FĂŒr alle Allianzler, die sich Fragen: Warum bei Khadgars Bart sollte ich eine Tanne schlagen gehen: Erinnert Ihr Euch nicht an das MĂ€rchen, von frĂŒher, als die NĂ€chte noch kalt waren? Nein? Na dann bleibt ein Weilchen und hört zu:
Die kleinen Zwerge und noch kleineren kleinen Gnome scharrten sich um flauschigen Ohrensessel, auf welchem der alte Zwerg platz genommen hatte. Ein Meer aus ungekĂ€mmten Haaren und wild geflochtenen Zöpfen, die Stimmung vergnĂŒgt, der Saal warm und heimelig. Der Alte nickt zufrieden, strich sich durch den langen, grauen Bart und begann mit tiefer Stimme die Geschichte zu erzĂ€hlen, welche er jedes Jahr erzĂ€hlte:
âIn grauer Vorzeit, als die Kiesel im Eiswellsee noch mĂ€chtige Felsen waren, waren die NĂ€chte im Winter so kalt und dunkel, dass jeder Baum, jeder Strauch und jede Blume zu Eis erstarrten. Sobald man einen Baum fĂ€llen wollte, zerbarst er in tausende kleine Splitter aus Eis. Die NĂ€chte wurden immer lĂ€nger und lĂ€nger, bis die Sonne bald gar nicht mehr am Himmel stehen wollte.â
Die Stimme des Alten dröhnte durchdringend in den kleinen Saal. Gebannt und mit tellerrunden Augen starrten die Waisen zum Alten hoch, aber auch die Matronen traten unruhig von einem Fuà auf den anderen. War es kÀlter geworden hier drin?
âDie Dunkelheit und die KĂ€lte brachten Furcht in die Herzen der Zwerge. âAlvater Winter ist zornig! Er hat den ewigen Winter geschickt!â jammerten Sie. Wie sollten Sie ohne Holz Feuer machen? Wie sollten die Tiere ohne grĂŒnes Laub fressen? So klagten sie viele Tage lang, bis ihr König ihr Leid nicht mehr ertragen konnte. âWir mĂŒssen den Alvater besĂ€nftigen. Unsere Lieder bleiben unerhört und unsere Gaben hat er verschmĂ€ht. Doch wenn wir wieder einen grĂŒnen Baum, den schönsten von allen, in dieses schwarze Land bringen und ihn ehren, dann muss er uns wieder wohlgesonnen sein!â So wart eine Truppe aufgestellt und die fĂ€higsten Soldaten, HolzfĂ€ller und JĂ€ger des Landes zogen aus, einen Baum zu finden, der noch grĂŒne Nadeln trug.â
Inzwischen war es vollkommen still in dem Saal geworden. Die Kinder starrten den Alten mit offenen MĂŒndern an, ein kleines GnomenmĂ€dchen hatte Ă€ngstlich damit begonnen, ihr Gesicht hinter ihren buschigen Haaren zu verstecken. Es gab nichts mehr auĂer der tönenden Stimme des Alten.
âDie MĂ€nner und Frauen suchten und wanderten lange Stunden durch die KĂ€lte. Sie setzten ĂŒber das Meer und suchten an fernen Orten, doch ĂŒberall waren alle BĂ€ume zu Eis gefroren. Hungrig und mĂŒde wollten Sie Ihre Suche schon aufgeben, als einer von Ihnen einen schwaches Licht in der Ferne leuchten sah. Es war warm und freundlich, ein verspielter kleiner Fleck im Dunkeln. Und so folgten sie dem kleinen Licht, welches sie immer weiter nach Norden, hoch auf einen Berg fĂŒhrte. Die Reise war lang und hart, viele wilde Tiere griffen die tapferen Recken an, doch als sie den Berg erklommen hatten, stand er da: Ein Baum, so gerade wie eine Lanze, groĂ und in voller grĂŒner Pracht. So schlugen Sie schnell den Baum, verpackten ihn sicher und machten sich auf den langen Weg zurĂŒck in ihre Heimat. Und der Baum war wahrlich ein besonderer. Aus den Augenwinkeln hatte man stets das GefĂŒhl, ein glitzern und funkeln im GeĂ€st zu sehen, doch ausmachen konnte man es nie. Und sein GrĂŒn blieb stets so schön und frisch wie am ersten Tage. In Ihrer Heimat angekommen wurden sie bejubelt und besungen, und trotz der KĂ€lte feierten die Zwerge ein rauschendes Fest. Der Baum wurde mitten auf dem Markt aufgestellt wo ihn jeder sehen konnte und mit BĂ€ndern und Kugeln geschmĂŒckt, dass er nur glitzerte im Feuerschein. Ein Festmahl gab es und besonders fĂŒr den Alvater wurde ein ĂŒppiger Teller bereitgestellt, wie es sich gehört mit guten Bier und Met. So feierten Sie bis sie die Augen nicht mehr aufhalten konnten und siehe da â am nĂ€chsten Morgen begann die Sonne wieder, ĂŒber die Berge zu lugen und die BĂ€ume und StrĂ€ucher und Blumen begannen zu tauen.â
Das Feuer knisterte vernehmlich im Kamin des Waisenhauses und auch die Kinder klatschten und jubelten jetzt befreit. Immerhin war das Winterhauchfest wieder einmal gerettet worden. Der Alte lÀchelte milde und setzt in einem immer noch tiefen, aber jetzt deutlich wÀrmeren Ton an.
âSeitdem ziehen mutige MĂ€nner und Frauen jedes Jahr aus, den schönsten Baum aus den sagenumwobenen WĂ€ldern im Norden zu schlagen und ihn in ihre StĂ€dte zu bringen. Sie mĂŒssen dem Alvater ihren Respekt zollen und fĂŒr einen guten, grĂŒnen FrĂŒhling sorgen. Und ihr mĂŒsst dafĂŒr sorgen, dass es genug hĂŒbsche Dingelchen und Girlanden fĂŒr den Baum gibt. Denn sonstâŠâ
Drohend hob er einen Finger und die Kinder stoben lachend auseinander. Sie begannen sofort kleine Girlanden aus Papier zu schneiden und malten Bilder fĂŒr den Alvater. Die Matrone lĂ€chelte den alten Zwerg in seinem Sessel an, es wirkte erleichtert und unsicher zugleich.
âDas ist ein schönes MĂ€rchen. Die Kinder lieben es.â
Der Alte erhob sich aus dem Sessel, langsam, und mit knackenden Knochen. Es klang wie das Splittern besonders dicken Eises.
âSicher meine Liebe. Ein MĂ€rchen. Hoffen wir nur, dass sie auch dieses Jahr einen anstĂ€ndigen Baum ranschaffen.â
So ging der Alte in die Nacht hinaus. Von auĂen malten sich erste Eiskristalle auf die ScheibenâŠ