Die Sonne strahlt heiß und gnadenlos auf die staubigen Ebenen des Ödlandes, die Geier kreisen am wolkenklaren Himmel, die Luft ist von einer knisternden Spannung erfüllt - es ist High Noon!
Wir setzen die Cowboy-Hüte auf, schnallen den Revolver an die Hüfte und bestellen den besten Whiskey im örtlichen Saloon. Am größten Tisch spielen grimmig dreinblickende Banditen Poker, von der Ecke hört man den ansässigen Pianisten, der eine melancholische Melodie spielt, aber alle Augen sind auf die Bühne gerichtet.
Denn dort präsentiert Ilkay auch dieses Mal natürlich seine Top-10-Liste der kommenden Erweiterung und wieder einmal steht ein sehr interessantes Set vor uns!
Was ich jedoch auffallend finde, dass das allgemeine Powerlevel etwas niedriger zu sein scheint als die letzten Male. Viele Karten wirken zwar „gut“, aber ob sich diese gegen starke altbewährte Strategien bewähren, steht in den Sternen.- was man bei manchen Kommentaren zu gewissen Karten in meiner Liste vielleicht erkennen wird.
Nichtsdestotrotz bin ich dennoch sehr gespannt, einige Karten haben Potenzial und könnten vor allem dann zur Geltung kommen, wenn weitere Nerfs zu aktuellen Decks kommen sollten.
Fürs Protokoll merke ich an - wie gewohnt werden nur sammelbare Karten für meine Liste berücksichtigt, durch Excavate generierte Karten kommen nicht vor (also auch keine der fünf Azerite Legendarys)
Los geht es mit Ilkays Top 10 SHOWDOWN IN THE BADLANDS-Liste - viel Spaß beim Lesen!
Platz 10
Cactus Construct/Kakteenkonstrukt
Früher gab es eine inoffizielle Grundregel, diese Liste mit einer 1-Mana-Karte zu beginnen. Diese alte Tradition wird hier wieder aufgegriffen mit diesem stachligen Ödlandbewohner. Die Karte bietet sehr viel für 1 Mana: Sie gibt einen flexiblen 1-Drop mit Highroll-Potenzial, zudem einen 2-Drop direkt hinterher. Und es ist ein Natur-Spell. Nicht sonderlich flashy, aber sehr effizient - in dieser Erweiterung reicht das - knapp- für die Top-10-Liste. Allein weil jedes Druiden-Deck sich über diese Karte freuen sollte.
Fast wäre hier statt er billigsten Karte der Liste die teuerste gestanden, aber Fye, the Setting Sun fiel dem finalen Cut zu Opfer. Aber keine Sorge, Drachen-Druide bekommt genug Liebe in dieser Liste. Wie zum Beispiel direkt auf…
Platz 9
Desert Nestmatron/Wüsten-Nestmatrone
Und weiter geht es mit Malfurion und der Frage „Was macht jedes Midrange-Deck besser?“ Richtig, wenn irgendwann etwas 0 Mana kostet.
Corridor Creeper, Thing from Below, Kabal Crystal Runner, Lightray - wir erinnern uns. Im Gegensatz zu den genannten Karten ist die Nestmatrone zwar keine 5/5, sondern „nur“ eine 3/5, aber dafür mit einer deutlich einfacher zu erfüllender Bedingung: Man muss nur einen Drachen in der Hand halten, mehr nicht.
Es ist außerdem leider der Fall, dass man erst die Nestmatron spielen muss und nicht erst sein Mana andersweitig ausgeben darf: Zug 4 Tales to the Skies into Desert Nestmatron funktioniert zum Beispiel nicht. Aber das hält mich nicht davon ab, diese Karte in die Top-10-Liste zu setzen, denn dafür sind gratis Diener doch zu stark.
Platz 8
Bartend-O-Bot
Wie oft hatte man es nicht als Demon Hunter, dass die starken Outcast-Karten auf der Hand versanden, weil man sie nicht nicht außen bekommt? Zum Glück sorgt der gute alte treue Bob - diesmal als Roboter- dass diese Probleme Vergangenheit sind. Die gezogene Karte kommt direkt nach links, hat also garantiert den Outcast aktiv, was gerade bei teureren Outcast-Karten sehr hilfreich ist.
