Geschichten des Hauses Hekate
Geflüster aus dem Dunkel
Sturz in die Tiefe
… und sie fällt hinab in endlose Schwärze.
Entlassen aus stählerner Hand, von ihren Peinigern über den Rand gestossen. Über ihr zwanzig verdeckte Augenpaare, die aus Schatten tiefgezogener Kapuzen nachspähn - selbst ohne zurückzusehn, verspürt sie noch die bohrenden Blicke. Die Hitze des Schmerzes, der Qualen - die Agonie der Folter - brennt wie sengender Feuerstoss durch ihren Leib. Und beinah beruhigend kühl, der zunehmende Flugwind; der Moment für Moment kälter und fester um sie peitscht. Dünnes, weisses Leinenkleid, das er aufwühlt, aufbläht, und um sie flattern lässt.
Sie sieht vor dem innren Auge den Sonnenaufgang. Sieht ihre Eltern. Sie sieht ihr Haus, die jüngere Schwester. Sieht Heim und Herd, den kleinen Hund, ihre beiden Katzen.
Sie zappelt und rudert panisch mit den Armen, angetrieben von blanker Angst und grausigen Schrecken. Langgezogener, schriller Schrei reisst sich in furchtsamster Wucht aus ihrer zarten Kehle - zeitlos hallt er den kolossalen, schroffen Steinwänden nach. Schneller und schneller rast sie in den pechschwarzen Abyss hernieder, kalter Wind und brennende Schmerzen treiben ihr die Tränen in die Augen. Doch sie wagt nicht, ihre Lider zu schliessen; sie muss doch sehen, muss doch wissen, muss doch ahnen können, wann sie aufprallt.
Sie sieht ihr Kinderbett, sieht den Holzring ihrer Jugendliebe. Sie sieht dampfenden Apfelkuchen und den reichgeschmückten Winterhauchbaum.
Tief unten, in dunkelster Schwärze, eine Regung. Etwas Lebendiges, etwas Lauerndes. Etwas Gewaltiges, dass sich behäbig durch die allesverschlingende Dunkelheit schiebt. Ein kolossales, röhrenartiges Wesen - länglich in seiner Natur. Schwarzes Schuppengewand, das sich einzig durch nasses Glitzern in der umfassenden Finsternis verrät. Fürchterliche, giftgrüne Augen, mit entsetzlichen Schlitzen - starr, reglos. Wartend.
Sie sieht ihr altes Tagebuch, sieht die Kerzen zum ersten Ritual. Sie sieht Blut an ihren Fingern. Sieht das Licht schwinden. Sie sieht den Sonnenuntergang.
… und ihre angsterfüllten, heisren Schreie verstummen.
Geschehen in Kaltenbruch
Ein Morgen in der Hauptstadt Kaltenbrunn, während der Rebellion
Laut und schwer schlägt die Kirchenuhr über die verregnete Stadt hinaus. Kaltenbrunn um sechs Uhr in der Früh.
Der erste Schlag der Hellste, der Klarste. Thomas sieht zum Himmel hoch, granitgraue, dichte - erdrückend dicke - Wolken unterm nächtlichen Firmament. Darunter schwarze Rauchsäulen, die wie fette, wulstige Maden feist und satt dem Regenprasseln entgegensteigen. Gelboranges Züngeln kläglicher, sterbender Flammen spiegelt sich in den Wasserpfützen am rissigen Strassenrand. Niedergerittenes, zertrampeltes Unkraut zwischen den nassen Pflastersteinen. Hinter ihm brennt ein halbes Dutzend Häuser. Selbst der strömende Regen weiss die Feuer nur im Ansatz zu bändigen.
Der zweite Schlag dröhnt dem Ersten nach, hallt mit und lässt in der Ferne einen Hahn krähn. Neben ihm ein ohrenbetäubend lauter Schuss, und doch so dumpf, so gedämpft, wie Meilen unterm Meer. Er weiss nicht, wer sie verraten hat. Irgendwer musste den Wachen den Hinweis gegeben haben. Sonst hätt man sie nicht schnappen können - dann wären sie nun nicht auf Knien auf der Strasse. Doch konnten sie die Feuer noch früh genug legen. Er hört das Knistern der Flammen, das Krachen von verkohltem Gebälk, und das Zischen des verdampfenden Regens hinter sich. Es ist vollbracht. Doch zu welchem Preis.
