Machen wir uns nichts vor: PvP in WoW befindet sich derzeit in einer ziemlich schlechten Verfassung.
Noch nie waren die Frustration in der Community größer und die Spielerzahlen geringer als jetzt. Öffnet man die Gruppensuche für Arenen am Abend, wenn die meisten Leute online sind, findet man wenn’s hoch kommt 3 teams die nach einem Mate für 3s suchen (vom richtigen Rating ganz zu schweigen) . Bei RBGs ist man froh, wenn man überhaupt eine einzige offene Gruppe sieht. Wohlbemerkt: in der ersten Woche einer brandneuen Saison - Ein Trauerspiel.
Diesen Abwärtstrend gilt es aufzuhalten. Hierzu habe ich mir einige konstruktive und konkrete Maßnahmen überlegt, wie man das ohne größeren Entwicklungsaufwand bewerkstelligen könnte.
Anfangen möchte ich dabei mit dem Gear. Zu Legion war es nahezu völlig egal was man getragen hat. Alle Spieler einer Klasse bekamen Stat-Templates zugewiesen, welche mit einem höheren Itemlevel nur minimal anstiegen. Dies hatte den Vorteil, dass man auch ohne gute Ausrüstung und viel Zeitaufwand etwas reißen konnte und war sehr casual-, reroll- und twinkfreundlich.
Doch nicht alle Spieler waren davon begeistert. Es gab viele Beschwerden darüber, dass es ja gar keine Charakterprogression gäbe, wie es in einem Rollenspiel sein sollte, wo man immer stärker werden sollte. Auch seine Sekundärstats konnte man nicht anpassen.
Die Devs gaben schließlich nach und machten Gear wieder relevant. Eine Dicke Waffe und Rüstung machten sich ab BfA wieder deutlich in der Kampfkraft des Spielers bemerkbar. PvPler konnten für gewonnene Spiele zufällige Ausrüstungsgegenstände erhalten, für 500 Eroberungspunkte jede Woche ein Item für einen spezifischen Slot ziehen und am Ende der Woche eine Truhe öffnen mit etwas Azerit und zufälliger hochwertiger Ausrüstung.
Jede dieser Quellen ist letztendlich mangelhaft. Von den End-of-match-rewards ist 90% kompletter Müll und landet direkt im Schredder oder wird entzaubert. Abgesehen davon dropt viel zu selten etwas. Die Eroberungsbelohnung gibt es pro Woche nur für einen spezifischen Slot wie z.B Schuhe. Aber was, wenn man gerade keine Schuhe braucht weil man schon gute hat, sondern einen Gürtel? Tjaaaaa…
Zudem ist das itemlevel Grütze und kann erst 10 Wochen nach Saisonstart mit HC-Raidgear mithalten und um aus der Wochenkiste was gutes zu ziehen, braucht man erstens viel Rating und zweitens Glück ohne Ende, weil da halt wirklich alles drin sein kann.
Kurzum: Man wird bombardiert mit minderwertigem Schrott und um einigermaßen kompetitiv zu bleiben MUSS man PvE spielen, da es dort wesentlich einfacher ist, vergleichbare und teils viel bessere Ausrüstung zu bekommen. Darüber hinaus sind bestimmte Waffen und trinkets aus dem PvE derzeit so gut wie unumgänglich, wenn man erfolgreich sein will. z.B das Schwert aus King’s Rest. Ein DH-Kumpel von mir hat mir neulich erzählt, dass er nur wegen eines Tank(!) trinkets überhaupt auf seinen 2,4k in 2s mithalten könne und das es dort so üblich sei - lächerlich!
Solche Umstände sind vielleicht hinnehmbar, wenn man ohnehin sowohl PvP als auch PvE spielt, aber ein reiner PvPler denkt sich nur noch „Zum Teufel damit!“ und hört auf. In Legion hat das randomisierte Lootsystem im PvP nur deshalb funktioniert, weil man sein gear getrost ignorieren und trotzdem abgehen konnte. Ohne Stat-Templates funktioniert random loot nicht. Aber muss man zurück zum Legion-Modell mit seinen oben erwähnten Schwächen? Nein. Man muss weiter zurück…
Führt endlich wieder PvP-Vendor ein!!!
Sie sind so beliebt, dass viele Spieler die neue Expansion sogar boykottieren würden, wenn sie nicht wieder im Spiel auftauchen.
Warum? Es liegt auf der Hand. Mit PvP-Händlern kann man sich gezielt spezifische Items zuverlässig erfarmen! Kein RNG, kein Unsinn. Du weißt was du brauchst und was du dafür tun musst und kaufst es dir. So einfach war es früher. Jedermann liebt PvP-Händler.