2 Mana 3/1, ziehe eine Karte und aktiviere ihren Outcast, das ist sehr stark.
Eine Aussage, die ich über das restliche Demon Hunter-Set nicht machen kann. Parched Desperado sieht noch gut aus, falls ein agressives Dämonenjäger-Deck spielbar ist. Und sonst? Midnight Wolf wirkt trotz Bartend-O-Bot zu clunky, Blind-Eye Sharpshooter hat Potenzial, ist aber keine Spitelash Siren und Gunslinger Kurtrus rechtfertigt keinen Highlander-Build. Snake Eyes ist zumindest eine sehr coole Karte, aber letztendlich nur der Beweis, dass Hearthstone ein Würfelspiel ist.
Aber ich sollte hier die guten Karten würdigen, nicht die schwächeren runtermachen. Zumal ich mich schon in der Vergangenheit bei DH-Karten schwer getan habe, ist einfach nicht meine Klasse bisher.
Das ist definitiv die Klasse, bei der ich mir am unsichersten bin. Ich denke zumindest an meine Worte, falls Gunslinger Kurtrus seine Kugeln durch die Win-Conditions der Gegner schießt oder Blind-Eye-Sharpshooter doch eine Spitelash Siren 2.0. ist.
Platz 7
Waste Remover/Abfallbeseitiger
Hier kommen direkt Erinnerungen an Hearthstone 2015 und die Karte Fel Reaver hoch. Damals war es schwer, die breite Masse zu überzeugen, dass geburnte Karten keinen Unterschied machen, solange man nicht ein dediziertes Combo-Deck spielt oder sein gesamtes Deck zieht. Bei Fel Reaver war hingegen immer das Problem, ZU VIELE Karten bzw das gesamte Deck zu verbrennen. Waste Remover hat das nicht, da immer maximal drei Karten zerstört werden. Spielt man also ein aggressives oder Midrange-Deck, ist das eine 4 Mana 7/7 ohne Downside.
Sogar besser - mit dem neuen Set kommen zudem Karten, die zerstört werden wollen. Zwar denke ich, dass Furnace Fuel individuell zu schwach ist, aber die Schlick-Generatoren, vor allem Disposal Assistant, synergieren hervorragend mit dem Unfallbeseitiger. Wenn eine 4 Mana 7/7 ohne Downside gut ist, was dann mit einer 4 Mana 7/7, die 6 Schaden verursacht?
7/7 in Stats und Platz 7 in der Liste.
Platz 6
Silverwing/Silberflügel
Fast bin ich froh, dass Tharsonis nicht mehr spielt, denn das Badlands-Set würde ihn als passionierten Paladin-Spieler sehr sehr traurig machen.
Lay down the Law und Prismatic Beam sind zwar gute Karten und sollte ein Control Paladin-Deck viable sein, bestimmt einen Platz dort finden, aber ich bin sehr skeptisch. Warum Control Paladin spielen, wenn andere Control-Strategien einfach… besser wirken. Odyn Warrior und Sif Mage haben beides eine direkte Win-Condition. Control Priest sollte Control Paladin outvaluen. Highlander-Paladin klingt nach einer sehr schlechten Idee und Hand Paladin verdient nicht mehr als eine skeptisch erhöhte Augenbraue.
Aber - als Silberschweif am Horizont- gibt es noch einen unscheinbaren kleinen Drachen, der höchstwahrscheinlich in jedes einzelne Paladin-Deck der nächsten 15 Monate gepackt wird. 2 Mana 2/1 Divine Shield und „Draw a card“, das ist zwar nicht spektakulär, aber enorm stark.
Vielleicht muss Tharsonis doch zurückkommen.
Platz 5
Crop Rotation/Fruchtfolge
Jetzt habe ich bereits zwei der neuen Klassen-Sets schwach geredet, also wechseln wir in eine Klasse, die ein sehr gut aussehendes Set bekommt: Der Todesritter.
Das einzige, was schade ist, dass die Runenverteilung viele Karten etwas zurückhält. Gerade bei den Dual-Runes-Legendarys Maw & Paw und Reska, the Pit Boss, ist das wirklich schade. Dafür wurde Corpse Giant von 2x Unholy auf 1x Unholy gebufft. Derzeit sieht die Karte zwar wenig Play, aber dazu gleich mehr.
Gerade der erwähnte Reska und die neue Karte Corpse Farm wirken sehr interessant. Was mich nur etwas skeptisch machte, war der Fakt, dass Plague DK und Unholy DK gar nichtmal so viele Möglichkeiten hat, schnell viele Corpses zu generieren. Und hier kommt Corpse Rotation ins Spiel: Was auf den ersten Blick wie ein schwächeres BEEEES! aussieht, könnte das Klebeband sein, welches ein gesamtes Corpse Package zusammen hält. Corpse Rotation mag für sich allein nicht sonderlich stark zu wirken oder zu sein, aber sie macht so viele andere Karten stärker: Corpse Farm, Reska aus diesem Set, Grave Strength, Lord Marrowgar, Sylvanas, Murlocula - alles Karten, die bisher gespielt wurden.