Der dritte Schlag lässt ihn zittern. Die schäbige Lederkluft vom Regennass durchweicht, bis auf die Knochen friert und schlottert er. Blanke Ironie, mit all den lodernden Flammen, brennenden Häusern, im Rücken. Eine reiche Strasse im reichsten Viertel einer einst reichen Stadt. Regierungsapparat, Rathaus, das Heim von Politikern und Ratsherren. Sie wollten ihnen beweisen, ihnen zeigen, dass sie nicht so unantastbar sind, nicht über alles erhaben, wie sie sich nur allzu oft einbilden. Funkenstiebend weht ein Fetzen schwarz-weissen Banners durch den kalten Nachtwind. Halb angesengt, erstarren die orangeglühenden Löcher noch im Flug durch Regenprasseln. Reste der schwarzen Schlange drauf zu sehn.
Der vierte Schlag der Wuchtigste, bis in Mark und Bein dröhnt das schwere Geläut aus hoher Höh. Wie Totenglocken schallt die Turmuhr über die finstre Szenerie hinweg. Der Bannerfetzen klatscht in eine schwarzglänzende Regenpfütze. Die Schlange, die feigen Verräter, die zu stürzen es gilt, ertränkt. Und mit ihr Arthur - dessen aufgesprungener Kopf neben Thomas zu Boden kracht. Dickes, schweres Blut, dass sich mit farblosem, leichtem Regen mischt. Sich mittreiben, hinfortschwemmen, davonspülen lässt. Er sinniert, was es wohl noch mit sich tragen mag - ob es die Toten an einen besseren Platz führen wird. Die aufgereihten, die strassaufwärts reglos im Regen liegen.
Der fünfte Schlag erschallt, und er verspürt das kalte Metall am Hinterkopf. Starr und unverrückbar drückt es sich durchs regennasse, zerzauste Haar. Der Geruch des letzten Schusses steigt Thomas in die Nase. Das bitterbissige Schwarzpulver - kaum ein Tag der letzten Wochen vergangen, an dem er’s nicht gerochen hätt. Seit er sich dem Widerstand angeschlossen hatte - seit er seine Frau und seine beiden Söhne nicht mehr sehn konnt. Seit er sich versteckte und im Untergrund lebte. Seit dem Moment, als er die Faust hob und mit den andern zum Kampf ansagte. Der Partisane faltet die kalten, zitternden Hände vor dem Schoss. Tief geht der Atem. Jeder Zug bewusst und lang - die Luft ein letztes Mal in den Lungen.
Der sechste Schlag lässt ihn die Augen schliessen. Thomas neigt das Haupt. Und harrt dem letzten Schuss den er noch hören würd.
Vorkomnisse am Dalaraner Hofe
Magie - so gefährlich wie zerstörerisch
Dalaran, frühabends. In den weiten, prunkvollen Lustgärten vor der Residenz, tummelt sich ein Pulk Bediensteter. Heiter lachend spielen sie Gnomenball. Es wird getrunken, und gefeiert - lädt die stenernklare, warme Nacht, so sie auch der magischen Kuppel überm Anwesen geschuldet sein mag, doch wahrlich dazu ein. Die Mädchen klatschen aufgeregt am Spielfeldrand, der Ball knallt gegen einen Stein, der als improvisierter Torpfosten herhalten soll. Korken knallen, und von hinten hört man einen aufgebrachten Mann brüllen - der sich von seinem Gegner tätlich angegangen fühlt. Hoch oben, im Nordturm der gewaltigen Residenz, erklingt ein kurzes Dröhnen. Geht aber im Gelächter unter. Würd man denn hochblicken, man sähe ein kurzes Leuchten, einen lavendelfarbnen Schimmer. Noch immer wird gespielt, gelacht und der Ball zwischen den Mannschaften hergetreten. Der zweite Knall deutlich lauter. Gefolgt vom klaren Klirren dicken Glases. In Tausend Scherben jagt’s eins der Bibliotheksfenster aus dem Rahmen, und ein bläulicher Flammenstoss schiesst, wie ein gnomischer Flammenwerfer, hinterher hinaus.
