Als ich vor Kurzem mein Feedback zum derzeitigen Verlauf von BfA verfasste, musste ich auch immer wieder an einen Spielbereich denken, der mir früher einmal mehr Freude bereitet hatte und gerade in „Durststrecken“ gelegen kam: Die Levelphase.
Seid ihr derzeit zufrieden mit der Levelphase? Ich schon länger nicht mehr. Es war schon seit mehreren Addons nicht mehr wirklich gut, aber in BfA kommen die Probleme noch deutlicher zum Tragen meines Erachtens.
Problematiken der derzeitigen Levelphase aus meiner Sicht:
Auf Addon begrenzte Features und Systeme:
Jedes Addon bringt neue Features und Systeme. Solange das Addon läuft, funktionieren diese ganz gut und sind recht spaßig: Fähigkeitenfreischaltungen in WoD oder die Artefaktwaffen in Legion.
Sobald das Addon jedoch endet, wird das alte System immer eingestampft und beim Leveln durch die dann veralteten Bereiche findet im Grunde keinerlei Charakterprogression mehr statt, da die alten Systeme deaktiviert sind.
In Legion bekommt man dann also z.B. tonnenweise graue Items und eine Artefaktwaffe, bei der mir der Questtext erzählt, wie machtvoll sie sei und sobald ich sie „öffne“ steht dort, dass ihre Kraft aufgebraucht ist.
Fehlende Charakterprogression:
Dies ist auch bedingt durch den zuvor erwähnten Punkt. Ja, man steigt zwar im Level auf, gerade aber durch die Skalierung ändert sich aber nicht wirklich etwas. Anfangs bekommt man zwar noch einige neue Fähigkeiten, spätestens ab Stufe 100 ist dann aber im Grunde Schluss mit der Charakterentwicklung.
Es geht dann nur noch um das Aufsteigen um des Aufsteigen-Willens. Es würde praktisch gesehen eigentlich keinerlei Unterschied machen, ob man in BfA nun erst 10 Level macht oder nicht. Es verändert sich nicht wirklich etwas.
Zerstückelte Welt, Zeit & Geschichte:
Unter anderem durch die Politik, den Blick immer starr auf das aktuelle Addon und dessen Inhalte zu richten, entstehen immer mehr „Fragmente“ in der Welt. Viele verschiedene Phasen und Zeitzonen.
Man spielt mit seinen Charakteren in Gebieten mit Geschichtssträngen, die in der Cataclysm-Zeit spielen, nur um dann in Gebiete zu kommen, wo plötzlich der Zeitrahmen von BC oder Nordend herrscht.
Für mich ein ganz massives Problem. Generell gilt zwar: Jeder Charakter hat seine eigene Geschichte. Aber wenn ich heute mit einem Menschen starte, dann startet dieser dennoch im Geschichtsstand von Cataclysm und wechselt dann irgendwann in einen geschichtlichen Stand von Nordend. Für die Immersion ist das alles eine Katastrophe.
Zwischenfazit bzw. Erkenntnis:
Blizzard hat es über die Jahre versäumt, ein stimmiges Gesamtkonzept für WoW in der Hinterhand zu haben. Die tunneblickartige Fixierung auf das aktuelle Addon hat mehr und mehr dazu geführt, dass die restliche Welt zu einem bunten Flickenteppich ohne zusammenhängendes Konzept oder Geschichte verkommen ist.
Immer mehr häufen sich Logiklücken, Probleme mit z.B. Berufen und ein Berg an deaktivierten Features, die noch irgendwie halbherzig und ohne wirklichen Sinn im Spiel vorhanden sind.
ich frage mich: Muss das sein? Meine Freude am Leveln, da bin ich ganz ehrlich, vernichtet das. Ich empfinde es als nervige Angelegenheit, bei der ich einen Charakter sinnloserweise durch eine zusammenhangslose Welt schleifen muss und im Grunde einfach darauf „warte“ das ich das Maximallevel erreiche.
Perspektiven/Gedankengänge zur Verbesserung:
Ich bin der Meinung, Blizzard muss sich dringend ein Konzept ausdenken, wie sie es effektiv vermeiden, dass der Content jedes Addons mit einem weiteren Addon zum „Wegwerf-Content“ wird.
Es bräuchte ein stimmiges Konzept, auf das immer wieder aufgebaut werden kann und auf welches die Addons immer nur, wie Module, aufgesetzt werden.
Dazu würden mir folgende Maßnahmen einfallen:
Es bräuchte zunächst einmal wieder einen chronologischen Geschichtsverlauf für den jeweiligen Charakter. Es ist ganz wichtig hier zu unterscheiden. Die Geschichte gilt immer für den Charakter. Für einen Charakter den ich heute erstelle startet die Geschichte in Cataclysm und MoP, WoD, Legion sowie BfA haben für diesen Charakter noch nicht stattgefunden.