Vielleicht bringt es sogar Corpse Bride wieder ins Spiel und auch besagten Corpse Giant.
Sollten wir viele Highlander-Decks sehen, werden wir als Reaktion darauf auch viele Plague DK sehen - und damit auch viele Crop Rotations. Die Badlands werden mit Leichen übersät!
Platz 4
Drilly the Kid
War Billy the Kid noch einer der bekanntesten Outlaws im Wilden Westen, ist Drilly in den Badlands nur ein Forscher und Ausgräber. Aber dafür ist er die einzige Excavate-Karte in dieser Liste, was auch eine gewisse Auszeichnung ist.
Ein kurzer Exkurs zur Ausgrabungsstätte, präsentiert von Dr. Ilkay:
Excavate ist allgemein eine sehr interessante neue Mechanik, die zwar durch die zufälligen Schätze etwas inkonsistent ist. Was braucht es in meiner natürlich immer fachkompetenten Meinung für ein erfolgreiches Excavate-Package? Entweder starke Excavate-Karten oder einen Reward, der ideal das Spiel gewinnt oder zumindest sehr nah an diese Richtung geht.
Da die neutralen Ausgrabungskarten doch zu wünschen lassen, sind hier die Klassen-Karten gefragt, womit Krieger und Magier vermutlich schon einmal rausfallen. Todesritter haben zwei gute Ausgrabungskarten, gerade Skeleton Crew hat die Liste nur aufgrund der tragischen Runenrestriktion verpasst. Hexenmeister haben die beste Azeritlegendary, die eine eigene Win-Condition aufstellen kann und vermutlich auch wird - beide Klassenkarten sind solide, drei Azeritschlangen gewinnen das Spiel und Tram Conductor Gerry ist ein absoluter Powerplay auf 7 Mana, der an Scholomance-Zeiten und Malicia mit ihren Seelenfragmenten erinnert.
Was bleibt, sind Schurken. Und die bekommen vor allem Drilly.
Ich bin mir ehrlich gesagt nichtmal sicher, ob man andere Excavate-Karten spielen möchte. Auf den Nebeneffekt des Azeritskorpion (bei achtmaligem Ausgraben) kommt man relativ schwer, aber das ist auch egal. Drilly the Kid ist für sich so stark genug, um auch ohne jegliche Synergie gespielt zu werden. 4 Mana für die 4/3 und zwei Ausgrabungen ist gut genug. Ein Shadowstep würde schon reichen, um im Alleingang den „normalen“ Skorpion zu holen, wenn man besonders gierig ist. Aber ob jetzt der Skorpion top oder flop wird - Drilly ist auf jeden Fall top! Und ein Mech, was auch gewisse Vorteile haben könnte.
XXXXXXXXXXXXXXXXX
Bevor wir zum Podium weitergehen und die Medaillen verteilen, gibt es auchnatürlich dieses Mal wieder eine Honorable … Moment! Dieses Mal gibt es das komplette Gegenteil, eine
DISHONORABLE MENTION
Boomboss Tho’grun
Ich musste geschockt feststellen, dass Tho’grun zumindest zum Zeitpunkt, an dem ich diese Liste erstelle, als eine der mit am höchsten bewerteten Karten des Sets aufgeführt wird.
Auf den ersten Blick wirkt die Karte auch spektakulär. Ein DREIFACHER Patchwerk-Effekt, der auch Spells zerstören kann. Overpowered!
Aber ist es das? Das Kartendesign mag ich zwar überhaupt nicht, sehe das aber realistisch. Man spielt eine 8 Mana 7/7, die erst einmal absolut gar nichts macht. Realistisch zieht man dann ein TNT binnen ca 4-5 Runden. Das heißt, die Karte macht im Schnitt bis Zug 12/13 nichts. Außer das eigene Tempo zerstören, denn 7/7 gibt es auch für den halben Preis (siehe oben). Bis der Effekt des Boomboss in Praxis zu Tragen kommt, sind 95% der Spiele bereits längst entschieden und vorbei. Sollte es eine super langsame Control vs Control-Meta geben, wäre Boombooss Tho’grun vermutlich interessant, aber schon beim Gedanken an eine langsame Control-Meta lacht der erfahrene Hearthstone-Spieler.
„Geheimtipp“ für Zug 8: Spielt nicht Tho’grun. Spielt Odyn. Das ist etwas besser.