Mit einem Mal zieht starker Wind auf. Hecken, Büsche, Blumen und der Rasen neigt sich. Haar weht, und Kleidung flattert. Ein zweites Fenster, dass, samt der offenen Läden, aus der Wand springt, einige kalkweisse Backsteine mit sich reisst, und in weitem, kurzzeitig unwirklich langsamem, Flug, zu Boden kracht, um hinter den Rosenbüschen ihrer Hoheit im Rasen zu zerschellen. Erde wirbelt hoch, und Dreck fliegt durch die Luft. Erneut, in der Turmbibliothek, diese unwirklichen Flammen - wieder ein sengenddünner Feuerstoss, der nichts verbrennt, der nichts ankokelt, und dennoch mit der gewaltsamen Wucht einer kleinen Apokalypse ohrenbetäubend durch die Nacht zischt. Es folgt gelbgrüner Nebel, der den ganzen Turm, die Bibliothek, für einige Augenblicke in sich hüllt. Augenscheinlich zieht sich alles dichter, wird kleiner, verformt sich wie in einem allgegenwärtigen Sog. Nur um dann, von innen heraus, nach aussen zu brechen. Einem pulsierenden, schlagenden Herzen gleich, dass sich ausdehnt. Einmal, zweimal - ein weiterer Schlag, nunmehr laut und grollend wie Donner - dann zum Dritten; und Mauerstein bricht aus Fugen, Dachziegel bersten zu allen Seiten hinweg. Über die halben Lustgärten hinweg; aufgescheucht schreit die Dienerschaft, es werden Hände gepackt, und Frauen, Freunde, ein jeder in Sicherheit gebracht, als schwere, weisse Steine, Schindeln, abgebrochener Bretterverschlag und Fensterscherben in einem grossen, gewaltigen Hagelsturm über die Hecken, die hellen Kieswege, die Statuen, Brunnen und Anwesensmauern hinabsaust. Ein finales, dumpferes Dröhnen - schwarzer, dichter Nebel, der wie Drachenodem aus schweren Nüsten ausgespien wird, hebt sich ein letztes Mal über die halbzerstörte Bibliothek. Und dann herrscht für lange, klamme Herzschläge gespenstische, beängstigende Stille.
Gespräch zweier Gardisten
“Wird Zeit, dass dem Bürschchen der Kopf gewaschen wird, Ueli! Hoff die Beiden hauen sich heut Abend zu Brei!” , murrt der Glatzkopf seinem schwergepanzerten Kollegen im Torhaus entgegen.
“Jaa, aaber der Laangzahn, der hat ees doch vooll veerdient, ooder? Weisch - meine Uursula, die beeklagt…” , beginnt der langsame Gardist zu entgegnen.
" Ursula? War das die Köchin, die du…? Oder die eine Magd?"
“…siich seit…”
“Die kleine Novizin? Oder diese neue Alchemistin mit den dicken…?”
“…Taagen, daass…”
“Die blonde Gärtnerin?”
“…sie woochelang… laass mich aausrede, Fraanz!”
“Etwa die wilde Rothaarige bei der du dir das Jucken eingefangen hast? Ach…” , winkt Gardist Franz sodann gleichgültig ab.
“… Aalso… Uursula beeklagt sich seeit Wooche, ooder…”
Der glatzköpfige Torwächter atmet tief, schwer und äusserst mühevoll.
“…daas sie seeit Wooche scho nuur noch Haaggis eesse dürfe, ooder. Weege dem Laangzahn.”
“Was? Wegen diesem ominösen Bild von der Wollmesse, dass die eine Bedienstete gezeichnet hat? Wofür er so’n Aufstand probte, beim letzten Hoftag?”