Es müsste sich also auf einen Geschichtsstand geeinigt werden, auf welchen ausnahmslos alle Charaktere starten. Im Eingangs-Cinematic müsste dann genau dargelegt werden, wie es genau zu diesen Umständen kam, in die der Charakter nun zum ersten Mal einloggt.
Der jeweilige Charakter würde dann von diesem gesetzen Punkt aus losspielen. Irgendwann wäre er dann z.B. mit den Cataclysm-Inhalten durch. Das Spiel müsste das dann klar machen, z.B. durch eine abschließende Quest oder gar eine Videosequenz, welche die Geschehnisse aus Cataclysm noch einmal zusammenfasst.
So würde man dann immer von Addon zu Addon gehen. Dies könnte man auch durch eine Übersicht im Spiel unterstützen z.B. im Abenteurerführer.
Die Problematik:
Dazu wäre es, erneut, nötig eine grundlegende Überarbeitung großer Teile der Welt in Angriff zu nehmen. Die Draenei- und Blutelfenstartgebiete, ebenso wie Nordend, die Scherbenwelt und die Todesritter-Startzone müssten komplett angepasst werden und auf einen einheitlichen Geschichtsstand gehoben werden. Man müsste sich also für jedes Gebiett überlegen, wie diese Gebiete nun sich seit Burning Crusade bzw. WotlK entwickelt haben und wie es dort nun aussieht. In Nordend würde also z.B. Bolvar auf dem Thron sitzen. Das heißt, alle Questreihen müssten umgeschrieben werden.
Das bedeutet massiven Arbeitsaufwand und Ressourcenbindung, im Rahmen, das es Potential für ein ganzes Addon hat. Cataclysm war ja im Grunde genau so eine Überarbeitung. Aber sie war zu halbherzig, hat nur zwei Kontinente umfasst und damit eher noch mehr zur Zerstückelung beigetragen, als zu einer harmonischen Geschichte.
Und dennoch: Ich halte eine Überarbeitung der Levelphase für immer wichtiger. Blizzard muss sich aus meiner Sicht dort bald etwas einfallen lassen. Ansonsten „zerbricht“ die Welt immer stärker unter ihrem eigenen Gewicht, wenn mehr und mehr Addons hinzukommen und der Flickenteppich immer größer und unübersichtlicher wird, einfach weil ein übergeordnetes Gesamtkonzept fehlt.
Aber da hört es ja noch nicht auf, neben der Geschichte ist vor allem die Charakterprogression für viele der sehr viel entscheidender Punkt:
Ich würde für eine Levelbegrenzung auf Stufe 100 plädieren. Bis dorthin kann man die Charakterprogression durch zugewonnene Fähigkeiten und Talente gewährleisten.
Danach würde ich die Levelphase schlicht und errgreifend beenden und stattdessen auf alternative Systeme zur Charakterentwicklung bauen. Dazu ein Gedankenspiel:
Das Leveln würde auf Stufe 100 enden (Ende WoD). Dann wäre das Addon Legion erschienen. Anstatt zu Leveln, wäre einfach das Artefaktsystem in die Charakterübersicht mit eingebaut worden.
Mit BfA wäre das Azerit-System ebenso direkt in die Charakterübersicht eingebaut worden. Man hätte also z.B. einen eigenen Reiter, der ausgegraut wäre, bis man seine Halskette erhält.
Dann öffnet sich der Reiter und innerhalb dieses Reiters kann man seinen Charakter für dieses Addon entwickeln. Besondere Fähigkeiten freischalten oder z.B. auch kosmetische Verbesserungen wie andere Zauberanimationen. Oder auch einfach nützliche Zauber, wie z.B. Teleportationen. Oder permanente Stärkungen des Charakters in allen Gebieten dieses Addons. Denkbar wäre vieles.
So müsste mit jedem Addon das System lediglich um einen weiteren Reiter erweitert werden und stattdessen ohne Sinn 10 Level zu leveln, könnten wir unsere Charakter tatsächlich wirklich weiterentwickeln.
Das alles sind nur Gedankenspiele und weit davon entfernt komplett ausgearbeitet zu sein. Für mich steht lediglich fest: So kann die Levelphase einfach nicht bleiben.
Und ich frage mich, ob das nur mir so geht. Wäre mal interessant zu hören, was andere so von der derzeitigen Levelphase halten und was für Ideen vorhanden sind, um sie attraktiver zu gestalten. Wahrscheinlich ist auch nicht jedem die Geschichte so wichtig wie mir, vielleicht legt jemand auf ganz andere Dinge wert?
Auch hier wieder ein Keks zum Abschluss.