XXXXXXXXXXXXXXX
Platz 3
Trusty Companion/Zuverlässiger Gefährte
Beim Blick auf die Bronzemedaille denkt sich Uther bestimmt ganz verbittert „Früher waren Buff-Karten MEIN Spezialgebiet“
Denn wenn Hand of A’dal +2/+2 war (und sogar generft wurde), ist Trusty Companion gleich der gesamte Arm von A’dal. FÜNF Statpunkte und eine Karte für nur zwei Mana- das dürfte die effizienteste Buffkarte in der gesamten Hearthstone-Geschichte sein. Und die einzige Bedingung ist es, diese auf ein Minion mit Tribe zu spielen.
Für Schamanen bieten sich hierfür Totems, Murlocs oder Elementare an - gerade Elementare bekommen ja noch weiteren Support in der anstehenden Erweiterung.
Aber unabhängig davon, welche Tribes Thrall in den nächsten Monaten bevorzugt - Trusty Companion wird ein fester Staple in diesen Decks sein, vermutlich sogar die beste Karte.
Jetzt hatten wir bisher bereits eine Menge 2-Mana-Karten, also wäre es angebracht und an der Zeit, in andere Managefilde zu wechseln. Aber nein, ich kann nicht - er ist einfach zu süß. Wir bleiben bei 2 Mana.
Platz 2
Splish-Splash-Whelp/Plantschender Welpling
Ist diese Karte in der Liste, weil der Welpling so süß ist? Auch.
Ist diese Karte aber vor allem in der Liste, weil der Effekt so stark ist? Definitiv.
Nestmatron ist zwar stark, aber das ist der wahre Grund, ein Drachendeck zu spielen. Ramp und eine gewisse Board Präsenz auf einer 2-Mana-Karte gebündelt ist fast zu schön, um wahr zu sein. Die Frage wird nur sein, wie konsistent man einen Drachen auf der Hand hält, aber es kommen ja gleich zwei neue Karten, die das garantieren können. (Dragon Tales und Tales to the Skies)
Splish-Splash-Whelp könnte -ähnlich wie früher Breath of Dreams- so gut sein, dass ein kleines Drachen-Package jedes Druiden-Deck besser machen wird.
Das gesamte Drachen-Druiden-Set wirkt sehr vielversprechend und sollte jeden Drachen-Fan zum Cashen inspirieren!
Platz 1
Reno, Lone Ranger/Reno, Einsamer Cowboy
Die halbe Liste habe ich eigentlich nur potenzielle Highlander-Decks schwach geredet und trotzdem steht hier eine Highlander-Karte.
Aber ich hatte keine Wahl - es ist Reno und das hier ist die Karte, die Highlander-Decks viable machen würde.
Ein neutraler Boardclear ist natürlich sehr riskant (siehe Yogg), aber da er hinter einer doch starken Restriktion (keine Duplicates) ist und die Klassen-Highlander-Karten mich allesamt nicht sonderlich vom Hocker reißen, sollte es in Ordnung sein. Sollte, könnte, dürfte? Wir werden sehen. Rheastrasza ist übrigens vermutlich der beste Highlander-Payoff, wird jedoch direkt von Reno gecountert, was ich für eine sehr seltsame Design-Entscheidung halte, hier direkt einen „Hardcounter“ rauszubringen.
Oder es spricht nur umsomehr für Reno - denn er cleart wirklich alles vom gegnerischen Board: Alle Minions (ohne Todesröcheln zu triggern), alle Locations, selbst bisher nicht antastbare Sachen wie schlafende Diener und zB Sargeras Portal.
Zudem limitiert er das gegnerische Board für den kommenden Zug erheblich und serviert zudem als Sahnehäubchen die verbesserte Heropower.
Das ist so ausgeschrieben dann doch ziemlich insane und wie schon geschrieben alleine ein Grund für Highlander-Decks, die auf einmal deutlich lukrativer aussehen, allerdings nahezu nur im Alleingang durch unseren treuen Reno.
In jedem Fall war das die einfachste Nummer-1-Platzierung bisher.
Reno bildet die letzte Bastion von Control-Value-Decks. Kann er gegen die Aggro-Decks bestehen? Kann er die Lategame-Powermächte von Odyn und Sif aufhalten? Wird er in der kommenden Meta untergehen? Oder wird er wie Yogg zu einem absoluten Albtraum und ein Nerfkandidat?
Die Antworten auf all jene Fragen gibt es am dem 14.11.
Im SHOWDOWN IN THE BADLANDS