“Mmmmmhm. Jaa. Jaa, ooder. Weege…”
“Hab gehört, er soll drauf Lady Winner… Winders… Na die eine, die wie das Schaf der Prinzessin heisst, scheren. Irgendsowas.”
“…dem Bild. Jaaa… Haaggis, Fraanz. Haaggis, ooder! Muusste sie eesse…”
“Naja. Wer auch immer bei dem grossen Kampf heut Abend gewinnt… ich hab jedenfalls auf’n Majordomus gewettet. Sollt ja besser nix über den kleinen Lüm… Sir Porcio sagen” , verrät sich Franz dafür mit missgünstigem Gesichtsausdruck und klopft mit stahlbewehrter Faust gegen die eigne Brust, als seine Wachablösung scheppernd näherstapft.
Wichtige Bekanntmachungen
Chemiemanufaktor Krone
Entgegen aktueller Gerüchte, möchte ich hiermit klarstellen, dass “Haus Hekate Inc.” in keinster Form von der Schokoladensorte “Dunkle Versuchung™” oder ihres Herstellers, der “Chemiemanufaktor Krone™”, gesponsort wird.
In keinster Weise wollen wir für “Dunkle Versuchung™” werben, diese zartbittre Verlockung aus dem breiten Sortiment der renommierten “Chemiemanufaktor Krone™”, die dank hohem Kakaoanteil dem Gaumen schmeichelt, mit äusserst polarisierendem Geschmack begeistert, und zum mundenden Feuerwerk für jede süsse Zunge wird. “Dunkle Versuchung™”, ein Sinneserlebnis sondergleichen, steht in keiner Verbindung zu “Haus Hekate Inc.”. Wir distanzieren uns von ihrem zartcremigem Schmelz, nach langjährigster Erfahrung conchiert, durch welchen diese einzigartige Schokoladenrarität vom ersten Biss, bis zum vollmundig-nussigen Abgang, ein rundes, vollkommenes Geschmacksbild bietet.
“Dunkle Versuchung™” - seltner und kostbarer als zeitverlorene Protodrachen.
Jagd auf einen Lich mit Helfern der Hohenwacht
Morgens im Truppenlager
Der Regen kannte keinen Unterlass. Tief versanken die schweren Stiefel Schritt um Schritt im matschigen Erdengrund. Seltsame Stille lag überm Lager - nur das unablässige Prasseln Myriaden glitzernder Tröpfchen, die über Helm und Hut, über Zeltplane und Lastenkarren herniedertrommelten. Die ersten Verwundeten schlichen matt zum Lazarett hin. Anfängliche Euphorie, die bedächtiger Ernüchterung gewichen ward. Das Wissen, dass es nicht die letzten gewesen sein sollten. Sie schmunzelte gallig, der Gedanke, auf einem Friedhof, zwischen Mausoleen und Grabstätten, über Blumen und Beeten, neben Gedenkstein und Grabeskreuz, zu kämpfen, gegen unsichtbaren Feind, gegen unaufhaltsame Mächte… und dort zu fallen - welch bitterböse Ironie. Die beiden grossgewachsnen Mannen vor dem Kommandozelt neigten ihr Haupt in Ehrfurcht, zogen den Zelteingang auf, und standen stramm. Sie trat ein, und der gletscherkalte, frostige Blick der Lady traf alsgleich den angeketteten Gefangenen. “Du kannst sie nun rufen - wir werden beginnen” , erging’s in Richtung der Sekretärin. “Ich eile, Herrin” , erwiderte die kleine, dürre Gestalt, und setzte sich rasch in Bewegung.
