit der Wache Anatha aneinander geriet. Nach einem kurzen Gebet brachen sie von Southshore auf.
Der Weg bis zum Fluss verlief relativ ereignisarm. Um die wenigen wilden Tiere, die nicht vor den Zweibeinern flüchteten, kümmerten sich die bewaffneten Mitglieder der Pilger zuverlässig. Dann jedoch stellte Xzerilin fest, dass sie wohl die Brücke doch nicht hätten überqueren sollen. Ärgerlich. Nun war es aber nicht mehr zu ändern. Anstatt umzukehren und den ganzen Weg am Fluss entlang zurück zu laufen, gebot Xzerilin an einer seichten Stelle die Überquerung des Flusses. Dies stieß nicht auf sonderliche Begeisterung. Beschwerden wie „Davon stand nichts auf dem Aushang!“ und „Aber meine Rüstung!“ ignorierte die alte Zwergin. Auf der anderen Flussseite wurden Roben ausgewrungen und Stiefel ausgekippt und die Laune der Reisegesellschaft besserte sich mit zunehmendem Trockengrat der Kleidung ebenfalls wieder.
Schließlich erreichte die Gruppe Pilger die Pestländer und den Chillwindposten. Von nun an galt es wachsam zu sein, denn die Geißel verseuchte diese Lande. Eine Begegnung mit diesem grausigen Schrecken blieb auch den Pilgern nicht erspart, doch die anwesenden Paladine, die bezahlte Wache und die bewaffneten Pilger konnten sich der willenlosen, hasserfüllten Skelette und Guhle erwehren und auch dieses letzte Stück zum Grabmal unbeschadet zurücklegen. Dabei stellte sich heraus, dass man die anwesende Druidin wohl nicht reizen sollte, da sie sich beim Anblick nahender Gegner in einen Bären verwandelte.
Beim Grabmal angekommen machte Xzerilin nicht viele Worte und auch sonst schien niemandem nach langen Reden zu sein. Sie ehrten Uther, seinen Mut, seine Opfer und mit ihm all jene, die im Dienste des Lichts gefallen waren, ob lange vergangen oder kürzlich geschehen. Xzerilin gedachte an diesem Tag den Opfern des Krieges in Silithus, was hinter den Stirnen der anderen Teilnehmer vorging, erriet sie nicht. Jeder beging den Tribut auf seine Weise. Xzerilin stellte einen Krug auf die Stufen und füllte ihn mit dunklem zwergischen Lagerbier aus einer Flasche, die sie eigens dafür mitgebracht hatte. Eine Schale mit Obst und Blumen kamen bald hinzu. Was eine der Elfen in ihrer Sprache sagte, vermochte Xzerilin nicht zu ergründen, doch es klang feierlich. Andere schwiegen oder knieten einfach, in ihren eigenen Gedanken versunken. Doch schon bald wurden sie zum Aufbruch ermahnt und brachen zum Posten auf, wo Greifen auf sie warteten und sie wieder nach Ironforge und Southshore zurück trugen und jeder seiner Wege ging.
OOC: Ganz herzlichen Dank an alle, die da waren! Es war ein schöner RP-Abend. Danke auch an alle, die versucht haben zu kommen und gescheitert sind. Die Login-Server haben zwar immer wieder Leute rausgeschmissen oder zu spät kommen lassen, aber dennoch sind wir schließlich mit einer beachtlichen Gruppe angekommen. Es waren, wenn ich gerade niemanden vergessen habe, Mitglieder von sechs verschiedenen Gilden da, was mich besonders gefreut hat (fast so sehr wie die vielen weißen Umhänge und Roben!). Vielleicht kriegen wir ja mal wieder sowas hin!