Wobei man da - finde ich - auch differenzieren muss, nach dem Motto: „Markt ist nicht gleich Markt.“
Märkte sind ein Typus Event, der recht dankbar für Organisator und Händler/Handwerker zugleich sind: Man hat einen verhältnismäßig geringen Aufwand, der damit skaliert, wie viel Mühe man sich geben möchte, kann eine Vielzahl an Spielern abgreifen und hat im Endeffekt einen durch sekundäre Leute moderierten Selbstläufer - die Händler sind ja nichts Anderes als ihre eigene SL.
Ähnlich wie bei Frontbeschallungsveranstaltungen. Man kann, wenn man will, sehr viele interessante Dinge auf einem Markt passieren lassen und ihn als Sprungbrett bzw. als Hintergrundkulisse für die eigenen Charaktere nehmen. Man kann dort Dinge IC erwerben und sich erspielen.
Ich glaube, dass die Abneigung gegen Märkte vor allem daher rührt, was ich in letzter Zeit auf Märkten oft gesehen habe, nämlich, dass es immer dieselben Händler sind, die immer dieselben Waren anpreisen. Meiner Meinung nach sollte es spezialisiertere Märkte geben und auch nicht jeder Händler bei allen Märkten sein, da es - wie wir selbst mit der Zeit gelernt haben, als wir noch überall waren - teilweise einfach keinen Sinn macht, für ein paar Äpfel quer durch Azeroth zu reisen. Ausgenommen natürlich die ganzen High-Fantasy Händler, die ohnehin reisend sind, ein wechselndes Angebot haben und mit Portalen usw. arbeiten. Das macht immersiv wieder Sinn für mich.
Was ich damit sagen will, ist, dass es einfach ermüdend ist, wenn Märkte vollkommen ortsunabhängig sind. Wenn ich wüsste, dass in Donnerfels ein Markt ist, wo ich gute Fischköder, Tauren-Totems und Felle kriege, die ich sonst nirgendwo oder nur schwer bekomme, dann ist das für meinen Charakter ein Anreiz, die Reise auf sich zu nehmen und generiert entsprechendes RP. Wenn ich aber weiß, dass ich beim nächsten Markt in Dalaran sowieso den Taurenjäger mit seinen Fellen sehe, ja dann … (wo ich natürlich mit meinem Hordler hingehen würde)
Es wäre einfach schön, wenn man mit Märkten ein wenig mehr des örtlichen Flairs einfangen würde und vor allem einheimische Händler präsent wären, gemischt mit exotischeren, reisenden Händlern.
Und da ich schon dabei bin - ich liebe Händler und Handwerker im Rollenspiel und ich liebe vor allem den Fantasy-Aspekt. Hutzelige Kräuterhexen, die mir Toniken und Tränke brauen, ein muskelbepackter Schmied, der mit bebendem Schnauzer mein geschartetes Schwert begutachtet, ein stolzer Orc, der seine Jagdtrophäen und Äxte zur Schau stellt - das alles ist so schön und stimmig.
Leider fällt mir immer wieder auf (wobei das früher noch schlimmer war), dass Händler wenig aufeinander abgestimmt sind. Rachnel, die Färberin, hatte zum Beispiel eine tolle Kooperation mit dem Schneider Finch. Das war cool zu sehen, da die Angebote sich ja ergänzten. Auch das Gegenteil kann interessant sein, man denke an die klassische Asterix-Fehde zwischen Schmied und Fischer.
Unglücklicherweise haben viele Händler einfach ein GIGANTISCHES Angebot, wo sie schlich alles Menschenmögliche verkaufen, damit auch ja niemand sonst noch eine Nische füllen könnte. Vielleicht ist das ja nur meine persönliche Einschätzung, aber ich gehe lieber zu einem Händler, der nur 20 oder 10 oder sogar 5 Waren hat, die alle schön ausgearbeitet sind, als zu jemandem, der mir 100 Waren gegen den Kopf haut, wo man nur lieblose Einzeiler entgegengeworfen bekommt, um schnell, schnell den nächsten Kunden abzuarbeiten.
Wieso sind viele in letzter Zeit so versessen auf Fast-Food-RP? Hauptsache viel, Hauptsache schnell, Hauptsache alles abdecken, damit man möglichst viele ausstechen kann. Vielleicht werde ich alt, aber ich möchte nicht im Schweinsgallopp von einem Stand zum nächsten getrieben werden, sondern lasse mich gerne verzaubern. Das gilt auch für alle anderen Arten von Rollenspiel.