Kontroverser gestaltet sich dagegen die Frage, ob Resilience / Abhärtung eine gute Idee ist. Dieser abgeschaffte Sekundärstat verringerte den erlittenen Schaden durch andere Spieler, auf Kosten anderer Sekundärstats, die dann fehlten, sodass Spieler mit viel Abhärtung gut im Kampf gegen andere Spieler waren, aber nicht so gut in PvE-Situationen. Ich würde ungern zur Abhärtung zurück, weil es die Rubriken PvE und PvP zu strikt voneinander trennt. Man muss das PvE-gear nicht nutzlos machen im PvP und umgekehrt , sondern nur dafür sorgen, dass PvP -gear die bessere Wahl ist. Dafür bevorzuge ein an das PvP-gear von Warlords of Draenor angelehntes System, bei dem PvP-gear in PvP-Instanzen hochskaliert wird. Gleichzeitig soll mit steigendem Rating auch die Qualität der erwerbbaren Ausrüstung steigen (so wie sie auch aktuell steigt). Ich versuche es anhand von Zahlen zu erläutern. Als Bezugspunkt benutze ich die Ilvl-Werte der aktuellen Saison. Ich würde die Händler so designen, dass sie eine einfache Rüstung für Casuals (Aspirant / Kämpfer) und eine Gladiatorrüstung für Rated-Spieler anbieten.
Qualität
Name: Ausrüstung des Kämpfers der Schattenlande
ilvl 425
Anlegen: Die Gegenstandsstufe ist in Arenen und Schlachtfeldern um 20 erhöht.
Name: Ausrüstung des Gladiators der Schattenlande
ilvl 440 (Basic unranked ) 0-1399
445 (Combatant) - automatisch freigeschalten ab 1400 Rating in einem beliebigem Bracket während der aktuellen Saison.
450 (Challenger) - ab 1600
455 (Rival) - ab 1800
460 (Duelist) - ab 2100
465 (Elite) - ab 2400
Anlegen: Die Gegenstandsstufe ist in Arenen und Schlachtfeldern um 20 erhöht
Praktisch:
- Random-BG-Spieler wären so stark wie Normalraider im PvP und etwas schwächer als LFR-Gänger im PvE
- Rivalen könnten Mythic-raidern das Wasser reichen, aber wären schwächer als HC raider im PvE
- Elitespieler wären die Besten im PvP und hätten mit 465 gute Anschlussmöglichkeiten an high-end PvE
Preis
Die Kämpferrüstung ist für die Random-bg-Spielerschaft ausgelegt und soll einfach zu bekommen sein. Die Währung wären Ehrenpunkte. Diese sind identisch mit dem Ehrenbalken den man für kosmetische Belohnungen füllt, aber sollen auch frei ausgebbar sein. (Nur für Aktivitäten die Ehre bringen während der aktiven Saison). Das Ausgeben von Ehrenpunkten verringert nicht den Ehrenrang für kosmetische Items. Um Verwechslungen zu vermeiden, würde man die kosmetischen Ehrenpunkte wieder in Prestige umbenennen. Für einen Sieg im Random-BG erhält man ca. 500 Ehrenpunkte. Das ist ein guter Preis für ein normales Ausrüstungsitem wie Umhang oder Armschienen. Einige Slots bringen mehr Stats , wie z.B Brustplatte oder Helm, Schultern und Hose. Diese Items würden 750 kosten. Für Zweihandwaffen 1000. Einhandwaffen je 500.
Das alles für Items mit zufälligen Verzauberungen, also mit zufälligen Stats.
Für den doppelten Preis könnte man dann items mit spezifischen Statkombinationen wie Tempo+Meisterschaft etc. erwerben.
Der Gearingprozess wäre dann in zwei Teile unterteilt. Zunächst versucht man alle Slots mit möglichst hohem Itemlevel zu bestücken. Dies sollte recht schnell gehen. Nach 20 Bgs wäre man voll mit blauer Rüstung ausgestattet. Wenn man das getan hat, kann man seine Sekundärstats optimieren, indem man etwas teurere Sachen kauft. So wäre man schnell relativ konkurrenzfähig, hat aber noch Verbesserungen, auf die man zuarbeiten kann und für die man seine Punkte ausgeben kann.