Verhör eines Gefangenen
Habt ihr euch je gefragt, weshalb die Menschen ihre Toten bestatten? Sie verbrennen? Denkt nach. Wisset, wie unausweichlich, wie natürlich, der Tod ist. Etwas so einfaches - simples. Warum wohl, sollte man ihn verstecken? Weil wir keine Antwort für den Tod kennen… weil wir uns vor den Toten fürchten. Wie wir uns vor allem fürchten, dass wir nicht verstehen. Doch das braucht ihr nicht. Soll ich euch sagen, wovor ihr wahrlich zittern solltet…
Es sind nicht die Toten vor denen man Angst haben muss. Das Schrecklichste auf der Welt, hat keine Gestalt. Es ist kein garstiges Monstrum. Es hat keine Krallen und keine scharfen Zähne. Es hat kein Blut und kein Fleisch. Es schreit nicht - und brüllt nicht. Es ist das, was man nicht sehen kann. Das, was im Dunkeln lauert. Es ist das, was von morgens bis abends in deiner Seele bleibt. Sich festnagt. Bis der Abend zur Nacht wird. Und die Nacht, zum Tag. Bis du den Schlaf misst, und es allerzeit von dir Besitz ergreift. Überall. Dich wissen lässt. Dich fühlen lässt. Dass… nur, weil du es nicht sehen kannst - es nicht bedeutet, dass es nicht längst da wäre…
Denkt nach. Manchmal wirkt die Welt so simpel… schwarz und weiss. Dunkelheit und Licht. Grenzen, die wir selbst ziehn. Wir hüten uns vor dem Schwarzen. Wir meiden das Dunkel. Doch dereinst stehn wir alle vor unsren eignen Grenzen. Ihr kennt es. Wir Menschen… wollen immer hinter den Schleier sehn. Wir wollen erblicken. Wir wollen wissen, was ist. Was dort ist… Doch die Wahrheit, es zu sehen - hat einen teuren… schrecklichen Preis. Denn wenn du endlich hinab in die Dunkelheit sehn kannst… sieht alles, was in der Dunkelheit lauert, auch dich…
Das Dunkel kennt keine Vernunft. Es verhandelt nicht. Es ist. Und es nimmt Besitz. Schleichend langsam. Stunde, um Stunde, um Stunde. Tag für Tag. Und Jahr für Jahr. Eine unaufhaltsame Verdebnis. Es breitet sich immer weiter aus. Und je grösser es wird, desto schneller wächst es. Es ist immer da. Lauert - wartet. Hinter dir. Dort, wo du’s nicht erblicken kannst. Und irgendwann dann… ist das spärliche, dünne Licht nur noch da - damit du das Dunkel überhaupt siehst… Es labt sich am Leben, es lechzt danach. Hungrig wie die Wölfe in der Nacht. Unablässig spricht es zu dir. Hält dich. Wort für Wort. Und Silbe für Silbe, verändert es dich. Verändert es alles. Schwarz wird zu weiss. Und die Dunkelheit zum Licht. Dein Heim zur Ferne. Die, die du am innigsten liebst, werden zu Fremden. Die Wärme schwindet - und die Kälte breitet sich aus. Bis du irgendwann die Augen öffnest - und alles dunkel ist… du ganz alleine bist… und die Welt um dich herum, so bitter… bitterkalt.
Hört in euch. Hört ihr die Stimmen? Hört ihr sie. Sie sprechen zu mir. Hier… und jetzt. Geht. Flieht. Solange ihr noch könnt. Bleibt ihr hier, seid ihr der Dunkelheit verdammt… Tötet mich. Ich fürchte den Tod nicht. Habt ihr euch je gefragt, was das Leben ist? Eine kümmerliche Illusion des Seins. Ich habe vor Jahren schon aufgehört, zu sein. Ihr könnt es vielleicht nicht sehn. Aber ich selbst fühle es. Ich bin ein Fremder in meinem eignen Leibe. Und nichts fühlt sich noch an, wie es einst war…
Die Worte des Friedhofwärters folgten ihr noch lange. Eine gute Woche, seit sie ihn befragten. Die Dienerin des Lichtes ihm die ausgerissenen Augen zurück in ihre Höhlen setzte. Einige Tage, seit er in den Katakomben ein End’ fand. Und doch, ging ihr das Gerede nicht aus dem Sinn. Sie wusste wovon er sprach. Sie wusste, dass es nicht das gewesen war, was sie in der Krypta fanden…
Er sprach von Küstnacht.