Die Gladiatorrüstung wird für Eroberungspunkte erworben. Für ein 3s Spiel bekommt man 35 Punkte, für ein RBG 100. Für den ersten Sieg am Tag jeweils etwas mehr, für unranked und world PvP auch ein paar Schnipsel. Also so wie jetzt auch. Conquest könnte man ohne cap farmen so viel man will.
Preise für Rüstungen wären so 300 für ein normales Teil, 500 für einen großen Slot. 1000 für Waffen (500 je Einhänder).
Das wären so 8-25 Arenasiege für ein Ausrüstungsteil, was ich für angemessen halte. Für spezifische Stats jeweils wieder das doppelte.
Ich würde PvE-Trinkets und Waffenprocs komplett verbieten in PvP-Instanzen. Sie können als Statstick funktionieren falls man wirklich gar nichts anderes hat für den slot, aber der aktive Effekt muss deaktiviert sein. Nur PvP-Trinkets und Waffenspecials sind erlaubt. Das würde das Balancing erheblich vereinfachen.
Zu PvP-Waffenspecials würde ich die Waffen so designen, dass jeder Waffentyp eine bestimmte Sache hat, die ihn einzigartig macht. Stumpfe Nahkampfwaffen eignen sich hervorragend, um schwere Rüstungen zu zertrümmern. Man könnte allen Waffen vom Typ Streitkolben 25% Rüstungsdurchschlag geben. Speere und Stangenwaffen sind sehr lang. Wie wäre es mit 5yds erhöhter Nahkampfreichweite? Spiele ich nun sagen wir mal einen Krieger gegen eine Comp mit zwei Plattenträgern, würde ich den Streithammer bevorzugen. Wenn man mich die ganze Zeit festfriert und kitet, doch eher den Speer. So würde es auch Sinn machen, mehr als eine Waffe zu besitzen und sie situationell zu tauschen.
Für Casterwaffen kann man sich auch was überlegen. Ein Magierstab, der kurzzeitig die Zauberkraft erhöht als CD. Ein Buch in Offhand mit dem man heilen kann. Eine Voodoopuppe, um den Gegner zu schwächen. Für Jäger das gleiche. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, wie man Waffen kreativ designen kann und es sinnvoll machen kann, sie je nach Situation zu wechseln. Diese Waffen hätten dann im PvE widerum keinen Effekt.
Mit Season 3 wurde „Quartermaster’s Prize“ eingeführt. Man erhält sie wöchentlich für das 500 Conquestpunkte-cap und World-PvP Quests. Pro Woche ca. 5 Stück wenn man alles macht. Wenn man 40 gesammelt hat, bekommt man eine Trophäe, mit der man ein Item upgraden kann auf das Ilvl seines höchsten Ratingbrackets +10. Dies würde ich so beibehalten, weil World-PvP dadurch relevant bleibt. 40 Einheiten hat man allerdings erst nach 8 Wochen zusammen. Ich würde die Anzahl auf 20 halbieren, damit man Upgrades schneller bekommt.
Ich befürworte die Einführung eines Soloqueue-Systems, mit dem man Rated-PvP auch ohne mates spielen kann. Viele Spieler sind davon abgeschreckt, dass sie unerfahren sind oder von den toxischen Reaktionen ihrer Mitspieler auf Fehler und trauen sich nie ins Rated-PvP. Oder sie sind einfach schüchtern. Mit Einzelanmeldungen kommen auch diese Spieler an Rang und Rüstung.
Als letztes würde ich die Transparenz erhöhen. Ich will nicht auf Drittanbieterseiten wie Check-PvP. fr ausweichen um mir Informationen über das derzeitige und maximale Rating eines fremden Spielers zu holen. Diese sollte offen einsehbar sein, so wie auch das itemlevel offen einsehbar ist.
Alles in allem würden diese Änderungen:
- RNG eindämmen und den PvE-Zwang beseitigen
- Eine zuverlässige Quelle für Gear schaffen, wobei man die beste PvP-Rüstung im PvP bekommt
- Charakterprogression erlauben.
- Tiefe im Gameplay durch Wahl des Waffentyps hinzufügen
- Dabei PvPlern weiterhin die Chance geben, mit ihrem gear PvE zu spielen und umgekehrt.
- Anreize schaffen, Rated-PvP und World-PvP zu betreiben
- Die Transparenz erhöhen.
Zufällige End-of-round-drops oder die Kiste oder op-corruption durch Zufall würden diesem System dann Platz machen und PvP wäre wieder deutlich angenehmer. Was haltet ihr von den Ideen?
Update 07.04.2020: PvP-Händler in Shadowlands wurden vor kurzem bestätigt. Hoffentlich taugt das neue System was.